Der große Budda in Kamakura

Bei meinem dritten Arbeitsaufenthalt beschloss ich, mit meinem Mitarbeiter, einen Kurztripp in die ca. 50 km südlich von Tokyo gelegene Stadt Kamakura (鎌倉市) zu unternehmen.  Der Name heißt ‘Sichellager’, die Stadt liegt in der Präfektur Kanagawa. Die Stadt war von 1185 bis 1333 der Regierungssitz Japans, und es gibt viele gut erhaltene Tempel und Schreine aus jener Epoche. Zudem gibt es in Kamakura einen Strand, der ein beliebtes Ausflugsziel ist.


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Hier finden sich einige Reisetipps zu dieser Stadt. Mich interessierte aber eher der Große Budda in Kamakura. Dieser wurde als Bronzestatue ab 1252 mit einem Tempel errichtet. Nachdem  1498 ein Tsunami den ungefähr 860 m vom Strand entfernten Tempel und die den Großen Buddha umgebende Halle zerstörte, steht die Figur frei.

An diesen Ausflug habe ich nicht so viele Erinnerungen. Es ging mit dem Zug von Kawagoe nach Shinjuku, und dann nahmen wir die S-Bahn, um in den Süden Tokyos zu gelangen. Vermutlich sind wir bis zur Station Kita-Kamakura (北鎌倉) gefahren. Dort mussten wir zum Zug nach Kamakura umsteigen. Es war früher Samstag-Morgen, als wir die Reise antraten.

Bei unseren Zugfahrten stellte ich fest, dass es zwei Arten von Japanern gab, die sich in drei Ausprägungen zeigten. Nüchtern waren die Japaner sehr zurückhaltend und schüchtern – wir ernteten im Zug immer nur verschämte Blicke – angesprochen wurden wir nie. Und dann gab es die stark angetrunkenen japanischen Männer. Einige reagierten extrem aggressiv, so dass man Abstand halten oder gewinnen musste. Meist waren Passanten anwesend, die besänftigend auf die Männer einredeten. Der andere Typus des angetrunkenen japanischen Mannes wollte seine Englischkenntnisse an den Gaji-Jin ausprobieren. Komischerweise versuchte es niemand bei mir, muss wohl an meinem autoritären Gesichtsausdruck gelegen haben. Aber mein Mitarbeiter hatte regelmäßig einen besoffenen Japaner im Schlepptau, der ihn in schlechtem Englisch zu texten wollte. Der Mitarbeiter meinte, ‘keine Ahnung, was die von mir wollen’. Meist gelang es, die Plagegeister abzuschütteln.

Dies war mir in Erinnerung, als wir im Süden Tokios am Bahnsteig auf den Zug nach Kamakura warteten. Dort hielt sich auch ein stark angetrunkener Japaner, wohl von Freitag-Nacht versackt, auf. Er versuchte sofort meinen Mitarbeiter anzusprechen. Ich sah den Gesichtsausdruck des Japaners und rief schnell die Warnung ‘Vorsicht, halte Abstand, der könnte zum Problem werden’. In einem großen Sprung gelang es uns noch außer Reichweite zu bringen, als der Mann in einem großen Schwall den Inhalt seines Magens auf dem Bahnsteig erbrach. Glücklicherweise bekamen wir nichts ab und der Zug lief ein. Also nichts wie weg und in den Zug. Glücklicherweise war der Mann mit seinem ‘Geschäft’ weiter beschäftigt, so dass er den Zug nicht bestieg.

Die Zugfahrt nach Kamakura verlief ziemlich ereignislos – ich habe keine Erinnerung daran. Vermutlich betrachteten wir die vorbei ziehende Landschaften und Reisfelder. Vom Bahnhof ging es sofort den anderen (japanischen) Touristen hinterher, so dass wir den Großen Budda nicht verfehlen konnten. Und dann thronte die Statue plötzlich mächtig vor uns.

Großer Budda, Kamakura, Japan

Den Aufnahmen (hier zu sehen) entnehme ich, dass es mal wieder das ganze Wochenende geregnet hatte. Glücklicherweise hatten wir Schirme und Regenjacken dabei, aber irgendwie wurden Rucksack und Schuhe immer feucht. In Erinnerung blieb mir, dass ein geliehener Reiseführer ziemliche Wasserränder abbekam – ich habe dann ein neues Exemplar gekauft und dieses dem Besitzer zurückgegeben.

Meiner Dia-Sammlung (damals gab es weder Digitalkameras noch Smartphones) entnehme ich auch, dass wir am Strand von Kamakura gewesen sein müssen. Dort waren Fischernetze zum Trocknen aufgespannt. Da es ein trüber und regnerischer Tag gewesen war, haben wir wohl wenig von Kamakuras Tempeln besichtigt und sind früh zur Rückreise nach Kawagoe aufgebrochen. Die Rückreise muss ziemlich ereignislos verlaufen sein, es gibt keine Erinnerungsfetzen an diese Stunden. In Erinnerung blieben mir, wie ich nach mehr als 25 Jahren beim Schreiben dieses Blog-Beitrags feststelle, nur die imposante Statue des Budda und die oben geschilderte Episode am Bahnhof in Tokyo.


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