Langzeit-Raumfahrtmissionen wirken sich auf das Gehirn aus

Der bemannte Raumflug zum Mars muss möglicherweise warten oder ausfallen. Zumindest wird dies nicht ganz so einfach, denn eine Studie hat ergeben, dass Langzeitaufenthalte im Weltraum das Gehirn von Astronauten (negativ) verändern. Ein Flug zum Mars könnte Menschen sogar erblinden lassen.


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In der Raumfahrt träumt man derzeit von Flügen zum Mars und von anderen Langzeitmissionen in den Weltraum. Bemannte Marsmissionen, Urlaubsreisen zum Mond – das öffentliche Interesse am Weltraum ist ungebrochen.

Der nachhaltige Einfluss andauernder Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper ist bisher aber nur wenig erforscht. Trotzdem gibt es erste ernüchternde Erkenntnisse: Der Mensch ist aber wohl nicht für so etwas geschaffen. Längere Aufenthalte im Weltraum wirken sich negative auf den Körper der Astronauten aus. Im Blog-Beitrag Raumfahrt: Gehversuche nach 340 Tagen im All hatte ich bereits gezeigt, wie sich ein Astronaut nach nur 340 Tagen im Weltraum fühlt. Direkt nach der Landung können die Astronauten nicht mehr laufen – und haben noch monatelang Anpassungsschwierigkeiten (z.B. Schmerzen beim Sitzen, Liegen und Laufen).

ISS
(Internationale Raumstation ISS, Quelle: NASA, gemeinfrei)

Auch das Gehirn ist betroffen

Aber es gibt noch gravierendere Beeinträchtigungen – die Aufenthalte im Weltraum über einen längeren Zeitraum verändern das Gehirn von Astronauten, wie eine Studie der NASA jetzt ergab. "Der Aufenthalt in einer Weltraumumgebung hat dauerhafte Auswirkungen auf den Menschen, die wir einfach nicht verstehen", sagt Neuroradiologin Donna Roberts. "Was Astronauten im Weltraum erleben, muss abgemildert werden, um eine sicherere Raumfahrt für die Öffentlichkeit zu ermöglichen."

Die Studie war aufgesetzt worden, weil die NASA bei der Rückkehr von Astronauten von Langzeitmissionen der Internationalen Raumstation (ISS) beobachtete, das die Raumfahrer über Kopfschmerzen und Sehstörungen berichteten. Vor wenigen Jahren prägte die NASA den Begriff des Vision Impairment and Intracranial Pressure Syndroms (VIIP; Beeinträchtigung von Sehvermögen und Hirndruck). Die Astronauten, die von der Internationalen Raumstation ISS zurückkehrten, litten, medizinisch gesehen, oftmals unter einem Papillenödem – also einer Schwellung des Sehnervs – und erhöhtem Hirndruck. Dies erklärt die von vielen Astronauten berichteten Sehstörungen und Kopfschmerzen.

Dieses Phänomen wurde nun in der oben zitierten, unter Beteiligung des Universitätsklinikums Frankfurt, international angelegten Studie näher untersucht. In der Studie wurden die Gehirne von 34 Astronauten vor und nach einem Weltraumeinsatz untersucht.

Mithilfe von MRT-Scans der Gehirne von Astronauten vor und nach Aufenthalten im Weltall entdeckten die Forscher um Dr. Moritz H. Albrecht, Assistenzarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, dass vor allem längere Weltraumreisen zu einer Verengung der Hirnwasserräume und sogar zu einer signifikanten Verschiebung des Gehirns der Astronauten führten.


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Offenbar beeinträchtigt die Schwerlosigkeit die Regionen des Gehirns, die für Koordination, Wahrnehmung und Interaktion benötigt werden. Sollten sich diese Effekte als nachhaltig herausstellen, könnte beispielsweise eine bemannte Mission zum Mars nicht in der bisher geplanten Form durchführbar sein. Denn die Veränderungen bergen das Risiko, dass Astronauten nach einem Flug zum Mars, der 2 Jahre dauert, irgendwann die Objekte in ihrer Umgebung nicht mehr wahrnehmen können. Zudem dürften die Raumfahrer schlicht ihre täglichen Aufgaben nicht mehr erledigen können.

Ich habe mal für diesen Artikel kurz recherchiert. Bereits 2012 ist auf der Webseite Golem dieser deutschsprachige Artikel erschienen, der sich mit dem Thema befasst und interessante Erkenntnisse enthält. Vor einem Jahr ist dann dieser Artikel bei Galileo TV erschienen, dem zufolge Astronauten bei einem Flug zum Mars sogar erblinden könnten. Der Astronaut Scott Kelly wurde wegen seiner perfekten Augen für die Untersuchung ausgewählt (und auch, weil er einen Zwillingsbruder hat). Die Augen von Kelly sind laut dem Artikel seit der Rückkehr geschädigt und er braucht eine Lesebrille. Allerdings kenne ich Bilder von der ISS, wo Kelly eine Lesebrille trägt.

Deutschsprachige Artikel, der die aktuellen Studienergebnisse aus 2017 thematisiert, finden sich zum Beispiel hier und hier. Die Pressemitteilung des Uniklinikum Frankfurt ist hier einsehbar (gelöscht). Ein englischsprachiger Artikel ist hier abrufbar.


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