… trotz viel freiem Speicherplatz auf der Festplatte weigert sich die Datenträgerverwaltung von Vista standhaft, die Betriebssystempartition zu verkleinern – Bug oder Feature – das ist hier die Frage?
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Hintergrund: Administratoren können in Windows Vista die Computerverwaltung über das Startmenü aufrufen. Die linke Spalte enthält den Zweig Datenspeicher/Datenträgerverwaltung, bei dessen Anwahl die Partitionen und Laufwerke im rechten Teil des Fensters eingeblendet werden.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Partition, lässt sich im Kontextmenü ein Befehl zum Verkleinern der Partition wählen. Eine gut bebilderte Beschreibung findet sich hier.
Theoretisch ermöglicht die Datenträgerverwaltung von Windows Vista den "hinteren freien" Bereich der Partition freizugeben und somit die aktuell gewählte Partition ohne Datenverlust zu verkleinern. Eine coole Sache – endlich braucht man keine Third-Party-Partitionsprogramme mehr …
… Umso größer war mein Staunen, als ich bei einem System die Festplatte mit der Windows-Partition verkleinern wollte. Die Festplatte von 160 GByte wies nur knapp 40 GByte belegten Speicher auf. Als ich die Partition verkleinern wollte, weigerte sich Vista, eine Partitionsgröße kleiner 123 GByte anzunehmen. Nachdem ich kurze Zeit später noch eine ähnliche Anfrage in einer Newsgroup las, wo die
minimale Größe der Partition auf 70 GByte begrenzt wurde, glaubte ich schon an einen Bug.
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Die Erleuchtung kam, als ich mir die Festplattenbelegung mit dem Auslogics Disk-Defragmenter ansah. Im Gegensatz zur ziemlich "kastrierten" Vista-Defragmentierung stellt der Auslogics Disk-Defragmenter eine grafische Anzeige der Festplatteninhalte zur Verfügung. Und dort war klar ersichtlich, dass mitten im freien Bereich der Partition zusammenhängende Systemdateien abgelegt waren. Mit etwas Nachdenken kam ich dann auf den Grund, warum die Datenträgerverwaltung beim Verkleinern der Partition versagt, obwohl rechnerisch genügend freie Kapazität vorhanden ist: Die Windows-Auslagerungsdatei, Schattenkopien und Wiederherstellungspunkte werden von Vista in zusammenhängenden Blöcken im freien Bereich der Partition abgelegt. Und die Datenträgerverwaltung kann diese Partition nur soweit verkleinern, bis der Bereich mit den betreffenden Dateien erreicht wird.
Abhilfe schaffen ggf. Partitionierungstools von Drittanbietern (siehe z. B. Acronis Disk Director Suite oder Paragon Partition Manager) die solche Dateien verschieben können. Allerdings sollte tunlichst darauf geachtet werden, dass diese Tools explizit für Vista freigegeben sind. Vorher ist es hilfreich, den Inhalt der Partition zu sichern – wie sacht de Maddin Schneider "sicher is sicher".
Die andere Möglichkeit besteht darin, die Auslagerungsdatei kurzzeitig auf ein anderes Laufwerk zu verlagern und Wiederherstellungspunkte sowie Schattenkopien über die Systemwiederherstellung zu löschen (die Systemwiederherstellung abschalten). Zudem lassen sich Wiederherstellungspunkte und Schattenkopien über die Datenträgerbereinigung (bis auf den letzten Eintrag) mittels der Registerkarte Weitere Optionen entfernen.
Um die Wiederherstellung aufzurufen oder die Optionen für die Auslagerungsdatei anzupassen, gehen Sie folgendermaßen vor.
- Klicken Sie das Symbol Computer (z. B. im Startmenü) mit der rechten Maustaste an und wählen den Kontextmenübefehl Eigenschaften.
- Klicken Sie in der Aufgabenleiste der Seite System auf den Befehl Erweiterte Systemeinstellungen.
- Bestätigen Sie die Sicherheitsabfrage der Benutzerkontensteuerung, um das Dialogfeld Systemeigenschaften einzublenden.
- Wechseln Sie zur Registerkarte Computerschutz und heben Sie die Markierung für die zu verkleinernde Partition in der Liste Verfügbare Datenträger auf. Dies sollte die Wiederherstellungspunkte löschen.
- Wechseln Sie zur Registerkarte Erweitert und klicken Sie auf die Schaltfläche Einstellungen der Gruppe Leistung.
- Wechseln Sie im Dialog Leistungsoptionen zur Registerkarte Erweitert und klicken Sie auf die Schaltfläche Ändern der Gruppe Virtueller Arbeitsspeicher.
- Im Dialog Virtueller Arbeitsspeicher ist die Markierung des Kontrollkästchens Auslagerungsdateigröße für alle Laufwerke automatisch verwalten zu löschen.
- Anschließend können Sie das Laufwerk in der Liste markieren und das Optionsfeld Keine Auslagerungsdatei wählen.
- Nach diesen Schritte schließen Sie die Dialoge und führen einen Systemneustart durch.
- Prüfen Sie nun erneut mit dem erwähnten Auslogics Disk-Defragmenter, ob die Systemdateien verschwunden sind.
Sind die Dateien entfernt, testen Sie, ob sich die Partition über die Datenträgerverwaltung verkleinern lässt. Ist dies von Erfolg gekrönt, schalten Sie gemäß der obigen Schrittfolge die Systemwiederherstellung und die Verwaltung der Auslagerungsdatei durch Windows wieder ein. Fertig.
Nachtrag: Neben der Auslagerungsdatei können auch, wie bereits erwähnt, Wiederherstellungspunkte und Schattenkopien die Ursache dafür sein, dass sich eine Partition nicht verkleinern lässt (siehe auch mein Blog-Beitrag Wiederherstellungspunkte, kaum angelegt …
Vergrößern der Partition klappt nicht
Ein anderes Problem, mit dem viele Anwender "hadern", ist die fehlende Möglichkeit, Partitionen frei zu vergrößern. Nehmen wir einmal folgendes Szenario: Die Festplatte ist in zwei Partitionen mit jeweils einem logischen Laufwerk von 100 GByte und 250 Gbyte unterteilt. Jetzt möchte der Anwender die erste Partition von 100 GByte auf 150 GByte vergrößern und die benötigten 50 GByte der zweiten Partition "abknapsen".
Gibt er diese 50 GByte am Ende der zweiten Partition frei, wird sich die erste Partition trotzdem nicht in der Windows-Datenträgerverwaltung vergrößern lassen – der Menüpunkt Volume erweitern wird grau abgeblendet dargestellt, ist also gesperrt.
Dies ist auch logisch und hängt mit der Struktur der Partitionierung zusammen. Das Vorhaben der Anwender ist mit Vista-Bordmitteln nicht (oder nur unter ganz bestimmten Umständen) möglich. Die Datenträgerverwaltung unter Vista kann nur freie Bereiche einer Festplatte am Ende einer log. Partition verwalten – sprich: Es wird einfach der Endsektor in der Partitionstabelle angepasst. Was im konkreten Fall aber benötigt wird, ist eine Funktion, die den "freien" Bereich der Festplatte, der sich *hinter* der zweiten Partition ergibt, nach *vorne* verschiebt. Sprich: Der Inhalt der zweiten Partition muss um x Sektoren nach hinten in den freien Bereich verschoben werden.
So etwas ist nur mit Partitionierungswerkzeugen von Drittherstellern wie Acronis Disk Director Suite oder Paragon Partition Manager möglich.
Wer jedoch genügend Speicher auf der zweiten Partition der Festplatte hat, kannst ggf. mit einem Trick doch noch mit Windows-Bordmitteln zum Ziel kommen. Hier die Schrittfolge.
- Zuerst sind auf der zweiten Partition beim logischen Laufwerk einfach x GByte an Speicher freizugeben.
- Dann erzeugen Sie in diesem freien Speicherbereich ein drittes logisches Laufwerk.
- Kopieren Sie die Dateien des 2. log. Laufwerks auf das nun dritte logische Laufwerk.
- Löschen Sie das zweite logische Laufwerk. Dessen Speicherplatz liegt nun als "freier Bereich" hinter dem ersten logischen Laufwerkspartition.
- Vergrößern Sie nun das erste log. Laufwerk um den gewünschten Wert.
- Legen Sie im restlichen freien Speicher zwischen der ersten und der nun zweiten Partition ein neues logisches Laufwerk an.
- Kopieren Sie die Dateien aus dem dritten logischen Laufwerks in den zweite logische Laufwerk.
- Löschen Sie das nun leere, dritte logische Laufwerk.
- Vergrößern Sie das zweite logische Laufwerk um den nun am Ende der Partition frei gewordenen Speicherplatz.
Nach dieser "Orgie" sollte nun die neue Aufteilung der Festplatte in Partitionen und logische Laufwerke stehen. Wem dies zu viel Aufwand ist, sei auf die oben erwähnten Fremdprogramme wie Acronis Disk-Director Suite 10 oder Paragon Partition Manager 8.5 verwiesen. Diese Werkzeuge beherrschen auch das erforderliche Verschieben von Partitionsinhalten – wobei es ganz wichtig ist, dass das Tool auf Vista abgestimmt ist, da es andernfalls zu Beschädigungen an den NTFS-Datenstrukturen kommen kann – was dann Ärger oder Datenverlust bedeutet.
Hinweis: Der Ansatz gilt auch für Windows 7. Eine gut bebilderte Beschreibung von Bernd Fronicke findet sich zwischenzeitlich hier.
Achtung: Sie führen die betreffenden Schritte auf eigene Gefahr hin aus.
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Qualitätssiegel "Born"
Ich habe mir das Buch "Magnum Vista Ultimate Tricks" beim Händler soeben bestellt (in der Schweiz). Für mich ist "Born" ein Qualitätssiegel. Ich weiss zum voraus, dass dieses Buch mich fesseln wird!
Mittwoch, 29. April 2009, 16:45
Computer Buch
Irgendwie finde ich die Bücher nirgendwo mehr, kann man die noch bestellen ?
Antwort Born
Sind doch lagerhaltig …
Komisch, wenn ich auf die obigen Buchlinks gehe, zeigt mit der große Versandbuchhändler an, dass die "am Lager" sind.
vorsicht beim verkleinern, wenn Recovery Partition vorhanden ist
Glücklicherweise gibt es inzwischen kaum noch ein neues Notebook, bei dem es keine Recovery Funktion gibt. Der Weg einer eigenen Neuinstallation von einer original CD + anschliessendem Einspielen der notwendigen Treiber ist zwar sauberer, aber auch fuer viele Anfaenger zu schwer. Deswegen gibt es oft eine Recoveryfunktion, auf der Festplatte selbst und aufzurufen durch eine besondere Tastenkombination beim Rechnerstart bevor das Betriebssystem startet, oder extern auf einer DVD die automatisch startet.
Es kann sein, dass die Recovery den Originalzustand beim Kauf wiederherstellt. Dann würde nicht nur das original Windows wiederhergestellt, sondern auch die Daten gelöscht, die in einer neuen Partition nach dem Verkleinern von C: enstanden.
Bitte erst alle Daten auf einer externen usb Platte sichern, bevor eine recovery das erste mal ausprobiert wird, kann sonst ein boeses Ende nehmen
Antwort Born
Danke für den Hinweis …
…, denn Vorsicht, ist die Mutter der Porzellankiste! – und die (Ein-)Vielfalt der Gerätehersteller unendlich.
Aus praktischer Erfahrung (abseits der gichtigen Netbooks) kann ich aus vielen Experimenten aber schließen: Wenn der Hersteller die "Hausaufgaben" gemacht hat, passiert beim Recovery-Vorgang nichts (die Kopieroperationen beziehen sich auf logische Laufwerke). Lediglich bei Ansätzen, die Linux dd-Befehle o.ä. verwenden und x Blöcke ab Offset 0 schreiben, kann es in die Hose gehen.
Aber unter dem Strich stimme ich zu: Es ist immer eine gute Sache, noch benötigte Daten vor dem Recovery auf externe Datenträger zu sichern.
G. Born