Momentan sieht es ja so aus, als ob Oracle nach der Übernahme von Sun die Entwicklung von OpenOffice.org kippt. Ein kurzer Blick, was da abgeht.
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Die Entwicklung deutete sich ja bereits an: Seit der Veröffentlichung der letzten OpenOffice.org-Hauptversion 3.0 wurden in den Interimsversionen bis OpenOffice.org 3.2.1 kleinere Funktionserweiterungen und Bugfixes integriert. An der 3.3 wird intern zwar gearbeitet, ein Wechsel auf die Version 4.0, in Verbindung mit einer neuen Benutzeroberfläche, steht in meinen Augen noch in zeitlicher Ferne.
Entwicklungsstau und Orientierungslosigkeit
Litt das Projekt bereits zu Sun-Zeiten an einem eklatanten Entwickler- und Personalmangel, hat sich mit der Übernahme von Sun durch Oracle die Situation weiter verschärft. Meine, im Rahmen der Projektplanung für mein OpenOffice.org 3.0 Kompendium für Windows, Mac OS X und Linux, vor 1 1/2-Monaten unternommenen Versuche, belastbare Informationen über den weiteren Weg von OpenOffice.org von den Community-Beauftragten zu bekommen, ergab, dass das Projekt vor sich hin dümpelt und jeder auf ein Commitment von Oracle zu OpenOffice.org wartet.
Dies scheint sich aber jetzt geklärt zu haben. Erreichte mich Ende September die Meldung über die Gründung des LibreOffice-Projekts von den Community-Verantwortlichen (siehe z. B. [1]), hat Oracle nun nachgezogen. Der kurzen Notiz bei heise.de [2] entnehme ich, dass Oracle dem Projekt den Laufpass gegeben hat – die Namensrechte aber weiterhin behält. Damit ist OpenOffice.org, wie wir es bisher kennen, faktisch tot.
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Quo vadis OOo?
Nachdem heute die deutsche [6] und die internationale [7] Website des OpenOffice.org-Projekts nicht mehr erreichbar waren – und auch nicht mit www.libreoffice.org zu finden war, dachte ich schon an den Kollaps des gesamten Projekts.
Aber ganz so trostlos sieht es nicht aus. Aktuell finden noch zwei Konferenzen (OOOcon, [4, 5] zu OpenOffice.org statt – und die OOo-Projektseiten sind auch wieder erreichbar.
Wer sich über den Weitergang des LibreOffice-Projekts informieren möchte, kann dies unter [3] tun. Ganz interessant ist auch das Projekt Go-OO [8], welches von Novell-Entwicklern aus dem OpenOffice.org-Code abgeleitet wurde. Zumindest sieht es mir so aus, als ob die Entwickler den Code vor allem im Hinblick auf Geschwindigkeit optimieren.
Anwender, die bisher auf OpenOffice.org setzten, werden also auch in Zukunft mit Go-OO und LibreOffice zwei Alternativen zu Oracles OpenOffice.org haben. Wie sich dies aber auf die kurzfristige Entwicklung von LibreOffice auswirkt, steht in den Sternen. Hoffnungsvoll stimmt, dass Firmen wie Novell und Redhat ihre Unterstützung für das LibreOffice-Projekt zugesagt haben und sich mit Entwicklern beteiligen wollen.
Unter dem Strich bleibt mir nur, dem LibreOffice-Team einen guten Start, Durchhaltewillen und langfristig Erfolg zu wünschen. Denn zumindest Durchhaltewillen wird beim OpenOffice.org-Nachfolger gebraucht. Hielt ich OpenOffice.org lange Zeit für einen Kandidaten, der Microsofts Office-Paket Konkurrenz machen könnte, hat sich das Blatt mit der Vorstellung von Microsoft Office 2010 deutlich gewendet. MS Office 2010 läuft zwar nur unter Windows und Mac OS X, legt aber im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich mobile Anwendungen, Kollaboration und Webdienste mächtig vor. Da muss der OpenOffice.org-Nachfolge noch kräftig nachlegen, um gleichzuziehen. Von der Diskussion um die Benutzeroberfläche ganz zu schweigen. Was aus dem Projekt Renissance des OpenOffice.org-Teams wirklich wird, dürfte sich mit der Zeit zeigen.
Weiterführende Links:
[1] OpenOffice.org-Community löst sich von Oracle (Heise)
[2] Oracle gibt LibreOffice den Laufpass (Heise)
[3] LibreOffice: The Document Foundation
[4] OpenOffice.org Conference 2010 (Budapest) Links tot
[5] OpenOffice.org Kongress 16/17.11.2010 München
[6] Deutsche OpenOffice.org Website
[7] OpenOffice.org Website
[8] (Go-OO – Projekt scheint tot)
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