Besitzer eines iPad möchten sicherlich Dokumentdateien zwischen diesem Gerät und einem PC (Mac, Windows) austauschen. Der Beitrag beleuchtet, wie Apple bei iOS den Austausch von Dateien und deren Speicherung im Dateisystem.
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iOS-Dateisystem: Wie Apps Dateien organisieren
Unter Windows oder Mac OS X werden Dokumentdateien in Benutzerordnern gespeichert. Bei iOS sieht die Sache dagegen etwas anders aus. Zwar gibt es ein Dateisystem, aber iPad Apps speichern alle Dokumente im Installationsverzeichnis [1]. Dies hat den Vorteil, dass beim Löschen der App auch die zugehörigen Dateien mit entfernt werden.
Was beim iPhone vielleicht sinnvoll ist, kann beim iPad durchaus Probleme aufwerfen. So kann eine App normalerweise nicht auf andere Anwendungsverzeichnisse und deren Daten zugreifen. Wer also mehrere Anwendungen zur Bearbeitung von Dokumenten nutzen möchte, steht vor dem Problem, dass standardmäßig kein Zugriff auf die Dateien der jeweils anderen Apps möglich ist.
Zudem muss die APP Funktionen bereitstellen, um die Dokumente im Ordner anzuzeigen und zu bearbeiten. Eine App kann zudem die Daten freigeben, so dass diese über das Bonjour-Protokoll von anderen Rechner gesehen werden. Ob dies über die USB-Schnittstelle des Docks oder per WLAN erfolgt, hängt von der Anwendung ab.
Zugriff auf die Apps über iTunes
Um Dateien zwischen einem Mac oder einem Windows-Rechner auszutauschen, ist standardmäßig iTunes vorgesehen. Hierzu wird das iPad über das Dock-zu-USB-Kabel mit dem Computer verbunden, eingeschaltet und dann iTunes auf dem Rechner gestartet.
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Anschließend kann der Anwender Musik, Fotos oder Bücher zum iPad transferieren bzw. synchronisieren.
Tipp Leider gehört iTunes nicht unbedingt zu den "Lieblingsprogrammen" vieler Windows-Anwender. Für manche Sachen wie die Erstinbetriebnahme, für Updates oder zum Zurücksetzen des iPad oder für die Inspektion der iPad-Apps (.ipa-Dateien) wird iTunes aber gebraucht. Wer sich sein System nicht durch iTunes, den im Beipack kommenden QuickTime-Player etc. verhunzen möchte, kann das Programm in einer virtuellen Maschine installieren. Mit VirtualBox, VMware Player oder Windows Virtual PC stehen entsprechende Alternativen bereit [4].
Zugriff auf die Anwenderverzeichnisse
Der Austausch von Dateien mit Apps scheint auf den ersten Blick in iTunes nicht vorgesehen zu sein. Ich habe diese Option erst durch Zufall gefunden (als ich unter Mac OS X versuchte, per iTunes das iPad zu synchronisieren – wobei dort dann das Problem auftrat, dass bei jedem Wechsel von Windows zu Mac OS X die jeweilige iTunes-Kopie die "gekauften" Inhalte des iPad übernehmen möchten).
Soll ein Zugriff auf die Anwendungsverzeichnisse der installierten Apps erfolgen, ist folgendermaßen vorzugehen.
- Starten Sie iTunes, markieren Sie im linken Navigationsbereich den Eintrag für das iPad und warten Sie ggf. die Synchronisierung ab.
- Klicken Sie dann in der Befehlsleiste oberhalb des Dokumentbereichs auf den Eintrag Apps.
- Anschließend blättern Sie in der Apps-Dokumentseite ganz nach unten, bis die hier sichtbare Kategorie "Apps" erscheint.
- Klicken Sie in der linken Spalte auf die gewünschte App (hier Documents 2), um die Ordnerstruktur in der rechten Spalte anzuzeigen.
- Anschließend können Sie über die (hier nicht sichtbare) Schaltfläche Hinzufügen der betreffenden Spalte einen Ordner mit Dokumenten in einem Zusatzdialogfeld auswählen.
Der Inhalt des Ordners wird dann direkt in das Verzeichnis der App synchronisiert. Allerdings ist ein Arbeiten mit Unterverzeichnissen nicht direkt vorgesehen. Sie müssen daher die Dateien über Funktionen der App in Unterverzeichnisse verschieben.
- Um eine Datei im App-Verzeichnis in iTunes 10.1.x umzubenennen, klicken Sie den Dateinamen im iTunes-Fenster an. Dann lässt sich der Name der Datei oder des Ordners ändern.
- Zum Löschen einer Datei oder eines Verzeichnisses im Hauptverzeichnis der App ist der Eintrag in der iTunes-Spalte zu markieren. Dann drücken Sie die Entf-Taste und bestätigen die Sicherheitsabfrage im angezeigten Dialogfeld.
Alles in allem ist die ganze iTunes-Handhabung wenig komfortabel. Persönlich empfehle ich daher einen Blick auf das nachfolgend beschriebene Programm DiskAid zu werfen. Dieses ermöglicht eine wesentlich komfortablere Handhabung des Dateitransfers und bietet auch das Arbeiten mit Unterordnern an.
Hintergrundanalyse für Techies: Fasst man die Infos aus den beiden obigen Artikeln zusammen, wird klar, dass eine iPad-Anwendung immer nur Dateien im eigenen User-Space, also im eigenen Benutzerverzeichnis, verwalten kann. iTunes und das nachfolgend vorgestellte DiskAid sprechen das iPad aber über die Dock-Schnittstelle an. Hier scheint in iOS eine Art Dämon implementiert zu sein, der über das Bonjour-Protokoll (vermute ich mal) angesprochen werden kann. Dadurch lassen sich durch diese Programme alle Benutzerverzeichnisse ansprechen. Nur so ist zu erklären, das DiskAid z. B. den Zugriff auf die Anwendungsverzeichnisse aller installierten Anwendungen zulässt (in iTunes ist dieser Weg von den Programmierern nur teilweise implementiert). Mit einem JailBreak kann DiskAid auch auf die Root-Verzeichnisse von iOS zugreifen (ob es da eine Backdoor gibt, um über die Dock-Schnittstelle Root-Rechte zu erlangen, kann ich nicht sagen – zumindest kann iTunes zum Austauch des iOS bestimmte Schnittstellen im iPad ansprechen). Apple scheint in iOS aus Sicherheitsgründen aber keine Möglichkeit geschaffen zu haben, den Dämon über die WiFi-Schnittstelle anzusprechen. Jedenfalls gibt diese Erkenntnis Raum für weitere Experimente. Vielleicht ergibt sich ja auch in Windows eine Möglichkeit, mit einigen Tricks über die Dock-Schnittstelle auf das iPad zuzugreifen – unter Mac OS X ist mir zumindest diese Möglichkeit theoretisch unter Verwendung eines Cydia-Hacks bekannt [3].
DiskAid als Alternative
Persönlich werde ich mit iTunes nicht wirklich warm. Zudem bietet mir das Programm keinen direkten und einfachen Zugriff auf die betreffenden App-Verzeichnisse. Als Alternative kann das Shareware-Programm DiskAid von DigiDAN verwendet werden. Unter [2] lässt sich eine 14 tägige Testversion herunterladen. Wird diese unter Windows installiert und das iPad über das Dock-zu-USB-Kabel mit dem Rechner verbunden, können Sie direkt auf die Dokumentordner sowie die Anwendungsverzeichnisse der Apps zugreifen.
Wählen Sie den Zweig Applications, werden alle installierten Anwendungen aufgelistet. Klicken Sie ein Anwendungssymbol an, erhalten Sie in den rechten Spalten des Anwendungsfensters die im Anwendungsverzeichnis enthaltenen Ordner angezeigt. Sie können dann direkt Dokumentdateien in die betreffenden Ordner kopieren oder aus den Ordnern auf den Rechner zurückholen.
Im Gegensatz zu iTunes 10.x unterstützt DiskAid dabei auch das Anlegen von Unterverzeichnissen und das Arbeiten mit Kontextmenüs. Von daher sind die paar Euro für eine Lizenz von DiskAid gut angelegtes Geld, falls man stressless mit dem iPad Daten austauschen möchte.
Tipp: DiskAid besitzt einen kleinen Nachteil – wählen Sie in der linken Spalte unter Places die Einträge iPod und Photos an, erscheint im rechten Teilfenster der Hinweis, TuneAid und PicsAid herunterzuladen. Von beiden Programmen gibt es zwar kostenlose Varianten, die aber funktional begrenzt sind. Wählen Sie daher zum Verwalten von Bildern und Musik unter Places den Eintrag Media Folder. Dann erhalten Sie nach der Bestätigung der Sicherheitsabfrage Zugriff auf alle Medienordner der Apple Apps.
In der von mir zuletzt getesteten Version 4.5 scheint zudem noch ein Bug zu stecken. Nach Anwahl von drei oder vier Medienordnern erscheint ein Fehlerdialog, dass die Verbindung zum Starten des Anwendungsdiensts (application service) fehlgeschlagen sei. Dann muss DiskAid neu gestartet werden. Dieser Fehler ist mit in der kurz angetesteten Version 4.11 nicht aufgefallen.
Update: Zwischenzeitlich ist die Version 4.52 veröffentlicht, da der Entwickler nach meinen Hinweisen noch einen Fehler gefunden hat. Der Fehler, dass das Starten des Application-Service fehlgeschlagen sei, konnte aber nicht behoben werden. Nach Aussagen des Entwicklers liegt wohl ein Bug in Apples Mobile Device-Treiber für Windows vor, der diesen Effekt verursacht. Sollten sich noch neue Erkenntnisse ergeben, trage ich es hier nach.
Nachtrag: Unter [d] beschreibe ich einen anderen Ansatz, bei dem über FTP-Transfer vom iPad auf einen FTP-Server zugegriffen wird. Ein solcher FTP-Server kann z. B. auch in einer FRITZ!Box laufen, so dass Dokumente auf einen USB-Memory-Stick an der FRITZ!Box ausgelagert werden können.
Inhalt
a. Dateizugriffe für iPad-Anwendungen (Teil 1)
b. Dateizugriffe für iPad-Anwendungen (Teil 2)
c. Dateizugriffe für iPad-Anwendungen (Teil 3)
d. File Transfer für's iPad
e: Test: iPhone-Explorer zum Zugriff auf's iPad
Weiterführende Links:
1: Apple reinventing file access
2: DiskAid-Downloadseite (DigiDNA)
3: iPad vom Mac OS X-Finder zugreifen (setzt Cydia Netatalk voraus)
4: Virtualisierungslösungen für Windows 7
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Zu Zeit der Probleme mit dem PC die ich habe!
Habe ich für Sie kein Kommentar.
Und die Antwort in der Web war mir keine Hilfe gewesen !