Es kommt immer wieder vor, dass Benutzer in Microsofts Windows-Foren auftauchen und berichten, dass sich sich vom Benutzerkonto ausgesperrt haben. Dann ist natürlich guter Rat teuer …
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Trivialfälle ausschließen!
Unter Trivialfälle möchte ich den Ansatz verbuchen, dass man glaubt, das vermeintliche Kennwort zu kennen, dann aber bei der Anmeldung den Hinweis "Falsche Kennwort" erhält. Spätestens bei der zweiten Fehleingabe kommt dann Stress auf, hält sich doch hartnäckig die Mär, dass Windows beim dritten Fehlversuch das Konto dicht macht.
Anmerkung: Windows 7-Varianten wie Professional oder Ultimate lassen sich über die Benutzerverwaltung und Richtlinien zwar so konfigurieren, dass bei fehlerhaft eingegebenen Kennwort eine Benutzeranmeldung gesperrt wird. Bei den Home-Systemen, um die es hier im Blog vorwiegend geht, sind beliebig viele Kennworteingaben zulässig. Es dauert max. 30 Sekunden, bis die Anmeldung wieder versucht werden kann.
Falls der Fall auftritt, gilt es Ruhe zu bewahren und die Trivialfälle auszuschließen.
- Schreiben Sie das vermeintliche Kennwort ggf. auf einen Zettel und tätigen Sie die Kennworteingaben nach dieser Vorgabe. Ist zwar nur ein Placebo, hilft aber in der Stresssituation ggf. weiter.
- Achten Sie darauf, keine Buchstaben- und Zahlendreher bei der Kennworteingabe zu verursachen. Dies ist einer der häufigsten Fehler, die mir passieren – da ich grundsätzlich im 10-Finger-Blindsystem tippe, meldet mein Gehirn meist bereits während der Eingabe "hallo, ich meine, da ist was verdreht". Da die Eingabe durch Sternchen überdeckt ist, fehlt die Kontrolle und ich lösche meist die Eingabe, um das Kennwort erneut einzutippen.
- Überprüfen Sie die Stellung der CAPS-Lock-Taste, die für die permanente Umschaltung der Groß-/Kleinschreibung zuständig ist. Wurde die Taste angetippt, schaltet die Tastatur auf Großschreibung um und alle Eingaben sind natürlich fehlerhaft. Kann die CAPS-Lock-Taste ausgeschlossen werden, achten Sie bei Verwendung von Groß-/Kleinbuchstaben im Kennwort auch auf die Stellung der Shift-/Umschalt-Taste. Passiert mir häufiger, dass die Taste nicht genau getroffen wird und statt des Groß- ein Kleinbuchstabe eingegeben wird.
- Bei Net- und Notebooks ist auch häufiger eine gedrückte Fn- oder Strg-Taste die Ursache für fehlerhafte Kennworteingaben. Speziell bei einem meiner Netbooks sind die beiden Tasten im Vergleich zu Standardtastaturen genau vertauscht. Beim Blindtippen erwische ich aus alter Gewohnheit natürlich immer die falsche Taste.
Wenn also das Kennwort nicht ganz vergessen wurde, sollte bei sorgfältiger Vorgehensweise eine Anmeldung möglich sein. Ist sichergestellt, dass keine falschen Tasten bei der Eingabe beteiligt sind, aber das Kennwort ist nicht genau bekannt, kann der "Zettel" durchaus bei einer planvollen Vorgehensweise helfen. Einfach mehrere, häufiger verwendete Kennwörter oder Variationen ausprobieren. Und nach der erfolgreichen Anmeldung natürlich den Zettel mit dem Kennwort vernichten oder an einem sicheren Ort aufbewahren (unter der Tastatur ist kein "sicherer Ort").
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Weitere nicht so triviale Szenarien
Neben den hier beschriebenen Trivialfällen gibt es noch einige andere Szenarien, bei denen keine Anmeldung möglich ist. So lässt sich über den net-Befehl oder über den Jugendschutz der Zugang zu einem Benutzerkonto zeitlich limitieren. Es sind mir durchaus schon Fälle in Internetforen unter die Augen gekommen, wo dies die Ursache war. Allerdings meldet Windows 7 dies bei der Benutzeranmeldung und weist darauf hin, dass der Administrator den Zugang limitiert hat.
Ein anderer Fall sind ablaufende Kennwörter bei Windows 7. In den Home-Varianten ist dies zwar nicht vorgesehen. Aber in Windows-Foren finden sich durchaus entsprechende Anfragen, wo Benutzer von Windows Vista/Windows 7 Home Premium mit so etwas konfrontiert sind (wobei ich es komisch finde, dass solche Anfragen immer nur in zeitlich ziemlich abgegrenzten Wellen auftreten). Schlägt Mc Murphy zu, tritt die Aufforderung zur Eingabe des neuen Kennworts genau dann ein, wenn eines der Familienmitglieder am Rechner sitzt. Im ersten Schreck wird ein neues Kennwort eingetippt und bestätigt – und später kann sich der oder die Betreffende nicht mehr an das Passwort erinnern. Shit happens – dann kann nur noch ein Administrator (oder eine Kennwortrücksetzdiskette) helfen. Unter [2] beleuchte ich diesen Sachverhalt und skizziere, wie sich das Problem des ablaufenden Kennworts vom Administrator abstellen lässt. Die Reparaturansätze, um sich dann doch noch anzumelden, werden nachfolgend skizziert.
Bei Hobbyisten und Schraubern gibt es dann noch den Fall, wo das Symbol zur Benutzerkontenanmeldung auf der Willkommen-Seite einfach verschwunden ist. Da wurde dann mit ziemlicher Sicherheit (ein auch in meinen Tricks-Büchern beschriebener Hack ausprobiert). Zum Problem wird dies, wenn es "zufällig" das Administratorkonto trifft. Dann sind keine administrativen Aufgaben mehr durchführbar, weil die Benutzerkontensteuerung das Administratorkonto nicht mehr akzeptiert. Unter [1] skizziere ich diesen Fall sowie den Ausweg aus der Klemme.
Und es gibt noch den Fall, dass das Benutzerprofil defekt ist und eine Anmeldung am Benutzerkonto verweigert wird. Diesen Fall habe ich unter [3] adressiert.
Kennwort geändert, nun keine Anmeldung mehr …
Ein blöder Fall ist, dass man gerade sein Kennwort geändert hat, nun aber beim Versuch einer erneuten Anmeldung mit der Meldung "falsches Kennwort" konfrontiert wird (siehe auch der Fall der ablaufenden Benutzerkennwörter weiter oben). Helfen die obigen und nachfolgend beschriebenen Methoden nicht, gilt nur noch eins: Eine Systemwiederherstellung auszuprobieren.
Dazu booten Sie das System über einen Systemreparaturdatenträger oder die Windows 7 Setup-DVD. Dann wählen Sie im zweiten Installationsdialogfeld den Hyperlink Computerreparaturoptionen, und durchlaufen anschließend die Schritte zur Identifizierung der installierten Windows-Varianten sowie zur Reparatur der Startdateien. Anschließend sollten Sie zu einem Dialogfeld gelangen, in dem eine Systemwiederherstellung aufrufbar ist. Die genauen Details und Winkelzüge habe ich in meinen diversen Windows-Tricks-, -Hilfe- und -Fortgeschrittenen-Titeln beschrieben.
Sei ein Cleverle, nutz eine Kennwortrücksetzdiskette
Um sich vor solchem Unbill zu schützen, bietet Windows das Anfertigen eines Kennwortrücksetzdatenträgers an. Weil dort der Terminus "Diskette" vorkommt, wird es gerne ignoriert – wer hat heute noch ein Diskettenlaufwerk am PC?
Aber eine "Kennwortrücksetzdiskette" lässt sich auch auf einem USB-Stick oder einer Speicherkarte erzeugen, weshalb Microsoft auch zutreffender von einem Kennwortrücksetzdatenträger spricht. Diesen Datenträger kann jeder Benutzer nach der Anmeldung am Konto über den Startmenüeintrag Systemsteuerung erstellen. In der Systemsteuerung sind die Befehle
Benutzerkonten und Jugendschutz/Benutzerkonten
anzuwählen. Dann reicht ein Mausklick auf den in der Aufgabenleiste der Seite links eingeblendeten Hyperlink Kennwortrücksetzdiskette erstellen. Ein Assistent führt auch unerfahrene Benutzer durch die Schritte, bei denen eine Datei auf ein auswählbares Speichermedium (USB-Stick, Flash-Speicherkarte etc.) gespeichert wird.
Über dieses Medium lässt sich ein Konto bei vergessenem Kennwort vom Benutzer jederzeit wieder freischalten. Windows führt den Benutzer in der Anmeldeseite durch die entsprechenden Schritte, sobald nach einer Fehleingabe ein Hyperlink mit dem Begriff "Kennwortrücksetzdiskette" angewählt wird. Der Kennwortrücksetzdatenträger funktioniert übrigens auch, wenn der Benutzer zwischenzeitlich sein Kennwort umgesetzt hat. Zudem hat er den Vorteil, dass an das Benutzerkonto gebundene Sicherheitszertifikate beim Zurücksetzen per Kennwortrücksetzdiskette aktualisiert werden.
Hilft das Administratorkonto?
Wer unter einem Standardkonto arbeitet und dann sein Kennwort vergisst, hat natürlich einen Rettungsanker. Man kann sich unter dem Administratorkonto des Systems anmelden, per Systemsteuerung in die Benutzerkontenverwaltung gehen, das betroffene Standardkonto anwählen und über den Hyperlink Kennwort ändern ein neues Kennwort vereinbaren. Unter diesem Kennwort kann der Benutzer sich erneut an seinem Konto anmelden.
Achtung: Dies sollte allerdings nur der letzte Ansatz sein, denn dadurch gehen alle Zertifikate, die an das Benutzerkonto/Kennwort gekoppelt sind, verloren. Bei Windows 7 Professional oder Ultimate werden z. B. die an das Kennwort gekoppelten Zertifikate für EFS-Verschlüsselung ungültig (bei der Home-Variante gibt es keine EFS-Verschlüsselung).
Sie sehen also, es gibt schon legale Mittel und Wege, wieder an ein Benutzerkonto zu gelangen. Auf illegale Mittel, ein Benutzerkonto unter Windows zu entfernen, gehe ich hier allerdings nicht ein – zumal es genügend Mittel gibt, um sich vor der Missbill, nicht mehr in den Rechner zu kommen, zu schützen.
Links:
1: Vom Administratorenkonto ausgesperrt
2: Benutzerkennwort läuft in Windows 7 Home Premium ab
3: Anmeldung scheitert wegen defektem Benutzerprofil
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