Windows 8: Hyper-V, PowerShell 3 und mehr – Teil 2

Nachdem die neue Build 7989 von Windows 8 geleakt ist, dringen interessante Neuigkeiten ans Tageslicht. Insbesondere die Jungs bei WinVistaSide.de sind da unermüdlich am graben. Über Hyper-V und HybridBoot hatte ich ja schon gebloggt. Zeit, noch ein paar Infos nachzutragen.


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Hyper-V: Verbesserungen unter der Haube

Wenn ein Hyper-V-Client es wirklich in die RTM und insbesondere in die Consumersysteme von Windows 8 schafft, wäre das schon ein großer Schritt nach vorne. Endlich 64-Bit-Unterstützung für Gastsysteme. Einschränkungen beim Clonen von Gästen (siehe) passé und vielleicht nicht unbedingt mehr die Notwendigkeit, Virtualisierer von VMware, VirtualBox oder VMLite einsetzen zu müssen. Obwohl ich fürchte, ein Mac OS X, die Androids und Linuxe werde ich auch zukünftig wohl nicht unter Hyper-V booten können. Da steht Microsoft zu sehr auf Kriegsfuß mit – und von der Performance bilde ich mir ein, dass die Fremdvirtualisierer deutlich die "Nase vorne haben".

Wer Zugriff auf die neue Windows 8 Build haben sollte: Die Hyper-V Funktion muss über Windows Features aktivieren oder deaktivieren explizit aktiviert werden – was aber in einer virtuellen Maschine naturgemäß nicht geht, da die Virtualisierungsunterstützung der CPU durch den Hypervisor blockiert ist.

Windows Featurers: Hyper-V

Neben dem Hyper-V Core lassen sich auch Management Tools und Hyper-V PowerShell cmdlets installieren. Letztere ermöglichen den Zugriff auf Hyper-V-Instanzen per PowerShell-Scriptlets.


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Interessant ist, was Mary Jo Foley von ZDnet hier zusammenfasst. Blogger Robert McLaws hat in einem Artikel ein paar Neuerungen aufgelistet, was Hyper-V 3.0 alles so an Verbesserungen bringt.

Storage

Virtual Fibre Channel Adapter, Storage Resource Pools und das neue .VHDX virtual hard drive format.

Memory/Processor Enhancements

Unterstützung für mehr als 4 CPU cores (Robert McLaws kann da wohl mächtig asen, oder ist ein Angeber, er spricht von 12 Kernen bei seiner Testmaschine).

Neu ist die NUMA-Unterstützung (Memory per Node, Cores per Node, Nodes per Processor Socket).

Networking Enhancements

Hardware Acceleration (Virtual Machine Queue & IPsec Offload), Bandwidth Management, DHCP Guard, Router Guard, Monitor Port, Virtual Switch Extensions und Network Resource Pools.

Ich habe die Verlinkungen auf die betreffenden Screenshots auf Roberts Blog drin gelassen. Einige Infos hat auch MagicAndre1981 bereits von ein paar Tagen bei WinVistaSide.de veröffentlicht.

Verbesserungen bei  .vhdx-Dateien

Zwischenzeitlich hat André in einem Kommentar hier darauf hingewiesen, dass die neuen .vhdx-Dateien virtuelle Festplatten mit mehr als 2 TB Kapazität ermöglichen. Robert McLaws schiebt noch ein paar Informationen in seinem Blog nach. So können bis zu 16 TB große virtuelle Laufwerke angelegt werden. Dies wird auch im betreffenden Dialogfeld zum Anlegen einer virtuellen Disk angezeigt.

Disk Management

Und besonders die von Robert McLaws erwähnte "power failure resilencey" dürfte für den Dauerbetrieb von Interesse sein. Offenbar nutzen die virtuellen Laufwerke eine Art Transaktionsverwaltung, so dass auch ein Spannungsausfall beim Host oder das harte Zurücksetzen des Gastbetriebssystems während einer Schreiboperation "überlebt wird".

[Update: Bei Winrumors findet sich ebenfalls noch ein kurzer Abriss mit dem obigen Screenshot – und es wird darauf hingewiesen, dass das .vhdx-Format erst ab Windows 8 zur Verfügung steht (ob Microsoft da was für Windows 7/Windows Server 2008 R2 nachschiebt, steht in den Sternen).]

Nette Aussichten mit Hyper-V

Im Server-Bereich ist Hyper-V ja längst etabliert. Und da Windows Server 2008 R2 den gleichen Code für den Kernel wie Windows 7 verwendet, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man Hyper-V auch auf einem Client wiederfindet. Die Möglichkeit von Updates bei einer abgeschalteten virtuellen Maschine (siehe Spekulation hier), wären, wenn es denn so kommt, wirklich eine positive Überraschung.

Mary Jo Foley greift auch eine Spekulation auf, die bereits 2009 von einem französischen Microsoft Security and Technical Director skizziert wurde: "In Windows 8 könnten alle Anwendungen virtualisiert ablaufen". Ich hatte hier drüber gebloggt. In der geleakten Build ist da wohl noch nichts von zu sehen. Aber die Diskussion um New Shell-Apps und "Windows 7-Mode" zum Ausführen älterer Anwendungen unter ARM-Prozessoren zeigt, das da noch Bewegung rein kommen könnte (oder es fliegt alles wieder aus, wer weiß).

[Update: Auch bei WinRumors wird – wie bei Mary Fowley – darüber spekuliert ("The introduction of Hyper-V 3.0 could allow for self-contained App-V applications."), dass mit Hyper-V 3 App-V-Anwendungen – also virtualisierte Anwendungen – bereitgestellt werden können. Dies würde z. B. die Möglichkeit eröffnen, alte Legacy-Anwendungen als virtualisierte App-V auszurollen, so dass kein kompletter Windows XP-Mode mehr notwendig ist. Das deckt sich auch mit einer Überlegung, die ich vor einigen Wochen anstellte. Wenn Windows 8 Ende 2012 kommt, in Firmen vielleicht 2013/2014 ausgerollt wird, gibt es mit dem Windows XP-Mode ein Problem. Denn dessen Extended Support läuft 2014 aus. Hier muss und wird sich Microsoft etwas einfallen lassen. Denn es gibt einfach zu viele Altanwendungen, die wegen geänderter Sicherheitskontexte bei Diensten, nicht mehr unter Windows 7/8 laufen. Eine Mikrokernel-Virtualisierung (Stichwort XAX, siehe "Windows 7 Mode" für Windows 8?) würde dies elegant umgehen. Denn eigentlich braucht man ja nicht den ganzen Trum von Windows XP mit Dateimanager, Media Player 9, Internet Explorer 6 und was weiß ich noch alles. Ein Mikro-Kernel, der die von der Anwendung benötigten Windows APIs virtualisiert anbietet und die API-Aufrufe an die betreffenden Einsprungpunkte des Host-Betriebssystems weiterreicht, tut es auch. Wird spannend – wir werden es sehen.]

PowerShell 3.0 – ja/nein – was bringt's?

Bei WinVistaSide.de berichtete (siehe hier) MagicAndre1981 auch, dass PowerShell 3.0 in Windows 8 integriert sei. Erst war ich unsicher, ob dies wirklich stimmt. Behauptet Windows 8 in den Features und Funktionen doch, dass PowerShell 2.0 an Bord sei.

Windows Features: PowerShell

Aber das ist eine Ente – genau wie die Tatsache, dass beim Auflisten der PowerShell Modules im Administratorfenster Pfadangaben auf die Version 1.0 verweisen. Ich habe schließlich die PowerShell Administrator Eingabeaufforderung geöffnet und den Befehl:

$PsVersionTable.PSVersion.Major

eingetippt (mein Dank an Autorenkollege Peter Monadjemi, der den Tipp in seinem Blog veröffentlichte). Und da liefert die PowerShell-Konsole eindeutig die Version 3.

PowerShell-Version

Die Version ließe sich übrigens auch mit

get-host | Select-Object version

abfragen. Hier sind die Ergebnisse der Abfragen von get-host und der Filterung nach dem Objekt version zu sehen.

PowerShell

Mit der Anweisung get-command lassen sich die Cmdlets, Aliase und Funktionen abrufen. Auf den ersten Blick ist mir nur aufgefallen, dass die Konsole die Ergebnisse standardmäßig nach Kategorien sortiert auflistet, was bei Windows 7 nicht der Fall ist (dort wird nach Namen sortiert).

Da geht natürlich die Spekulation um, was denn da an Neuerungen zu erwarten sei. Bezüglich PowerShell 3.0 gibt es die Vermutung, dass dort Methoden bereitstehen, um auf das vermutete "Protogon-Dateisystem" (siehe hier) zuzugreifen.

[Update: Bei WinRumors findet sich dieser kurze Artikel, in dem Tom Warren mit dem Befehl get-help appx in der PowerShell 3.0-Konsole austestet, welche cmdlet-Einträge aufgelistet werden. In einem Screenshot finden sich dort cmdlet-Einträge, um AppX-Pakete hinzuzufügen (Add), zu entfernen (Remove) und zu holen (Get). Bei den Get-cmdlets stehen Varianten zum Zugriff auf das AppXPackage und auf dessen Manifest zur Verfügung. Allerdings weiß ich nicht, wie Tom Warren da an diese Auflistung rangekommen ist. Standardmäßig werden diese cmdlet-Einträge jedenfalls nicht aufgelistet und der obige Befehl liefert einen Fehler, dass die Kategorie nicht gefunden wird. Und in der ISE rödelt das Ganze Minuten, ohne irgendwann zurück zu kommen.]

.NET Framework 3.5.1 und 4.0 an Bord

Steht schon etwas länger fest und war eigentlich zu erwarten. Windows 8 wird .NET Framework 3.5.1 und auch das unter Windows 7 noch separat zu installierende 4.0 integriert haben. Unter Features aktivieren/deaktivieren finden sich zwei Kontrollkästchen, um beide Varianten zu deinstallieren. Damit sind die hier beschriebenen Klimmzüge zur .NET Framework 4-Reparatur unter Windows 8 wohl hoffentlich passe.

Jupiter, Sliverlight und die "unendliche Geschichte"

Und hier gibt Mary Jo Foley ein Update bezüglich der Gerüchte und "Verstimmungen" in der Entwicklerszene rund um .NET und Silverlight. Sie lässt drei (einer davon MVP) im Umfeld der .NET-/Silverlight-Umgebung tätige Entwickler und Blogger zu Wort kommen. Basierend auf E-Mail-Kontakten sollen diese Auskunft geben, was Silverlight und Windows Presentation Foundation (WPF) bezüglich Windows 8 betrifft. Es werden zwar einige Hoffnungen geäußert. Aber Fazit ist wohl, dass es noch zu früh ist, um mehr zu sagen. Das hatte ich aber schon mal hier und hier adressiert.

Tja, und nun ist es Zeit für mich, mal eine "Mütze Schlaf" zu tanken und danach am HTML5-Kompendium weiter zu schnitzen. Mann, das Teil trägt mich ganz schön aus der Kurve. Fast so Baustelle wie Windows 8. Immerhin habe ich mir heute den Firefox 5 Portable von Cachy geholt, um das Teil neben Google Chrome und Opera als Testbed nutzen zu können.

Update: Virtuelle Tastatur – wohl noch ziemlich unfertig

In vielen Blog-Beiträgen findet sich der Hinweis auf die "neue virtuelle Tastatur" – die zu den Tablet PC-Eingabekomponenten gehört. Die in den Microsoft Previews gezeigte, geteilte und touch-orientierte Tastatur ist bisher noch nirgends aufgetaucht. Die Tastatur von der Tablet PC-Eingabekomponente hat die negative Eigenschaft, dass man das Teil kaum mehr weg bekommt – ich habe jedenfalls noch keine Option gesehen, mit dem die Tastatur aus der Taskleiste entfernt werden kann. So residiert da Teil minimiert am linken Fensterrand, um immer mal wieder aufzupoppen und wieder zu verschwinden. Die Wortvorhersage oder Rechtschreibprüfung kennen wir von der Windows 7-Bildschirmtastatur – also nichts neues nicht.


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