Es ist schon ein paar Tage her, dass VMware Workstation 8 erschienen ist. Im Beipack zur Workstation 8 war auch der Player in der Version 4.0 zu finden. Wer den Player einsetzen wollte, musste also das kostenpflichtige Produkt installieren. Nun hat VMware am 4. Oktober – für mich etwas überraschend – auch den Player in der Version 4.0 als Standalone-Paket nachgeschoben. Zeit, einen kurzen Blick auf diese Produkte zu werfen.
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Eigentlich ist VMware ja der Platzhirsch in Sachen Virtualisierung und bietet auch einen Sack an Virtualisierungsprodukten. Persönlich kann ich mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass die Desktop-Virtualisierung irgendwie ein Stiefkind der Entwickler ist.
Kompatibilitätsprobleme, seit Jahren im Programm?
Wer Windows 8 in einer virtuellen Maschine unter VMware Workstation oder VMware Player installieren wollte, musste seit Monaten die Erfahrung machen, dass dies nicht ging. Weder die M2-/M3-Builds noch die Developer Preview werden von VMware Workstation 7 bzw. VMware Player 3 (oder früheren Versionen) unterstützt. Und von VMware wird es voraussichtlich auch keine Patches geben, die diese Unterstützung für die Altversionen nachreichen.
Dies ist leider die Erfahrung, die ich seit Jahren mache. Seit ich 2001 das erste Buch zu VMware Workstation veröffentlicht habe, stand ich in schöner Regelmäßigkeit vor dem Problem, dass die bei mir gerade vorhandene und kostenpflichtige VMware Workstation die neu erschienene Windows-Version nicht unterstützte. Doppelt bitter war dies, weil ich eigentlich zum Testen von Windows-Beta-Versionen auf eine Virtualisierungslösung setze. Also hieß es, auf die nächste kostenpflichtige Version von VMware Workstation zu warten und diese dann zu erwerben, oder sich mit Alternativen befassen.
In den Anfangszeiten habe ich für kurze Tests den VMware Server 1.x eingesetzt. Aber seit der Version 2.x ist dies unter einem Desktop Betriebssystem wie Windows 7 Home Premium bzw. Ultimate nicht mehr praktikabel. Daher bot mit der VMware Player 3.x (im Verbund mit Virtualbox) eine elegante Möglichkeit, Gast-Betriebssysteme wie Windows einzurichten und zu testen.
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Da VMware das letzte halbe Jahr "nicht liefern konnte", habe ich die letzten Monate zwangsweise wieder verstärkt mit Virtualbox experimentiert. Deren Entwickler haben bezüglich Windows 8 deutlich die Nase vorn. Hier wiederholte sich die Erfahrung aus früheren Jahren, dass Virtualbox eigentlich immer schneller mit der Unterstützung für neue Windows-Betas bei Hand war.
Alles neu, macht der Mai bzw. Version 8
Pünktlich zur BUILD 2011 hat VMware nun die neue VMware Workstation 8 veröffentlicht. Diese bietet auch die Möglichkeit, Windows 8 zu installieren. So weit, so gut. Was ich persönlich ziemlich ärgerlich fand: In den letzten Arbeitstagen des Jahres 2010 hatte ich mir die kostenpflichtige VMware Workstation 7 zugelegt – und Anfang Februar durfte ich festzustellen, dass eine Virtualisierung von Windows 8 nicht möglich war. Also war ich, wie bereits oben erwähnt, wieder auf Virtualbox angewiesen.
Ab September wäre zwar wieder ein Wechsel zu VMware möglich gewesen. Da VMware für Käufer ab dem 8.1.2011 zwar ein kostenloses Update auf die Version 8 gewährt, ich die Lizenz aber gut 10 Tage zu früh gekauft hatte, hatte ich im September beschlossen, die Entscheidung über ein kostenpflichtiges Update erst einmal zurückzustellen. Die letzten Tage hatte ich Zeit, mich erneut mit dem Thema zu befassen.
Doof: Keine portable Version und kein side-by-Betrieb
Auch wenn die Gefahr gesteht, dass mit der kommenden Beta oder RC von Windows 8 neue Probleme bei der Virtualisierung mit VMware-Produkten auftauchen, wollte ich die Verwendbarkeit von VMware Workstation 8 testen. Also habe ich mir eine 30 Tage Testversion beschafft und installiert.
Die Ernüchterung folgte aber stante pede: Wie bekannt nistet sich VMware Workstation tief im System ein. Eine portable Version wie bei Virtualbox ist daher undenkbar. Und die Installation einer neuen Version erfordert zwingend die vorherige Deinstallation eines eingerichteten VMware Player oder einer VMware Workstation (ich habe leider keine Möglichkeit einer side-by-side Installation gefunden – also VMware Workstation 7 und VMware Player 4 ist nicht).
Dies ist mir alles seit längerem bekannt, und stellte bisher kein wirkliches Problem dar. Problematisch wird's aber, wenn die neue Version nicht mehr das kann, was mit der alten Version noch ging. Erste Tests mit bestehenden virtuellen Maschinen ergaben ein zwiespältiges Bild. Eine unter Virtualbox in einer .vmdk-Datei installierte Windows 8-Variante wollte nicht mehr sauber starten. Aber das hätte ich mit einer Neuinstallation hinbiegen können.
Ein No-Go war aber, dass meine im Schrank liegenden Lizenzen von Mac OS X nutzlos geworden wären. Für Tests habe ich mir eine virtualisierte Fassung dieses Betriebssystems für VMware gebastelt. Dieser Gast ließ sich zwar booten, aber ich habe keine Netzwerkverbindung mehr hinbekommen. In den VMware Workstation 8-Konfigurationsoptionen lässt sich der Typ des virtualisierten Netzerkadapters nicht vorgeben – und die mir verfügbaren Gasterweiterungen ließen sich entweder nicht installieren oder die Netzwerkverbindung klappte nicht. Auch das Umstellen der Gäste auf ältere VMware-Varianten änderte nichts.
Ergo habe ich die Testversion von VMware Workstation 8 genervt von der Produktionsmaschine runtergeworfen und VMware Workstation 7 wieder installiert. Weitere Tests wurden dann auf einem zweiten System mit Dual-Core CPU und 3 GByte RAM ausgeführt.
VMware Workstation 8: Kosmetik auf der Oberfläche
An dieser Stelle möchte ich keinen großen Vergleich zwischen VMware Workstation Version 7 und 8 bringen, sondern nur auf einige Änderungen eingehen.
Als erstes fällt auf, dass die Symbole der Benutzeroberfläche neu gestaltet wurden. Die Schaltfläche zum Starten einer virtuellen Maschine weist nun ein Menü auf, über dessen Befehle unterschiedliche Optionen wie Resume, Resume Guest, Power On to BIOS etc. abrufbar sein. Die Möglichkeit, im Menü File über den Map-Befehl .vmdk-Dateien als logische Festplatten im Hostbetriebssystem zu mounten, hat es auch in der Version 7 bereits gegeben. Entfallen ist in der Version 8 die Teamfunktion – etwas, was ich nie genutzt habe und deshalb auch nicht vermissen werde.
Neu hinzugekommen ist in der Version 8 die Möglichkeit im Menü File den Befehl Virtualize a Physical Machine anzuwählen. Ist VMware vCenter Converter Standard installiert (erfolgt automatisch bei der ersten Anwahl des Befehls), kann eine Betriebssysteminstallation in eine .vmdk-Disk überführt werden. Auch diese Funktion habe ich persönlich nicht wirklich benötigt.
Sind wir fett und langsam geworden
Was mir noch auffällt: VMware Workstation 8 kommt gefühlt noch fetter und noch behäbiger als die Version 7 daher. Ein weiterer Grund, warum ich auf eher schwächeren Maschinen Virtualbox den Vorzug gebe. Dass man beim Einrichten von virtuellen Maschinen durchaus die Hardware des Hosts im Auge behalten sollte, habe ich in diesem Blog-Beitrag erläutert. Diese Erkenntnis habe ich nach langer Recherche und vielen Experimenten gewonnen – vom VMware-Support kam da auf Anfragen nichts.
In Teil 2 geht es um den VMware Player 4 und die Installation von Windows 8 – dort gebe ich auch noch einige Hinweise zu Einschränkungen und Fehlern, die auch für die Workstation gelten.
Beiträge:
a: VMware Player 4 und VMware Workstation 8 (Teil I)
b: Windows 8 im VMware Player 4 (Teil II)
Ähnliche Artikel:
1: Performanceprobleme bei der Virtualisierung
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3: Einkaufserlebnis VMware-Shop
4: VMware Player lässt sich nicht deinstallieren
Links:
1: VMware Workstation-Seite
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