Zur Lebensdauer von Twitter-/Facebook-Links

Irgendwie ist es momentan schick, dass alle bei Twitter, Facebook und Co. abhängen oder zumindest marketingmäßig was in diesem Bereich machen. Da ich in manchen Sachen etwas "hemdsärmeliger" gestrickt bin, beschäftigt mich die Frage, wie wertig das Ganze abseits des digitalen Rauschen eigentlich ist. Wie und wie lange werde ich eigentlich wahrgenommen, wenn ich bei Twitter oder Facebook was poste?


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Gelegentlich denke ich "mann, ich werde alt", wenn ich das ganze Zeugs von Social Media Marketing über Twitter, Facebook & Co. lese oder höre. Klar, meine Blog-Posts laufen bei Twitter, Facebook und Google+ als Anreißer ein. Und wenn es ganz hoch kommt, schlägt dann irgendwann eine E-Mail-Benachrichtigung ein, dass ein neuer Follower hinzugekommen ist.

Aber irgendwie bin ich ein schlechter Twitter-Nutzer, 712 Tweets, 12 Follower und ich folge wohl 30 Leuten (obwohl ich so gut wie nie in Twitter angemeldet bin). Und wenn ich mir so anschaue, wer da followen will, komme ich schon mal ins Grübel. Da gibt es Accounts, die folgen 1.000, 2.000 oder mehr Twitter-Konten (von Nutzern möchte ich nicht sprechen). Klar, ich nutze Twitter zur Recherche – und gelegentlich finde ich schon mal eine Perle. Aber mir fällt auf, dass da ein gewaltiges Rauschen vorherrscht. Interessante Posts zu einem bestimmten hash-Tag findet man nur, wenn man als Sucheinstellung "Alle" verwendet – keine Ahnung, nach welchen Kriterien manche Leute re-tweeten. Und was mich persönlich besonders stört: Immer häufiger laufe ich auf Tweets, die Leute schon 100 Mal gepostet haben – und die Tweets beziehen sich auf uraltes Zeugs …

Wie lange werde ich denn wahrgenommen?

Trotzdem bleibt die Frage: Wie wertig ist es, aktive Inhalte bei Twitter, FB etc. einzubringen und wie lange wird das überhaupt wahrgenommen? Bei Twitter war für mich eine Diskussion mit dem Technik-Vorstand einer kleinen AG recht aufschlussreich: Die hatten auf ihren Webservern gemessen, wie lange nach einem Tweet eigentlich Redirects auf das Angebot kommen. Ergebnis: Im Mittel "lebt" der Tweet im Hinblick auf aktive Wahrnehmung, die zu Klicks auf der Webseite führt, gerade mal 32 Sekunden. Man hat das Ganze also eingestellt. Und zu Facebook und einem Like-Button ist man nach einer Analyse dessen, was Facebook da alles vom Server absaugt, zum Schluss gekommen, auf den ganzen Schmonsens zu verzichten. Und das lange vor der Datenschutzdiskussion hinsichtlich des Like-Buttons.


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Nun sollte man vorsichtig sein, denn das ist eine Einzelbeobachtung (die aber irgendwie mein Bauchgefühl spiegelt) und muss nicht repräsentativ sein.

The lifecyle of a web page on stumbleupon

Zufällig bin ich in meinen Google+-Kreisen nun auf eine Erhebung des Anbieters Stumbleupon gestoßen, der sich Gedanken darüber macht, wie lange eigentlich eine "Webseite" wahrgenommen wird. Geschäftsmodell von Stumbleupon ist, dass einem Benutzer Webseiten gemäß seinen Interessen und basierend auf den Empfehlungen von Freunden in sozialen Netzwerken vorgeschlagen werden. Messbasis waren 2 Millionen Webseiten, die bei Stumbleupon jeden Monat aufgenommen werden.

Auch wenn man berücksichtigt, dass Stumbleupon dabei gut weg kommen wird (niemand stellt sich selbst in ein schlechtes Licht), ist die Grafik im betreffenden Beitrag schon aufschlussreich. Die Halbwertszeit für einen aktiv geteilten Link bei Facebook liegt gerade mal bei 3,2 Stunden und bei Twitter sogar nur bei 2,8 Stunden. Stumbleupon kommt dagegen auf 400 Stunden (nur wird der Dienst imho hierzulande relativ wenig genutzt).

Da kommt der Bedeutung der Aktivitäten in sozialen Netzwerken unter dem Aspekt "tue gutes und sprich darüber, ob dass Viele dich weiter liken und daraufhin Interessenten eintrudeln" eine gänzlich neue Bedeutung zu. Für Einige mag es sicherlich eine success-story sein – es gibt Facebookler und Twitter-User mit 4 stelligen Freunde- oder Follower-Zahlen. Ob die noch den Überblick über die Inhalte behalten? Ich habe schon bei einer handvoll Leuten, die ich beobachte, meine Probleme, das alles halbwegs zu erfassen.

Wenn ich mich aber jetzt mal zurücklehne und die Frage stelle: Wie wirkt sich das auf Max Mustermann aus, der da auch mitmischen will? Tja, dann überkommt mich immer folgendes Bild: Stelle dich vor einen Bienenstock, schließe die Augen und versuche eine bestimmte Biene, die vielleicht etwas besonderes an sich hat, an ihrem Summen zu erkennen. Schätze, das wird schwierig bis unmöglich werden. Kommt jetzt eine Hummel hinzu, steigt die Chance, diese akustisch als etwas "besonderes" wahrzunehmen. Doof wird es aber, wenn da hunderte oder tausende Hummeln rumfliegen – dann ist ein Exemplar auch nicht mehr akustisch zu identifizieren. Und damit sind wir beim klassischen Problem der ganzen Social Media Geschichte: Wie schaffe ich als Biene im Bienenstock wahrgenommen zu werden? Das Ganze funktioniert nur für die "first mover" oder die "influencer", die genügend Aufmerksamkeit binden können. Sobald die Konkurrenz steigt, geht alles im "Summen" – oder bei Social Networks im "digitalen Rauschen" unter. So'n Mist aber auch… oder sehe ich das zu kritisch?


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