Spätestens mit Windows 8 werden vermehrt Mainboards mit UEFI in Rechnern Einzug halten. Benutzer, die Windows 7 (64 Bit) auf einem System mit BIOS-Mainboard installiert haben, bekommen beim Wechsel auf ein UEFI-fähiges Mainboard ein Problem. Entweder muss Windows neu installiert werden. Oder man muss die BIOS-Emulation des Boards aktivieren. Paragon-Software hat mit Paragon Migrate nun eine Lösung für Teilnehmer am "early adopters program" bereitgestellt, die eine Migration von BIOS-Systemen auf UEFI-Boards für Windows unterstützt.
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Boot-Modus ohne Neuinstallation des Betriebssystems ersetzen
Zur Überwindung der Einschränkungen des herkömmlichen MBR (Master Boot Record) und der PC-Firmware BIOS führte Intel bereits 2005 eine universelle Firmware-Schnittstelle (UEFI) ein. Obwohl Windows Vista/Windows 7 diese Schnittstelle unerstützen, war UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) bisher aber nur auf wenigen Mainboards implementiert. Abseits des Apple Mac-Rechneruniversums verlief die UEFI-Einführung daher eher schleppend. Dies dürfte sich nun ändern, denn mit dem Aufkommen von Festplattenkapazitäten über 2,2 Terabyte hat das Interesse an UEFI stark zugenommen.
Zwar werden aktuell UEFI-basierte Motherboards nur von wenigen Herstellern angeboten. Dies dürfte sich aber aus zwei Gründen in 2012 drastisch ändern. Der Grund: Neben einigen anderen Funktionen, die das herkömmliche BIOS/MBR-Gespann nicht bieten kann, ermöglicht nur eine UEFI-basierte Plattform Windows einen Zugriff auf Partitionen, die größer als 2,2 Terabyte sind. Dies war auch der Grund, warum Microsoft ankündigte, dass Windows 8 unter bestimmten Konstellationen UEFI zwingend erfordere (siehe auch meine Blog-Artikel [1, 2]).
Um den Übergang auf das neue „Unified Extensible Firmware Interface" so einfach wie möglich zu gestalten, stellen einige Mainboard-Hersteller zunächst einen Kompromiss bereit. Moderne Motherboards bieten beides: sowohl BIOS als auch UEFI. In vorinstalliert gekauften Computern wird derzeit noch häufig das BIOS aktiviert und UEFI bleibt ungenutzt. Kein Problem, so lange keine zu großen Datenträger zum Einsatz kommen sollen. Bei einem Wechsel auf die modernen Festplatten mit derzeit bis zu 4 Terabyte kommt es jedoch unweigerlich zu Schwierigkeiten.
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Für Anwender im SOHO-Bereich (Kleinbüro- und Heimanwender), die nun ihre 64-Bit Windows Vista- oder Windows 7-Umgebung von der gewohnten MBR/BIOS-Konfiguration auf den modernen GPT/UEFI-Modus übertragen möchten, war es bisher unumgänglich, das Betriebssystem neu zu installieren. Während die Windows-Datenträgerverwaltung die Umwandlung in das GPT-Partitionsschema ausschließlich für leere Laufwerke unterstützt, kann man die Systempartition nicht in GPT konvertieren, ohne dabei Daten zu verlieren. Die Windows-Management-Tools bieten keine Option zur Anpassung von Boot-Dateien an den UEFI-basierten Boot-Modus – dies macht es Anwendern unmöglich, bestehende Daten- oder Systempartitionen direkt von BIOS-Systemen auf UEFI-basierte Systeme zu übertragen.
Schnelle Übertragung von System und Daten
Anders mit Paragon Migrate to UEFI: Der Assistent sorgt mit seiner automatischen Systemanpassung und Rekonfiguration der Partitionen für eine einfache und schnelle Übertragung von System und Daten von BIOS- auf UEFI-Plattformen. Die Software passt dann das Windows-Betriebssystem (64 Bit) automatisch an, so dass es im UEFI-Modus starten kann, und erstellt während der Migrationsoperation automatisch ein GPT-Partitionsschema.
Paragon Migrate to UEFI unterstützt AFD-Festplatten mit emulierten 512-Byte-Sektoren (auch virtuelle Disks). Das Quellsystem bleibt intakt und kann jederzeit im BIOS-Modus gestartet werden. Dank MS VSS-Technologie kann der Kopierprozess ohne System-Neustart durchgeführt werden. Migrate to UEFI unterstützt die 64-Bit-Versionen der Betriebssyteme Windows Vista und Windows 7.
Preise und Verfügbarkeit:
Paragon Migrate to UEFI ist für Teilnehmer im Paragon Early Adopter Programm als kostenlose Download-Version hier erhältlich. Ein Migrationsguide gibt es hier als PDF-Datei.
Meine Anmerkungen …
Es empfiehlt sich, die Hinweise auf der Website durchzulesen und zu prüfen, ob man eine 64-Bit-Version von Windows Vista oder Windows 7 hat. Zudem muss das Mainboard UEFI unterstützen. Ich habe die Vorabversion kurz in einer virtuellen Maschine angetestet (ohne mir das Migrationsguide und die obigen Infos durchzulesen – und die VM hat natürlich auch keinen EFI-Support – daher musste der Test scheitern).
Ist dies gegeben, kann der Anwender, laut Paragon, mit Hilfe eines benutzerfreundlichen Festplatten-Kopierassistenten in nur vier Schritten sein System, ohne einen Verlust seiner Daten fürchten zu müssen, migrieren. Es reicht, den Assistenten zu starten und dann im nachfolgend gezeigten Fenster den Befehl Migrate to uEFI zu wählen. Über die Kategorie Tools finden sich Befehle, um Dateien auf CD zu sichern bzw um Logdateien auszuwerten.
Anschließend sollte eigentlich ein Assistent starten, der den Anwender durch die Aufgabe führt. In meiner Testumgebung (virtuelle Maschine mit einem 32 Bit Windows) passierte jedoch nichts und ich dachte schon, das Programm wäre abgestützt. Eine Analyse ergab jedoch, dass ein Prozess clonehdd.exe zum Clonen der Harddisk lief und die CPU-Belastung stieg rapide an.
Offenbar kämpfen in der von mir getesteten Variante der SeachIndexer.exe sowie Microsoft Internet Security (MsMpEng.exe) heftig um Ressourcen. Erst nach längerer Zeit meldet sich der Assistent zum Kopieren der Festplatte mit einem Fehlerdialog und bemängelte, dass zwei Festplatten zum Clonen erforderlich seien.
Es ist mir klar, dass Migrate to uEFI noch eine Testversion ist. Und im Migrationsguide (PDF-Datei) werden, neben dem Ablauf der Migration, auch die Voraussetzungen (UEFI-kompatibles Motherboard, 64 Bit Windows, zwei Festplatten mindestens gleicher Größe im System, Anmeldung als Systemadministrator) aufgelistet. Aber welcher Anwender liest sich das schon durch – anklicken und machen, ist die Devise. Paragon sollte daher in meinen Augen da noch etwas nachbessern. Einmal könnte das Programm vor Aufruf des Assistenten nachprüfen, ob eine 64 Bit Version von Windows vorliegt und ob die Migration in der Umgebung überhaupt möglich ist. Trifft dies nicht zu, macht der Aufruf des Clone-Assistenten keinen Sinn – hier rödelte die VM ca. 10 Minuten, bis sich etwas (in Form eines Fehlerdialogfelds) tat. Zudem wäre es geschickt, den Benutzer auf die Randbedingungen zum Verwenden des Befehls Migrate to uEFI hinzuweisen. Dann sehe ich in diesem Tool einen schönen Ansatz, um Windows-Installationen auf die Verwendung von UEFI-Boards umzustellen.
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1: Setzt Windows 8 UEFI voraus?
2: UEFI 2.3.1: Secure Boot für Windows 8?
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