Windows 8 To Go und USB 3.0-Sticks – Teil II

In Teil 1 habe ich mich mit der Frage befasst, ob sich Windows 8 To Go auf einem USB 3.0-Memory Stick einrichten lässt und ob das Ganze auf einem Netbook läuft. Nun möchte ich noch auf spezielle Fragen und Erkenntnisse zu sprechen kommen, die das Ergebnis vielleicht etwas relativieren.


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Im ersten Augenblick war ich hellauf begeistert. Ein USB-Stick und schon kann man Windows 8 auf diversen Rechnern ausprobieren. Ich hatte zwar noch meine USB 2.0-Festplatte mit drei Windows To Go-Installationsvarianten, aber ein USB-Stick ist natürlich kompakter. Allerdings fielen mir einige Sachen auf, die mich dann stutzig werden ließen.

Mein WeTab Tablet PC bootet nicht …

Zum ersten Mal gab es ein langes Gesicht, als ich den USB 3.0-Stick auf einem WeTab Tablet PC verwenden wollte. Ich konnte den Stick zwar im Bootmanager Plop auswählen, aber Windows To Go startete nicht.  Es tat sich nicht wirklich was. Da ich den USB-Stick am Netbook verwendet hatte, schloss ich eine fehlerhafte Installation aus (zumal das WeTab Tablet mit meiner USB 2.0-Festplatte bootete).

Zuerst habe ich es achselzuckend zur Kenntnis genommen und das Netbook mit dem USB 3.0-Stick, das WeTab Tablet aber mit der USB 2.0-Festplatte gefahren. Kam mir sogar entgegen, da ich beide Geräte gleichzeitig für Tests nutzen konnte.

Gut handwarm – nix mit Energiesparen

Aufmerksam wurde ich aber, als ich den USB 3.0-Stick mit Windows To Go ein paar Stunden am Netbook betrieben hatte. Eigentlich wurde das Netbook nicht wirklich benutzt. Denn ich schreibe mein Manuskript an einem Desktop-Rechner. Dabei wird immer hin und wieder kurz etwas auf dem Tablet PC und dem Netbook sowie mit einer virtuellen Maschine auf dem Desktop getestet.


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Trotzdem war der USB 3.0-Stick gut handwarm. Schön im Winter, aber gewundert habe ich mich an dieser Stelle schon – nur nicht meine Schlüsse draus gezogen. Stutzig wurde ich aber, als ich am nächsten Tag das Netbook gar nicht einschaltete, aber das Netzteil an die Stromversorgung anschloss. Als ich das ausgeschaltete Netbook auf dem Schreibtisch beiseite räumen wollte, fasste ich an den USB 3.0-Stick – und das Teil war handwarm.

Ups, wie kann das sein, dass der Stick bei ausgeschaltetem Gerät handwarm ist? Da fiel mir eine Forendiskussion ein, die vor Jahren geführt wurde. Ein Benutzer beklagte sich, dass der Akku immer leer sei. Damals stellte sich heraus, dass angeschlossene Bluetooth-Empfänger die Ursache waren. Erkenntnisse des Tages bei mir:

  • Der USB 3.0-Stick zieht kräftig Strom (zumindest leitete ich dies aus der Gehäusetemperatur ab). Und das ist unabhängig davon, ob Daten auf den Stick geschrieben oder vom Medium gelesen werden.
  • Offenbar sind manche Netbooks so konstruiert, dass beim ausgeschalteten Gerät eine Versorgungsspannung am USB-Stick ansteht. Angeschlossene Geräte ziehen also Strom.

Nach etwas Nachdenken und ein wenig Recherche zu den USB-Spezifikationen wurde die Sachlage klar. Das USB-Anschlüsse bei abgeschaltetem Gerät nicht stromlos sind, ist kein Design-Fehler, sondern dem Wake-on-LAN-Feature geschuldet. Dieses sorgt dafür, dass die 5 Volt Versorgungsspannung am USB-Port anstehen bleibt (ist z. B. in diesem Artikel adressiert).

Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich daher endlich bemüßigt, mal einen Blick auf die Produktverpackung zu werfen. Mache ich eigentlich nie, weil ich eine besonders starke Lesebrille oder eine Lupe benötige, um die kleinen Anmerkungen zu lesen. Aber die hier abgebildete Symbolik verstand ich nun auch ohne Brille:

Der USB 3.0-Stick darf nur an eine USB 3.0-Buchse angeschlossen werden. Diese liefert gemäß Spezifikation bis zu 900 mA Strom auf der 5 Volt-Ebene. Eine USB 2.0-Buchse ist mit ihren max. 500 mA nicht sonderlich für den Anschluss geeignet bzw. läuft am Limit.

Soll der USB 3.0-Stick an einer USB 2.0-Buchse betrieben werden, ist ein spezielles Y-Adapterkabel (USB Power Adapter Kabel 2 x USB) für zwei USB 2.0-Buchsen erforderlich. Dieses besitzt zwei USB-Stecker zum Anschluss an zwei USB 2.0-Buchsen, so dass entsprechend 2 x 500 mA Strom verfügbar sind.
Wer eine portable USB 2.0-Festplatte besitzt, verfügt eventuell bereits über einen solchen Y-USB-Poweradapter, da viele Festplatten einen zu hohen Anlaufstrom für USB 2.0-Ports haben. Andernfalls gibt es den Adapter bei Anbietern wie Amazon.de (wie nachfolgend abgebildet), oder bei Versendern für Elektronik wie Pearl (siehe).

Damit war mir auch klar, warum der USB 3.0-Stick am WeTab Tablet PC nicht verwendbar war. Die USB-Buchsen lieferten einfach nicht genügend Strom. Bei meinem Netbook klappte der Einsatz des USB 3.0-Sticks am USB 2.0-Port, obwohl ich zwischenzeitlich auf diesen Ansatz verzichte, bis ich ein Y-Adapterkabel besitze.

Fazit, am Ende des Tages

Einerseits haben meine ersten Experimente mit dem USB 3.0-Stick gezeigt, dass dieser durchaus als schneller Datenspeicher dienen kann. Der Data Traveller Ultimate 3.0 von Kingston verhält sich gegenüber Windows wie eine USB-Festplatte. Windows To Go ist möglich.

Was Hersteller wie Kingston aber in den kommenden Jahren noch optimieren müssen, ist der Energieverbrauch des USB-Memory Sticks. Denn die Verlustleistung bei unbenutztem Stick ist schon beachtlich (wenn das Teil bei abgeschaltetem Rechner handwarm wird). Das wird spätestens dann zum Problem, wenn sich Ultrabooks auf breiter Front durchsetzen.

Die größere Überraschung der negativen Art bereitete mir aber das aus der Consumer Preview generierte Windows To Go. Dieses Produkt ist alles andere als ausgereift (und daher hat Microsoft wohl den Portable Workspace Creator auch nicht mitgeliefert). Ich habe es unter [e, f] bereits adressiert: Auf meinem Netbook und auch auf dem WeTab Tablet PC wird die Grafikkarte durch Windows To Go nicht korrekt erkannt. Der Microsoft Basis Display-Adapter stellt eine zu geringe Auflösung ein, so dass sich bestimmte Gerätefunktionen nicht nutzen lassen. Die Installation von Treibern, Updates oder PC Refresh und PC Reset sind nicht möglich bzw. gesperrt. Für meine Experimente musste ich daher Windows 8 nativ auf den Geräten installieren. Aber immerhin, auch das ist eine Erkenntnis, die vielleicht anderen Nutzern weiter hilft.

Windows 8 To Go und USB 3.0-Sticks – Teil I
Windows 8 To Go und USB 3.0-Sticks – Teil II

Ähnliche Artikel:
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8 Antworten zu Windows 8 To Go und USB 3.0-Sticks – Teil II

  1. Günter Born sagt:

    Nachtrag: Hier gibt es noch eine Übersicht in Form von zwei Artikeln über das Thema Windows To Go-Probleme bei USB-Sticks

  2. Niels Moritz sagt:

    HI
    So weit geht ja alles sehr schön…..
    Nur die verdammten Treiber lassen sich nicht installieren und Updates macht er immer noch nicht?
    Das einzige was geklappt hat sin die Treiber von Nvidea nach dem letzten update hat er sie installiert bekommen.
    Bist du da schon weiter mit dem updates und den treibern?

    MFG Niels M.

    • Günter Born sagt:

      @Nils: Ich habe es unter [e] ja geschrieben – Windows To Go in der Win 8 CP ist Mist, weil Updates, Treiberinstallation und auch PC Refresh bzw. PC Reset nicht funktionieren.

      Und nein, da wird sich imho auch nichts mehr drehen lassen. Da ich für mein Buchprojekt funktionierende Windows 8-Installationen brauchte, bin ich hier komplett weg von Windows To Go und habe mit Installationen in separaten Partitionen, in virtuellen Maschinen oder in virtuellen Festplatten gearbeitet. Da stehen mir wenigstens alle Optionen zur Verfügung.

      Ich bin mir auch nicht mehr so sicher, wie cool die Windows To Go-Idee von Microsoft ist. Es wird die Tage einen separaten Blog-Beitrag zu geben. Der USB 3.0-Stick, den ich von Kingston bekommen habe, ist sehr "special" und auf dem Markt so nicht erhältlich. Ursache ist der USB-Filtertreiber von Windows, der nur eine Partition bei USB-Sticks unterstützt. Da hat Linux doch den deutlich besseren und unkomplizierteren Ansatz zur Installation auf USB-Medien.

  3. Niels M sagt:

    ok. vielleicht bessert sich das ja dan in der nächsten version im mai oder juni raus kommen soll.
    Und was ist das für ein Spezieller USB stick?

    • Günter Born sagt:

      @Niels: Ist in Teil 1 im Update-Teil beantwortet – allerdings bekommt man diesen Stick nach meinen jetztigen Informationen nicht als Normalanwender. Ich werde da getrennt drüber bloggen.

  4. Günter Born sagt:

    Nachtrag: In der RTM läuft das mit Windows To Go in der Windows 8 Enterprise-Variante richtig gut. Klappt wie es soll und bei mir werden jetzt auch Updates installiert. Ich habe selbst Windows 8 Pro als To Go zum Laufen gebracht.

    Auch bei den Medien hat sich etwas seit der letzten Erhebung getan. Zwischenzeitlich hat Kingston weitere USB 3.0-Sticks für Windows 8 zertifiziert. Ich gehe im Artikel unter [1] auf diese (nachfolgend gezeigten) Sticks ein.

    1: http://www.borncity.com/blog/2012/12/05/windows-to-go-zertifizierter-usb-stick/

    Und hier hat Microsoft eine grobe Übersicht über Hardwareanforderungen sowie zertifizierte Sticks veröffentlicht.

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