Es separiert ja die Windows 8-Tester: Die fehlende Start-Schaltfläche in der Taskleiste des Windows-Desktop, so dass das Startmenü nicht mehr verfügbar ist. Momentan nutzen zwar (nach dieser Quelle) nur 0,11 Prozent der PC-Benutzer Windows 8. Aber das Echo der Benutzer ist eindeutig: Man fordert das Startmenü zurück. Daher dürfte Windows 8 vom Start weg schlechte Chancen bei vielen Anwendern haben.
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Ich selbst habe mich ja an den Startbildschirm gewöhnt. Aber häufig ist es einfach angenehmer, zwischen zwei Optionen wählen zu können. Und gerade in Firmen haben die IT-Verantwortlichen damit zu kämpfen, dass die Endanwender neue Systeme möglichst problemlos annehmen und nicht allzu viel zusätzliche Schulung anfällt.
Insgeheim hatte ich daher noch die Hoffnung, dass sich die Metro-Oberfläche per Gruppenrichtlinie abschalten lässt und die Start-Schaltfläche samt Startmenü zurückkommt. Ein normal denkender Produktverantwortlicher wird auch sicherlich nicht den Hang verspüren, seinen Kunden kräftig von die Füße zu pinkeln.
Das scheint aber die Verantwortlichen bei Microsoft wenig zu scheren. Zumindest entnehme ich dies diesem Artikel der Seattle Times. Microsoft Chefin Tami Reller hat dem Bericht zufolge bei einer Veranstaltung mit der Investmentbank Nomura erklärt, dass man die Start-Schaltfläche nicht in Windows 8 einführen würde. Die am rechten Rand einblendbare Kategorieleiste (Charm-Bar) soll diese Aufgabe übernehmen.
Und damit das klappt, werde man mit einem Tutorial zeigen, wie einfach man ohne die Start-Schaltfläche per Maus und Tastatur arbeiten kann. Ich kann mir nicht wirklich helfen, aber wie abgehoben sind die eigentlich in Redmond? Mir fällt da (angesichts des erwähnten "Tutorials") der alte Witz aus meiner Hoechster-Zeit ein.
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Nachdem der Firmenachter krachend beim Wettkampf der Achter verloren hatte, berief man vom Vorstand eine Expertenrunde ein. Ergebnis der Analyse: Die Konkurrenz hatte sieben Ruderer und einen Steuermann im Achter. Das eigene Boot war dagegen mit sieben Steuermännern und einem Ruderer besetzt. Als Verbesserungsvorschlag für das nächste Rennen kam "man müsse halt den Ruderer mehr motivieren".
Nachdem ich jetzt einen Monat intensiv mit Windows 8 CP gearbeitet habe, weiß ich, wie man ohne Startmenü ganz gut arbeiten kann. Aber Anwender, die auf den Desktop angewiesen sind, werden nicht ständig zwischen Desktop und Metro-Startbildschirm wechseln wollen. Die Verwendung der Kategorieleiste (Charm-Bar) halte ich für eine Schnapsidee – was auf einem Tablet PC eventuell Sinn macht (wenn ich weiß, dass es das Teil gibt), artet bei der Desktop-Bedienung per Maus in Frust aus. Klar, ich kenne die Tastenkombinationen zum Einblenden der Leiste. Aber eigentlich dachte ich, seit Windows 3.1 aus der Ära, in der ich zig Tastenkombinationen zur Bedienung kennen musste, heraus bin.
Glücklicherweise gibt es Tools wie die ClassicShell, mit denen sich das Startmenü reaktivieren lässt. In Firmen sehe ich jedenfalls wenig Chancen, dass Windows 8 mit dem aktuellen Ansatz punkten kann. Der Kurs auf eine Wiederholung des Windows Vista-Desaster scheint jedenfalls eingeschlagen zu sein.
Links:
1: Artikel der Seattle Times
2: Bericht bei giga.de
3: Windows 8 CP: Startmenü per ClassicShell
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