Der Countdown läuft – noch 11 Tage bis zum Windows 8-Start – und keiner weiß, was das Teil kosten soll. Nun hat Microsoft zumindest ein wenig den Schleier gelüftet, denn ab sofort kann Windows 8 vorbestellt werden. In guter Microsoft-Manier bleibt aber weiterhin vieles im Nebel – und ein detaillierter Blick offenbart Überraschendes.
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Über die unendliche Preisbildungsgeschichte hatte ich ja schon diverse Male berichtet (siehe Linkliste [a, b] am Artikelende). Heute kam heise.de mit der Meldung, dass Microsoft ab sofort Vorbestellungen für Windows 8 annähme und daher die Euro-Preise bekannt seien.
Einen Blick in den Microsoft Store riskieren
Das Angebot zu Windows 8 Pro findet sich auf dieser Seite des Microsoft-Store. Windows 8 Pro kostet 59,99 Euro (incl. MwSt) und kann vorbestellt werden. Und weil man schon Pferde vor der Apotheke hat kotzen sehen, habe ich gleich mal einen Screenshot gemacht.
Das ist mal wieder ein echter Microsoft-Kalauer, wie er im Buche steht. Im Kleingedruckten, unterhalb der Schaltfläche Vorbestellung findet sich folgender Text:
Für Vorbestellungen bis 24. Oktober ist der Lieferung kostenlos.* Ab dem 26. Oktober können Sie das Update außerdem zum Preis von 29,99 € herunterladen.
Wie bitte? Bei Vorbestellungen kostet das Teil 59,99 Euro – und wer nicht schnell ist, darf auch noch Versand zahlen. Wer aber clever ist, und in bester Peer Steinbrück'cher Manier – trotz ausreichend Beinfreiheit – die Füße unter dem Tisch still hält, kriegt das Teil ab 26. Oktober für schlappe 29,99 Euro? Und vor allen – was soll das Wörtchen Update im Kleingedruckten? Kriege ich eine Vollversion oder nur ein Upgrade?
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Wenn es sich bei Microsoft um eine 2 Mann-Klitsche handelt, die das Ganze bei eBay vertickt, könnte ich das noch verstehen. Aber bei einem internationalen Konzern? Sorry Microsoft, so was geht gar nicht!
Teil 1: Preisrätsel aufgedröselt …
Die Diskrepanz 59,99 Euro zu 29,99 Euro ist recht schnell aufgelöst. Das für knapp 60 Euro (incl. MwSt) angebotene Paket ist wohl die Box-Variante – sprich: Es wird eine Schachtel mit einer Installations-DVD verschickt. Das erklärt auch die Versandkosten, die ab dem 24.10.2012 anfallen sollen.
Die 29,99 Euro sind dann offenbar der Preis der Download-Version (und die Fußnote weist dieses als "Update" aus, wobei der bisherige Sprachgebrauch von Microsoft eigentlich immer ganz klar von einem Upgrade ausging – offenbar hat man den Praktikanten an die Gestaltung der Texte für die Shop-Seiten herangelassen).
Dieses Angebot gibt es erst ab dem 26.10.2012 (ja nee, is klar), wobei man dann einen Produktschlüssel und wohl eine Download-Adresse für die ISO-Datei mit der Installationsvariante erhält. Zur Bestellung muss man ein Kundenkonto bei Microsoft einrichten und eine Kreditkarte zur Hand haben …
… und wenn man dann die semantische Bedeutung der Fußnote auseinanderdröselt, wird auch klar, dass das 59,99 Euro-Paket ein Upgrade für ein bestehendes Windows sein muss. Habe ich aber auch erst gefunden, nachdem ich im Browser die Suchfunktion angeworfen habe und dann an der Fußnote mit dem Update hängen blieb.
Teil 2: Microsofts Angebot als Ratespiel?
Die Kollegen bei heise.de sind da weniger prätentiös gestrickt und schreiben, dass man zum Bezug dieses Pakets die Voraussetzungen erfüllen müsse. Die Hürde sei jedoch recht niedrig, es reiche der Besitz einer Lizenz von Windows 7, Vista oder XP. Man erhalte dann eine Upgrade-Lizenz, die man auf einem alten PC installieren dürfe und so Windows 8 erhielte (die alte Windows-Lizenz aber nicht mehr benutzen dürfe).
Diese Aussage dürfte so stimmen, lässt sich (zumindest nach meiner Lesart) aber eben nicht (juristisch wasserdicht) aus der Store-Seite ablesen. Der obige Screenshot sagt (bis auf die Fußnote) nichts über eine Upgrade-Version aus. Und wer in der Webseite blättert, wird auch nicht wirklich fündig. In der Rubrik "Details" findet sich in der Kategorie "Produktübersicht" zwar ein Hinweis folgender Art:
*Versandangebot gültig für ausgewählte Produkte bis zum 24.10.2012, 23:59 Uhr. Gilt nicht für die herunterladbare Windows 8-Software. Begrenzt auf fünf (5) Vorbestellungen pro Kunde. Kann nicht mit anderen Angeboten oder Aktionen kombiniert werden. Ein Versand an Feldpostämter (APO, FPO) oder Postfächer ist nicht möglich. Für die Vorbestellung ist eine Kreditkarte erforderlich, die bei Versand des Produkts oder der Bereitstellung des Produkts zum Download belastet wird.
Keine Ahnung, zu was ein Feldpostamt gut ist – aber implizit kann ich aus dieser Fußnote schließen, dass die 59,99 Euro ein Versandangebot sind. Aber nix zu einer DVD und nix zu Vollversion versus Upgrade-Angebot.
Geht man auf die Rubrik "Vor dem Kauf", wird einem zwar der nachfolgende Text an den Kopf geklatscht.
Upgrade auf Windows 8
Wenn auf Ihrem PC Windows 7 Home Basic oder Home Premium ausgeführt wird, werden Ihre Dateien, Programme und Einstellungen in Windows 8 übernommen. Wenn auf Ihrem PC Windows 7 Professional oder Ultimate, Windows XP oder Windows Vista ausgeführt wird, müssen Sie die Programme neu installieren. Für einige Funktionen wie die Fingereingabe ist möglicherweise ein neuer PC erforderlich. Besuchen Sie die Website Ihres PC-Herstellers, um die Kompatibilität zu prüfen.
Aber das ist nach meiner Lesart keine Festlegung, dass es sich um ein Upgrade-Paket handelt – sondern lediglich eine Information, was bei einem eventuellen Upgrade von einer früheren Windows-Version passieren kann. Butter bei die Fische hätte ich nun spätestens in der Rubrik "Systemanforderungen" erwartet. Aber da steht nix von, dass ein installiertes Windows XP, Windows Vista oder Windows 7 Voraussetzung ist …
Stoff für juristische Auseinandersetzungen? Jedenfalls muss der Praktikant bei Microsoft noch viel lernen.
Amazon zeigt, wie es gehen könnte …
Ein Blick auf die Amazon.de Bestellseiten für Windows 8 offenbart nun Überraschendes. Ich habe hier mal die Angebote für einige Windows 8 Pakete aus einem älteren Blog-Beitrag zusammengestellt.
Bei jedem Angebot kann ich auf den ersten Blick erkennen, ob es sich um ein Upgrade oder eine Vollversion handelt. Und Amazon nennt (im Gegensatz zum Microsoft Store) auch die Preise für die Vollversionen, die mit 99,99 Euro für die Basis-Version "Windows 8" und mit 139,99 Euro für die Windows 8 Pro Variante angegeben sind. Ach ja, müßig zu erwähnen, dass das Angebot von Amazon auch noch günstiger als das von Microsoft ist – und bei Amazon kann ich auch per Bankabbuchung bezahlen.
Verwirrung komplett: von N-Versionen und Pack-Varianten
Aber die Geschichte geht noch weiter. Zeigt man in der linken Spalte des Microsoft Store auf den Eintrag "Windows", werden Angebote für Windows 7, ein Anytime Upgrade und ein Sack an diversen Windows 8 Pro-Varianten angeboten. Ich habe gleich mal einen zweiten Screenshot gemacht.
Für alle auswählbaren Windows 8 SKUs (Stock Keeping Units) wird ein Preis von 59,99 Euro angezeigt. Da nicht jeder Leser so ganz fix in den Details ist, möchte ich auch dieses Rätsel etwas aufdröseln.
- Die N-Varianten (z.B. Windows 8 Pro N) sind eine spezielle EU-Ausgabe, bei der der Windows Media Player entfernt wurde. Zumindest in der von mir getesteten Enterprise-Variante liefen dann aber auch keine Medien-Apps (z.B. Musik-App). Ob Microsoft da beim Windows 8 Pro Pack N nachgebessert hat, weiß ich nicht.
- Die Windows 8 Pro Pack-Varianten sind Windows 8 Pro inklusive Windows Media Center – sprich: Da ist das Windows Media Center enthalten – und da alle Packs die ominösen 59,99 Euro kosten, ist das Windows Media Center kostenlos.
Nun, immerhin sind wir ein Stück schlauer – das Windows Media Center kostet nix.
Vielleicht sehe ich das alles etwas zu verbissen bzw. zu eng und wandele hier als ewiger Nörgler. Aber eine transparent gestaltete Shopseite mit nachvollziehbaren Preis- und Leistungsangaben sieht anders aus, als das, was Microsoft da abgeliefert hat. Aber bis zum 26. Oktober haben die Leutchen ja noch 11 Tage Zeit zum Üben …
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In der Tat eine erstaunlich schlechte Präsentation.
Großartig finde ich, dass auch einen Tag später Rechtschreibfehler wie "…ist der Lieferung kostenlos." drin bleiben.
Aus der Beschreibung der Pack-Varianten geht auch nicht hervor, ob es sich um ein eigenständiges Windows oder ein Add-On für eine bestehende Installation handelt. Ziemlich undurchsichtig, was man da genau bestellt…
Um mal Dein "Rätsel" wegen dem Feldpostamt aufzulösen, mein lieber Günter:
Ein Feldpostamt sorgt dafür, dass unsere in Krisengebieten eingesetzten Bundeswehr-Soldaten nicht ganz von der Umwelt abgeschnitten sind und weiterhin Briefe und Pakete bekommen ;-)
@Georg: danke für die Info – hatte es irgendwie mit Kriegshandwerk in Verbindung gebracht – da ich aber kein Bedarf an so was habe, war ich zu faul, um bei Wikipedia nachzuschlagen ;-).
Update: Nun hat Microsoft nachgearbeitet und die Shop-Beschreibung im Kleingedruckten ergänzt.