Bezüglich eBooks ohne DRM-Schutz bin ich ja etwas gezwittert – schmerzt es doch, wenn man eigene Bücher recht schnell in Tauschbörsen oder Warez-Seiten wiederfindet (bei 1 Euro Tantiemen auf 20 Euro-Titel doppelt bitter). Andererseits kann ich auch jeden Nutzer verstehen, der nix mit DRM am Hut haben will. Jetzt hat Amazon mal wieder ein freiwillig/unfreiwilliges Beispiel geliefert, in was für Falle man sich mit Kindle eBooks manövrieren kann.
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Die Details der Geschichte (die ich mal als wahr voraussetze), hat Martin Bekkelund in diesem Blog-Beitrag dokumentiert. Eine Nutzerin hat das Kindle von Amazon recht fleißig genutzt, um eBooks zu kaufen. Plötzlich stellte sie fest, dass Amazon das Kindle gelöscht und das Kindle-Benutzerkonto gesperrt hatte. Alle gekauften eBooks waren plötzlich weg.
Die unerfreuliche Kommunikation mit Amazon.uk ist im Blog dokumentiert. Amazon hat das Konto gelöscht, weil es mit einem anderen Konto, welches gegen Amazons Nutzungsbedingungen verstoßen hat, verlinkt sei. Die Besitzerin des gelöschten Kontos kann sich aber nicht erinnern, jemals ein zweites Kindle-Amazon-Benutzerkonto gehabt zu haben und hat auch keinen Plan, gegen welche Bedingungen sie verstoßen haben könnte.
Die Nachfrage, was konkret vorgeworfen wird und was Sache ist, verlief im Sande. Der Kundendienstleiter hat wohl seine Sprechpuppe laufen gehabt oder mit Textbausteinen gewürfelt. Jedenfalls ist die Kundin im Dunkeln stehen gelassen worden, warum die ganze Aktion durchgeführt wurde und die eBooks sind auch weiterhin weg. Hier die Zusammenfassung von Michael:
Did she violate any terms? Amazon will not tell. Perhaps by accident? Amazon does not care. The conclusion so far is clear: Amazon closed her account, wiped her Kindle and refuses to tell her why. End of discussion.
Da passt auch dieser Artikel zu Amazon und der GB-Umsatzsteuer (VAT) ganz gut. Als Kunde ist man halt immer der Depp. Gilt nicht nur für Amazon – auch Microsoft will auf dieses Pferd und andere US-Firmen sind schon auf dem Tripp. Schöne neue Welt – und jetzt verstehe ich auch, warum mir gedruckte Bücher lieber sind.
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Update: Zwischenzeitlich hat Amazon – nachdem die Story in Blogs und Nachrichtenseiten rum ging – den Account der Nutzerin wieder freigegeben. heise.de hat unter [1] einen Bericht dazu veröffentlicht. Zeigt einmal mehr die Krux – wenn man nur auf Druck der Öffentlichkeit so ein Problem lösen kann, läuft was falsch.
Und unter [2] gibt es noch einen Artikel beim britischen Guardian. Scheint kein Einzelfall zu sein – so dass man nur zum Schluss "Finger weg vom Kindle bei kostenpflichtigen eBooks" kommen kann.
1: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazon-Kindle-Blockade-einer-Nutzerin-beendet-1734686.html
2: http://www.guardian.co.uk/money/2012/oct/22/amazon-wipes-customers-kindle-deletes-account
Nachtrag: Einen interessanten Beitrag mit rechtlichen Betrachtungen zu Kontensperrungen durch Amazon.de hat heise.de hier veröffentlicht