Es gibt Tage, da geht mir der Gedanke "Fluch der Technik" durch den Kopf. Die Geschichte mit der Heartbleed-Lücke war so etwas – und auch die Meldung, dass Windows 8.1 Update eine neue Technik namens WIMBoot unterstützt, um auf Maschinen mit nur 16 GByte Laufwerkskapazität installiert werden zu können, war auch so ein deja vue Erlebnis.
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Ihr habe ein Android-Gerät, mit 3 oder 4 GByte NAND-Speicher und da ist noch was frei, um Daten drauf zu speichern? Ihr habt ein iPad mit 16 GByte Speicher und noch recht viel Speicher frei? Dann solltest ihr nicht auf die Windows-Welt schielen. Ich habe hier zwar ein 32-Bit-Windows 8.1 auch schon mal in 20 MByte virtual disks installiert – aber da wurde es mit Dateien eng. Gut, ist jetzt etwas unfair – denn unter Windows sind solche innovativen Klimmzüge wie im Artikel OS Experience Brings True Desktop-Like Multitasking To iPad, Releasing Soon nicht erforderlich. Und über das Thema Drucken von einem Windows Tablet, Anschluss von Periperie wie Webcam, Maus, Tastatur, Scanner etc. denkt man als Windows-Anwender nicht nach. Bei iOS oder Android oft ein No-Go. Trotzdem, der fette Speicherverbrauch auf der Festplatte ist eine Sache, die Billig-Tablet PCs aus der Kurve trägt – auch wenn Microsoft auf die Lizenzgebühren verzichten will.
MVP Kollege Martin Geuß hat es heute hier adressiert, so dass es jetzt öffentlich ist. Microsoft hat mit Windows 8.1 Update eine neue Technik Windows Image Boot (WIMBoot) eingeführt, um das Betriebssystem auch auf Geräten mit nur 16 oder 32-Gbyte Festplattenspeicher vernünftig installieren und trotzdem viel Speicherplatz für Nutzerdaten bereitstellen zu können. Martin schreibt, dass bei einem 16 GByte-System mit Windows 8.1 Update noch rund 12 GByte Festplattenspeicher frei seien. Damit kommen wir in die Klasse von Android und iOS – so dass günstige Tablet PCs in Reichweite rücken.
Wer jetzt zu seinem Windows 8.1 Update-Rechner rennt und nachschaut, ob die Festplatte plötzlich mehr Speicherkapazität frei hat, wird aber enttäuscht. Standardmäßig ast Windows, wenn Speicherkapazität vorhanden ist. Aber OEMs, die das Deployment für Windows 8.1 Update auf neuen Geräten planen, können WIMBoot zur Installation einplanen. Microsoft hat den Ansatz im Springboard Series Blog beschrieben: Statt die individuellen Dateien aus dem Installationsabbild install.wim beim Setup wim-Datei zu expandieren, verbleiben die komprimiert in dieser Datei. Windows sorgt dann "on the fly" dafür, dass die beim Betrieb benötigten Dateien aus der wim-Datei gelesen werden. Für den Benutzer ändert sich nichts – es gibt ein Windows-Laufwerk C:, welches Windows, die Apps und die Dateien enthält.
(Quelle: Microsoft)
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Unter der Haube liegen aber die Dateien nicht auf dem Laufwerk C:, sondern es gibt dort Verweise (Pointer) in das Abbild in der wim-Datei. Eine install.wim ist typischerweise um die 3 GByte groß – mit dem gesamten Beiwerk, welches ich auf dem Laufwerk C: vorhanden muss, kommt man auf ca. 4 GByte Speicherbedarf. Damit bleiben bei einer 16 GByte-SSD noch ca. 12 GByte frei. Bei einer normalen Installation blieben von einem 16 GByte-Datenträger nur noch 7 GByte frei – also ein deutlicher Kapazitätsgewinn. Im Microsoft-Beitrag findet ihr weitere Hinweise, wie man das ggf. nutzen kann. Für mich spannend: Wie sich die Boot-Zeit für solche Geräte verhält und wie es mit deren Leistung ausschaut – denn das Entpacken der Dateien aus dem komprimierten wim-Archiv muss ja ständig durchgeführt werden. Auf jeden Fall ziehe ich hier mal meinen Hut – die Entwickler bei Microsoft haben schon noch einige Tricks auf Lager.
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