In Teil 1 hatte ich ja gestern den AirServer Univeral vorgestellt, mit dem man einen geeigneten Windows 8.1-Rechner in einen Miracast-Empfänger verwandeln kann. Ich habe die Version 3.0.15 getestet und gehe in Teil 2 auf die Installation ein. Zudem beantworte ich auch die Frage, was der AirServer Universal kann und ob er sich als Ersatz für einen Miracast-HDMI-Stick eignet.
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AirServer Universal beschaffen und installieren
Den AirServer Universal könnt ihr euch über diesen Link herunterladen. Der Download ist etwas unter 8 Myte groß. Es gibt eine 7-Tage-Gratis-Lizenz, die auf jeden Fall einen Test ermöglicht, ob die Software überhaupt auf dem Windows-System funktioniert.
Das Setup umfasst nur wenige Schritte – einfach die heruntergeladene Datei mit dem Installer starten und die Setup-Dialogfelder des Assistenten durchlaufen.
Als Neuerung hat App Dynamics den Installationsumfang geändert und ermöglicht dem Benutzer diesen anzupassen. Auf einer Windows-Maschine taucht ab Version 3.0.x folgender Dialog auf.
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Bei der Installation ist AirPlay als Protokoll standardmäßig deaktiviert, was ihr auch deaktiviert lassen solltet. Warum?Wie ich in Teil 1 ja ausführte, gilt AirPlay ja für die Apple-Welt und ermöglicht iOS-Inhalte auf den AirServer zu streamen. Für Miracast wird das aber nicht gebraucht.
Wer jetzt meint "AirPlay kann man immer gebrauchen, aktivier ich doch einfach mal ganz spontan", dem sage ich "lasse es bleiben". Hintergrund ist, dass der AirServer (im Gegensatz zum Programm Reflector) für AirPlay zwingend die Installation des Bonjour-Protokolls erfordert. In der Praxis heißt das, sich iTunes mit seinen fetten 130 Mbyte herunterzuladen und zu installieren. Wird manchen Nutzer nicht jucken, Platz hat die Festplatte ja genug.
Nur so viel: Da ich Bonjour als Problembär kenne, kommt mir iTunes nicht auf eine Produktivmaschine (ich habe da durchaus Maschinen schon mal neu aufsetzen müssen). Meine AirPlay-Tests fahre ich deshalb mittlerweile in virtuellen Maschinen unter Windows 7 – funktioniert einwandfrei.
Kleiner Schwank am Rande: Beim Test des AirServer Universal bin ich dadurch aber in eine Lizenzlücke gerauscht. Meine AirServer 2.x-Lizenz war unter Windows 7 in einer virtuellen Maschine für den AirServer verbraucht. Für den Miracast-Test brauchte ich aber eine Installation auf einer realen Maschine, die auch Miracast unterstützt. Wurde vom Installer aber bemängelt und ich musste auf eine 7-Tage-Testlizenz ausweichen, um den Test fahren zu können. Erst später habe ich gesehen, dass man per Internet die Lizenz auf einer Maschine auch deativieren kann. Aber die Jungs bei App Dynamics sind schnell – am späten Samstag-Abend, gut 2 Stunden nach meiner Rückmeldung hatte ich eine Antwort auf einige Fragen und mein Lizenzproblem war gefixt.
Also belasst das AirPlay-Protokoll abgewählt und durchlauft die folgenden Schritte. Nach Anerkennung der Lizenzbedingungen lässt sich in folgendem Schritt vorgeben, wie der AirServer zu aktivieren ist.
Hier kann man sich, falls keine Lizenz vorliegt, kostenlos für eine 7-Tage-Trial registrieren oder den Schritt überspringen und nach der Installation nachholen. In diesem Fenster legen Sie fest, wie der AirServer zu starten ist.
Im Anschluss kann der AirServer Universal mit administrativen Berechtigungen (Bestätigung der Benutzerkontensteuerung) installiert werden.
Den AirServer verwenden
Nach dem Abschluss der Installation kann man (sofern kein automatischer Start konfiguriert wurde) den Server über die Suche der Startseite über eine Windows 8.1-Kachel aufrufen. Ist das Bonjour-Protokoll nicht installiert, wird man aber durch diese Warnung genervt.
Interessant ist, dass das Programm mitteilt, dass die Installation der Bonjour-Druckdienste ausreiche. Vor ein paar Wochen habe ich noch die ältere Version 2.x des AirServers in einer Windows 7-VM getestet. Dort reichten (erinnerungsmäßig) eben genau diese Druckdienste nicht, um den AirServer als AirPlay-Receiver zu verwenden. Ich musste zwingend iTunes installieren.
Was ich noch festgestellt habe: Man kann das obige Dialogfeld zwar schließen. Dann erscheint die weiter unten vorgestellte Einstellungsseite, in der AirPlay deaktiviert ist. Beim nächsten Start kommt aber wieder die obige Warnung (was schon etwas nervt). Ich habe das an die Entwickler zurückgemeldet – mal sehen, ob das in kommenden Versionen abgestellt wird.
Sofern man keine Lizenz gekauft hat, fragt der AirServer Universal den Trial-Key bei jedem Start in einem Dialogfeld ab.
Nach Eingabe eines Trial-Keys oder des gekauften Lizenzschlüssels ist der AirServer Universal arbeitsfähig. Das Programm klinkt sich über ein Symbol im Infobereich des Windows-Desktop ein.
Per Rechtsklick lässt sich ein Kontextmenü öffnen und der Befehl Settings öffnet dieses Eigenschaftenfenster. Über dessen Registerkarten kann der AirServer in den Eigenschaften angepasst werden.
Auf der hier sichtbaren Registerkarte General kann man den Computernamen vorgeben und festlegen, welches Protokoll unterstützt wird. Hier habe ich nur Miracast verwendet. Auf weiteren Registerkarten können die Größe des Zwischenpuffers, eine Option für langsame Netzwerkverbindungen, die Framerate für Videobilder und so weiter festgelegt werden.
Und wie läuft es mit Miracast?
Die spannende Frage war natürlich: Wie funktioniert eigentlich Miracast mit dem AirServer Universal. Als Empfänger habe ich den Medion Akoya S6214T eingesetzt (MEDION AKOYA S6214T: Miracast im Test). Als Miracast-Sender hatte die Maschine in der Vergangenheit genügend Power, um in Tests mit Miracast-HDMI-Empfängern unter Windows zu bestehen.
Als Miracast-Quellen habe ich einmal den Medion Akoya P2214T mit Windows 8.1 Update verwendet, den ich zufällig zum Testen zur Verfügung habe (siehe Artikelreihe MEDION AKOYA P2214T: Nachbetrachtung/Fazit). Weiterhin standen mir noch ein Nexus 4 mit Android 4.4.4, ein Nexus 7 (2013) mit Android 4.4.4 und ein Samsung Galaxy S4 mit Android 4.2.2 zur Verfügung.
Die Vorgehensweise beim Koppeln einer Miracast-Quelle mit einem Miracast-Empfänger habe ich in diversen Beiträgen für Windows 8.1 und Android beschrieben. Hier einige Links zu solchen Artikeln.
Hama Wireless Screenshare: Miracast unter Windows 8.1 – Teil 2
Medion Akoya P2212T: Streaming mit Miracast – Teil 2
Netgear Push2TV PTV 3000: Miracast mit Android – Teil 3
Netgear Push2TV PTV 3000: Miracast mit Windows 8.1 – Teil 4
Sobald eine Quelle mit dem AirServer Universal eine Verbindung aufnehmen will, erscheint eine Benachrichtigung im Infobereich der Taskleiste.
Unter Windows 8.1 Update konnte ich die Kopplung problemlos ausführen. Der AirServer wurde erkannt und nach der Geräteauswahl erschien der Bildschirm meiner Miracast-Quelle auf dem als Empfänger fungierenden Windows 8.1-Rechner. Hat mich schon mal spontan begeistert. Hier ist das Testszenario mit der Quelle im Vorder- und dem Empfänger im Hintergrund zu sehen.
So weit, so gut. Allerdings möchte ich auch nicht verhehlen, dass die AirServer Universal-Entwicklung wohl noch ganz am Anfang steht (und Miracast ist eine Herausforderung für jeden Entwickler – oder eine Strafe für Menschen, die "Vater und Mutter erschlagen haben", wie man bei uns umgangssprachlich zu sagen pflegt). Bei meinen Versuchen gab es alle drei vier Sekunden komplette Artefakte auf dem Bildschirm des Empfängers, egal, ob sich das Motiv der Quelle veränderte oder nicht. Das ist beispielsweise in folgendem Foto zu sehen, wo der obere Bildschirm faktisch nicht lesbar ist.
Eine YouTube Videoübertragung hatte nicht nur gelegentliche Ruckler im Ton, sondern auch ständige Artefakte im Bild. Die Option für langsame Netzwerkverbindungen oder die Erhöhung des Puffers brachten keine Abhilfe.
Könnte man auf einen langsamen Rechner, eine schlechte Grafikleistung oder was weiß ich schieben. Gut die Grafikleistung der Maschine mit Atom-Prozessor ist da nicht so überragend – aber die Audioruckler erklärt das nicht. Ich habe dann den Test mit Android auf dem Nexus 4 versucht. Als erstes fiel mir auf, dass ich am Nexus eine Wi-Fi Direct-Verbindung zum Miracast-Empfänger aufbauen musste. Erst dann konnte ich im zweiten Schritt die Miracast-Kopplung anstoßen.
Endete aber mit einem witzigen Dead-Lock. Auf dem Windows 8.1-Bildschirm erschien die obige Aufforderung des AirServer, den angezeigten Code am Gerät einzutippen. Auf meinem Android-Gerät (Nexus 4) gab es aber nichts zum Eintippen. Dieses wartete auf den Abschluss der Kopplung – und mangels Eingabefeld und Bildschirmtastatur ließ sich nichts eingeben. Also erscheint die oben kaum lesbare QuickInfo im Infobereich der Taskleiste, die mich über die gescheiterte Kopplung informierte.
Da ich mit dem Nexus 4 immer mal wieder Miracast-Koppelprobleme seit dem Update auf Android 4.4.3 hatte, wurden noch das Nexus 7 (2013) und dann das Galaxy S4 ausprobiert. Auf keinem der Geräte konnte eine Miracast-Kopplung erfolgreich aufgebaut werden. Auf dem Galaxy S4 erschien überhaupt kein Code, sondern ich wurde informiert, dass die Kopplung fehlgeschlagen sei. Auf dem Nexus 7 (2013) gab es den gleichen Fehler wie beim Nexus 4.
Fazit: für AirPlay-Streaming unter iOS finde ich den AirPlay Server genial – das Teil lässt sich sogar in einer virtuellen Maschine testen. Unter Windows 8.1 Update ist der Einsatz als Miracast-Empfänger aktuell wohl noch noch problematisch. Die Android-Seite wird überhaupt nicht abgedeckt und auf der Windows 8.1-Ebene blieben die Ergebnisse unbefriedigend. Ich gehe aber davon aus, dass die Entwickler da noch nachbessern.
Falls jemand eine Maschine mit leistungsfähigerer Grafik hat (Surface Pro 3), kann es möglicherweise sein, dass keine Grafikartefakte auftreten. Hier würde mich ggf. eure Rückmeldung interessieren. Ihr könnte ja eine 7-Tage-Testlizenz über diesen Link herunterladen. Wenn ihr auf die Installation des Bonjour-Protokolls mit AirPlay-Support verzichtet, sollten sich auf eurer Maschine keine Probleme durch den Test des AirServer Universal ergeben. Parallel dazu habe ich die Entwickler über meine Erkenntnisse informiert und warte jetzt auf deren Rückmeldung.
Artikelreihe
Windows 8.1 als Miracast-Empfänger – Teil 1
AirServer Universal Miracast-Empfangssoftware im Test – Teil 2
Miracast mit Windows: AirServer Universal 3.0.26 angetestet – Teil 3
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Hi,
vielen Dank für deine hilfreichen Seiten bzgl. widi etc.
Ich verwende im Moment push2TV 3000 im Unterricht ohne große Probleme.
Den Rechner als Empfänger zu verwenden habe ich nach der Lektüre deiner Artikel gerade getestet und bin überrascht wie gut das Spiegeln meines samsung note 3 neo auf das lenovo yoga thinkpad (i5) funktioniert. Keine Artefakte o.ä. auch der Conect funktioniert zuverlässig.
Btw. ich habe mir aus Amerika gerade den Microsoft Widiadapter bestellt (http://www.amazon.com/gp/product/B00J9C2JDG/ref=oh_aui_detailpage_o00_s00?ie=UTF8&psc=1) bin gespannt, ob der genausogut oder sogar besser als der push2TV 3000 ist.
@Kroe: Lasse mir doch eine Info kommen, wenn Du das Teil hast. Als ich bei MS angefragt hatte, gab es das Teil noch nicht. Und angesichts der bisherigen Erfahrungen bin ich skeptisch, was die Miracast-Konformität mit der Android-Seite angeht. Ich habe hier noch eine Latte an Tests auf Halde, die im Januar online gehen. Vielleicht können wir einen Gastartikel mit deinen Erfahrungen machen. Danke für die Info.
Nachtrag: Blog-Leser @Kroe hat Wort gehalten und sich zurück gemeldet. Basierend auf seinen Erfahrungen habe ich mich entschlossen, einen zweiteiligen Beitrag im Blog zu machen. Hier ist der Link auf den ersten Teil der Artikelreihe.
Microsoft Wireless Display Adapter im Test – I
Kurz der Vollständigkeit halber (und ja, ich weiss der Artikel ist alt)…
Bonjour kann man auch ohne iTunes runterladen: https://support.apple.com/kb/DL999