Windows 10: Zwangs-Download per SAT-Verbindung im afrikanischen Busch bringt Chinko Projekt in Bedrängnis

Neues von Microsofts Windows 10 Zwangs-Update: In Zentralafrika hat ein, Zwangs-Download der Dateien für das Windows 10 Upgrade (erfolgte über eine teure Satellitenverbindung) für Probleme im Chinko Projekt zum Schutz eines Naturreservats gesorgt.


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Über die Episoden des Windows 10 Zwangs-Updates, welches für Belustigung, Ärger oder einen versauten Tag sorgt, habe ich ja schon häufiger im Blog berichtet. Daher enthalte ich euch auch den neuen Fall, der mir gerade unter die Augen gekommen ist, nicht vor. Ist natürlich auch für die Leute gedacht, die nass forsch mit "macht doch das Upgrade auf Windows 10 und Ruhe ist" oder mit "die Leute schauen nicht, was sie anklicken" daherkommen.

Kleine Vorbemerkung …

Die Installation des Zwangs-Upgrades mag ja noch über Zustimmung zu irgendwas erfolgen. Aber der automatische Download der Installationsdateien im Hintergrund ist eine andere Nummer. Aktuell läuft ja wegen des Zwangs-Downloads für die Windows 10-Installation eine Abmahnung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen Microsoft. Ich hatte dies im Blog-Beitrag Microsoft wegen Windows 10 Zwangs-Upgrade abgemahnt thematisiert. Zitat der Verbraucherschützer:

Microsoft bot den Nutzern seines Betriebssystems die "Reservierung" eines kostenlosen Upgrades auf das neue Windows 10 an. Kein Interesse? Egal: Das bis zu 6GB große Installationspaket wurde trotzdem auf der Festplatte abgelegt – ohne das Wissen und die Zustimmung der Nutzer. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg geht nun rechtlich gegen derartige "Zwangsdownloads" vor.

Das Chinko Projekt

In der Zentralafrikanischen Republik (Central African Republik, CAR) gibt es das spendenfinanzierte Chinko Projekt. Diese Projekt dient dem Schutz eines Naturreservats (Savanne, Regenwald) in Zentralafrika. Dazu gehört auch, den Tierbestand gegen Wilderer, sowie Viehzüchter und marodierende Rebellen aus Süd-Sudan zu schützen. Hierzu ist ein Gebiet von 17.600 Quadratkilometer zu überwachen.

In Afrika ticken die Uhren anders

Das Projekt verwendet gespendete PC mit Windows 7 und Windows 8.1, zusammen mit GPS-Systemen zur Koordination der Ranger gegen Operationen von Wilderern. Dabei wird eine satellitengestützte und daher recht langsame Kommunikation der einzelnen Rechner zur Koordination benutzt. Jedes über die SAT-Verbindung übertragene Megabyte wird separat abgerechnet und kostet die Leute richtig Geld.


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Nun berichtet einer der Projektmitarbeiter, der dieses Projekt als Pilot unterstützt und zufällig noch über IT-Kenntnisse verfügt, hier bei reddit.com, dass einer der Rechner still und heimlich einen Download von 6 Gbyte an Daten per Satellitenverbindung für das Windows 10 Zwangs-Upgrade vorgenommen habe.


(Quelle: Reddit)

Die Person, die die gespendeten Rechner ursprünglich betreute, hatte keinen Plan, wie er das Zwangs-Ugrade verhindern konnte. Der als Pilot fungierende Projektmitarbeiter (mit IT-Kenntnissen) hat den Zustand des Systems mit obigem Screenshot über GWX Control Panel dokumentiert.

Er führt berechtigterweise aus, dass es ein Unding sei, dass der Download für das Zwangs-Upgrade über die langsame Satellitenverbindung heimlich angestoßen wird und dass die Nutzer mit horrenden Kosten belastet werden. Er schreibt auch, dass es "besonders gut komme", wenn während einer Aktion, bei der Ranger, die von Wilderern unter Feuer genommen werden, die Kommunikation des SAT-gestützten Netzwerks unterbrochen wird, weil der Rechner mit dem Zwangs-Upgrade beginnt. Dann könne es sein, das "Blut an den Händen Microsofts klebe". Er hat natürlich per GWX Control Panel das Upgrade auf dem betreffenden Rechner gestoppt. Aber jetzt ist er damit beschäftigt, auch die restlichen Rechner, die teilweise verstreut sind, entsprechend mit einer Upgrade-Blockade zu versehen.

First World kollidiert mit Third World …

Ich schätze, die Leute da unten habe wirklich andere Probleme zu lösen, als sich mit dem Windows 10-Upgrade Geraffel zum Wohle Microsofts zu befassen. Die Kommunikationsanlage musste z.B. nach einem Sturm repariert werden und die Rechner werden teilweise über Autobatterien gespeist. Da braucht man wirklich kein zusätzliches Windows 10 Upgrade, um ggf. festzustellen, das danach nix mehr geht. Bei The Register lässt sich in diesem Artikel noch ein wenig zu diesem Fall nachlesen.

Zudem kann dieses Ereignis als symptomatisch für die Situation in ländlichen Regionen betrachtet werden, wo nur langsame Internetverbindungen existieren. Ich gehe davon aus, dass es diese Fälle zuhauf gibt. Und da will Microsoft mit seinem Windows 10 die Welt erobern. Ich würde sagen, die Leute an der US-Westküste haben die Situation "ziemlich verpeilt". Unter diesem Blickwinkel klingen Phrasen wie "Wir hören auf das Feedback unserer Kunden (und wissen, was gut für die ist)" – oder "macht endlich das Upgrade" und "die Leute lesen nicht, auf was sie klicken" – für mich irgendwie ziemlich hohl.

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9 Antworten zu Windows 10: Zwangs-Download per SAT-Verbindung im afrikanischen Busch bringt Chinko Projekt in Bedrängnis

  1. Thorky sagt:

    Ich denke, wenn MS überhaupt noch etwas retten will, dann sollte die Firma auf dem Kulanzwege die Downloadkosten der Naturschützer bezahlen. Wenn nicht, eine Schadenersatzklage in den USA anstrengen. :D

  2. Sven Fischer sagt:

    Ist doch hier in Deutschland auch nicht anders. Ich denke mal an die Anwender, welche mit LTE, SAT … vorlieb nehmen müssen. Da wo kein xDSL, Kabel was auch immer, verfügbar ist.
    Es macht einen riesigen Spass, wenn das "Highspeed" Volumen aufgebraucht ist und dann mit 50 kBit, 3 GB das Upgrade machen muss. Pro PC.

  3. Sven Fischer sagt:

    Habe mich vertippt, muss natürlich 50 KByte heisen (384 KBit).

  4. Andreas sagt:

    Der erste Fehler ist schon, auf solchen Systemen Windows einzusetzen und die auch noch mit dem Internet zu verbinden.

    • Tim sagt:

      …gut das es nicht nur mir passiert, manchmal schnell, laut und falsch einen rauszuhauen ;)

      Glaubst Du, die Leute, die diesen Job machen, wären sowas wie ein voll ausgestattetes und ausgebildetes Sondereinsatzkommando? Deshalb nutzen die auch Spenden?

    • Andreas B sagt:

      Zu solchen Kommentaren wie diesem (meines leider Namensvetters), fällt einem nichts mehr ein … was man schriftlich sehen möchte.

  5. Paule21 sagt:

    Mein Vater nutzt einen Surf-Stick und durfte sich freuen, als mehrfach das Limit nach wenigen Stunden überschritten war und die Verbindung verlangsamt wurde, weil im Hintergrund ungefragt das unerwünschte Installationspaket geladen wurde. Eigentlich müsste Microsoft für die entstandenen Mehrkosten aufkommen, aber Kundenzufriedenheit ist in Redmond schon seit Jahren ein Fremdwort.

  6. Blupp sagt:

    Stimmt, die Leute dort haben wirklich ganz andere Probleme und können sich den Ausfall der IT eigentlich nicht leisten weil u.a. Leben davon abhängen.
    Ich bin mir aber fast sicher, dass sich auch dafür ein Fanboy findet der (sich) alles schönschreibt.
    Wünsche einen schönen Rest-Sonntag.

  7. Dieter Schmitz sagt:

    Diese angeblichen 64 kBit, die 1und1 oder Vodafone nach dem Verbrauch des Highspeed-Volumens versprechen, sind meiner Erfahrung nach eine SATTE Lüge.

    Bei mir ist noch jeder Download – ich bin leider auch auf HSPA angewiesen – mit einer Geschwindigkeit von 64 kBit nach einiger Zeit wegen Timeout abgebrochen…

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