Windows 10 und seine ‘Hardware-Hypotheken’

In diesem Blog-Beitrag werfe ich einen Blick auf das Thema Windows 10 in Verbindung mit Hardware und zeige Fallen auf, in die Nutzer dieses Betriebssystems rauschen (könnten).


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In der Theorie ist ganz einfach, die Hardware-Voraussetzungen von Windows 10 sind recht niedrig. Ich hatte das Ganze im Blog-Beitrag Windows 10: Upgrade-Matrix und Hardwareanforderungen zusammen getragen. Und in Windows 10-Anwenderkreisen hört und liest man öfters, dass nach dem Umstieg auf Windows 10 selbst die ältesten Kisten pfeilschnell laufen. Also alles paletti? Hier ein paar Punkte, die mir immer wieder über den Weg laufen.

Der RAM-Schwindel

Im Blog-Beitrag Windows 10: Upgrade-Matrix und Hardwareanforderungen sind die Hardware-Anforderungen für Windows 10 RTM folgendermaßen angegeben:

  • Prozessor: Prozessor oder SoC mit mindestens 1 GHz
  • RAM: 1 GB für 32-Bit oder 2 GB für 64-Bit
  • Festplattenspeicher: 16 GB für 32-Bit-Betriebssystem oder 20 GB für 64-Bit-Betriebssystem
  • Grafik-Karte: DirectX 9 oder höher mit WDDM 1.0 Treiber
  • Bildschirmauflösung: 1024×600

Ein Gigabyte RAM reichen für ein 32-Bit-Betriebssystem locker. Auf solchen Systemen wird Windows 10, nach meinen Erfahrungen, aber nicht wirklich Spaß machen. Selbst auf 4 GByte-Systemen läuft Windows 10 hier zwischenzeitlich nicht mehr wirklich flott.

Mit dem Anniversary Update hat Microsoft dann die RAM-Anforderungen für Geräte, die von OEMs mit 32-Bit-Windows 10 V 1607 ausgeliefert werden, auf 2 GByte heraufgesetzt (siehe Hardwareanforderungen für Windows 10 aktualisiert). Was mich irritiert: Die 2 GByte-Mindest-RAM-Größe bleibt bei 64-Bit-Windows 10 unverändert. Ich gehe davon aus, dass unter 4 GByte RAM nicht wirklich zu arbeiten ist.


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Ich tippe mal darauf, dass die ganzen 3D-Geschichten sowie weitere Features in Sachen Cortana bei Windows 10 Creators Update den RAM-Hunger weiter steigen lassen. Alle diese Features samt den ständig laufenden Diensten fressen einfach Ressourcen. An dieser Stelle ein kleiner Verweis auf diesen Dr. Windows-Beitrag, auch wenn dort die Ressourcenfresser-Thematik negiert wird.

Hier kommt eine unheilige Allianz auf die Anwender zu. Durch Windows-as-a-service wird das System mehrfach pro Jahr aktualisiert. Falls der Anwender sich zur RAM-Aufrüstung durchringt, scheitert dies oft an der Hardware. Bei Tablets ist RAM-Aufrüstung ein no go. Und die kommenden, ultraflachen Notebooks auf Basis von Apollo Lake werden mit gelötetem RAM daherkommen (siehe).

In Windows 10 kommt zwar eine neue Technik zur Speicherkomprimierung (Compression Store) zum Einsatz: Nicht benutzte Speicherseiten im RAM werden komprimiert, um Seitenauslagerung in die Auslagerungsdatei zu minimieren. Diese ist häufig aber für argen Ärger mit hoher CPU-Auslastung durch ntoskrnl.exe verbunden. Auf dieses Thema bin ich im Beitrag Windows 10: Hohe RAM-Auslastung durch ntoskrnl.exe eingegangen.

Warum man mit 32-/64-GByte-Systemen nicht glücklich wird

In den obigen Hardware-Anforderungen findet sich die Info, dass ein 32-Bit-Windows 10 ab 16 GByte läuft, bei einem 64-Bit-Windows 10 sollen 20 GByte reichen. Und so kommen immer wieder Low-Cost-Tablet- oder Hybrid-Systeme mit 32-GByte-SSD/eMMC-Speicher in den Verkauf. Die Masse der Geräte (z.B. im Vertrieb bei Medion) wird oder wurde mit 64-GByte-Festplatten/-SSD-Speicherkapazität ausgestattet. Vor ein paar Tagen habe ich die Info zum neuen SurfTab twin 11.6 von Trekstore VolksTablet gesehen und gedacht "die Leutchen werden nicht glücklich werden".

Bei mir sind zwei Systeme mit 64-GByte-SSD im Einsatz. Auf einem ist Windows 8.1, Office 2013, VMware Workstation 10, ein paar Tools und Camtasia (teilweise auf einer separaten Festplatte und nicht auf der SSD) installiert. Auf dem zweiten System läuft Windows 10 mit Office 2016. Das obige Dialogfeld wurde mir beim Upgrade-Versuch von Windows 8.1 auf Windows 10 Version 1607 angezeigt.

Dort konnte ich ein separates Laufwerk zur Auslagerung von Datei wählen. Als Folge wurde aber später das Rollback auf Windows 8.1 wegen Speicherplatzmangels verweigert. Ich habe dann das Windows 8.1-Backup zurückgelesen und gut war.

Ok, die gratis Upgrade-Geschichte auf Windows 10 ist vorbei, es wird nur noch wenige Upgrader von gekauften Lizenzen treffen. Aber bei meiner Windows 10-Maschine rausche ich eigentlich bei jedem Feature-Update und oft auch bei kumulativen Updates wegen fehlender freier Speicherkapazität in einem Installationsabbruch. Also muss ich eine Datenträgerbereinigung laufen lassen, die mit nicht benötigte Update-Pakete und Überbleibsel vom letzten Upgrade von der SSD putzt. Dann sind wieder 10 – 14 GByte frei und die Installation läuft durch. Kontrolliere ich im Nachgang die Festplattenbelegung, ist die freie Kapazität wieder auf 2-4 Gbyte geschrumpft. Also wieder die Datenträgerbereinigung anwerfen …

Und das wird nach meinem Eindruck nach nicht besser. Spaß macht ein solches System keinen mehr. Systeme mit Systemlaufwerken unter 128 GByte Kapazität sollte man in meinen Augen nicht mehr einsetzen. Das kollidiert aber mit der Microsoft-Philosophie, auch im Low-End-Tablet PC und Hybrid-Gerätebereich mitmischen zu wollen. Während Android-Tablets mit 8 GByte SSD und 2 GByte RAM noch laufen und entsprechend günstig sind, kann Microsoft wegen des großen Fußabdrucks (Foot Print) nicht mehr mithalten. Die Billig-Tablets für 200 Euro werden den Besitzern daher keinen wirklichen Spaß bringen, denn Windows 10 kommt ja "as a service" mit eingebautem Feature-Upgrade.

An der Hardware werdet ihr euch scheiden …

Der letzte Punkt, der mich immer wieder durch den Kopf geht: Der Windows as a service-Ansatz mit Feature-Upgrades wird auf Anwenderseite zu realem Frust führen. Nach jedem Feature-Upgrade steigen in den Foren und hier im Blog die Besucherzahlen von Leuten, die auf Upgrade-Fehler der Art 0xc1900101-0x20004, 0xc1900101-0x30017 etc. stoßen und einen Installationsabbruch mit Rollback erleben.

Oft sind veraltete Treiber und nicht mehr unterstützte BIOS-/Hardware-Komponenten die Ursache. Man liest dann "wieso versuchst Du eine so alte Kiste mit Windows 10 zu betreiben, bleibe bei dem vorher installierten Betriebssystem". Gerade bei Notebooks ist es eine Erfahrung, dass die Hersteller die Grafiktreiber für die verbauten (hybriden) Grafiklösungen nach kurzer Zeit nicht mehr für ein neues Windows aktualisieren.

Bei Windows as a service ist es leider so, dass auch irgendwann brandneue und mit Windows 10 RTM ausgelieferte Hardware in die Jahre kommt. Und dann fehlt bei einem Feature-Upgrade plötzlich die Treiberunterstützung. Schon ist es Essig mit dem Feature-Upgrade. Ich verweise zudem auf den Beitrag Windows 10, Version 1607: Treiber-Signierung geändert, die einen Vorgeschmack auf kommende Windows 10-Releases gibt.

Mir wird vermutlich wieder unterstellt, dass ich Windows 10 schlechte schreibe. Aber bei Lichte betrachtet bin ich nicht so sonderlich optimistisch, dass wir bezüglich der angesprochenen Punkte (samt Windows-as-a-service) auf einem guten und nachhaltigen Pfad sind. Möglicherweise habe ich auch einfach was übersehen und ihr zeigt in den Kommentaren, warum ich daneben liege. Der Artikel soll ja auch eine Diskussion bezüglich der Thematik anstoßen.

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4 Antworten zu Windows 10 und seine ‘Hardware-Hypotheken’

  1. Thorky sagt:

    Ich sitze gerade an einem älteren Rechner (ca. 5 Jahre) mit 4 GB und einer Hitachi HDD. Aufgespielt ist Windows 10 Home 64 Bit Anniversary und das BS läuft locker flockig und flüssig, soweit es um Systemstart, Internet und Office geht. Auch Fotos lassen sich flott bearbeiten und einscannen. Alles kein Problem!

    • Dieter Schmitz sagt:

      Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt beim Scannen ist nicht das Betriebssystem, sondern die Geschwindigkeit des Scanners.

      Somit eine Nullaussage.

  2. deo sagt:

    Sollte es nicht so sein, dass Featureupdates nur die Features aktivieren, die tatsächlich von der Hardware unterstützt werden.
    Dass Argument: "wieso versuchst Du eine so alte Kiste mit Windows 10 zu betreiben, bleibe bei dem vorher installierten Betriebssystem" ist ein Scheinargument, weil die Hardware letztes Jahr bei der RTM sicher ausreichen konnte, was aber kein Dauerzustand bleiben kann, aus den Folgen der Windows-as-a-service Zwangsbeglückung. Die Leute werden ins Upgrade zu Windows 10 genötigt und wenn man ihnen dann den Stinkefinger zeigt, sie seien selbst Schuld, werden sie wütend und MS so richtig lieben. Die Mission ist erfüllt, aber nicht so wie gedacht.
    Nach Windows 7 kommt nicht unweigerlich Windows 10. Da sind noch so Dinge wie Linux Mint und Ubuntu, die eine ganz andere Freiheit verheißen.
    Da kann es auch dem Marktführer mit der gewohnt guten Qualität anders werden.

  3. Herr Onur Ulusoy sagt:

    Hallo Leute. Mein Rechner (midi tower motherboard Gigabyte MA785GT-UD3H rev.1.0) habe ich 2009 als komplett System gekauft. Hauptmerkmal sollte BOiNC (rechnen für die Wissenschaft) sein. Vor diesem gab es nur seti@home. Brennen, Videobearbeitung Musik (MP3) und Spiele haben damals vor dem Kauf für mich eine Rolle gespielt. Was Sache ist, das man für mein Mainboard (SATA2, PCi-E 2.x, AM3 Sockel, DDR3 1666+ System) weder unter Gigabyte oder AMD keine aktuellen Chipsatz Treiber für Windows 10 Pro 64bit gibt. Die sind alle auf die neuere Version umgestiegen (die die es sich leisten konnten). Der Arbeitsspeicher liegt jetzt bei diesen auf DDR4. So lang die motherboard von Microsoft unterstützt wird, werde ich von dem funktionierenden nicht umsteigen. Lebet lang und in Frieden.

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