FBI hackte (illegal) mehr als 8.700 Computer in 120 Ländern

Das amerikanische FBI hat wohl auf Grund eines unrechtmäßig erlangten richterlichen Beschlusses mehr als 8.700 Computer in 120 Ländern mit Malware infiziert und gehackt.


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"Der Zweck heiligt die Mittel" (Machiavelli) – "legal, illegal, scheißegal" (ein Spruch der 68er). Motherboard kommt hier mit der Story (ein deutschsprachiger Beitrag findet sich bei heise.de), die durch ein Protokoll einer Beweisanhörung öffentlich wurde.

Worum geht es?

Bei Ermittlungen wegen Kinderpornografie hat das FBI einen Server beschlagnahmt. Statt den Server zu schließen, ließ man diesen wohl noch 13 Tage weiter laufen, um die IP-Adressen der "Kunden" zu ermitteln. Dazu hatte das FBI einen richterlichen Beschluss zur Sammlung von über 8.000 IP-Adresse erwirkt.

Malware vom FBI verteilt

Da die Besucher des Servers die Herkunft (teilweise) über Tor verschleierten, konnte das FBI mit den IP-Adressen aber wenig anfangen. Daher hat das FBI eine Malware auf dem Server bereitgestellt, die sich die Besucher dann einfingen. Die Malware übertrug danach die IP-Adressen der befallenen Rechner an Server des FBI. So konnten 8.700 Computer in 120 Ländern gehackt werden.

Richterlicher Beschluss illegal

Dieser richterliche Beschluss zur Erfassung der IP-Adressen war nach bisherigem US-Recht aber unrechtmäßig. Hintergrund: Der zuständige Richter hätte nur Anordnungen für seinen Bezirk erteilen dürfen. Das wird sich aber ändern, wie man bei Motherboard nachlesen kann. Ab dem 1. Dezember 2016 wird Richtern die erweiterte Erlaubnis für solche Beschlüsse zugestanden. Und es steht die Befürchtung im Raum, dass dies künftig nicht nur auf Ermittlungen zu Kinderpornographie beschränkt bleibt.


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Die Implikationen

Egal, wie man zum Thema Kinderpornographie steht, wirft das doch enorme Fragen auf. Die Pflichtverteidiger mehrerer Angeklagter kritisieren das Vorgehen des FBI. Denn es sind wohl weltweit 100.000 Personen von dieser richterlichen Anordnung betroffen gewesen. Auf dem Server war aber das Material nicht mehr verfügbar, als die Malware verteilt wurde. Jemand, der den Server besuchte und nicht gezielt nach den betreffenden URLs suchte, bekam von der Erfassung seiner IP nichts mit. Das erklärt wohl auch die Diskrepanz von 100.000 Betroffenen und nur 8.700 gehackten Systemen. Es kam deshalb wohl nur zu wenigen Anklagen.

Und jetzt spielen wir mal einen anderen Ball: Es gibt in den USA die Bestrebung, Verschlüsselung zu verbieten oder der Regierung Generalschlüssel zu liefern. Und es sind US-Firmen, die aktuelle Betriebssysteme, Software und Cloud-Angebote bereitstellen, in der Hoffnung, dass sich die Leute weltweit auf die Produkte stürzen und dort ihre Daten ablegen. Lest ggf. mal diesen Artikel und zieht aus den Informationen eure eigenen Schlüsse.


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6 Antworten zu FBI hackte (illegal) mehr als 8.700 Computer in 120 Ländern

  1. Tim sagt:

    Mein Schluss ist, das der gute Jarvis offenbar eine verzerrte Wahrnehmung von Deutschland hat:

    "USA hätten die einstigen Qualitätsmedien total versagt und schon vor der Wahl jegliches Vertrauen verspielt gehabt. Es gehe dort nur noch um klickträchtige News, bei denen "Katzen und Trump" sich als Bringer-Kombi erwiesen hätten."

    Denk ich an Griechenlandkriese, Brexit und Trump siehts hier nicht anders aus…
    Die Deutschen Medien sind amerikanisiert und hängen doch nur ein paar Jahre hinter dem großen Vorbild hinterher. Sind vielleicht sogar noch schlimmer, als die Originale, weil sie nur Kopien sind.

    Datenschutz wird hier als Wirtschaftsbremse erkannt, aufgeweicht und abgeschafft, auch entgegen Javis Erkenntnissen.

    Abgesehen von Maschinen, deren Steuerung und Shops leisten wir welchen Beitrag zu Computern und Internet? Kommen jetzt plötzlich Betriebssysteme, Spielkonsolen und wirklich erfolgreiche Spiele und Anwendungen aus Deutschland?

    Eigentlich erkennt er es ja sogar selber, das der Weg hier eben nicht besser beschritten wird, den er sich da wünscht:

    "Ein nun auf EU-Ebene diskutiertes Leistungsschutzrecht sei zudem reiner Protektionismus, der nichts bringe."

    Angeregt und fest vertreten durch bitte wen?

    Javis, du setzt da auf das falsche Pferd!
    Die Leute die hier was zu sagen haben, rennen dem Blödsinn nur hinterher…

    • Der Schlusssatz hatte zwei Komponenten: Den FBI-Hack und die Anregungen von Jarvis – mit der Implikation, dass jeder selbst was draus machen solle (was auch immer das ist).

      • Tim sagt:

        Nur ist das FBI eine Sache, auf die eine Schlussfolgerung noch sinnloser erscheint. Teile davon machen im Teamwork mit Richtern erst recht was sie wollen und für richtig halten, wie man im Artikel selbst ja erkennt.

        Die Ziele mögen edel sein, aber übers Ziel hinausgeschossen, nach geltendem Recht, sind sie trotzdem alle.

        Ein heißes Eisen, wo fängt es an und wo hört es auf?
        Im Prinzip sind FBI und Richter ja nun wirklich nix schlechtes. ;)

        Da irgendwas Schlussfolgern zu wollen, halte ich für sehr schwierig.

  2. Ja schon klar, aber was nützt uns diese Erkenntnis, das wir Bürger noch mehr Aufpassen müssen welche Daten wir irgendwo ablegen weil uns, unsere Regierung nicht schützt und im Fall USA auch nicht schützen kann oder will.

    Klar bin ich auch gegen Kinderpornographie, aber eine Demokratie mit Freiheitlichen Grundrechten kann und darf nicht die Grundrechte aller unter Generalverdacht stellen, gleiches gilt auch für unsere eigene VDS in Deutschland.

    "Eine Demokratie vertraut ihren Bürgern, eine Diktatur nicht"

    https://digitalcourage.de/weg-mit-vds

  3. Frank Bell sagt:

    Beim FBI haben wahrscheinlich Grüne und Spontis inzwischen das sagen:

    Legal, illegal, scheissegal.

    Und der (amerikanischen) Öffentlichkeit ist es auch egal.

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