Google hat ein Problem: Ein US-Gericht hat jetzt entschieden, dass der Konzern dem FBI Einsicht in Inhalte von Mails gewähren muss, die über den Google-Dienst GMail weltweit übermittelt werden.
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Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein russischer Mail-Anbieter wird von den dortigen Behörden dazu verdonnert, alle seine Mails, weltweit, auch von ausländischen Nutzern, seinen Strafverfolgern und Behörden offen zu lesen. Und das nicht geheim, sondern ganz offen per Gerichtsbeschluss. Ein weltweiter Aufschrei wäre gewiss – von den Russen erwartet man das ja irgendwie …
Amerika, Quo vadis?
Szenenwechsel: In Amerika sitze ja die Guten – und unter der Herrschaft des neuen Präsidenten ändert sich gerade rapide alles, was gestern noch als Gewissheit galt. Da blasen US-IT-Firmen lokale Cloud-Angebote auf und setzen einen deutschen Treuhänder ein, der diese Angebote hostet – um dem Zugriff der US-Justiz entzogen zu sein. Und es gibt ein Urteil, welches international gehostete Inhalte der Firma Microsoft dem Zugriff der US-Behörden (zumindest offiziell) entzieht. Sprich: Microsoft muss keine Mails oder Inhalte auf Anforderung der USB-Behörden freigeben, wenn diese auf Servern außerhalb der USA liegen.
Bei Google ist es jetzt anders – FBI soll Zugriff erhalten
Gerade ist ein Urteil eines US-Gerichts bekannt geworden, welches Google verpflichtet, dem FBI Zugriff auf E-Mails ausländischer Nutzer zu gewährleisten. Dies geht aus dieser Reuters-Meldung hervor. Ein deutschsprachiger Beitrag findet sich z.B. bei heise.de.
Es handelt sich zwar nur um ein Urteil eines Richters in Philadelphia, welches noch von anderen Urteilen abweicht. Aber Google hat ein Problem – aber so was von einem Problem: Jedes Android-Gerät weltweit, welches mit Google-Diensten zusammen arbeitet, besitzt ein GMail-Konto (wird bei der Android-Konfigurierung angelegt, um auf Google-Dienste und den Play Store zugreifen zu können). Auch der Zugriff auf weitere Google-Dienste erfolgt über GMail-Konten zur Authentifizierung. Alle diese GMail-Konten ständen (imho) dem FBI auf Anforderung zur Verfügung. Google geht nun gegen dieses Urteil vor der nächsten Instanz vor. Aber das Ganze hat Signalwirkung, wirft es doch ein bezeichnendes Schlaglicht auf die rechtliche Entwicklung in den USA. Wenn Du bei einem US-Anbieter ein Konto hast, gilt "mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen".
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Privacy Shield kippt gerade
Mit "Privacy Shield" gab es ja einen Nachfolger des vom EUgH gekippten Safe Harbor-Abkommen, welches einen minimalen Datenschutz für Europäer in den USA gewährleisten sollte. War aber eigentlich nur "weiße Salbe". Ich hatte im Blog-Beitrag EU und USA einigen sich auf neuen Safe Harbor-Deal "EU-US-Privacy Shield" das Thema im letzten Jahr kurz beleuchtet. Zitat aus einem Zeit Online-Artikel:
Ein Sieb als Schutzschild: Privacy Shield beruht auf den schriftlichen Zusagen eines Lügners, die NSA-Überwachung einzuschränken.
Und nun wird klar, wie groß die Löcher sind. Mit dem Wechsel der US-Präsidentschaft kippt das ganze Geschäftsmodell gerade. Ich habe es bisher im Blog noch nicht thematisiert – hatte es aber wegen der Cloud-Geschichten auf dem Radar. Ende Januar gab es eine lesenswerte Analyse vom Ex-Datenschutzbeauftragtem Peter Schaar bei heise.de. Wenn ich dann noch weiß, dass die Datenschutzgrundverordnung ab 2018 scharf wird
BTW: Für Leser mit viel Zeit – im Spätherbst 2016 fand ja ein DDoS-Angriff per IoT-Botnetz auf die Site von Brian Krebs statt. Irgendwann hat Google das Hosting übernommen und konnte den DDoS-Angriff abwehren. Dieser Artikel befasst sich mit Googles Sicht der Dinge bei diesem Vorfall.
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Hallo Herr Born,
Ein Google-Konto lässt sich, wenn auch etwas versteckt, mit einer eigenen E-Mail-Adresse ohne Gmail-Zwang anlegen: https://accounts.google.com/SignUpWithoutGmail?hl=de
Grüße, Martin Feuerstein
OK, danke für den Hinweis – war mir bisher entgangen.