Blog-Leser @Ralf H. hat mich vor gestern auf das Thema hingewiesen. Die CeBIT scheint an Besucherschwund zu leiden und sich zum 'Flop' hin zu entwickeln. Das Ganze wurde ja in den Medien schon thematisiert. Sterben die IT-nahen Messen in Zeiten des Internet?
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Die Messe AG verlegt in einer Hauruck-Aktion den Termin 2018 in den Juni, wie man in der Neue Presse und in der Hannoversche Allgemeine nachlesen kann.
CeBIT im persönlichen Rückblick
Ich selbst kenne noch die Zeiten, wo CeBIT und Hannover-Messe zusammen stattfanden. Damals wurde ich vom Arbeitgeber zum Messebesuch vergattert ('Born, fahren se mal hin und schreiben sie einen Bericht, den auch das Direktorium samt Vorstand lesen kann' – Fluch der bösen Tat, wenn man im Unternehmen als Schreiberling von Computerbüchern bekannt ist). Ich hab's gehasst, morgens um 4 oder 5 Uhr ins Auto und mit 3-4 Kollegen von Frankfurt nach Hannover schüsseln, einen Tag auf der Messe herumlungern und auf 'nichts wissendes Messepersonal' treffen. Den Bericht habe ich immer zusammen nageln können – aber es war oft ein verlorener Tag (und die liegen gebliebene Arbeit musste später erledigt werden).
Seit ich als frei fliegender Künstler unterwegs bin, hat es mich persönlich nur noch drei Mal zur CeBIT verschlagen. Einmal hieß es 'Born, wäre gut, wenn Sie kommen und beim Pearson Stand sowie beim Autorentreff des Verlags vorbei schauen' – das Rätsel löste sich dann, da ich mit einem Büchlein zu Windows 95 einen Bestseller verfasst hatte, dem am Ende 300 verkaufte Exemplare fehlten, um die 100.000er Marke zu knacken (Windows 98 kam einfach einen Monat zu früh). Gab einen 'Pokal', der bereits beim Gang zum Auto zerfiel. Hab das Zeugs weggeworfen. Die Plakette mit Gravur auf dem Marmorfuß habe ich noch – das Ereignis hat wohl 1998 stattgefunden. Lang ist's her.
Dann war ich mal mit Sohnemann auf der CeBIT – ist Jahre her (so 2006), er studierte noch – und wir waren erneut bei einer Autorenveranstaltung. Aber ich werde niemals sein Gesicht vergessen – auf der Hinfahrt war er 'Feuer und Flamme', und nach ein paar Stunden wurde der Gesichtsausdruck länger und länger. Abschließender Kommentar 'so ein Schmarren, dafür die Zeit zu opfern'.
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Das letzte Mal war eine Blogger-Hütte bei INTEL, wo ich den Kontakt zu anderen Bloggern suchte. Fand ich aber persönlich nicht so ergiebig – wenig Blogger, ständiges Gewusel, nix anständiges zu Essen und den jährliche CeBIT-Schnupfen (heute weiß ich, dass es eine Pollenallergie ist, die in Hannover zuschlug).
Der Informationsgehalt der Messekontakte war nahe Null. Aber vielleicht bin ich nicht so der Netzwerker. Ein Highlight gab es bei Kingston, wo ich mit viel Glück einen Kontakt zu einem Produktmanager bekam, mit dem ich nach dem Messebesuch das Thema USB 3.0-Sticks für Windows 8 To Go klären und im Blog thematisieren konnte. Nach meinem Sportunfall 2015 hat sich das Thema 'längere Reisen zu Messen' eh erledigt. Aber an meiner Abwesenheit kann die CeBIT nicht gescheitert sein …
Wie seht ihr das Thema: Messezeiten vorbei?
Und jetzt kommt ihr: Ist die Daseinsberechtigung solcher Messen im Zeitalter des Internet vorbei? Fahrt ihr noch zur CeBIT oder auf andere Messen? Wo bekommt ihr die Informationen her? Ist Netzwerken auf Messen das große Thema? Her mit euren Kommentaren.
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"Ist Netzwerken auf Messen das große Thema?"
Vielleicht liegt hier tatsächlich der Grund. Im Netzwerken, technischer und sozialer Art. Heute muss man nicht mehr auf einen bestimmten Termin, an einem bestimmten Ort, warten, um mit anderen in Kontakt zu treten.
Bestimmt knüpfen auch heute noch Leute Kontakte auf der CeBit, oder es ergeben sich Geschäfte, aber im Prinzip kennen sich die Firmen untereinander doch eh langsam.
Ich denke, schon durch die Entwicklung in unserer Kommunikation, mobil wie im Netz, sind Messen halt etwas ins Abseits geraten. Überflüssig sind sie aber eben auch nicht, vor allem für neue Gesichter und Firmen.
Halt ein Händlertreffen…
Die Art der Messe ist halt entscheidend und der Informationsgewinn und der ist auf der CeBit eben mager, weil Informationen heute andere Kanäle nutzen… oder direkt auf Hausmessen/ Veranstaltungen der Hersteller selbst fließen, oder eh offen im Netz zu finden sind.
Vermutlich schrumpft sich das ganze einfach zur erforderlichen Größe zusammen, weil das eben der aktuelle Bedarf ist. Man tut ja immer so, als müsse auch die Messe ständig neue Rekorde aufstellen und sich von Jahr zu Jahr selber, wie ein Produkt, besser verkaufen und Gewinne einfahren. Aus Sicht der Betreiber vielleicht auch das, ja… aber eben nicht für die Teilnehmer. Da haben die Betreiber halt Pech.
Nebenbei sind "Unmanned Systems" doch einer der Schwerpunkte der CeBit ;)
Als ehemaliger Messebauer fand ich Messen (auch schon zu den Zeiten als ich damit mein Geld Verdient habe) schon immer völlig unwirtschaftlich und unrentabel, da reisen dann zig Messebauer für 14 Tage nach Hannover Bauen einen Riesigen Stand für 5 Tage auf der anschließend zu gut 90% in den Müll gekloppt wird, sieht das nach eurer Meinung sinnvoll und rentabel aus?
Da schau ich doch lieber bei wlw nach wer was herstellt und kontaktiere direkt eine oder mehr Firmen die mich interessieren!
Für mich liegt es an der Einstellung. Heute will man nur noch Fachbesucher und beschimpft alle anderen Besucher als Beutelratten, die nur an Kugelschreibern und Taschen interessiert seien. Und auf der anderen Seite jault man über den Facharbeitermangel. Und verpasst jede Chance, für die Arbeit und Ausbildung/Studium zu begeistern.
Ich bin damals auf der Messe zum Programmieren gekommen. Nach einem längeren Gespräch auf dem Microsoft-Stand (da war er noch nicht so hyper-multimedial) und dem Angebot, den C++ Compiler zu einem Einstandspreis zu kaufen. Habe ich damals gemacht und nachdem die zig Disketten angekommen waren, auch dabei geblieben.
Heute fühlt sich das Standpersonal als etwas Besseres, das nur noch mit Anzugträgern redet.
"Heute fühlt sich das Standpersonal als etwas Besseres, das nur noch mit Anzugträgern redet."
Da widerspreche ich Dir. Das war schon früher so. Ich erinnere mich da gut an eine Begebenheit, als ich das Geld für 50 nagelneue 28k8-Modems in der Tasche hatte, aber den Fehler beging, in Jeans mit Haaren bis zum Hintern auf dem Kopf zur CeBIT zu gehen. Jeder Anzugträger, der nach mir an den Stand kam und wie ich darauf wartete, dass ein Mitarbeiter frei wurde, wurde vorgezogen. Ich werde den Hersteller nicht nennen. Ich wurde dann an einem anderen Stand fündig. Seitdem habe ich für meinen Aufzug eine simple Rechtfertigung: "Wissen Sie, warum ich keinen Anzug trage? Weil ich es nicht muss."
Das ich als Besucher mal auf einer Computermesse war ist schon sehr lange her, war glaube ich in den 90ern in Wetzlar (Avitos Hausmesse) nachdem wir die Wassergekühlten PCs belächelt und bestaunt hatten, haben wir und die 1TB Speicherlösungen von LaCie Bestaunt, dann sind wir zum Microsoft Stand gewechselt und dort Mitarbeiter erst mal Rund gemacht wieso in der Suche von Windows 2000 Professionell so ein Blöder sich kratzender Hund sitzen würde, man könne doch von einem Professionellen Betriebssystem mehr erwarten als so einen blöden Köter in der Suche.
Hat eigentlich Spaß gemacht :)
Ansonsten meide ich eigentlich eher Messen, ist mir zu laut und zu viele Menschen dort.
Früher waren die besonders die Hannoverschen Messen immer eine Reise wert.
Es gab viel zu sehen, den einen oder anderen Supporter kannte man dann nicht nur vom Telefon oder Fax… und es war immer mit viel Stress verbunden.
Das letzte Mal war ich auf der Cebit 1998, extra aus Portugal angeflogen um Kontakte zu pflegen und sich um bestimmte neue Bereiche aus erster Hand zu informieren… das Internet war dies bezüglich noch nicht sooo weit… wir hatten ja nix ;-)
Heute würde ich solch eine Messe nur noch für Fachpersonal einbringen, besonders um Produkte/Produzenten aus Fernost oder Amerika zu treffen und sich vorzustellen, für den Privatmensch ist das alles nichts mehr.
Ich bin nur ein einziges Mal im Jahre 2000 auf der Cebit gewesen, damals war der absolute Höhepunkt der Besucherzahlen erreicht, dementsprechend genervt und gerädert war ich dann auf der Heimfahrt.
Die Tage als Massenmesse für Fachpublikum und Privatpersonen ist Gott sei dank vorbei. Weshalb man jetzt diesen Zeiten nachtrauert, kann ich nicht verstehen.
Klasse statt Masse sollte die Devise sein und damit kann man nicht Besucherzahlen jenseits der 250000 erreichen.