Barrierefreiheit im Edge-Browser und bei Windows 10

Microsoft versucht im Bereich Barrierefreiheit mit Funktionen zur erleichterten Bedienung zu punkten. Hierzu hat man in den letzten Tagen verschiedene Blog-Beiträge rund um das Thema erleichterte Bedienung und Barrierefreiheit veröffentlicht. Hier einige Informationen und einige persönliche Gedanken.


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Bei Microsoft laufen intern einige Projekte in Richtung Unterstützung von Menschen mit Behinderungen durch Software und Produkte. Das ist erst einmal zu begrüßen. Ich selbst hatte mich bei Microsoft mal kurz in das Thema eingeklinkt, da ich mich vor längerer Zeit (im Rahmen dieses Buchtitels) zum Thema befasst habe. Auszüge aus dem Buchtitel sind hier abrufbar. Ich bin dann aber recht schnell bei Microsoft aus den betreffenden Mailing-Gruppen wieder ausgestiegen (ich formuliere es mal so: weil sich das Ganze für mich als recht unergiebig darstellte). Aber auf dem Papier tut sich bei Microsoft was.

Was ist bei Windows geplant

Jeder Windows-Anwender kennt die Funktionen zur erleichterten Bedienung, die die Verwendung des Betriebssystems durch Menschen mit visuellen Beeinträchtigungen, mit Hörschwierigkeiten oder mit taktilen Beeinträchtigungen ermöglichen sollen.

In Windows 10 versucht Microsoft diese Ansätze – wohl auch auf Grund von Feedback aus den eingangs erwähnten Projekten – weiter zu entwickeln. Vor einigen Tagen ist im MSDN-Blog der englischsprachige Beitrag Windows Accessibility: What to Expect Later This Year erschienen. Im Beitrag widmet man sich dem Thema erleichterte Bedienung und beschreibt, was man künftig in diesem Bereich für Windows 10 plant.

Auch Edge soll barrierefreier werden

In einem zweiten Blog-Post Accessibility improvements in EdgeHTML 15 beschreiben die Entwickler, was man alles am Edge-Browser verbessert hat, um die Barrierefreiheit zu verbessern. So gibt es eine API, auf die Screen-Reader zugreifen können, so dass Vorlesefunktionen verbessert werden. Oder Seiten sollten für Menschen mit reduziertem Sehvermögen besser lesbar werden.


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Und wo klemmt es?

Martin Geuß hat vor ein paar Tagen diesen Artikel zum Thema verfasst. Er hebt hervor, dass Menschen, die auf diese assistive Unterstützung angewiesen sind, ein kostenfreies Upgrade auf Windows 10 bekommen. Auch das kostenfreie Upgrade von Windows 10 S auf Windows 10 Pro wird thematisiert. Das hört sich auf den ersten Blick alles großartig an.

Ich möchte das nicht klein reden – es ist gut, wenn sich Hersteller in diesem Bereich engagieren. Wo ich allerdings arge Bauchschmerzen bekomme: Windows as a service passt nun so überhaupt nicht mit assistiven Lösungen von Drittherstellern zusammen. Diese Anbieter müssen oft große Klimmzüge unternehmen, um ihrer Hard- und Softwarelösungen auf eine bestehende Windows-Version abzustimmen.

Erfahrungen meinerseits aus dem oben zitierten Buchprojekt: Vor fast 10 Jahren war es ein riesiges Problem, dass die assistiven Sonderlösungen oft noch unter Windows XP liefen und nicht unter Windows Vista oder Windows 7 verfügbar waren. Wann eine Anpassung durch die Firmen erfolgen würde, stand oft nicht fest. Der Umstieg von Windows XP auf Vista oder Windows 7 war für diese Betroffenen also nicht möglich. Selbst wenn die Lösung technisch irgendwann supported wurde, scheiterte es dann an der Kostenübernahme durch die Kostenträger (nicht alles, was wünschenwert erschien, ist auch sinnvoll – ein bunteres Vista leistete im Hinblick auf einen Screen-Reader nicht mehr als eine funktionierende Windows XP-Lösung).

Betroffene bekommen die oft extrem teuren Sonderlösungen über die Sozialträger finanziert oder bezuschusst. Da wird nicht alle paar Tage ein Service bezahlt, um das Betriebssystem zu aktualisieren oder Hard- und Software auf eine neue Version zu heben. Hilfsmittel müssen oft über viele Jahre halten.

Da ist alleine das 'Basteln' von Microsoft an Apps oder der Benutzeroberfläche (zumindest aus meiner Sicht) für die Betroffenen, die ggf. noch unter kognitiven Einschränkungen leiden, nicht gerade förderlich. Wenn ich mir dann noch ausmale, dass eine mehrere tausend Euro teure Speziallösung plötzlich streikt oder unbrauchbar wird, weil Microsoft mal wieder ein sinnloses Feature Upgrade für Windows 10 rausgeschoben hat, dann passt das alles mit den 'heile Welt' Blog-Beiträgen des Herstellers nicht zusammen. Im Gegenteil, das Gratis-Upgrade auf Windows 10 dürfte sich für manchen Betroffenen als Danaergeschenk erweisen.

Bei Office sehe ich einen ähnlichen Ansatz – früher kaufte man ein Word und hatte dort mindestens 10 Jahre Support. Jetzt soll man, nach den Plänen Microsofts, ein Office 365-Abo erwerben, und das Produkt soll zwei Mal im Jahr aktualisiert werden. Kaufprodukte ohne Abo werden ab 2020 keinen Zugriff mehr auf bestimmten Online-Dienste bekommen (siehe den Blog-Beitrag Sargnagel für Standalone MS Office ProPlus-Versionen?). Das passt für mich hinten und vorne nicht zusammen.


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