[English]Noch eine kleine Nachricht zum Wochenende: Microsoft hat ein Problem mit Windows 10-Systemen, die auf Intel Clover Trail CPUs basieren. Dort klappt die Installation des Windows 10 Creators Update nicht. Daher will man nun aber Sicherheitsupdates für Windows 10 Anniversary Update bis zum Jahr 2023 bereitstellen.
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Das ist ja mal eine Wendung, die Microsoft da (nicht ganz unfreiwillig hingelegt hat). Wir haben einen weiteren Fall, wo die Windows-Entwickler mit ihrem 'Windows as a service'-Ansatz mit Karacho frontal gegen die Wand gefahren sind.
Worum geht es?
Für die Nutzer, die im Tal der Ahnungslosen mit Linux, macOS oder Windows 7 und Windows 8.1 unterwegs sind: Windows 10 wird ja nach dem Willen von Microsofts Oberen als "Windows as a service" ausgeliefert. Zweimal im Jahr bekommt der Anwender ein Zwangs-Upgrade, vornehm als Funktionsupdate verklausuliert, vor den Latz geknallt.
Da ändern sich nicht nur zahlreiche Funktionen – bei Funktionsupdates bleibt häufig kein Stein auf dem anderen. Führt dazu, dass manch Anwender sich nicht mehr unter Windows 10 auskennt (so einen Winkelzug hatte ich z.B. nebenbei im Blog-Beitrag Windows Defender Offline scannt nicht beschrieben). Noch schlimmer trifft es manche Anwender, deren Software nach einem Funktionsupdate nicht mehr funktioniert (Beispiel ist Star Money 9, siehe mein Blog-Beitrag Windows10 Version 1607: Aus für StarMoney 9!).
Legendär sind auch die Fälle, wo Hardware nach einem Funktionsupdate nicht mehr funktioniert. Ich erinnere nur beispielhaft an den Blog-Beitrag Windows 10 Anniversary Update macht Webcam unbrauchbar. Ähnliche Kollateralschäden gibt es mehrere, die hier im Blog thematisiert sind.
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Und es gibt Nutzer, deren Systeme das Update auf eine neue Build nicht schaffen, weil Hardware oder Software blockieren. Dann bleiben die Nutzer auf einer Windows 10-Build hängen. Microsoft rollt, um größeren Ärger zu vermeiden, Funktionsupdates nur noch selektiv aus. Das führt dazu, dass es oft Monate dauert, bis ein Nutzer das Upgrade auf eine neue Build angeboten bekommt. Im Blog-Beitrag Creators Update erst auf 50,1 % der Windows 10 Systeme hatte ich darauf hingewiesen, dass erst jedes zweite Windows 10-System mit dem aktuellen Windows 10 Creators Update läuft, während im September 2017 bereits das Windows 10 Fall Creators Update ansteht.
(Quelle: AdDuplex)
AdDuplex hat aktuell die obige Grafik herausgegeben, die die Verteilung der Windows 10-Build zeigt. Überzeugend ist diese Fragmentierung nicht. Aber jetzt kommt noch ein Problem hinzu.
Windows 10 und das Clover Trail-Problem
Zu Windows 8-Zeiten wurden eine Reihe Systeme mit Intels Clover Trail-CPU ausgeliefert. Käufer dieser Systeme konnten auf Windows 8.1 aktualisieren und wurden teilweise per Zwangs-Update auf Windows 10 Version 1507 umgestellt. Das ist der erste Akt in diesem Drama.
Die Zwischenakte verliefen dann recht unspektakulär: Microsoft rollte Windows 10 Version 1511 (im November 2015) und dann Windows 10 Version 1607, auch als Anniversary Update bekannt, aus. Die betreffenden Clover Trail-Maschinen wurden in der Regel auf die neue Build umgestellt. So hätte es weitergehen können, wenn sie zwischenzeitlich nicht gestorben wären …
Kommen wir zum Finale: Benutzer mit Clover Tail Maschinen bekamen beim Funktionsupdate von Windows 10 Anniversary Update auf Windows 10 Creators Update richtig Ärger. Auf dem Bildschirm erschien plötzlich die nachstehende Meldung des Installationsassistenten.
(Quelle: ZDNet.com)
Der Screenshot oben signalisiert, dass Windows 10 nicht länger auf diesem PC unterstützt werde. Man möge doch eine App deinstallieren, um das System kompatibel zu machen. Ich hatte im Blog-Beitrag Windows 10 und die Clover Trail-Falle auf dieses Problem hingewiesen.
Systeme mit Clover Trail-CPUs (Intel Atom Z2760, Z2520, Z2560 oder Z2580) lassen sich nicht auf Windows 10 Version 1703 (Creators Update) aktualisieren, weil Intel angeblich keine Treiber liefert. Nun könnte man natürlich sagen: Was kümmert es mich, wenn ein Sack Reis umfällt, bleibe ich auf Windows 10 Anniversary Update und lasse Microsoft seine Winkelzüge bei anderen Nutzern machen.
Forsch, wie das Microsoft Management nun mal ist, hat man bei Windows 10 und dem Windows as a service beschlossen, dass die Consumer- und Business-Systeme nach 18 Monaten keine Updates mehr bekommen. Die Nutzer müssen halt auf die neuen Builds aktualisieren – Ausnahme stellt lediglich Windows 10 Enterprise LTSB dar (das bekommt 10 Jahre Support).
Für Windows 10 RTM (Version 1507) ist der Support beispielsweise am 9. Mai 2017 ausgelaufen (wie ich im Artikel Support für Windows 10 RTM endet am 9. Mai 2017 berichtete – Microsoft hat ja deutlich an diesen Termin erinnert). Nun ja, so ganz ohne Kollateralschäden kam dieser Termin nicht zustande: Weil der Februar 2017 Patchday ausfiel, verlängerte Microsoft die Supportphase bis Mai (siehe auch mein Blog-Beitrag Windows 10: Support für RTM-Version auf Mai 2017 verlängert).
Ruderübung: Microsoft gewährt Support bis 2023
Nachdem der US-Autor Ed Bot das Update-Problem auf Windows 10 Creators Update im ZDNet-Artikel Microsoft cuts off Windows 10 support early for some PCs aufgegriffen hat, ging die Geschichte viral. Blogs und Magazine griffen das Ganze auf – und es gab mal wieder ein verheerendes Echo (mit Recht), das die Besitzer von Clover Trail-Hardware bald auf einem nicht mehr unterstützten Windows 10 sitzen.
Das hat Microsoft veranlasst, zurück zu rudern und Ed Bot eine Stellungnahme mit erstaunlichem Inhalt zu schicken. Die scheinbar in Stein gemeißelte Wahrheit, dass nach 18 Monaten der Support für eine Windows 10-Build endet, gilt nicht mehr. Für Windows 10 Version 1607 wird Microsoft zwar keine Funktionsupdates für Clover Trail Hardware anbieten (man schiebt das auf Intels fehlende Treiber). Sicherheitsupdates für diese Maschinen gibt es aber nun bis 2023. Hier die Nachricht von Microsoft an Bot (Quelle: ZDNet-Beitrag Microsoft agrees to extend support deadline for Clover Trail PCs). Hier der vollständige Text von Microsoft:
With Windows 10, we introduced Windows as a Service, a model for continuous value delivery via twice annual feature updates and monthly quality updates. Along with this updated delivery cadence, we adjusted our support lifecycle policies to reflect the Windows as a Service model. Recognizing that a combination of hardware, driver and firmware support is required to have a good Windows 10 experience, we updated our support lifecycle policy to align with the hardware support period for a given device. If a hardware partner stops supporting a given device or one of its key components and stops providing driver updates, firmware updates, or fixes, it may mean that device will not be able to properly run a future Windows 10 feature update.
This is the case with devices utilizing Intel Clover Trail Atom Processors1 today: they require additional hardware support to provide the best possible experience when updating to the latest Windows 10 feature update, the Windows 10 Creators Update. However, these systems are no longer supported by Intel (End of Interactive Support), and without the necessary driver support, they may be incapable of moving to the Windows 10 Creators Update without a potential performance impact.
We know issues like this exist and we actively work to identify the best support path for older hardware. As part of our commitment to customers, we will be offering the Windows 10 Anniversary Update to these Intel Clover Trail devices on Windows 10, which we know provides a good user experience. To keep our customers secure, we will provide security updates to these specific devices running the Windows 10 Anniversary Update until January of 2023, which aligns with the original Windows 8.1 extended support period.
Betrifft Geräte mit den Intel Atom Prozessoren Z2760, Z2580, Z2560, Z2520. Ob Sicherheitsupdates nur für diese Plattformen oder global bereitgestellt werden, geht aus obigem Text nicht genau hervor.
Rolle rückwärts, die Zukunft wird spannend
Das ist schon mehr als eine Rolle rückwärts. Es bleibt spannend, wie man das in künftigen Builds mit nicht unterstützten CPUs handhaben will. Aus meinem bescheidenen Blickwinkel ergeben sich gleich mehrere Schlüsse: Ich habe hier im Blog ja häufiger argumentiert, dass das ganze Funktionsupdate-Geraffel ziemlicher Murks ist. Aber erst, wenn Microsoft gegen die Wand rumst, korrigiert man zwangsweise den Kurs (etwas).
Dieser 'Unfall' eröffnet so manchem Nutzer aber möglicherweise eine geniale Chance, eine Art Windows 10 LTSB für Arme zu bekommen. Man greift sich das Windows 10 Anniversary Update (Version 1607) und installiert dieses in eine virtuelle Disk als VHD-Installation (geht mit Windows 10 Pro). Dann sind keine Funktionsupdates möglich (wird bei VHD-Installationen nicht unterstützt). Anschließend legt man die Axt an die diversen Apps und nicht benötigten Features (kann per DISM oder DISM++ geschehen). Als Ergebnis bekommt man ein Betriebssystem, welches mit Sicherheitsupdates bis 2023 versorgt wird – fast schon paradiesische Zustände – oder? Microsoft könnte dem nur durch eine CPU-Erkennung bei der Update-Bereitstellung und Installation entgegen steuern. Falls dies passiert, wird das wieder einen Sturm im Wasserglas mit entsprechend schlechter Presse geben. So oder so werde ich als Blogger wieder viel zu berichten haben.
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wenn das so weiter geht, hat Microsoft eine Fragmentierung wie bei Android.
Das mit der vhd probier ich mal aus.
Feststellungen mit 1703Pro als Host + 1607Pro und 1507Pro jeweils als vhd:
– in den VHD-Installationen werden die OS-Upgrades angeboten, heruntergeladen und brechen dann mit Fehlermeldung ab. Zusätzlich legt sich der Windows 10 Upgrade Assistent auf dem Desktop ab.
– in 1507: Es wurden bis zum Juni die Updates installiert. Juli Update KB4025338 wird nicht gefunden und lässt sich auch nicht manuell installieren.
Ich würde mir die Patches auch aus dem MS Update Katalog herunter laden.
Die Verteilung wird dann wieder mal spannend.
… mit anderen Worten, die Leute bekommen das, was sie mit Windows 8 gekauft haben: Support bis 2023 … Fazit: Außer Spesen nix gewesen.
Hört sich doch schon ein bisschen besser an.