Kickt Microsoft auch bald die Surface-Produktlinie?

Wird Microsoft, ähnlich bei Windows Phone, beim Microsoft Band oder beim Dienst Groove, früher oder später die Reißleine bei den Surface-Tablets ziehen und diese beerdigen?


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Zumindest geht dieses Gerücht um, wie The Register hier berichtet. Das plötzliche Ende des Groove Musikdiensts (siehe Microsoft zieht den Stecker: Aus für Groove Music) gibt Raum für Spekulationen.

Das Canalys Channels Forum

Das Canalys Channels Forum fand vom 3. bis 5. Oktober 2017 in Venedig statt (siehe hier). Die Canalys Channel Foren sind seit langem eine vertrauenswürdige Quelle für Informationen, Erkenntnisse und Innovationen. Ziel ist es, den Teilnehmern Einschätzungen von Branchenführern im Bereich Hard- und Software zu vermitteln, damit diese Anhaltspunkte bekommen, um um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, und entsprechende Geschäftsstrategien entwickeln können.

Einschätzungen aus dem Canalys Channels Forum

Auf dem Canalys Channels Forum hieß es von Managern der PC-Hersteller und einem Channel-Beobachter: 'Microsoft wird sein defizitäres Surface Hardware-Geschäft bis 2019 beenden'.

Canalys CEO Steve Brazier sagte auf dem zehnten Canalys Channels Forum in Venedig, dass Microsoft CEO Satya Nadella die Produktlinie einstellen werde, 'weil er ein Software-Typ, ein Cloud-Typ sei'. Brazier wies dabei auf das Ende der Microsoft Smartphone-Linie hin. Er fügte hinzu, dass die Performance der Surface-Produktlinie sehr unstetig sei. Es gäbe gute und schlechte Quartale. Aber Microsoft verdiene kein Geld mit den Surfaces. Daher machen die Surface-Geräte für Microsoft keinen Sinn und es bringt nichts, in diesem Geschäftsfeld [weiter] aktiv zu sein. Er sagte:


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"When the capital expenditure challenge that Satya Nadella has taken Microsoft down becomes visible to Wall Street, everyone will ask him 'Why have you gone to a low margin business?'"

Sobald sich die Investitionen, die Microsoft in diesem Produktbereich getätigt hat, sich an der Wall Street (im Microsoft Kurs) sichtbar werden, wird jeder Nadella fragen:"Warum sind Sie in ein Geschäft mit niedrigen Margen eingestiegen?" Dann wird das Unternehmen Kosten einsparen müssen, um den Gewinn zu erhöhen. 'Microsoft hat eine Menge Potential, um die internen Kosten zu senken', sagte Brazier, und er fügt hinzu: "Surface wird das erste Ziel sein."

Bereits für die ersten Surfaces RT musste Microsoft 900 Millionen US $ abschreiben. Zudem steht Microsoft mit seinen OEMs im Wettbewerb, was bereits bei der Vorstellung der Surface-Produktlinie für Irritationen sorgte.

Die Reißleine wird 2019 oder früher gezogen

Gianfranco Lanci, Corporate President und Chief Operating Officer bei Lenovo, kommentierte ebenfalls den prognostizierten Untergang der Surface-Produktlinie beim Canalys-Ereignis und sagte, er glaube, dass Microsoft den Stecker seiner PC-Hardware-Einheit vor 2019 ziehen könne.

"Es könnte früher sein", sagte er auf der Bühne zu Brazier. Microsoft verdient eine Menge Geld in der Cloud, macht eine Menge Geld mit Windows und Office, aber verbrennt eine Menge Geld mit seinen [Surface] Geräten. Laut Lanci sei es 'offen gesagt, schwierig zu verstehen, warum sie weiterhin Geld verlieren sollten. Für [Microsoft] ist es eine sehr schwierige Übung, Hardwareprodukte zu entwickeln und zu vertreiben. Sie müssen bei jedem einzelnen Detail vorsichtig sein, denn die Marge ist so gering.'

Ein weiterer Teilnehmer, Dell Chief Commercial Officer Marius Haas, stimmte darin überein, dass Microsoft "wahrscheinlich etwas langsamer werden wird", in Bezug auf die Surfaces. Haas erklärte gegenüber The Register, "dass es sinnvoll sei, seine Hardware zu nutzen, um die Gesamtfähigkeit der[Software]-Plattform zu demonstrieren". Laut Haas habe Microsoft aber niemals beabsichtigt, ein breites Portfolio mit einem Produkt für jeden Formfaktor zu schaffen. Die bisherige Entwicklung läuft also in eine Sackgasse, in der viel Geld verbrannt wird.

In seinem letzten Quartal verzeichnete Microsoft einen Umsatzrückgang bei den Surfaces von $20 Mio. oder zwei Prozent, obwohl es nicht das einzige Gerät war, das in der Redmond-Bilanz schwächelte. Die schlechten Ergebnisse in der gesamten Surface-Segment waren, wenig überraschend, auf den schwachen Telefonverkauf zurückzuführen, der im Jahresvergleich um 361 Millionen US-Dollar zurückging.

Fasst man die Aussagen im Panel zusammen, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Und da Nadella auf die Wallstreet schauen muss, dürfte bald die Axt an die Surfaces gelegt werden – schlechte Aussichten für die Fans dieser Tablet PCs. Oder wie seht ihr das so?


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9 Antworten zu Kickt Microsoft auch bald die Surface-Produktlinie?

  1. Paule21 sagt:

    Überrascht mich nicht. Die Geräte sind schlicht viel zu teuer und daher ein Nischen-Produkt. Sollten sie damit wirklich Verluste einfahren, werden sie es eben aus dem Programm nehmen. Microsoft ist einfach ein Software-Unternehmen und vielleicht sollten sie da auch bleiben.

  2. janil sagt:

    Das passt momentan in das Produktmanagment von MS und kommt für mich deshalb nicht überraschend. Außer Win 10 habe ich mich von allen Überlegungen, irgendetwas von MS zu beziehen, verabschiedet. Ein ganz kleines bisschen Produktstabilität bei MS wäre wünschenswert aber das Einzige was stabil ist, ist ihre Instabilität.

  3. Tim sagt:

    Würd mich nicht wundern.

    Nadella wird als "netter" Chef wahrgenommen und das sind immer die, die am Ende entäuschen. Morgens freundlich grüßen, nachmittags Leute entlassen. Bei solchen Typen weißt du nie, woran du bist. Nicht Fisch, nicht Fleisch.
    Das Geld und Zahlen extrem in den Mittelpunkt gerückt sind, ist seit Jahren deutlich zu spüren, denn das ist das Gift was aus Microsofts Ideenschmiede ein mieses Unternehmen macht. Andererseits wird und wurde Geld für Minecraft und Co aus dem Fenster geworfen… Passt irgendwie doch alles nicht zusammen.

    Unterm Strich heißt das wohl:
    MS hat sich an den großkotzigen fixen Ideen selbst verschluckt?

    Von der Geräteübergreifenden Idee eines Win10 Universums bleibt also wohl nichts übrig. Setzt sich ja niemand bei Microsoft dafür ein und das ist schon seltsam daran.
    Oder werden solche Leute dann einfach nur geblockt?
    Am Ende bleiben uns wohl mobile Apps am PC die dort vollkommen sinnfrei sind?

    Oder stampft man Windows gleich mit ein? Gewagte These, aber auch möglich, warum auch nicht. Verdient MS auch nix dran…

    Letztlich hätte MS also viel Geld gespart, wenn sie sich und uns diese Windows 10 (Alb-)Traumwelt erspart hätten und die letzten Jahre was ordentliches gemacht hätten? Statt fixen Ideen hinterher zu rennen, die kurz bevor es richtig losgehen konnte, schon wieder beerdigt wurden? Obwohl es immer starken Gegenwind zu den fixen Ideen gab? So wie vorm noch ungelegten Ei Windows S?

    Was hat man denn erwartet? Das Smartphones mit Hub Computer ablösen und deshalb von jetzt auf gleich ein riesen Geschäft werden?

    Wenns so kommen sollte, dann wär das echt nen dicker Hund.
    Kritik gab es schließlich genug und die Antwort lautete immer: Wir hören auf unsere Kundschaft.
    Wohl doch nicht, oder nur auf den Teil der blind alles kauft… egal ob er es braucht, es funktioniert oder eben auch nicht.

  4. Dieter Schmitz sagt:

    Microsoft wird sein defizitäres Surface Hardware-Geschäft bis 2019 beenden.

    Was wird denn aus dem Drehknopf "Surface Dial"?

    Angeblich sollte das das tollste, beste Bedienkonzept, überhaupt, aller Zeiten sein.

    Wieder so ein Schuss in den Ofen? Verwendet das jemand?

    Warum gibt es im Jahr 2017 immer noch Nieten in Nadelstreifen?

  5. Ingo sagt:

    Es ist aber schon klar, wozu die ganze Surface Reihe eigentlich gedacht war, oder?
    Das sollte die Hersteller zu neuen Formfaktoren inspirieren und zeigen, was mit der Windows Plattform möglich ist. Zeigen, dass man auch schicke Geräte bauen kann, ohne dass da nun unbedingt ein Apfel drauf kleben muss. Und viele Techniken demonstrieren, die Microsoft sich als Zukunft des PCs vorstellt. Und genau das hat man doch erreicht. Die 2-in-1 Geräteklasse boomt, kaum ein Hersteller hat nicht irgendwas in der Richtung im Programm.

    Die ganze Surface Reihe ist nichts anderes als eine Demo-Plattform für Windows und die Microsoft Dienste und ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei der Preisgestaltung jemals geplant hat, damit gigantische Gewinne einzufahren.

    Surface ist ein Leuchtturm-Projekt, was sein Ziel erreicht hat. Ob man es nun einstellt oder nicht, wird sich zeigen. Analysten haben ja schon viel berichtet und dass die Konkurrenz Microsoft lieber gestern als heute weg vom Hardware-Business sehen würde auch nicht.

    • Tim sagt:

      "Das sollte die Hersteller zu neuen Formfaktoren inspirieren und zeigen"

      Häää? Hatte Microsoft zu dem Zeitpunkt niemand erzählt, das Apple und Google zu dieser Zeit schon erfolgreich mit solchen "Formfaktoren" waren?
      Der Wunsch war wohl eher, das ein vermurkstes Windows den Weg in diese Klasse findet, nur hat Windows an der Stelle halt ein Hardware Leistungsproblem… Deswegen ja auch der trostlose und verzweifelte Abstieg in die App Liga.

      Sowas was @Dieter Schmitz anspricht, „Surface Dial" oder Konzepte in der Art vom Studio wären Gerätschaften gewesen, die hätten aufgegriffen werden können. Aber was ist daraus denn geworden in Zusammenarbeit mit Partnern wie Dell? Die Geräte von vielen Herstellern sollten doch mit dem Creators Update erscheinen, aber bis auf das Studio ist wohl nix passiert… Da inspiriert offenbar nun wirklich niemand niemanden mehr.

      Oder funktioniert die touch Geschichte am Ende doch nicht so dolle, wie alle immer erzählen?

  6. Paule21 sagt:

    Den OEMs einen Denkanstoß zu liefern war sicherlich auch EINER der Gründe für die Surface-Reihe, aber ganz sicher nicht der alleinige. Wäre es nur darum gegangen, hätte man nicht 5 Surface Pro-Generationen auf den Markt bringen müssen. Selbstverständlich wollte man eine neue Geräteklasse etablieren und damit auch Geld verdienen. Das hat nicht geklappt wie erhofft und daher werden sie die Reihe mittelfristig einstampfen.

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