Microsofts Belfiore: Windows Phone-Hardware/Plattform ist tot

Gestern hat Joe Belfiore, früher bei Microsoft für die Mobilplattform verantwortlich, das bestätigt, was die Spatzen längst von den Dächern pfiffen: Neue Smartphones von Microsoft wird es nicht gegeben.


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Nachdem Microsoft über Jahre Windows Phone-Hardware (Lumias) gepusht und viele Versprechen gemacht hat, kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass dies ein totes Pferd war. Erst kam das Desaster nach der Nokia-Übernahme, wo Microsoft Tausende Nokia-Mitarbeiter entließ. Dann wurde das Windows Mobile-Smartphone-Programm um neue Modelle gestrichen. Dann gab es das unselige Thema, dass Käufer des HP Elite x3 Windows 10 Smartphones alt aussehen (siehe mein Blog-Beitrag Staub aufgewirbelt: Verkaufsende für HP Elite x3). Es kristallisierte sich heraus, dass Microsoft die Firma HP mit seiner Hardware-Entwicklung astrein (im Schornstein) hat hängen lassen.

Dann gab es die schleppende Update-Politik mit Windows 10 Mobile. Käufer von Lumias mussten, trotz vieler früherer Versprechen seitens Microsoft, schnell feststellen, dass viele Modelle nicht auf Windows 10 Mobile aktualisiert werden können. Dann kam irgendwie die letzten Monate eine schleppende Update-Politik für Windows 10 Mobile hinzu. Die Fans der Smartphones hofften zwar, aber die Spatzen pfiffen es von den Dächern: Irgendwie ist Microsoft mit seinem Windows Smartphone-Modell (Hardware), Windows 10 Mobile und seinem App-Konzept gescheitert und ziemlich gegen die Wand gefahren.

Nur ein harter Kern von Windows Phone-Fans glaubte an ein Überleben der Plattform und hoffte weiter. Microsoft befeuerte diese Hoffnungen mit Andeutungen und Auslassungen in offiziellen Verlautbarungen – das war jedenfalls mein Eindruck (wobei ich zugestehe, dass ich die Schlenker bezüglich Windows 10 Mobile und der Hardware nur noch am Rande verfolgt habe).

Microsoft hat intern längst den Stecker gezogen

Jetzt hat Joe Belfiore bestätigt, was die meisten Leute eigentlich wussten: Neue Hardware und Features wird es von Microsoft für die Mobilplattform nicht mehr geben – der Fokus hat sich verlagert. Hier sein Tweet von gestern.


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Auf die Frage von Nutzern, ob es Zeit sei, die Mobilplattform von Microsoft zu verlassen, gab es ein verklausuliertes Ja.

Firmen, deren Mitarbeiter auf Windows 10 Mobile angewiesen sind, sollen noch Support, was immer das heißt, erhalten. Aber Privatnutzern gibt er durch die Blume zu verstehen, dass er intern den Fokus auf andere Plattformen verlagert hat.

Die Erklärung folgt in einem weiteren Tweet – man hat gerungen, um Apps für Windows Mobile zu bekommen. Aber der Erfolg war so mäßig, dass kein Entwickler mit etwas Verstand für diese Plattform Apps bereitstellt.

Hart ausgesprochen: Microsoft hat gemerkt, dass man lange ein totes Pferd geritten hat – und nun hat Satya Nadella (vermute ich), den Stecker gezogen. Das kommt in folgendem Tweet zum Ausdruck.

Belfiore stellt plötzlich fest, dass Nutzer zwar Windows und Office auf PCs nutzen, aber als Smartphone faktisch mit Apples iPhone oder Android-Smartphones unterwegs sind. Er selbst ist mit einem iPhone unterwegs. Und dieser Tatsache trägt Microsoft nun Rechnung, indem man für diese Plattformen Software entwickelt.

Leser, die noch etwas mehr Informationen suchen, möchte ich an dieser Stelle auf die Beiträge von neowin.net und MS Power User hinweisen. In diesem Blog-Beitrag spießt MS Power User das Thema nochmals auf und stellt fest, dass Microsoft auch mit dem neuesten Statement weit davon entfernt sei, sich für das Desaster sauber zu entschuldigen und das Ganze für Nutzer glatt zu ziehen. So bleibt es in meinen Augen dabei: Wer heute auf Microsoft setzt, findet sich auf in der Situation, die Teilnehmer beim Garmisch-Partenkirchener Hornschlittenrennen erleben. Du setzt dich auf den Schlitten und dann geht es abwärts. Du kannst nichts steuern und musst hoffen, dass Du irgendwann heil aus der Chose herauskommst – größere Unfälle nicht ausgeschlossen. Oder wie seht ihr das so?

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12 Antworten zu Microsofts Belfiore: Windows Phone-Hardware/Plattform ist tot

  1. Tim sagt:

    "aber als Smartphone faktisch mit Apples iPhone oder Android-Smartphones unterwegs sind."

    Das kommt halt dabei raus, wenn man seine Kundschaft mit mobilen Versionen 6, 7, 8 verarscht und immer wieder fallen gelassen hat und mit 10 plötzlich Wunder erwartet…
    Die Zauberei daran heißt kontinuität und nicht ständig Stecker ziehen und dann wieder neu und anders… Bis zum nächsten mobilen Auftritt seitens MS, wenn sich dann überhaupt noch wer findet, ders dann kauft.

    Super… und nun verbleibt der mobile Dreck am PC, oder wie siehts aus MS?
    Was bleibt denn nun vom großen Win10 Konzept?

    Wär doch nett, wenn die uns mal erzählen, wie es nun wohl weitergeht mit Cortana UWP und dem Gedöns um das sich Kritiker und Liebhaber so gerne streiten?

    Ich war ja von Anfang an der Meinung, wäre besser gewesen wenn man sich den Kram hätte freiwillig installieren können, wenn man es denn will.
    Jetzt schleppen wir den Ballast mit uns rum und keiner weiß mehr, wofür eigentlich. Den Gedanken hat man bei MS Ideen immer häufiger…

  2. Dieter Schmitz sagt:

    Man fragt sich, warum Microsoft weiterhin an der Kachel-Oberfläche und dem miserablen Flat-Look für Windows 10 festhält?

    Das ganze wurde doch nur wegen der Plattform Windows Mobile entwickelt! (Tablets sind ja wohl kaum ernst zu nehmen, wenn es um Arbeit an PCs geht.)

    Warum nicht jetzt den Stecker ziehen und wieder eine SCHÖNE (also nicht Flat) und gut nutzbare Oberfläche zu entwickeln? Ein aufgebohrtes Windows 7 mit schönen Icons, der Funktionalität von Windows 8.1 und einem verbesserten Dateisystem.

    • anthropos sagt:

      Zum Glück nicht, denn Windows 7 war mir zu hässlich. Das hatte auch keine Vorteile, ich hatte es regelmäßig wie Windows 98 aussehen lassen und ohne diesen ganzen Schnörkel.

      Wäre wohl aber sinnvoll, optional diese Spielereien zu ermöglichen, damit nicht allzu laut geschrien wird. Wir leben heute und nicht gestern, darum habe ich nicht viel Sympathie mit diesen Nostalgie-Wünschen über ein neues Windows 7.

  3. ThBock sagt:

    Quod erat expectandum

  4. Michael Bickel sagt:

    Eigentlich doch optimal für so manchen Windows 10 Kritiker hier: endlich ein Windows ohne ständige neue Funktionen und endlose Updates in Gigabyte-Größe – ist doch eine gute Nachricht.

    Eigentlich aber schade, denn die Lumias waren meist sehr ansprechend und Windows 10 Mobile fand ich deutlich angenehmer und auch nützlicher als Android Systeme. Sieht natürlich jeder anders und wenn Top-Manager selber das eigene System nicht verwenden, dann bemerkt dies natürlich auch der Kunde.

    Mutig von HP, dass man mit dem Elite noch mal etwas riskiert hat. Man wird es verkraften können, aber wahrscheinlich in Zukunft 2x nachdenken.

    Microsoft bastelt ja einem neuen anpassungsfähigen Windows 10, welches auf verschiedenen Formfaktoren laufen soll, womit auch Smartphones natürlich (theoretisch) möglich wären. Im Tablet Markt ist Windows 10 außerordentlich erfolgreich und wenn man ein System zaubert, welches auch Smartphone-tauglich wäre, dann wird es auch Hersteller geben, welche es riskieren werden – nur Windows 10 Mobile in der Form wird es halt nicht sein.

    Die Zukunft ist immer in Bewegung. Apple war sogar schon mal praktisch pleite, von daher sind Abgesänge immer verfrüht. Zumal es Microsoft ja nach wie vor finanziell sehr gut geht.

    Persönlich möchte ich aber von einer Rückkehr zu einem und schwerfälligen Windows 7 mit seinem unübersichtlichen Startmenü verschont bleiben. Da ist die Zeit nun wirklich drüber hinweggegangen. Nur meine Meinung, aber mit Nostalgie wird man kaum begeistern können. Eher mal mit Konstanz und einem durchdachten Konzept, w man sich wirklich reinhängt.

    • Dieter Schmitz sagt:

      Und die Liste bei 10 ist übersichtlich? Die Übersicht, die ich GAR NICHT sortieren kann?

      Arbeitest du bei Microsoft in der Marketing-Abteilung?

      • anthropos sagt:

        Bitte erst informieren, dann schwatzen. Man kann die Liste bearbeiten, weil es sich um normale Ordner und Verknüpfungen handelt, die man umbenennen kann.

        Die App-Liste ist bereits sortiert nach dem Alphabet, die Seite Start ist frei anzuordnen: wo ist also ein Problem?

  5. Hans-Günter sagt:

    Naja, wenn es schon zwei Systeme gibt, welche den Mark dominieren (Apple & Android) und du willst dann als dritte Kraft diesen Mark aufbrechen…. dann musst du schon alles richtig machen, dann muss es wirklich ganz optimal laufen, dass so etwas gelingen kann.

    Zumal es zu Anfangszeiten, als Microsoft anfing, sich für diesen Markt zu interessieren, mit Symbian und Blackberry auch noch zwei andere Plattformen gab.

    Unter diesen Voraussetzungen war das Vorhaben eigentlich von Anfang an zum scheitern verurteilt.
    Den Weg, den Microsoft jetzt geht, nämlich Dienste für die beiden bestehenden Plattformen anzubieten, das ist der einzig richtige Weg und in der Richtung sollte man auch weiter entwickeln. Also z.B. Outlook für Android oder iOS, damit könntest du bei den Enterprise Kunden eher Punkten als mit einem Windows Phone.

    • Michael Bickel sagt:

      Wenn der Kuchen verteilt ist, dass ist immer schwerer. Trotzdem sollte man Dinge nie als gegeben ansehen und gerade im Tech-Bereiche steigen Firmen sehr schnell auf und fallen wieder herunter und morgen ist halt jemand anders da.

      Früher waren Compuserve, Yahoo u.a. große Namen. Bei Software gab es dBase oder WordStar. Apple war mal groß, mal klein… das ist alles nicht in Stein gemeißelt, aber wie Du sagst: dann muss es schon optimal laufen und wenn schon die eigenen Manager mit den Produkten der Konkurrenz herumlaufen, dann ist das schon sehr eigenartiges Marketing.

      Persönlich kann ich mich weder richtig mit Android noch mit iOS (und hier auch mit den Apple Preisen) anfreunden, hoffe also auf den wundersamen Dritten, der mich überzeugt bzw. nutze mein Lumia, solange es nicht es abraucht. Die meisten Bordmittel reichen mir ohnehin, daher vermisse ich auch keine Apps. Selbst jetzt dann fehlende neue Funktionen sind mir eher egal.

  6. JohnMichael sagt:

    "Man fragt sich, warum Microsoft weiterhin an der Kachel-Oberfläche und dem miserablen Flat-Look für Windows 10 festhält?"
    Gute Frage!
    1. Der Flat-Look ist ressourcensparend und diente u.a. wohl auch als Anreiz selbst den schon aus XP-Zeiten stammenden und bereits auf Win 7 gehievten Rechner auch noch statistisch als Win 10 Rechner zu verbuchen. Man hat ja nie erfahren, wie viele Win 10 Rechner wieder zurück auf Win 7 gingen.
    2. Der Flat-Look ist das Design dieser Tage, trotzdem ist selten ein Flat-Look so häßlich wie der von Win 10, geschweige so unlogisch aufgebaut.

    Zu den Win-Phones und den ewig hoffenden und dann doch böse enttäuschten Käufern. An deren Schicksal haben auch einige eifrige Microsoft-Gläubige in Gestalt von Schreiberlingen außerhalb der offiziellen Microsoft-Werbeabteilung ihren gehörigen Anteil.
    Diese Leute preisen auch weiterhin die Store-Apps an obwohl jeder wissen sollte, daß ein paar Leichen in der Registry weniger ärgerlich sind als wenn eine gekaufte App plötzlich aus dem Store verschwindet.

    Die angeblich so tollen Microsoft Tablet-Umsätze möchte ich gerne in Relation zu denen anderer Hersteller/OS sehen. Wer den Support bzw. die Reparaturfähigkeit in Betracht zieht (macht man in der Geschäftswelt im Gegensatz zum Fan-Käufer) braucht nicht lange überlegen, was Microsoft da auch falsch gemacht hat.

    Windows und Hardwarefertigung – teuer, aber den Preis nicht wert.

    • Michael Bickel sagt:

      meine Aussage bezog sich nicht auf Microsoft Tablet PCs speziell, sondern allgemein auf Tablet PCs, 2in1 etc. egal von welchen Hersteller mit Windows. Ist aber auch eigentlich egal.

      Ob der Flat-Look von W10 hässlich ist oder nicht ist naturgemäß eine Geschmacksfrage wie alle Designs und damit eher eine individuelle Einschätzung.

      Als ehemaliger Foxpro-Entwickler habe ich mir schon lange abgewöhnt davon auszugehen, dass Kontinuität gegeben ist, nicht nur bei Microsoft. Da lasse ich mich auch nicht von Berichten beeindrucken oder träume Hoffnungen vom wundersamen Surface Phone. Es war lange schon klar, dass das nichts wird mit W10 Mobile, was mich beim Kauf des Lumia nicht gestört hat und auch jetzt nicht stört. Das Ding läuft trotzdem und Updates hätte ich ohnehin nicht gebraucht.

      Wenn man eine Software mit System X erstellt und X wird eingestellt, dann ist man enttäuscht, aber bei einem Smartphone sicher nicht. Enttäuschungen können aber auch heilsam sein :)

  7. Martin sagt:

    Apple ist zwar sicherer, aber leider auch teurer als ein Smartphone mit Android. Ein gutes Smartphone mit Android bekommt man im Bereich zwischen 250 und 300 Euro. Die Luminas bewegten sich auch in diesem Bereich. Bei Apple muss ich mindestens 500 Euro und mehr für Smartphone hinlegen. Das ist mir einfach zu viel. Den knappen Speicher kann ich nicht mit einer Karte erweitern. Mit Android hat man das Problem das die Hersteller gar nicht oder nur unzureichend patchen. Im Moment ist Nokia der einzige Hersteller, der Patches regelmäßig an seine Geräte ausliefert. Ob die das auch für 2-3 Jahre beibehalten?

    Wie @Michael Bickel schon schrieb, arbeitet Microsoft an ein anpassbares Betriebssystem. Man kann nur hoffen das Microsoft es sich mit Smartphones noch einmal überlegt. Statt eigene Geräte zu bauen, können das andere Hersteller übernehmen. Mit der Verpflichtung das System regelmäßig zu patchen.

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