Amazon: Gibt Händlerkonten wieder frei

AmazonNoch eine kleine Nachricht zum Wochenende: Amazon gibt die (teils seit Ende Oktober) eingefrorenen Kontenguthaben von Händlern wohl wieder frei. Es handelt sich um ein technisches Problem, aber die Kommunikation und Handhabung durch Amazon scheint lausig gewesen zu sein. Einzelne Händler stehen vor dem Konkurs – und Überziehungszinsen zahlt Amazon, laut Presseberichten, an die Geschädigten auch nicht aus.


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Zum Hintergrund

Seit einer Woche stehen Händler, die ein Verkäuferkonto beim Versender Amazon haben, vermehrt vor dem Problem, dass die Konten eingefroren sind. Amazon hält das Geld auf dem Konto des Händlers ein, so dass diesem das Geld fehlt, um den laufenden Geschäftsbetrieb (Miete, Gehälter, Wareneinkauf) aufrecht zu erhalten. Ich hatte diese Informationen am Rande hier mitbekommen.

Wer das Internet durchsucht, stellt schnell fest, dass man als Händler bei Amazon auf einem heißen Stuhl sitzt. Schnell ist das Konto wegen irgendwelcher Ungereimtheiten gesperrt und dann kann dies existenzgefährdend werden. Im aktuellen Fall scheint es aber keine Diskrepanzen mit einzelnen Händlern gegeben zu haben. Grund, warum Händler nicht an ihre Guthaben kamen, war wohl ein Technikfehler.

Geld
(Quelle: Pixabay CC0 Lizenz)

Kritik an Handhabung, Händler insolvent

Absatzwirtschaft schreibt hier, dass Amazon wohl nicht an Aufklärung und zügige Regulierung gelegen war. Angeblich soll Amazon das Problem unter dem Tisch gehalten und verharmlost haben. So gab es wohl laut Amazon nur einen 'kleinen Kreis an betroffenen Händlern'. Dem war mitnichten so. Laut Handelsblatt gibt es eine Umfrage des Branchenverbands „Händlerbund", wonach sich 660 Händler beteiligten. Von diesen waren 94 Prozent durch Kontensperren betroffen. Im Schnitt schuldete Amazon den Händlern einen Betrag von rund 22.000 Euro, wobei es Händler gab, die Außenstände bei Amazon von bis zu 450.000 Euro vermelden mussten. Probleme gibt es wohl auch bei Händlern in Großbritannien oder Frankreich.


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Auch die Kommunikation mit den Betroffenen war wohl extrem schlecht. So wies Amazon erst letzten Sonntag darauf hin, dass man intern den Technikfehler bereits am vorhergehenden Donnerstag behoben habe. Das Unternehmen teilte demnach mit 'Alle Zahlungen an die betroffenen Verkäufer wurden durchgeführt'. Heißt aber, dass es dann immer noch Tage dauert, bis die Wertstellung beim Verkäufer auf dem Konto erfolgt.

Vor allem kleiner Händler scheint dies wohl ziemlich gebeutelt zu haben. Es konnten keine neue Ware gekauft und die Nachfrage nicht bedient werden, schreibt Absatzwirtschaft. Jetzt stehen diese Händler wohl vor einer Insolvenz. Bei den Händlern baut sich größerer Ärger auf. Das Handelsblatt zitiert einen Händler mit 'Die Gebühren zieht Amazon sofort ein, aber wenn es ein Problem gibt, unterstützen sie uns nicht'. Vierstellige Summen an aufgelaufenen Überziehungszinsen weigert sich Amazon zu bezahlen.

Für die Händler ist das Problem gleich doppelt kritisch. Einmal fehlt das Geld, und zum anderen ist die Vorweihnachtszeit die Zeit, wo die Händler den Umsatz machen. Ich bin nicht betroffen, weil ich kein Verkäufer bei Amazon bin. Aber ich kenne es vom ehemaligen Arbeitgeber meiner Frau – die haben das Jahr über rote Zahlen geschrieben, die dann in den Monaten November und Dezember in eine satte schwarze Null zum Jahresergebnis gedreht wurden. Fällt ein solcher Verkaufsmonat aus, wirft das einen Händler schnell aus der Bahn.

Auch wenn ich hier im Blog Werbung für Amazon schalte, gibt es ganz klar die Empfehlung, beim Einkauf zu diversifizieren. Ich halte es beispielsweise so, dass ich sehr vieles beim Händler um die Ecke kaufe. Nur was es da nicht gibt, wird per Internet bestellt – und auch dort bekommt Amazon nicht immer den Zuschlag.


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3 Antworten zu Amazon: Gibt Händlerkonten wieder frei

  1. woodpeaker sagt:

    Habe mit den Händlern nicht sehr viel Mitleid. Die ganzen Kistenschubser mit nachgelagerter Garage als Geschäftsräume haben dem normalen Handel schon genügend geschadet. Kein Wunder bei einer Geschäftsphilosophie von Umsatz ist gleich Gewinn (und was bitte ist ein Finanzamt oder USt, oder Gewerbesteuer?).
    Natürlich wird es dann eng, wenn das System mal klemmt, und man mit dem bezahlen der Rechnungen ins Schleudern kommt. Aber das nennt man unternehmerisches Risiko.
    Und das Amazon keine Entschädigung zahlt ist mit Kalkül, da sie wissen, dass ein Großteil lieber die Füße still hält, als vor Gericht zu ziehen, um nicht unbequeme Fragen wegen der Buchhaltung aufzuwerfen.

    • Günter Born sagt:

      Nun ja, Firmen, die sich im Händlerbund zusammen schließen, dürften die Hausaufgaben in Punkto Buchhaltung, Gewerbeanmeldung und Finanzamt gemacht haben. Und bestimmte Geschäftsmodelle tragen lokal nicht – speziell, wenn Nischen bedient werden.

      Es stimmt natürlich, dass jede Firma ein unternehmerisches Risiko trägt. Sinn solcher Blog-Beiträge – die schon vom Ziel des Blogs hier über den Schüsselrand schauen – ist es, auf bestimmte Entwicklungen hinzuweisen und Händler sowie Konsumenten zum Nachdenken anzuregen.

      • woodpeaker sagt:

        So darf man das nicht sehen, deswegen ist ja die Diskussion angestossen worden Ebay und Amazon zu Erfüllungsgehilfen für das Finanzamt zu machen und die USt direkt abzuführen, zwar unter dem Deckmäntelchen, dass ausländische Firmen die inländisch erwirtschaftete USt hier nicht abführen, aber gemeint sind Alle. Ist das erst mal verordnet, dann wird nicht mehr unterschieden.

        Was die Auszahlungen von Amazon an die Händler betrifft, so ist der Drop noch nicht gelutscht. Scheint ein gravierenderes Problem zu sein als von Amazon propagiert, da es schon wieder klemmt.
        Manche warten auf nicht unerhebliche Summen schon seit Ende Oktober und jeder sollte sich mal überlegen, ob man über so eine Plattform Geschäfte abwickelt, die die Händler ohne Entgegenkommen und Entschädigung für den Schaden einfach so im Regen stehen lässt (Umsatzausfall, Überziehungszinsen), für den sie ja nichts können und ihn nicht verschuldet haben.
        Hier mal nachzulesen wie erfreut die Händler über die Situation sind:
        https://sellercentral.amazon.de/forums/thread.jspa?threadID=154632&start=0&tstart=0&sortBy=date

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