Facebook bietet in der iOS-Version seiner App eine Option zur Verwendung der VPN-Funktion Onavo an. Lasst einfach die Finger von dem Zeugs, das ist ein Datenstaubsauger für Facebook.
Anzeige
VPN-Apps versprechen ja, Internetverbindungen abgesichert über ein Virtual Private Network (VPN) abzuwickeln. Dies ermöglicht es, per Internet abgesichert durch einen Tunnel auf bestimmte Server und Angebote zuzugreifen. Der VPN-Tunnel durch das Internet soll eigentlich verhindern, dass Dritte wie Internet-Provider die Daten sehen, die der Benutzer mit Internet-Servern austauscht.
Wer einen VPN-Dienst nutzt, möchte eigentlich anonym surfen können. Die Krux: Man muss dem Anwender vertrauen – auf die Probleme hatte ich in diversen Blog-Beiträgen hingewiesen (siehe Linkliste am Artikelende).
Facebook und die VPN-App Onavo für iOS
Unter diesem Aspekt ist es ja eigentlich cool von diesen netten Facebook-Leuten, in ihrer iOS-App für Facebook auf eine VPN-Lösung hinzuweisen. Unter dem Registerreiter Protect erfährt der App-Nutzer, dass eine VPN-App Onavo gibt, die man nutzen kann.
(Quelle: Test.de)
Anzeige
Wählt der Facebook-Nutzer den Link auf dem Reiter Protect, wird er netterweise sogar direkt in den iTunes-Store von Apple geleitet. Dort kann er die iOS-App Onavo herunterladen. Auf der App-Seite wird geworben:
Onavo Protect verleiht Ihnen Sicherheit, wenn Sie durchs Internet browsen und Informationen über das mobile Netz teilen. Diese leistungsstarke App schützt Sie, Ihre Passwörter und privaten Informationen vor bösartigen Webseiten, Phishing- und unsicheren mobilen Webseiten, die Ihre privaten Informationen einsehen und teilen können.
Facebook ist ja so gut zu seinen Nutzern, könnte man knutschen. Alles so easy und alles kostenlos.
Der Pferdefuß: Mit Facebook im Bett
Die Krux bei der Sache und schon dreist: Onavo gehört zu Facebook und sendet dem Mutterkonzern zahlreiche Daten „aus dem Tunnel". Das Thema poppt immer mal wieder hoch – wer sucht, stößt auf einige Artikel aus 2017. So thematisiert Zeit Online hier das Ganze unter Bezug auf das Wall Street Journal. vor einigen Tagen hat die Site Test.de (Stiftung Warentest) diesen Artikel veröffentlicht.
Dort schreibt Stiftung Warentest, dass auch Informationen zum Gerät, dessen Standort, welche Apps installiert sind, das Nutzungsverhalten dieser Apps und die Menge an Daten, die der Nutzer verbraucht, über Onavo an Facebook übermittelt werden. Wer Wert auf Datensparsamkeit und Datenschutz legt, darf daher die App nicht verwenden, und sollte auch auf die Facebook-App verzichten (nur nebenbei gesagt). Hintergrund ist, das Facebook fleißig Daten über Benutzer (aber auch über nicht Facebook-Mitglieder) sammelt. Das Ganze wird sogar in der Onavo-Datenschutzerklärung (Privacy Policy) offengelegt (liest aber keiner).
Use of Information
We use the information that we receive to operate and improve the Services, develop new products and services, analyze usage of our Apps and other applications on your device, to support advertising and related activities, and for other purposes.
So, nun wisst ihr es und könnt entsprechend handeln.
Ergänzung: Diese Daten übermittelt die App
Auf Media hat jemand diesen Artikel (Englisch) veröffentlicht, der offen legt, wann Onavo welche Daten sammelt und an Facebook überträgt.
- Wenn der Bildschirm des mobilen Endgeräts des Benutzers ein- und ausgeschaltet wird.
- Die gesamte tägliche Nutzung der Wi-Fi-Daten in Bytes (auch wenn VPN ausgeschaltet ist).
- Die gesamte tägliche Nutzung der Mobilfunkdaten in Bytes (auch bei ausgeschaltetem VPN).
- Den Status der periodischen Signalleuchte mit einer "Uptime", die angibt, wie lange das VPN schon verbunden ist.
Unklar ist, was Facebook mit diesen Daten anstellt und warum Onavo diese sammelt, auch wenn die App nicht aktiv ist.
Ähnliche Artikel
VPN-Lücke hebt Anonymisierung auf
VPN-Bug in Cisco ASA-Software wird ausgenutzt; updaten
Fortinets VPN-FortiClient verrät Anmeldedaten
Teilt Hotspot Shield VPN Nutzerdaten mit Werbefirmen?
Sicherheit: Finger weg von freien Android VPN-Apps
Deutsches Datenschutzrecht gilt auch für Facebook
Belgisches Gericht verbietet Facebook das Datensammeln
Facebook erneut im Fokus der Datenschützer
Facebook: EU-Kommission verhängt 110 Millionen Euro Strafe
Bundeskartellamt setzt Facebook unter Druck
Facebook: Telefonnummern für Werbekunden einsehbar
Datenschutz-Sammelklage von Max Schrems gegen Facebook
Anzeige
Wer alleine schon Facebook verwendet, dem macht Onavo doch eh nichts mehr aus.
Facebook ist schon ein offenes Tor. Mit Onavo probiert man nur durch aushängen der Torflügel mehr Durchzug zu schaffen.
Ich stelle jeden Tag einmal mehr fest, dass meine Entscheidung, niemals aktiv Teil von Facebook gewesen zu sein und sein zu wollen, richtig war und ist.