Wie schaut es eigentlich mit Microsoft und der Unterstützung für Windows 7 / Windows 8.1 aus? Lässt Microsoft da Systeme vor dem offiziellen End of Life-Datum aus dem Support fallen? Eine Änderung bezüglich Windows 7 Updates könnte diesen Schluss zulassen.
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Ich versuche einmal einige Informationen, die mir unter die Augen gekommen sind, zusammen zu fassen und einzuordnen.
Windows 7 SP1: Updates erfordern SSE2-CPUs
Offiziell läuft ja der Support für Windows 7 SP1 (und die Windows Server-Pendants) nach dem 14. Januar 202018 aus. Bis dahin wollte Microsoft eigentlich Sicherheitsupdates für diese Betriebssystemplattform bereitstellten. Aber diese Zusage gilt nicht mehr uneingeschränkt, denn Microsoft hat nun eine wichtige Einschränkung gemacht. Woody Leonhard hat im Artikel Microsoft quietly cuts off Win7 support for older Intel computers auf des Problem hingewiesen.
Aus für Pentium III, Details zum Hintergrund
Im März 2018 wurde Update KB4088875 als March 13, 2018 (Monthly Rollup) für Windows 7 SP1 und Windows Server 2008 R2 SP1 freigegeben. Seit diesem Update wurde von Microsoft auf einen bekannten Fehler (Known Issue) hingewiesen (siehe auch Windows Update-Revisionen KB4090450, KB4088875, KB4088878, KB4088881):
A Stop error occurs on computers that don't support Streaming Single Instructions Multiple Data (SIMD) Extensions 2 (SSE2).
Also auf allen Maschinen, deren CPU keinen Streaming Single Instructions Multiple Data (SIMD) Extensions 2 (SSE2) Befehlssatz unterstützt, löst das Update einen Bluescreen (Stop-Error) aus.
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Anmerkung: Dieser Befehlssatz wurde von Intel erstmalig im Jahr 2000 bei der Vorstellung des Pentium 4 eingeführt (siehe Wikipedia).
In den betreffenden KB-Artikeln hieß es bei Veröffentlichung des Update KB4088875 und der Nachfolge-Updates immer:
Microsoft is working on a resolution and will provide an update in an upcoming release.
Sprich: Microsoft wollte dieses Problem mit dem Update in einem der kommenden Releases ausbügeln. Umso größer ist das Erstaunen der Leute – Susan Bradley ist als erstes aufgefallen – das Microsoft in den betreffenden KB-Beiträgen mit Änderungen begonnten hat. was geändert hat. In den KB-Artikeln zu Windows 7-Updates findet sich seit dem 25. Mai 2018 plötzlich der Hinweis:
Upgrade your machines with a processor that supports SSE2 or virtualize those machines.
Im Klartext: Microsoft wird diesen Bug in seinen Updates nicht mehr fixen, sondern empfiehlt als Workaround den Upgrade auf Maschinen, deren CPU den SSE2-Befehlssatz unterstützt. Alternativ kann man eine Virtualisierung auf modernen CPUs für die betreffenden Windows 7-Installationen vornehmen.
Ein Leser informierte Woody Leonhard dann, dass der Text der späteren KB-Artikel KB 4284826 und KB 4284867 bis zum 15. Juni 2018 den Hinweis auf den bekannten Stop-Fehler wegen fehlender SSE2-Unterstützung aufwies. Dieser Hinweis ist aber aus allen KB-Artikeln verschwunden.
Zusammen mit dem Hinweis bei Update KB4088875 doch auf Maschinen mit SSE2-Support umzusteigen, wird das Ganze klar. Windows 7 enthält auf allen Systemen bis Pentium III keinen Support durch Sicherheitsupdates mehr. Dort ist der Support für Windows 7 faktisch gestorben.
Woody Leonhard beschreibt bei Computer World eine Beobachtung von Nutzer DAVe328. Auf einem Pentium III-System lassen sich die Updates für April bis Juni 2018 zwar installieren. Im Anschluss bootet die Maschine aber nicht mehr.
Susan Bradley vermutet, dass das Ganze mit den Meltdown/Spectre-Patches zu tun haben könnte. Falls diese die Performance mehr reduzieren als Intel und Microsoft eingestehen wollen, wäre dies die Erklärung, warum man die Sicherheitsupdates nicht mehr für Pentium III CPUs anpasst.
Windows 8.1: Doch Updates für AMD Ryzen-Systeme?
Es ist eine unendliche Geschichte. Im Jahr 2016 kündige Microsoft an, dass man künftig keine neueren CPUs mehr für Windows 7 SP1 und Windows 8.1 unterstützen will. Ich hatte das im Artikel Microsoft kündigt Änderungen im Support für Windows 7/8.1 an thematisiert. Den Skylake-Support sollte es nur für ausgesuchte Maschinen geben, und die Liste hat Microsoft auch geliefert (siehe Skylake-Support für Windows 7/8.1: Liste veröffentlicht). Dann gab es die Rolle rückwärts, wie ich im Artikel Windows 7/8.1 Skylake-Support bis 2018–Schnee von gestern–Unterstützung bis 2020/2023 berichtete. Diese CPU-Generation soll bis zum End of Life dieser Betriebssysteme supported werden. Nur Nutzer, die auf Windows 10 LTSB Enterprise setzen, werden in der RTM-Variante (sowie in älteren Varianten) keine Unterstützung für neue CPU-Generationen bekommen.
(Quelle: Microsoft)
Im März 2017 wurde dann plötzlich bekannt, dass Microsoft System mit Kaby Lake- oder Ryzen-CPUs nicht mehr unterstützen werde. Ich hatte im Beitrag Microsoft blockt Windows 7/8.1-Updates für Kaby Lake und Ryzen auf die Blockade von Updates hingewiesen.
Quelle war ein KB-Artikel von Microsoft. Im besagten KB-Artikel 4012982 geht Microsoft dann auf Details ein. Der KB-Beitrag trägt den Titel "The processor is not supported together with the Windows version that you are currently using" error when you scan or download Windows updates". Sobald auf diesen Systemen mit Kaby Lake oder Ryzen unter Windows 7/8.1 nach Updates gesucht wird, kommt die obige Fehlermeldung.
Nutzerbeobachtungen widersprechen dem
Ende Mai 2018 meldete sich Blog-Leser Gero H. mit einer interessanten Beobachtung. Er hat einen Rechner mit einer AMD Ryzen-CPU, der eigentlich mit Windows 10 laufen sollte, aber dann auf Windows 8.1 umgestellt wurde. Dazu schreibt Gero:
ich betreibe aktuell ein Windows 10 1803 auf einem AMD Ryzen System. Doch mittlerweile geht mir Windows 10 so unglaublich auf den Keks, dass ich beschlossen habe mich von dem System zu trennen.
Also bin ich zurück auf Windows 8.1 gesprungen und habe alles installiert u.s.w. Treiberprobleme gab es ebenfalls keine, obwohl es von seiten AMDs nur Windows 7 und Windows 10 Treiber für den X370 Chipsatz gibt.
Doch dann ist mir aufgefallen, dass es vor rund einem Jahr nähe des Ryzen Release es Diskussionen über Windows Update im Zusammenhang Windows 8.1, Intel Kaby Lake und AMD Bristol, Summit Ridge gab.
Also habe ich Windows Update angeschmissen und überprüft ob ich überhaupt mit einem Ryzen System Updates erhalte, die älter als der April 2017 sind.
Und ich war erstaunt. (Bild Anhang) Die Updates installieren aktuell noch (0% Heruntergeladen). Heißt das also Entwarnung für Windows 8.1 Besitzer?
Der obige Screenshot zeigt, dass es unter Windows 8.1 offenbar doch Updates für das Ryzen-System gibt. Ob das allerdings lange anhält, wie der Leser fragt, kann ich nicht beantworten. Oder hat jemand von euch eine Erklärung oder weiß Details?
PS: Gero informierte mich im Nachgang, dass er das nachfolgend erwähnte Tool Wufuc verwendet habe, um die Updates zu bekommen. Er schreibt: 'Was ich soweit sagen kann man bekommt nur vereinzelt Updates für Win8.1 bei einem z.b. Ryzen System.'
Bypass für 'Unsupported Hardware'-Blockade
Abschließend noch ein kleiner Tipp. Kollege Martin Brinkmann hat vor einigen Tagen im Artikel Bypass the "unsupported hardware" barrier of Windows Update das Programm Wufuc vorgestellt. Die Open Source Software steht für die Microsoft Betriebssysteme Windows 7 und Windows 8.1 bereit. Das kostenlose Programm deaktiviert die Meldung "Nicht unterstützte Hardware", die von Windows Update auf Systemen mit blockierten Prozessoren angezeigt wird. Vielleicht hilft es weiter.
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Mein Weg ist es die Wuaueng.dll zu downgraden wenn Windows 7 und 8.1 wieder mal keine Updates suchen will. Nutze momentan Version 7.6.7601.23453 vom 13.05.2016 23:55 unter Windows 7 x64.
Im Ordner Winsxs sollten alle älteren Versionen drin sein.
Ein AMD Ryzen Gen. 1 mit 370x Chipsatz ist Windows 7 und 8.1 kompatibel. Erste Chipsatztreiber für Ryzen hatten sogar noch Offiziellen Windows 8.1 Support.
Das MS Pentium III CPUs aus dem Support fallen lässt ist aber auch eine Unglückliche Entscheidung. Die letzten Modelle waren schneller als der Pentium 4 bei Markteinführung und sollten keine Probleme mit Windows 7 haben.
Realitätsabgleich: welche x86-Prozessoren ohne SSE2-Befehlssatz unterstützen denn XD (execute disable) alias NX (no execute)?
Du kannst nicht über Software herziehen, die NX nicht unterstützt, aber gleichzeitig vom Betriebssystemhersteller fordern, dass sein Zeux auf Hardware ohne NX läuft!
zu "Offiziell läuft ja der Support für Windows 7 SP1…. nach dem 14. Januar 2018 aus":
inhaltlich durchaus korrekt, "2020" waere aber spezifischer ;-)
Da is mir beim Lesen auch direkt "WUFUC" durch den Kopf geschossen, hab das auf ner Handvoll Laptops mit Win8.1 auch laufen. Für den Intel-Grafikchip musste ich dann noch eine spezielle Version des Treibers einspielen: "21.20.16.4508_w7". Damit das funktioniert, müssen zuvor noch ein paar Zertifikate aus der Zertifikatskette in den Hersteller-Zertifikate-Speicher installiert werden, das kannte ich aber schon von Treibern für ältere AMD-APUs. Bei den Recherchen bin ich drauf gestoßen, dass der Intel-Treiber seinerzeit wohl ursprünglich für Server 2008 entwickelt wurde.