McAfee: Cloud-Sicherheit noch schlechter als befürchtet

Wie sicher sind eigentlich Cloud-Lösungen? Wenn die Aussagen von Mc Afee aus einer Studie stimmen, sind die noch viel schlechter als befürchtet und sollten ein Grund zur Sorge sein.


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Hersteller-Marketing und Bauchgefühl

Es ist ja ein schon länger köchelndes Thema. Die Anbieter von Cloud-Lösungen argumentieren, dass man dort eine sichere Infrastruktur vorhalten könne. Die Azure-Cloud von Microsoft, AWS von Amazon oder die Cloud-Server von Google sind von der Infrastruktur eigentlich gut abgesichert. Cloud soll, laut den Anbietern, preiswerter, verfügbarer und sicherer als On-Premise-Lösungen sein.

Viele Kunden haben aber (berechtigte) Vorbehalte gegenüber Cloud-Lösungen in Form von IaaS (Infrastruktur as a Service) oder PaaS (Platform as a Service). Argumente: Man bindet sich an einem Anbieter, die Speicherung der Daten innerhalb der EU (wegen DSGVO) ist unklar, die Internetverbindung ist nicht schnell genug – und was weiß ich.

Aber das Cloud-Geschäft ist wohl der Wachstumsmarkt. Da wäre es hilfreich, mal abzuschätzen, wie es mit der Sicherheit der Daten bzw. Lösungen ausschaut. Ein Verstoß gegen DSGVO kommt Firmen in der EU wohl teuer zu stehen. Und hier im Blog habe ich ja genügend Fälle dokumentiert, wo Backups oder andere Daten offen auf Servern (z.B. auf AWS-Servern von Amazon) in der Cloud lagen. Daher mal ein Blick über den Zaun.

McAfee hat eine Studie erstellt

Sicherheitsanbieter McAfee wollte es genauer wissen, und hat eine Studie zur Sicherheit von Cloud-Angeboten erstellt. Es ging eher nicht darum, herauszufinden, wie sicher die Cloud-Software der Anbieter ist. Sondern der Blick richtete sich darauf, wie gut die Nutzer der Cloud die betreffende Infrastruktur beherrschen, um die Daten dort sicher vorzuhalten. The Register hat die Ergebnisse der McAfee-Studie Cloud Adoption & Risk Report in diesem Artikel (Registrierung erforderlich) in diesem Artikel aufgegriffen. Ich habe hier mal einige Kernaussagen aufgegriffen.


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  • 21% der in der Cloud gehaltenen Daten (E-Mails, Zahlungsdaten etc.) sind sensitiv und müssen vertraulich bleiben. Das ist eine Steigerung um 17% in zwei Jahren.
  • 8% der gemeinsam genutzten (shared) Dateien enthalten sensible Daten. Dabei gibt es zwei Fälle beim Teilen von Daten, die kritisch zu betrachten sind: Die Freigabe mit persönlichen E-Mail-Adressen und die Freigabe über die Generierung eines offenen Links, auf den jeder zugreifen kann.

Es liegen also viele brisante Informationen (aus DSGVO-Sicht) in der Cloud. McAfee gibt dann noch einige Zahlen bezüglich der Cloud an, die die Dimensionen dessen beschreiben, was Firmen in Punkto Cloud-Sicherheit im Auge behalten müssten:

  • 48% aller Dateien in der Cloud werden gemeinsam genutzt, d.h. zwischen Benutzern geteilt. 22% der Benutzer teilen Dateien in der Cloud.
  • Das durchschnittliche Unternehmen generiert über 2 Milliarden Ereignisse pro Monat in der Cloud und nutzt 1.935 verschiedene Cloud-Dienste.
  • 78% der Unternehmen verwenden derzeit sowohl Amazons AWS als auch Microsofts Azure zusammen, typischerweise als offizielle Multi-Cloud-Strategie.
  • 18,1% der Cloud-Services unterstützen zwar eine Multi-Faktor-Authentifizierung, aber 80% aller Unternehmen haben mindestens 1 kompromittierte Kontobedrohung pro Monat.

Und das hat Folgen in Bezug auf Sicherheit. Die Cloud-Bedrohungen sind in den letzten Jahren gestiegen (siehe Grafik), denn Sicherheitsvorfälle betreffen nicht mehr isoliert PCs und Anwendungen im Netzwerk.

Cloud-Bedrohungen(Quelle: McAfee)

Das ist vor allem auf die Menge der heute in der Cloud gespeicherten Unternehmensdaten sowie die schiere Anzahl der Ereignisse in der Cloud zurückzuführen.

  • Das durchschnittliche Unternehmen erlebt (laut McAfee) jeden Monat 31,3 Cloud-basierte Sicherheitsvorfälle, was einem Anstieg von 27,7% gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht.
  • Ein durchschnittliches Unternehmen hat etwa 14 falsch konfigurierte IaaS-Instanzen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt laufen, und etwa jeder 20. AWS S3-Bucket ist öffentlich im Internet (ohne Schutz) erreichbar.

Fast alle Unternehmen sind mit diesen Bedrohungen konfrontiert. Aus dem anonymisierten Datensatz leitet McAfee ab:

  • dass 80,3% der Unternehmen mindestens eine kompromittierte Kontobedrohung pro Monat feststellen.
  • Davon weisen 94,3% mindestens eine Insiderbedrohung pro Monat und 58,2% mindestens eine privilegierte Benutzerbedrohung auf.
  • Darüber hinaus verfügen 92% der Unternehmen über Cloud-Anmeldeinformationen, die im Dark Web verkauft werden können.

Für die Studie hat McAfee 30 Millionen Ereignisse, die von seinen eigenen Business Services protokolliert wurden, ausgewertet. McAfee stellte fest, dass Unternehmen den Überblick über die von ihnen genutzten Cloud-Services nicht behalten und diese daher nicht ordnungsgemäß sichern.

Den Überblick verloren

Ein durchschnittliches Unternehmen glaubt von sich, dass es etwa 30 Cloud-Dienste verwendet. Die McAfee-Studie gibt aber an, dass ein durchschnittliches Unternehmen 1.935 verschiedene Cloud-Dienste einsetzt. Da ist es dann kein Wunder, dass viele IaaS- und PaaS-Konten, im Hinblick auf die Zugriffsmöglichkeiten auf Daten, nicht richtig konfiguriert sind.

Am schlimmsten wird im McAfee-Bericht Amazons AWS S3 angesehen. Der Storage Bucket Service fällt seit Jahren dadurch auf, dass Sicherheitsforscher auf öffentlich zugängliche Daten stoßen, deren Zugang nicht abgesichert ist. Ursache sind unsachgemäß konfigurierte AWS S3-Instanzen, die sensible persönliche Informationen von Unternehmen und Kunden enthielten.

Der McAfee-Bericht schätzt, dass etwa 5,5 Prozent aller AWS S3-Speicherinstanzen auf "world read" gesetzt sind. Das heißt, dass jeder, der die Adresse des S3-Bereichs kennt, dessen Inhalt einsehen kann. Angesichts dieser Zahlen ist es ein Wunder, dass bisher nur relativ wenige Datenschutzverletzungen öffentlich geworden sind. McAfee schreibt, dass sich trotz der vielen Meldungen über Sicherheitsvorfälle mit Amazon S3-Buckets nichts im Hinblick auf die bessere Absicherung der Instanzen bewegt habe.

Im Artikel Sicherheitsinfos 9.4.2018 hatte ich erwähnt, dass die Sicherheitsfirma digital shadows von 1,5 Milliarden vertraulicher Dokumente ausgeht, die so unbeabsichtigt per Internet abrufbar sind. McAfee stellte fest, dass 92 Prozent der Unternehmen Zugangsdaten verwenden, die auf Plattformen für Cyber-Kriminelle angeboten werden. Ereignisse, entweder ein kompromittiertes Konto oder eine Insiderbedrohung mit sich bringen, sind im letzten Jahr um fast 28 Prozent gestiegen. Ich denke, wir sitzen diesbezüglich auf einem Pulverfass, bei dem die Lunte schon glimmt. Happy Cloud-Computing – es wird spannend werden, wie sich das die kommenden Jahre entwickelt.

Ergänzung: Auszüge aus dem McAfee-Bericht

Nachdem ich den obigen Text veröffentlicht hatte, erreichte mich noch ein Pressetext von McAfee mit einem englischsprachigen Auszug. Ich hänge diesen einfach zur Information an.

New McAfee report reveals data in the Cloud more exposed than organizations think

Sensitive information stored in the cloud, SaaS collaboration and IaaS/PaaS configuration mistakes, along with cloud threats, are at all-time highs—creating significant risks to enterprise data

Key Findings:

  • Twenty-one percent of all files in the cloud contain sensitive data, demonstrating a steady increase year-over-year (YoY)
  • The sharing of sensitive data with an open, publicly accessible link, has increased 23 percent YoY
  • Organizations have more than 2,200 individual misconfiguration incidents per month in their public cloud instances (IaaS/PaaS)
  • Threat events in the cloud, e.g., compromised account, privileged user and insider threats, have increased 27.7 percent YoY, with threats in Office365 growing by 63 percent YoY

McAfee, the device to cloud cybersecurity company, today released its Cloud Adoption and Risk Report, which analyzed billions of events in anonymized customers production cloud use to assess the current state of cloud deployments and to uncover risks. The report revealed that nearly a quarter of the data in the cloud can be categorized as sensitive, putting an organization at risk if stolen or leaked. Coupled with the fact that sharing sensitive data in the cloud has increased 53 percent YoY, those who do not adopt a cloud strategy that includes data loss protection, configuration audits and collaboration controls, will endanger the security of their most valuable asset—data—while exposing themselves to increased risk of noncompliance with internal and external regulations.

The study found that while organizations aggressively use the public cloud to create new digital experiences for their customers, the average enterprise experiences more than 2,200 misconfiguration incidents per month in their infrastructure-as-a-service (IaaS) and platform-as-a-service (PaaS) instances. Cloud service providers only cover the security of the cloud itself, not customer data or customer use of their infrastructure and platforms. Companies are always responsible for securing their data wherever it is, hence highlighting the need to deploy cloud security solutions that span the whole cloud spectrum, from SaaS (software-as-a-service) to IaaS and PaaS.

  • Operating in the cloud has become the new normal for organizations, so much so that our employees do not think twice about storing and sharing sensitive data in the cloud," said Rajiv Gupta, senior vice president of the Cloud Security Business, McAfee.  "Accidental sharing, collaboration errors in SaaS cloud services, configuration errors in IaaS/PaaS cloud services, and threats are all increasing. In order to continue to accelerate their business, organizations need a cloud-native and frictionless way to consistently protect their data and defend from threats across the spectrum of SaaS, IaaS and PaaS."

Cloud Collaboration a Blessing and a Curse:

Cloud services bring a momentous opportunity to accelerate business through their ability to quickly scale, allowing businesses to be agile with their resources and provide new opportunities for collaboration. Cloud services like Box and productivity suites like Office 365 are used to increase the fluidity and effectiveness of collaboration. However, collaboration means sharing, and uncontrolled sharing can expose sensitive data. Findings demonstrate that:

  • Twenty-two percent of cloud users share files externally, up 21 percent YoY
  • Sharing sensitive data with an open, publicly accessible link, has increased by 23 percent YoY
  • Sensitive data sent to a personal email address also increased by 12 percent YoY

To secure sensitive data in cloud storage, file-sharing and collaboration applications, organizations must first understand which cloud services are in use, hold their sensitive data, and how that data is being shared and with whom. Once organizations have gained this visibility, they can then enforce appropriate security policies to prohibit highly sensitive data from being stored in unapproved cloud services and provide guardrails that prevent noncompliant sharing of sensitive data from approved cloud services, such as when data is shared with personal email addresses or through an open, public link.

IaaS and the Risks of Misconfiguration:

With SaaS, securing data, user identity and access to data is primarily the customer's responsibility. With IaaS, customers take on a much larger share of security responsibility that includes data, identity, access, applications, network controls and host infrastructure. While this provides customers with an opportunity to have greater control over their cloud infrastructure, it also increases the organization's surface area for security risks and their responsibility for the same. IaaS providers, like Amazon Web Services (AWS), provide several infrastructure and platform services, each having deep and complicated security settings. Magnifying the IaaS/PaaS security challenge is the fact that organizations use multiple IaaS/PaaS vendors running several instances of each vendor's product. Our research found:

  • Ninety-four percent of IaaS/PaaS use is AWS, but 78 percent of organizations using IaaS/PaaS have both AWS and Azure
  • Enterprise organizations have an average of 14 misconfigured IaaS/PaaS instances running at one time, resulting in over 2,200 individual misconfiguration incidents per month
  • Five-and-a-half percent of AWS S3 buckets have world read permissions, making them open to the public

McAfee recommends that organizations continuously audit and monitor their AWS, Azure, Google Cloud Platform and other IaaS/PaaS configurations as a standard security practice, while protecting data stored in IaaS/PaaS platforms. IaaS/PaaS use is growing rapidly as an alternative to on-premises data centers. Businesses need to get ahead and address their security responsibilities—data protection and threat defense as they would for SaaS cloud services and also configuration compliance and workload protection for IaaS/PaaS cloud services—before they experience a security incident.

Compromised Accounts and Insider Threats:

Most of the threats to data in the cloud result from compromised accounts and insider threats. The average organization generates over 3.2 billion events per month in the cloud, of which 3,217 are anomalous behaviors and 31.3 are actual threat events. In addition:

  • Threat events in the cloud, such as a compromised account, privileged user, or insider threat, have increased 27.7 percent YoY
  • Eighty percent of all organizations experience at least one compromised account threat per month
  • Ninety-two percent of all organizations have stolen cloud credentials for sale on the Dark Web
  • Threats in Office 365 have grown by 63 percent YoY

To get ahead of comprised accounts and insider threats, organizations should understand how cloud services are used. They should also identify anomalous behavior, such as when the same user accesses the cloud from disparate locations simultaneously, which could indicate a compromised account threat.

As a first step towards protecting data in the cloud, should be implemented. CASBs are cloud-native services that enforce security, compliance and governance policies for cloud services. They help organizations leverage and extend their existing security controls where appropriate and define and deploy new cloud-native ones where appropriate to enable enterprises to consistently protect their data and defend from threats across the spectrum of SaaS, IaaS and PaaS.

Resources:

Survey Methodology:

For the Cloud Adoption and Risk Report, McAfee analyzed aggregated, anonymized cloud usage data for over 30 million McAfee MVISION Cloud users worldwide at companies across all major industries including financial services, healthcare, public sector, education, retail, high tech, manufacturing, energy, utilities, legal, real estate, transportation and business services. Collectively, these users generate billions of unique transactions in the cloud each day. The McAfee cloud service registry tracks over 50 attributes of enterprise readiness, which provides the ability to track behavior using detailed data signatures for over 25,000 cloud services. Additional contextual data was sourced from our 2018 survey of 1,400 security professionals in 11 countries, all using public or private cloud services.

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5 Antworten zu McAfee: Cloud-Sicherheit noch schlechter als befürchtet

  1. brans-pegla sagt:

    tja, wer hätte das erwartet?
    => jede(r), der/die bis 3 zählen kann – und dies dann auch mal gemacht hat.
    stattdessen: marketing blubbert, und alle tölpel stolpern, wie immer, hinterher.

    im beruflichen Bereich teilweise sehr sinnvoll, wenn richtig konfiguriert, woran (s.o.) bereits etliche scheitern, würd ich im privaten niemals Daten einer klaud anvertrauen. never never never.
    Eben weils kein Vertrauen gibt, geben kann. alles andere ist naiv.
    aber, isssja sooo bequeeem.
    bliblablub…
    :P

  2. Eina sagt:

    Den Überblick verloren." – Ach du grüne Neune! – Das wird spannend werden.
    Dies scheint immer mehr Bereiche unserer – doch überwiegend nur technologisch – 'hochentwickelten' Gesellschaft(en) zu betrefffen. Es ist quasi das (ALARM!-)Zeichen unserer Zeit zu deren Zustand.
    Wie kann das sein, wo doch die zunehmend schnellere Entwicklung der IT das Leben doch nur vereinfacht? Täglich brechen neue Widersprüche in der Entwicklung der 'zweiten Moderne' auf. Komplexität wird zum Feind von Stabilität und Sicherheit.
    Ein Lösungsansatz dazu ist schon lange bekannt: KISS! – Keep it simple stupid!
    Kennt noch jemand das Motto 'small is beautiful'?
    Nein! – SUV ist schön; vollgetankt! :(

  3. Eina sagt:

    passend dazu:
    "Dateireichtum bei Gesundheits-App "Vivy"."
    Quelle: https://blog.fefe.de/?ts=a526e766
    "Informationen darüber, wer wann mit welchem Arzt Gesundheitsdaten geteilt hatte, lagen ungeschützt für jeden lesbar im Netz." etc.
    Originalquelle: https://www.modzero.ch/modlog/archives/2018/10/30/sicherheitsm_aumlngel_in_e-health_anwendungen/index.html
    – Wieder ein gelungenes Start-up.

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