Unternehmen auf Windows 10-Migration kaum vorbereitet

Noch gut 14 Monate, bis der Support für Windows 7 SP1 ausläuft. Windows 10 ist zwar verfügbar, aber im Unternehmensumfeld ist man auf die Migration denkbar schlecht vorbereitet. Unwissen und Bedenken gegenüber dem Migrationsprozess prägen die Situation im Umfeld der Unternehmen.


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Das ist das nüchterne Ergebnis eine Studie des Anbieter von Verschlüsselungs- und Verwaltungslösungen, WinMagic, der im Oktober 2018 auf der IP Expo in London vorgestellt wurde und aus dem MS Power User hier zitiert.

Altlast: Wechsel von Windows 7 auf Windows 10

Im Januar 2020 ist mit dem allgemeinen Support von Windows 7 SP1 ja Schluss – Unternehmen können nur noch kostenpflichtigen erweiterten Support bis 2023 bekommen. Es heißt zwar, dass die Unternehmen im Moment zügig auf Windows 10 aktualisieren, zumindest gibt es Hinweise in den Quartalsdaten von Microsoft.

Aber im grünen Bereich bewegt sich Microsoft mit seiner 'Altlast' Windows 7 SP1 wohl nicht. Martin Geuß hat sich im Artikel Mission impossible: Gesucht werden 1,8 Millionen Windows 7 Migrationen täglich ein paar Gedanken gemacht. Fazit: Windows 7 wird beim Ende des Supports im Januar 2020 noch signifikante Marktanteile aufweisen.

Probleme bei der Windows 10-Migration

Die von WinMagic durchgeführte Studie zeigt, dass Unternehmen weitgehend unvorbereitet bezüglich des Support-Endes von Windows 7 SP1 (und dem Server Pendant) im Januar 2020 sind. Auf die Frage nach ihrer mangelnden Bereitschaft zur obligatorischen Migration auf Windows 10, nannten die Befragten IT-Sicherheit und Befürchtungen als Grund. Hier einige Kennzahlen aus dem Bericht:


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  • Fast ein Viertel der Unternehmen (23 Prozent) sind nicht bereit für die Migration auf Windows 10.
  • 30 Prozent der Unternehmen sind sich nicht bewusst, dass die Unterstützung für ältere Versionen von Windows OS eingestellt wird.
  • Rund ein Drittel (29 Prozent) der Unternehmen ist ziemlich oder sehr besorgt über den Windows 10-Migrationsprozess.
  • Fast zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen befürchten während des Migrationsprozesses in eine Schwachstelle in Bezug auf Cybersicherheit zu laufen.Ein Drittel (33 Prozent) weiß nicht, ob sie über die richtigen Tools verfügen, um eine sichere Migration zu gewährleisten.

Die Studie ergab, dass nicht nur fast ein Viertel der Unternehmen noch mit den Vorbereitungen für die Umstellung auf Windows 10 beginnen müssen (23 Prozent). Sondern 17 Prozent der Unternehmen kannten das Thema nicht und hatten keine Ahnung, ob es überhaupt Vorbereitungen zur Windows 10-Migration innerhalb ihrer Organisation gibt.

Unkenntnis und Besorgnis

Darüber hinaus wusste fast ein Drittel der Befragten (30 Prozent) nicht, dass der Support für die älteren Versionen von Windows im Januar 2020 eingestellt wird. Die Teilnehmer der Umfrage äußerten unterschiedliche Besorgnis über die Migration, 29 Prozent waren ziemlich oder sehr besorgt. Nur rund ein Drittel der Befragten (34 Prozent) hatten keine Bedenken, auf Windows 10 umzusteigen. Interessant ist ein Blick in die Einzeldaten.

  • Von denjenigen der Befragten, die sich Sorgen um die Migration machen, waren Sicherheit und der Verlust von Benutzerdaten eines der größten Probleme (28 Prozent).
  • Und 68 Prozent der Befragten befürchteten, dass der Migrationsprozess ihre Organisation einer Sicherheitslücke aussetzen könnte.
  • Ein Viertel (25 Prozent) der Unternehmen äußerten Bedenken, die sich auf Anwendungsmanagement, Soft- und Hardwarekompatibilität beriefen.
  • Und rund ein Fünftel (18 Prozent) gaben an, Anwenderstörungen oder Produktivitätsverluste nach einer Migration zu befürchten.

Beim eigentlichen Migrationsprozess hatten 36 Prozent die Migrationstechnologie nicht als Option in Betracht gezogen. Über ein Viertel (28 Prozent) wusste nicht, ob ihre Organisation über Migrationstechnologie nachdenkt. Und rund ein Drittel (33 Prozent) wusste nicht, ob sie über die richtigen Tools für eine sichere Migration verfügten.

Luke Brown, VP EMEA bei WinMagic, sagte: "Die Uhr tickt und wenn Unternehmen nicht schnell handeln, könnten sie in in einer Situation wiederfinden, dass kaum eine nahtlose und sichere Migration nach Windows 10 möglich ist. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass es noch wenig Wissen darüber gibt, dass die Windows 10-Migration für viele Unternehmen ein sehr wichtiger IT-Übergang sein wird. IT-Teams müssen jetzt handeln. Wenn sie es nicht tun, könnten sie im Januar 2020 den schlimmsten Neujahrskater aller Zeiten erleben."

Meine 2 Cents

Am 1. Januar 2020 fällt zwar nicht der Hammer und Windows 7-Systeme sind sofort unsicher. Aber ab diesem Datum gibt es halt keine Sicherheitsupdates. Man kann natürlich sofort in die Kerbe 'die Unternehmen verpennen eigentlich jeden Umstieg' hauen und sich zurück lehnen.

Aber die Geschichte hat eine zweite Seite, die sich 'Versagen des Herstellers' nennt. Nur mal genauer hingeschaut: Microsoft hält mit 90 % quasi ein Monopol auf dem Markt der Desktop-Betriebssysteme. Aus dieser Position heraus ergibt sich eine besondere Verantwortung – Microsoft wirbt ja 'vertraut uns als Anbieter von Lösungen'. Und dieser Verantwortung ist Microsoft in meinen Augen nicht gerecht geworden. Seit 2012 werkelte ein Haufen an Egomanen (von Herrn Steven Sinofsky bis hin zu Terry Myerson) an diversen Windows 7-Nachfolgern, angefangen von Windows 8 über Windows 8.1 bis hin zu Windows 10, die man wohlwollend als 'Schlag ins Wasser' bezeichnen kann.

Hinzu kommt: Was Microsoft in den letzten 2 – 3 Jahren in Punkto Update- und Software-Qualität abliefert, treibt Administratoren in Firmen in den Wahnsinn – und hält Privatanwender vom Wechsel ab.

Microsoft sowie die Windows-Anwender sitzen in einer selbst gestrickten Monopolisten-Falle, aus der es nur schwer ein Entrinnen gibt. Mal schnell Windows 10 auf die Rechner zerren, ist erkennbar keine Option. Ab 2020 wird es daher extrem spannend, was auf dem Markt der Desktop-Betriebssysteme passiert. Gibt es einen Sicherheits-GAU mit Windows 7 Altsystemen? Oder läuft die Choose wie bei Windows XP über Jahre mit kleineren Vorkommnissen weiter? Und wie wird sich der Markt entwickeln? Spannende Frage, und so Gott will, werden wir das mit verfolgen können.


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14 Antworten zu Unternehmen auf Windows 10-Migration kaum vorbereitet

  1. deo sagt:

    An sich ist es eine selbst erfüllende Prophezeiung, dass es Anfang 2020 bei Windows 7 so aussieht, wie im April 2014 bei XP.

  2. Al CiD sagt:

    MS wird froh sein, wenn noch so viele Unternehmen nicht migriert sind…
    Die Wahrscheinlichkeit, für 1, 2 oder sogar 3 Jahre noch richtig gutes Geld für "Erweiterten Win7-Support" zu kassieren ("verdienen" mochte ich hier nicht schreiben) ist sehr groß, besonders von Behörden, sprich Steuerzahler.
    So gesehen auch schon bei WinXP.

  3. daniel sagt:

    diese Firmen können alle sich glücklich schätzen da sie den ganzen Update Mist – sprich verbockte Qualität – von Windows 10 nicht mitmachen müssen.

    Wobei aber auch in Windows 7 Updates langsam grobe Bugs einschlichen.

    Es wird nun bei MSFT wohl gar nichts mehr getestet bevor es herausgegeben wird – auf Azure kann ja einfach sofort in Update nachgeschickt werden sollte es Probleme gegeben haben, leider geht dies on-premise nicht so fix.

  4. Horst sagt:

    Meine Erfahrungen sind da andere. In den Firmen, mit denen ich so zu tun habe läuft überall die Migration zu Windows 10. Klar, fertig sind die wenigsten aber meist ist das eben ein laufender Prozess im Rahmen von Hardware Leasing oder anderem turnusmäßigem Wechsel der Hardware. Auch klar, dass es selbst nach dem Supportende weiterhin Windows 7 Rechner geben wird…. einfach weil es Erfordernisse dafür gibt. Teure Anlagen tauscht man nicht so einfach aus.

    Ich komme aber auch nur in größeren und mittelständischen Unternehmen rum. In kleineren Unternehmen und Betrieben wird die Situation mit Sicherheit nicht so gut aussehen, das ist mir auch klar.

    @Al CiD
    Den bezahlten Support für Windows 7 glaube ich nicht, dass der oft in Anspruch genommen werden wird. Die größeren Unternehmen, die sich das leisten könnten haben bis dahin ihre Migration abgeschlossen oder schützen die restlichen Win7 Rechner auf anderem Weg. Und die kleineren Betriebe werden dafür mit Sicherheit kein Geld ausgeben

  5. Robert sagt:

    Die Konstanz bzw. Zuverlässigkeit seit 2012 ähnelt eher dem Küstenwetter als einem ordentlichen Lieferanten.
    Wenn Admins, Entwickler und Insider schon kaum einen wenigsten mittelfristigen Kurs erkennen können, wie soll dann irgendjemand Verantwortliches belastbare Entscheidungen für die Gewährleistung der Fortführung seines Betriebs treffen?

    Besteht MS auf den Termin, wird die Restliebe der Altkunden dank Kosten/Aufwand für Migration ohne Benefit verpuffen.
    Verlängern sie allgemein den Support für Win7, ist die Idee der Konsolidierung und damit Reduzierung der Komplexität aufgrund unterschiedlicher Betriebssystem-Versionen für interne und externe Entwicklung sowie Admins dahin.

    Aus meiner Sicht ist MS diese Sackgasse sehr wohl bewußt. PR-mässiges Gesicht wahren ist jedoch offenbar immer noch wichtiger als technisch mit offenen Karten zu kommunizieren.

    Aus Kundensicht würde ich angesichts der engen 14 Monate dazu neigen, einen komplett anderen OS-Unterbau als Migrationsziel zu eruieren, um die verbleibenden, notwendigen Win32-Anwendungen in einer VM zu kapseln. Als Benefit kann MS seinen Windows-Eiertanz fortsetzen, ohne das man mit der Pistole auf der Brust mittanzen muss und der Betrieb durch Upgrades, Updates, schimmeligem Treibern, Firmware, Flash etc. gefährdet ist.
    IBM, SAP und MS selber zeigten auf der JAMF-Konferenz, was beim Ausrollen in dieser Richtung möglich ist und eine VM kann ein deutlich leichter zu verwaltender Teil davon sein.

  6. Exirex sagt:

    Ich muss gerade in unserem Unternehmen (Maschinenbau) grob zweihundert Clients auf Windows 10 umstellen. Und bis jetzt (bin zu 90% durch) lief es ohne große Probleme. Ja, hier da und fehlt mal ein Programm (z.B. Adobe CC zickt rum und will sich nicht mit dem Internet verbinden, einmal als Admin ausführen behebt das Problem) oder einige Einstellungen im Office oder im Solidworks sind weg. Etwas nervig, aber machbar.

    Das Rollout habe ich Abteilungsweise durchgezogen: Kollegen informiert und dann wenn die Feierabend gemacht haben das Upgrade via Mediacreation Tool installiert (wollte es zuerst via WSUS machen, aber das war mir zu unzuverlässig). Bei kritischen Maschinen vorher via Acronis ein Backup erstellt, was ich aber bis jetzt nie im Anschluss gebraucht habe.

    Die Planung und der Test dafür haben in allem vier Wochen in Anspruch genommen inklusive des schlau machens was Windows 10 betrifft.

    Problematisch ist bei uns nur eine Abteilung, die sehr viel Siemenssoft- und Hardware haben und meistens nicht mit Windows 10 läuft. Das Problem habe ich umgangen in dem ich einfach zwei Geräte als Reserve auf Windows 7 lasse. Einen Tod muss man dann halt sterben.

    Also Zeit genug ist noch – will mir aber nicht ausmalen, wie das in einem Großkonzern oder gar einer Behörde aussieht, wenn das dort bis jetzt verpennt wurde. Ich hatte jede Menge Anrufe von Leuten, die erst einmal Berührungsängste hatten und deswegen Panik wegen irgendwelcher Lapalien geschoben haben. Ach ja: Die Windows 7 Keys werden nicht immer übernommen! Am besten besorgt man sich einen Volumenschlüssel – in meinem Fall 20 Stück – für die Sonderfälle.

    • Günter Born sagt:

      Danke für den Bericht aus der Praxis!

    • techee sagt:

      Der beschriebene Prozess deutet ja auf eine Migration per Inplace Upgrade hin. Für mich ergeben sich hier mehrere Probleme. Beispielsweise kann man die Rechner nicht auf UEFI umstellen, das würde eine Neuisntallation bedeuten. Durch fehlendes UEFI und SecureBoot deaktiviert Windows 10 standardmäßig so einige Sicherheitsfunktionen wie z.b. den Credential Guard!
      Bei uns kommt folglich nur komplette Neuinstallation aller Rechner infrage.

  7. "Aber ab diesem Datum gibt es halt keine Sicherheitsupdates."

    FALSCH!
    Microsoft wird bis Oktober 2020 Sicherheitsupdates für Windows 7 alias Server 2008 R2 ÖFFENTLICH bereitstellen, diese aber nicht (mehr) per Windows Update automatisch verteilen.
    Pöhsewichte könnten diese leicht analysieren und damit gezielt Schädlinge basteln.

  8. wufuc_MaD sagt:

    privat hab ich gänzlich abstand genommen vom "upgradefunnel" (zitat aus REMPL log.etl datei) aber auf einem, ziemlich wichtigen PC und einem Notebook nutz ich die build 107. die zerstörerische natur der 1809 werd ich absolut immer und für immer bei jeder aktion im präfrontal-lappen behalten!

    ich habe recht stark verstört wirkende / traumatisierte, windows7 nutzenDE kunden erlebt (in jedem fall nach autoinstallation total wichtiger preview sicherheitsqualitäts updates) – will daher schlicht die "psycho" option zur liste der mittel hinzufügen, die die nutzerschaft zum um/auf/abstieg auf WX schlicht bewegt. traumatisiert und überfallen davon was diese updates auf dem solide geglaubten windows7 anrichten mitunter (irgendwie passt es zum kunden, sah ms dank telemetrie gewiss auch so, aber psst), lässt man das update in einzelfällen sicher ganz apathisch über sich ergehen. 99,999% aller leute ziehen diese methode bei den wirklich großen ereignissen im leben sowieso vor :-)

    gute nacht!

    • wufuc_MaD sagt:

      achso.. und, 11 22 33 (in der aktuellen rempl etl findet sich gar die 44)

      -> man achte auf den 17. november, solche termine (8. mai, 911) lässt ms nicht mehr ungenutzt. wie zum göttlichen untergangs update im letzten jahr. letzte zweifel werden ausgeträumt, sicher!

      dank jahreswechsel und gewählten monat februar für das aus für nt6.1 sind das dann..

      11 monate bleiben danach übrig, mhh, +2 wegen updatefunnel in diesem monat, macht 13… ja, 13. wird bestimmt toll.

      noch zwei zitate von der double-trouble shooting seite:
      support.microsoft.com/en-us/help/4089834/windows-10-troubleshoot-problems-updating

      windows 8:
      "Note
      If your PC is connected to a network where updates are managed by Group Policy, you might not be able to change settings related to Windows Update. For more info, contact your organization's technical support."

      WINDOWS 7:
      "Note
      If your PC is connected to a network where updates are managed by Group Policy, you might be unable to change settings related to Windows Update. For more info, contact your organization's support person."

      das sollte dann in erster linie ein fachmann, also psychologe sein. währenddessen kann sich ein techniker um das gerät kümmern…

      soviel zur bereitschaft und windows 7

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