Unschöne Geschichte, die momentan in den Medien die Runde macht. Verwenden Nutzer ein GMail-Konto für Bestellungen, hat Google die dort eintreffenden Mails über Jahre auf Einkäufe gescannt und gespeichert.
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Angestoßen wurde die Berichterstattung durch den US-Journalisten Todd Haselton bei CNBC.com. Der folgende Tweet weist auf das Thema hin.
Google uses Gmail to track your purchase history — and it's hard to delete https://t.co/7KXLT8Iwyv
— Todd Haselton (@robotodd) 17. Mai 2019
Haselton veröffentlichte bei CNBC.com diesen Artikel (Englisch), der auf den Sachverhalt hinweist. Die Kernbotschaften:
- Google speichert jahrelang Informationen über Einkäufe, die Nutzer getätigt haben [falls die Kommunikation der Bestellung über Gmail lief]. Das betrifft auch Bestellungen, die sich nicht auf Google beziehen.
- Es ist kompliziert, diese privaten Informationen zu löschen, und die Optionen zum Deaktivieren sind in den Datenschutzeinstellungen versteckt.
- Google sagt, dass es diese Informationen nicht verwendet, um Benutzern Anzeigen zu verkaufen.
Jeder Benutzer kann seine Einkaufsverläufe, die Google aufzeichnet, unter dieser URL einsehen: http://myaccount.google.com/purchases. Ich habe mal bei mir nachgeschaut, die Seite ist leer wie ein weißes Blatt Papier. Aber Haselton hat in seinem Artikel einige Bestellungen aus den vergangenen Jahren in der Historie gefunden.
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Das Problem: Google fischt nicht nur Bestellvorgänge anhand der Mails heraus. Der Versuch, solche Bestellungen aus dem Bestellverlauf zu löschen misslingt, solange die Mails mit den Bestellungen nicht gelöscht werden. Inzwischen finden sich weitere Artikel zum Thema bei The Verge (Englisch). Ausführliche deutschsprachige Artikel gibt es bei heise, die auch auf Löschversuche eingehen, und bei Golem, wo Tobias Költzsch seine eigenen Bestellhistorie eingesehen hat. Költzsch schreibt, dass er Bestellungen bis zum Jahr 2012 zurück verfolgen konnte.
Das Thema kommt natürlich genau zur rechten Zeit. Letzte Woche schrieb CEO Sundar Pichai an die New York Times, dass "Datenschutz kein Luxusgut sein kann". Offenbar will Google auf diesen Zug, der nach vielen Datenschutzskandalen in den USA und des Inkrafttretens der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Fahrt aufnimmt, aufspringen. Aber hinter den Kulissen sammelt Google immer noch viele persönliche Informationen von den Diensten, die die Leute verwenden. Google Mail gehört dazu. Und einige gesammelte Daten können nicht einfach gelöscht werden. Aber Google will das Ganze, laut CNBC, jetzt transparenter gestalten.
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Ja und … was ist daran neu? In den E-Mails kann ich auch nach meinen Käufen suchen … solange ich diese nicht lösche.
War auch schon im Januar in den News
https://stadt-bremerhaven.de/tipp-eure-kaeufe-uebersichtlich-im-google-konto-ansehen/
Wer Google nutzt, sollte wissen, worauf er sich einlässt.
Mein Mitleid gegenüber GMail-Nutzern tendiert gegen Null.
Als ich vor Jahren mit PC und Internet Neuland betrat, sagte mir ein Fachmann, dass Google bei Gmail mitliest. Das habe ich verinnerlicht und halte es bis heute für plausibel.
Ich vermute (wie gesagt, reine Vermutung), das Google die Einkäufe gar nicht "über Jahre" separat speichert sondern es sich einfach um eine Anzeigefilter auf die Mail handelt. Daher kann man dann auch keine Einkäufe aus der Liste entfernen ohne die zugrundeliegende Mail zu löschen. Von daher spielt es auch keine Rolle ob die Informationen gebündelt oder nur als einfache Mails angezeigt werden – Google kennt sie so oder so. Wer Gmail nutzt muss sich damit abfinden, daß Google die Mails lesen und auswerten kann.
Eine solche Funktion als clientseitiger Filter in Thunderbird wäre nett.