Microsofts Universal Windows Platform (UWP) App-Ansatz ist wohl endgültig gestorben. Das Unternehmen erlaubt Spiele-Entwicklern nun auch native Win32-Anwendungen, wenn sie Spiele sind, in den Microsoft Store hochzuladen. Damit ist meiner Meinung nach der Damm gebrochen, und es bleibt die Frage, wie lange der Store noch lebt.
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Es ist wohl eine der typischen Totgeburten Microsofts. Um mit Apple und Google mithalten und am Geschäft mit Apps verdienen zu können, kam in Windows 8 ja der Windows Store mit seinen Apps. Das Konzept der Universal Apps, die auf verschiedenen Plattformen laufen, war mit Windows 8 geboren.
(One Windows Platform, Quelle: Microsoft)
Auch Windows Phone bekam einen Store zum Vertrieb von Apps. Später wurde das Zeugs in einem Store zusammengefasst, der jetzt Microsoft Store heißt und in dem auch andere Microsoft Produkte verkauft werden. So richtig zünden wollte das in meinen Augen aber nicht.
Gleichzeitig führte Microsoft mit Windows 10 irgendwann das Konzept der UWP-Apps ein. Microsofts Universal Windows Platform (UWP) Ansatz sollte Entwicklern ermöglichen, Apps für verschiedene Plattformen – also auch für Mobilplattformen zu entwickeln und per Store zu vertreiben. Gute Idee, aber das braucht keiner und das Konzept ist erkennbar gescheitert.
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Das langsame Sterben der UWP-Idee
Ich gestehe, dass ich den Ideen Microsofts zum UWP-Ansatz (nach 5 Minuten Begeisterung) nie wirklich zugeneigt war. Im August 2017 hatte ich bereits im Beitrag Windows 10: Die Krux mit den (UWP) Apps meine Gedanken und Vorbehalte formuliert. Gut, war ein nutzloser Text eines unbedeutenden Bloggers, was kümmert es die Karawane, wenn die Hunde bellen? Die zieht einfach weiter. Und ich kann mich ja auch mal irren, würde man ja dann sehen. Aber es gab danach bereits im April 2018 zwei Artikel hier im Blog, wo ich das Eingeständnis Microsofts, dass UWP-Apps und eigentlich der Store gescheitert sind, thematisiert habe.
- Im Blog-Beitrag Windows 10 App-Entwicklung – die Luft ist raus ging ich Gerüchten nach, dass bei Microsoft die App-Entwicklung für Windows 10 einem schleichenden Tod entgegen geht. Die Entwickler werden abgezogen und an Projekte wie die Entwicklung des Edge-Browsers gesetzt.
- Wenige Tage später folgte im Blog der Windows 10 Apps: Können PWAs es reißen?, wo ich das Eingeständnis Microsofts, dass UWP-Apps gescheitert sind, thematisiert habe. Es war kein offizielles Statement, sondern nur ein Weckruf eines Microsoft-Mitarbeiters, dass das UWP-Konzept in den Sand gesetzt wurde. Die Progressive Web Apps (PWA), die Google forcierte, und die im Browser laufen, sollten die UWP-Apps im Store ablösen und das Ruder herumreißen.
Anfang Mai 2019 hatte ich berichtet, dass Windows 10 auf mehr als 825 Millionen Geräten läuft. Diese Information stammt von Paul Thurrott, der die Zahl im Umfeld der Microsoft BUILD 2019-Entwicklerkonferenz zu Gesicht bekam. Damals kam ich nicht dazu, eine weitere Sache zu thematisieren, die auch im Umfeld der BUILD 2019 ans Licht kam. Mary Foley führte ein Interview mit Kevin Gallo, Microsoft Corporate VP, über das Thema Windows Plattform-Strategie für Entwickler. Im Artikel Microsoft wants to close the UWP, Win32 divide with 'Windows Apps' durfte Gallo die 'neuesten Wendungen' in Microsofts langer und kurvenreicher Windows-Entwicklerplattformstrategie erklären.
Botschaft: UWP-Apps sterben
Die Botschaft zwischen den Zeilen: Durch die Begrenzung auf Windows 10 und die sprachliche Vermischung zwischen UWP-Apps und Win32-Anwendungen wusste am Ende niemand mehr, was gemeint war. Win32-Apps bekamen bestimmte Windows 10-Features wie Inking oder Touch nicht. Mary Foley gewann den Eindruck, dass das Konzept UWP-Apps 'sind das alleine seelig machende' und die gibt es nur im Microsoft Store, tot sei.
Foley hatte den Eindruck, dass sich Microsoft auf ein Modell zubewegt, in dem Microsoft Anwendungen zertifiziert, die und vertrauenswürdig. Windows-Entwicklern sollen aber die Möglichkeit haben, zu entscheiden, wie die Apps oder Anwendungen am besten verteilt werden sollen – über den Microsoft Store, das Web oder andere Methoden. Und Microsoft will Benutzern helfen, diese vertrauenswürdigen Anwendungen zu finden, egal wo sie sich befinden.
Oder in Kurzform: UWP-Apps sind tot, Win32-Anwendungen leben fröhlich weiter und der Store wird auch an Bedeutung einbüßen. Martin Geuß hatte sich auf Dr. Windows in diesem Beitrag abgearbeitet.
Win32-Spiele-Anwendungen dürfen in den Store
Nun bestätigt Tom Warren auf The Verge im Artikel Microsoft's Universal Windows Platform app dream is dead and buried meine obigen Ausführungen. Microsoft hat wohl den letzten Nagel in den Sarg der UWP-Apps eingeschlagen, indem es Entwicklern das Einstellen nativer Win32-Spieleanwendungen in den Microsoft Store erlaubt. Phil Spencer, Xbox-Chef von Microsoft, kündigte den Strategiewechsel in einem Blog-Beitrag an. Im Abschnitt 'Supporting Win32 Games on Windows 10' heißt es:
We recognize that Win32 is the app format that game developers love to use and gamers love to play, so we are excited to share that we will be enabling full support for native Win32 games to the Microsoft Store on Windows.
Spiele für Windows 10 dürfen in den Microsoft Store, auch wenn sie als native Win32-Anwendungen vorliegen. Microsoft hat kürzlich die Weiterentwicklung der Touch-fokussierten UWP-Apps für Office auf Eis gelegt, um sich auf Apps für Android und iOS sowie die Desktop-Varianten der Office-Apps zu fokussieren. Microsoft hört endlich auf App- und Spieleentwickler und versucht nicht mehr, diesen UWP aufzuzwingen.
Und der Store? Wird zum Vertrieb von Microsoft Produkten und wohl auch noch von Apps oder Win32-Anwendungen dienen. Aber das Ding wird weiter vor sich her dümpeln. Spannend wird, wann Microsoft den Store-Zwang bei Apps lockert. PWAs sind eh nicht an den Microsoft-Store gebunden – und Win32-Anwendungen werden die meisten Leute direkt aus dem Web, von den Entwicklerseiten, laden. Warum den Umweg über den Store machen?
Ist aber ein verdammt harter Weg, bis man diese Sau endlich im Stall zu haben scheint. Zumindest kann ich keine 'steile Lernkurve' diesbezüglich bei Microsoft erkennen. Es geht in Trippelschrittchen zurück in Richtung dessen, was wir noch bis Windows 7 kannten: Die Nutzer entscheiden, was sie wirklich brauchen und Microsoft liefert genau das.
Ergänzung: Auch in 2020 hat Microsoft keinen Weg gefunden, UWP-Apps zum Fliegen zu bringen. Vielmehr sieht es mir so aus, als ob die konventionellen Win32-Anwendungen wieder bevorzugt werden. Zudem setzt man auf Progressive Web Apps (PWAs), die im Browser laufen können.
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Ich finde, der Store sollte bleiben, dann eben auch für Win32 Apps. Dabei sollte der Store verbessert werden, so dass er bereits manuell installierte Win32-Apps erkennen – und – jetzt kommts – ganz wichtig – aktualisieren kann. Momentan passieren so komische Sachen, dass man z.B. Irfanview manuell und aus dem Store installieren kann, und das System rafft es nicht, dass das eigentlich das selbe Programm ist. Das ist eher kurios. Die Version aus dem Store wird automatisch aktualisiert, die manuell installierte Version dagegen nicht… Würde man den Store so weiterentwickeln, hätte man endlich das unter Linux so gepriesene Patchmanagement für die komplette Software des Systems.
Manches geht aber nicht:
paint.net ist Gratis beim direkten Download,
und Bezahlsoftware beim Download aus dem Store.
ich wuerde uwp-apps und den store nicht vermissen.
so sieht der store aus sicht von entwicklern/produzenten aus:
https://docs.microsoft.com/de-de/legal/windows/agreements/app-developer-agreement
interessant darin ist auch der passus zur weitergabe von telemetriedaten: "Microsoft kann Ihnen nach eigenem Ermessen Daten zu App-Abstürzen ('Fehlerberichtsdaten') bereitstellen. Wenn Microsoft Ihnen in den Fehlerberichtsdaten persönliche Daten zur Verfügung stellt, handelt es sich bei diesen um vertrauliche Microsoft-Informationen." – ob dieses konstrukt dsgvo-konform ist, erscheint mir zweifelhaft (die erhebung von telemetriedaten durch microsoft erfolgt ja ohne explizite, freiwillige "einwilligung").
… die Erhebung von Telemetriedaten durch Microsoft erfolgt ja ohne explizite, freiwillige "Einwilligung".
Die ist auch nicht notwendig. Denn die DSGVO lässt diese Handlungsweise von MS explizit zu.
Weil Telemetrie-Daten im Interesse von MS erhoben werden, um seine Produkte zu verbessern.
implikation: FALLS microsoft die uwp-apps sterben laesst, wird das auch das ende fuer den win10 s-modus bedeuten.