Bei der Commerzbank hat es am gestrigen Montag einen Panne in der IT gegeben. Als Folge wurden Daueraufträge, Überweisungen und Lastschriften nicht ausgeführt. Es scheint auch am heutigen Dienstag noch einigen Ärger zu geben. Ergänzung: Diverse zusätzliche Informationen hinzugefügt.
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Störung am 3. Juni 2019
Verschiedene Medien, u.a. auch heise berichten heute, unter Berufung auf eine dpa-Meldung, von einer Störung der IT bei der Commerzbank zum Montag, den 3. Juni 2019, in der Zeit von 00:00 bis 8:30 Uhr. Daueraufträge, Überweisungen und Lastschriften von Kunden wurden nicht ausgeführt. Auf Twitter wurden Kunden durch die Bank informiert.
Aufgrund einer technischen Störung konnten heute Morgen Zahlungsverkehrsaufträge nicht ausgeführt werden. Die Störung ist behoben, Ihre Daueraufträge werden wir automatisch nachholen. Weitere Infos im Online-Banking unter https://t.co/xLQaTqcOxm. Wir bitten Sie um Entschuldigung.
— Commerzbank (@commerzbank) 3. Juni 2019
Interessant ist der obige Tweet eines Kunden, der auf Probleme hinweist, die Kunden mit Sofortüberweisungen vom letzten Freitag, den 31.5.2019 hatten.
kann es sein, dass Problem schon länger anhält als nur 03.06. ? Wir haben hier Kunden die am Freitag 31.05. via Sofort behahlt haben und am 03.06. es zurück gebucht bekommen haben. Mit Grund "IBAN fehlerhaft"
— Hab (@Grimgagorim) 4. Juni 2019
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Dort wurden die Transfers zum 3.6. mit Grund "IBAN fehlerhaft" zurückgebucht. Wegen des Wochenendes und der Batchverarbeitung bei Banken dürfte das mit obigem IT-Problem zu tun haben.
Betrifft Commerzbank und Comdirect
Der Umfang der betroffenen Kunden kann bisher von der Bank nicht angegeben werden. Klar ist aber, dass dies nicht nur die Commerzbank, sondern auch die Online-Tochter Comdirect, die eine Direktbank ist, betrifft.
Von der IT-Panne ist neben der Commerzbank auch die Comdirect betroffen. Problem: Kunden müssen bei ausgebliebenem Zahlungseingang Absender bitten, nochmal zu überweisen. Und das dürften zum Monatswechsel …. viele sein. https://t.co/DpPLwrsrKL
— Christian Kirchner (@kirchnerchris) 3. Juni 2019
Interessant ist aber, wenn man die Sache genauer untersucht, denn die Commerzbank hat nicht nur Comdirect-Kunden. Sondern es wurden auch Kunden der Dresdener Bank im Rahmen einer Fusion auf. Nachfolgend mal ein genauerer Blick hinter die Kulissen.
Welche Kunden sind überhaupt betroffen?
Ziemlich doof: Der IT-Fehler trat nur bei Konten auf, wo die '4' kaputt war – sprich: Sobald die IBAN des Kontos an der achten Stelle eine Ziffer 4 aufwies, streikten die Programme, die die Transaktionen ausführen sollten. Genaueres hat die Commerzbank auf dieser Störungsseite aufgeführt.
Weiß man, wie die Codierung der IBAN aufgeschlüsselt ist, erkennt man, dass die 8. Stelle in der IBAN zur früher verwendeten Bankleitzahl gehört. Denn der Länder- und Prüfcode haben schon vier Stellen, gefolgt von der achtstelligen Bankleitzahl. Konkret handelt es sich bei der 8. Stelle der IBAN also um die vierte Stelle der früheren Bankleitzahl.
Die Codierung der Bankleitzahl ist auf Wikipedia beschrieben. Die Commerzbank-Kunden (samt Tochterunternehmen wie Comdirect) haben hier eine 4 stehen. Interessant ist aber in diesem Zusammenhang, dass auch frühere Kunden der Dresdener Bank bei der Fusion von der Commerzbank übernommen wurden. Diese haben aber ein 8 an der betreffenden Stelle der Bankleitzahl. Kunden, die also von der Dresdener Bank übernommen wurden, sind daher nicht betroffen.
Daueraufträge wurden gebucht
Seit Montag ist die Bank dabei, die liegen gebliebenen Tansaktionen zu ermitteln und dann auszuführen. Vor einigen Stunden wurde mitgeteilt, dass ausgehende Daueraufträge größtenteils ausgeführt wurden.
Update: Ausgehende Daueraufträge sind größtenteils gebucht. Wir prüfen die maschinelle Nachbuchung von Überweisungen. Die meisten eingehenden Zahlungen werden von den Absendern in den kommenden Tagen nochmals veranlasst. Falls nicht, kontaktieren Sie bitte direkt den Absender.
— Commerzbank (@commerzbank) 4. Juni 2019
Vor wenigen Minuten kam die Meldung, dass diese Transaktionen vollständig abgeschlossen sind.
Störung behoben, bei Unklarheiten melden
Ein solcher IT-Fehler führt immer wieder zu Problemen. Im dümmsten Fall erfolgen Doppelbuchungen. Die Bank teilte vor wenigen Minuten mit, dass die Störung behoben sei.
Update: Die Störung ist behoben und ausgehende Daueraufträge wurden vollständig gebucht. Derzeit prüfen wir, ob wir auch Überweisungen maschinell nachbuchen können. Dringende Zahlungen stoßen Sie bitte erneut an. Wenden Sie sich bei Doppelbuchungen bitte an Ihren Berater.
— Commerzbank (@commerzbank) 4. Juni 2019
Bei Überweisungen ist es aktuell noch ungeklärt, ob diese maschinell nachgebucht werden können. Da wartet wohl noch Arbeit und Ärger. Der Bericht der Süddeutsche Zeitung zeichnet einige der möglichen Folgen auf – wer ein Ticket buchen wollte, bekam dieses wegen verweigerter Lastschrift wohl nicht. Wer auch Kunde von PayPal war, dem wurde dieses Konto möglicherweise gesperrt. Das Problem wurde aber an PayPal weitergemeldet und die sollten diese Sperre wieder aufheben.
Ergänzung: Genaueres zum Status der einzelnen Transaktionen hat die Commerzbank auf dieser Störungsseite aufgeführt. Die meisten Buchungen wurden wohl inzwischen nachgeholt. Kunden, die Probleme haben und Doppelbuchungen auf ihren Kontoauszügen feststellen, sollen sich an den Bankberater wenden. Laut SPON sollen sich Kunden zwecks Erstattung von Gebühren bei Fehltransfers ebenfalls an die Bank wenden.
Solche Computerpannen kommen immer mal wieder vor. Vor einem Jahr wurden Konten der Commerzbank wegen technischer Probleme plötzlich als 'leer' angezeigt (siehe diesen heise-Artikel).
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Ähnliche Probleme habe ich auch schon kennenlernen müssen bei meiner Bank.
In den Nachtstunden und das Wochenende wurden die Systeme umstrukturiert, und das Geschehen ging gründlich in die Hose.
Die Beseitigung aller Probleme hat eine Woche gedauert. Das war für mich als Privatkunde schon nervig genug.
Wenn von so einem Malheur eine Firma betroffen ist…..