Unterminieren Führungskräfte die IT-Sicherheit?

Brisante Information: Die Führungskräfte in Unternehmen sind es, die die  IT-Sicherheit massiv aushöhlen. Neue Zahlen belegen: Viele Manager ignorieren Sicherheitsregeln der Unternehmens-IT und stellen so ein Risiko dar.


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Praktiker wissen es längt, die Antwort auf zwei einfache Fragen: Wer hat die meisten Informationen in einem Unternehmen, die weitesten Rechte zum Datenzugriff und wird deshalb bevorzugt gehackt? Die Antwort: Das Topmanagement.

Wer sollte sich daher konsequent schützen und schützen lassen? Das Topmanagement. Doch Sicherheit kann unbequem sein und neue Untersuchungen zeigen einen gefährlichen Trend: Viele leitende Angestellte weichen Cybersicherheits-Richtlinien auf oder ignorieren sie einfach.

KRITIS-Netzwerk
(Quelle: Pexels Markus Spiske CC0 Lizenz)

Die von Bitdefender in Auftrag gegebene weltweite Studie „Hacked Off!" von Oktober 2019 untersucht detailliert den Druck, unter dem IT-Sicherheits-Profis stehen und wie sich dieser auf die Wirksamkeit von Sicherheitsmaßnahmen auswirkt. Auch geht sie der Frage nach, was die Befragten als die besten Strategien zur Gewährleistung der IT-Sicherheit von Unternehmen ansehen. Die Studie berücksichtigt die Einschätzungen und Meinungen von mehr als 6.000 IT-Sicherheitsexperten in acht Ländern, 515 davon in Deutschland.


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Studie Hacked Off bringt Zahlen

Eines der brisantesten Ergebnisse ist, dass es nicht nur die externe Bedrohungslandschaft ist, mit der die Security-Experten zu kämpfen haben. Mehr als ein Viertel der deutschen Befragten (28 Prozent) gibt an, dass es am Verständnis für Cybersicherheit bei den Beschäftigten mangelt. Noch weit mehr sehen ein Problem an der Spitze ihrer Organisationen:

  • 44 Prozent der deutschen IT-Security-Experten (international sogar 57 Prozent) geben an, dass das Top-Management IT-Sicherheits-Regeln entweder aufweicht oder vollständig missachtet (siehe Grafik).
  • Unter anderem deshalb machen sich 51 Prozent der deutschen Befragten Sorgen um die Einsatzbereitschaft ihrer Organisation im Falle eines großangelegten globalen Cyberangriffs.

Das Topmanagement diskutiert nur IT-Security

Ein derart mangelhaftes Zeugnis für die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien überrascht. Bleibt ein anhaltender Sicherheitsverstoß im Unternehmen unbemerkt, wären die Konsequenzen laut der deutschen Befragten massiv:

  • Sie befürchten Betriebsunterbrechung (48 Prozent),
  • Umsatzverlust (39 Prozent) und
  • Reputationsverlust (37 Prozent).

Mit zahllosen Schlagzeilen über millionenfachen Datenklau, große Ransomware- und Sabotagesoftware-Kampagnen und digital betriebene Wirtschaftsspionage schien Cybersecurity in den letzten Jahren mit Verspätung in das Blickfeld des Topmanagements gerutscht zu sein. Aber das Topmanagement diskutiert nur IT-Sicherheit, praktiziert sie aber nicht.

Gesetzliche Richtlinien wie die europäische Datenschutzgrundverordnung mit der Androhung von Strafen im Wert von bis zu vier Prozent des weltweiten Jahresumsatzes einer Firma taten ein Übriges, um der IT-Sicherheit einen nie gekannten Stellenwert in Unternehmen zu geben. Eine hohe IT-Sicherheit gilt heute als Chefsache, die im Vorstand großer Unternehmen aufgehängt, in den Aufsichtsräten diskutiert und bei Geschäftsführern und Vorstandsvorsitzenden verantwortet wird.

Doch nun stellt sich heraus, dass sich dies mitnichten durchgängig im alltäglichen Verhalten und den wirtschaftlichen Entscheidungen der Führungskräfte niederschlägt. Zahlreiche Führungskräfte, leitende Angestellte und Topmanager gehen nicht etwa mit bestem Beispiel voran, sondern höhlen im Gegenteil die IT-Sicherheit ihrer Unternehmen von innen her aus und enthalten IT-Sicherheitsverantwortlichen die Werkzeuge vor, die aus fachlicher Sicht notwendig sind, um für umfassenden Schutz zu sorgen: Gerade einmal vier von hundert deutschen Befragten der „Hacked Off" Studie vermuten, dass sie mit ihren derzeitigen Security-Werkzeugen alle Advanced Attacks effizient erkennen und isolieren können.

Die Vorbilder versagen

IT-Sicherheitsrichtlinien mögen manche Vorgänge komplizierter machen und manche Neuerungen verlangsamen: Die Mitarbeiter müssen zum Beispiel bei E-Mails wachsam bleiben, neue Software und Online-Services prüfen und absichern lassen, mit eingeschränkten Zugriffsrechten auskommen oder dürfen nicht jedes mobile Endgerät benutzen. Schlecht abgestimmte Security-Systeme bremsen teilweise die Hardware-Ressourcen aus.

Die Einführung IoT-basierter Prozesse erfordern teilweise neue Sicherheitstechnologien und in manche organisatorischen Abläufen müssen zusätzliche Schleifen eingebaut werden. Das ist unbequem. Doch die Folgen mangelnder Cybersicherheit sind weitaus gravierender, sie bedrohen Unternehmen in ihrer Existenz. Deshalb sind Führungskräfte gut beraten, sich ebenso penibel an die Richtlinien der Verantwortlichen zu halten wie sie von jedem ihrer Mitarbeiter erwarten, ihre eigenen Anordnungen umzusetzen.

Gerade die Führungskräfte sollten ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und gemeinsame Lösungen mit den Sicherheitsverantwortlichen suchen. Wenn eine Cybersecurity-Richtlinie das Geschäft einengt, sollten sie den Dienstweg gehen, um mit der IT-Abteilung bessere Wege zu finden und die Richtlinie zu aktualisieren.

Gute Argumente artikulieren

IT-Verantwortliche wiederum tun gut daran, nicht nur selbstgerecht auf die zu zeigen, die die Gesamtverantwortung für das Unternehmen tragen, sondern auch ihre eigene Verantwortung als Aufklärer sehr ernst zu nehmen. Die neuen Daten zeigen, dass sie eine vorbildliche Einstellung von Führungskräften nicht länger vorauszusetzen und genauso wenig die Aushöhlung von Richtlinien stillschweigend hinnehmen können.

Die guten Argumente sind, laut Bitdefender, die in einer Presseinfo über die Studie informiert, auf ihrer Seite – wenn sie denn nur zur Sprache kommen. Wer seinen Job als Security-Experte ernst nimmt, belässt es nicht bei technischer Fachkenntnis, sondern  versucht, Führungskräfte im Gespräch zu möglichen Risiken zu überzeugen: Es geht bei IT-Sicherheit um nicht weniger als Umsatz, Produktivität und den guten Ruf eines Unternehmens. Die Bedeutung dieser Faktoren versteht jeder Manager. IT-Sicherheitsrichtlinien, die wir nur für die anderen ausarbeiten, schützen ein Unternehmen nicht.

HackedOff-Studienergebnisse
(Laut der Bitdefender-Studie „Hacked Off" beklagen international 57 Prozent der Security-Experten, dass das Top-Management Regeln missachtet – in Deutschland sind es 44 Prozent.)


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3 Antworten zu Unterminieren Führungskräfte die IT-Sicherheit?

  1. 1ST1 sagt:

    Ja, die Abteilungsleiter(innen) und Firmenchefs/innen, die in allen AD-Gruppen einschließlich Domain/Enterprise/Schema-Admin-Gruppen drin sein "müssen", gibt es. Wenn man wenigstens durchsetzen kann, dass das ein Extra-Account ist, der nicht zum Arbeiten taugt (kein Mailempfang, etc.), hat man schonmal ein bischen gewonnen. Auch gut ist, dass "Bring your Own Device" als Hype nicht so weit gekommen ist.

  2. Alfred Neumann sagt:

    Diese Entscheidungsträger sind leider weit verbreitet.
    Wollen am besten Vollzugriff auf Alles und Jedes und Sicherheitsbedenken der IT werden nieder geredet. Stellenweise sogar mit Androhung einer Freistellung.
    Fachwissen ist dort auch nur sehr selten anzufinden.

  3. Paul Brusewitz sagt:

    Das Privileg des Chefs gilt so lange, bis etwas passiert. Dann hat der Admin das Privileg die Rübe hinzuhalten. Kann man nur versuchen, sich so viel wie möglich schriftlich anweisen zu lassen und dann versuchen den Chef mit in den Abgrund zu reißen. Der hat dann aber auf jeden Fall noch die bessere Abfindung. :-(

    Oder man macht auf Soldat Schwejk. Was? Die E-Mail geht nicht? Das verstehe ich nicht. Ich habe doch alles so gemacht, wie man es mir gesagt hat! Fragt doch mal den Chef deswegen, Kollegen. (Stand da eine Schlange vor der Tür… großartig.)

    Freundliche Grüße
    P.B.

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