Missbrauch privilegierter Konten durch Cyberkriminelle

In der Sicherheitsdebatte geht es häufig um den Hack von IT-Systemen, bei denen sich Angreifer über Sicherheitslücken in Konten einklinken. Cyber-Kriminelle nutzen inzwischen aber häufig schlicht Methoden, um sich an Benutzerkonten anmelden zu können. Im Blog-Beitrag geht es um die fünf Best Practices zum Schutz gegen den Missbrauch von privilegierten Benutzerkonten durch Angreifer (Privileged Access Abuse).


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Der Text stammt von Martin Kulendik, Regional Sales Director DACH bei Centrify und ist mir bereits im November letzten Jahres zugegangen. Da das Thema zeitlos, aber recht interessant ist, stelle ich die Informationen hier einfach mal im Blog ein. Vielleicht helfen die Informationen dem einen oder anderen Administrator als Anregung zur Planung der Absicherung weiter.

Worum geht es?

Für Cyberkriminelle ist der Missbrauch kompromittierter Anmeldedaten heute eine der beliebtesten Angriffstechniken. Statt sich in Systeme einzuhacken, die durch hochentwickelte Sicherheitstechnologien geschützt werden, nehmen Kriminelle mit ausgefeilten Social-Engineering-Attacken Mitarbeiter als das schwächste Glied in der Verteidigungskette ins Visier. Mit den erbeuteten Zugangsdaten loggen sie sich anschließend einfach ein. Dabei haben es Angreifer vor allem auf das Kapern von Konten mit umfangreichen Berechtigungen abgesehen. Diese liefern den goldenen Schlüssel zu Systemen und Netzwerkressourcen und bilden die perfekte Tarnung für Datenexfiltration oder Sabotage.

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Einmal eingedrungen, bewegen sich Angreifer lateral, um das Netzwerk zu scannen, erhöhen gegebenenfalls ihre Privilegien und extrahieren sensibelste Daten wie Bankkonteninformationen, Geschäftsgeheimnisse oder geistiges Eigentum. Zuletzt verwischen sie ihre Spuren, sodass einem Unternehmen unter Umständen nicht einmal bewusst ist, dass sich die Angreifer monatelang im System aufgehalten haben. Darüber hinaus können Cyberkriminelle privilegierte Zugangsdaten nicht nur für eigene Attacken nutzen, sondern sie auch lukrativ durch Verkauf im Darknet zu Geld machen.


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Laut dem Analystenhaus Forrester spielen kompromittierte privilegierte Zugangsdaten bei 80 Prozent aller Sicherheitsvorfälle eine Rolle (The Forrester Wave: Privileged Identity Management, Q4 2018). Um dieser wachsenden Bedrohung Herr zu werden, sollten Unternehmen deshalb ihre Sicherheitsbemühungen verstärkt auf die eigentliche Ursache des Problems konzentrierten: eine fehlende Kontrolle über ihre privilegierten Konten.

Fünf Best Practices gegen Missbrauch privilegierter Konten

Um Angreifern selbst im Fall eines Diebstahls privilegierter Log-in-Daten laterale Bewegung, Datendiebstahl und Sabotage unmöglich zu machen, benötigen Unternehmen einen mehrschichtigen Sicherheitsansatz aus Best Practices und Technologien. Die folgenden fünf grundlegende Maßnahmen helfen, den Missbrauch privilegierter Konten durch Cyberkriminelle zu minimieren:

1. Sicherheitstrainings für Mitarbeiter

Cyberkriminelle nutzen oft ausgefeilte Social-Engineering-Taktiken, um beispielsweise durch umfangreich recherchierte Spear-Phishing-Attacken an sensible Zugangsdaten zu gelangen. Regelmäßige und umfassende Sicherheitsschulungen, inklusive einer dezidierten Aufklärung der Benutzer über die Merkmale und Folgen von Phishing-Angriffen, sind deshalb ein wesentlicher erster Schritt, um das Risiko kompromittierter Anmeldedaten zu reduzieren.

2. Nutzerkonten-Erfassung und Passwort-Tresore

Dieser Schritt beginnt mit dem Erfassen und Registrieren aller Server, die ein Unternehmen in seiner Umgebung betreibt. Anschließend sollten alle von mehreren Usern verwendeten Konten, Alternate-Administrator-Konten sowie Dienst-Konten durch Passwort-Tresore geschützt sowie eine sichere Administrationsumgebung aufgebaut werden. Darüber hinaus sollten Auditing und die Überwachung von Sessions privilegierter Nutzer implementiert werden.

Anmerkung: Der Knackpunkt sind die Passwort-Tresore und deren Sicherheit. In der Vergangenheit gab es immer wieder Fälle, wo Passwort-Tresore von Betriebssystemen (macOS-Schlüsselbund, Passwort-Manager, siehe hier) durch Sicherheitslücken die gespeicherten Anmeldedaten preisgaben.

3. Identitätskonsolidierung und geringstmögliche Zugriffsberechtigungen

Zudem kann die Angriffsfläche weiter reduziert werden, indem Identitäten konsolidiert und lokale Konten so weit wie möglich eliminiert werden. Weiterhin sollten Kontrollen für die Berechtigungserweiterung implementiert werden sowie ein Just-in-Time-Privilegien-Zugriff: Dabei werden erforderliche Privilegien nur für einen begrenzten Zeitraum und/oder einen begrenzten Bereich vergeben.

4. Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) für privilegierte Benutzer

Eine der einfachsten Methoden ist darüber hinaus die Implementierung einer Multi-Faktor-Authentifizierung für alle privilegierten Benutzer. MFA ist eine der besten Möglichkeiten, um zu verhindern, dass unbefugte User auf sensible Daten zugreifen und sich lateral im Netzwerk bewegen können. Daher sollte eine MFA-Implementierung für alle Unternehmen Standard sein, insbesondere wenn es um den Schutz von Privilegien geht.

5. Härtung durch Air-Gaping und mit Hilfe von Machine Learning

Der letzte Schritt besteht darin, die Umgebung durch Air-Gaping, also einer logischen Isolation der Administrationskonten voneinander, zu härten. Dies schlägt auch das Microsoft-Konzept der Enhanced Security Administration Environment (ESAE) vor.

Um Angreifern keinerlei Umgehungsmöglichkeiten zu bieten, sollten zudem die Überwachung von Befehlen und die Verhaltensanalyse privilegierter Nutzer auf Basis von Machine Learning (User Behavior Analytics, UBA) eingesetzt werden. Diese Lösungen schlagen bei anormalen und verdächtigen Aktivitäten umgehend Alarm.

Für die sensibelsten Umgebungen kann darüber hinaus noch eine Multi-Faktor-Authentifizierung der Sicherheitsstufe 3 hinzugefügt werden.

Privileged Access Management-Lösungen (PAM)

Sicherheitstechnologien wie Privileged Access Management-Lösungen (PAM) mit dezidiertem Zero Trust-Ansatz ermöglichen es hier, Nutzern nur den Zugriff mit den unbedingt erforderlichen Berechtigungen („Least Privilege") zu gewähren. Dies geschieht, basierend auf der Überprüfung, wer den Zugriff anfordert, dem Kontext der Anforderung und dem Risiko der Zugriffsumgebung.

Da sich traditionelle Netzwerk-Perimeter zunehmend auflösen, bietet eine PAM-Lösung mit Least-Privilege- und Zero-Trust-Ansatz sowohl kleinen und mittleren Unternehmen als auch großen Organisationen mit komplexen, heterogenen und agilen Infrastrukturen mit DevOps, Cloud-Instanzen und Containers umfassenden Schutz ihrer privilegierter Konten.

Für Cyberkriminelle ist der Diebstahl privilegierter Anmeldedaten und deren Missbrauch für den Zugriff auf ein Netzwerk in der Regel einfacher, effizienter und weniger riskant als das Ausnutzen einer bestehenden Schwachstelle – selbst eines Zero-Day-Exploits. Deshalb ist für Unternehmen ein mehrschichtiger Sicherheitsansatz, bestehend aus Sicherheitstrainings und der umfassenden Stärkung ihrer Authentifizierungssysteme, eine wichtige Voraussetzung, um Cyberangriffe durch Privileged Access Abuse abzuwehren.


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