Android: Liste der ‘Gewinner’ bei der Suchmaschinenauswahl

Google hat eine Liste der Gewinner, die ab 2020 beim Einrichten neuer Android-Smartphones bei der nutzerdefinierten Suchmaschinenauswahl EU-Nutzern angeboten werden, veröffentlicht. Die Liste ist das Ergebnis einer Versteigerung. Ganz spannende Frage: Welche Suchanbieter stehen auf der Gewinnerseite und wer ging weitgehend leer aus?


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Heute noch eine kleine Wow-Nachricht – nein, wir haben keine Signale von Aliens entdeckt. Aber Google hat ein paar Informationen zu den zukünftig in der unter Android beim Setup angezeigten Auswahlseite auftauchenden Suchmaschinenanbietern veröffentlicht, auf die ich über folgenden Tweet gestolpert bin.

Hat nicht sofort geklingelt, aber dann ist der Groschen gefallen und ich dachte, ich mach mal einen kleinen Blog-Beitrag drüber.

Worum geht es genau?

Nach diversen Wettbewerbsverfahren der EU-Kommission gegen Google und dessen marktbeherrschende Stellung bei Android, was mit heftigen Strafen von 5 Milliarden US $ in 2018 endete, musste sich das Unternehmen bewegen. Nach der Entscheidung der Kommission vom Juli 2018 hat Google bereits das Lizenzmodell für die Google-Apps für die Nutzung auf Android-Handys geändert. Es gab neue, separate Lizenzen für Google Play, den Google Chrome-Browser und für Google Search. Auf Druck der EU-Kommission überlässt Google den Telefonherstellern die Freiheit, alternative Apps neben einer Google-App zu installieren.


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Eine der zusätzlichen Maßnahmen war die Ankündigung, europäischen Benutzern eine Auswahl der zu verwendenden Browser-App und des Suchanbieters anzubieten. Das Ganze wurde bereits Mitte März 2019 in einem Blog-Beitrag Supporting choice and competition in Europe durch Google angekündigt. Ich hatte im Blog-Beitrag Android: Google zeigt wohl die Browserauswahl (Juni 2019) darüber berichtet – und diese Auswahlseiten für den Browser und den Suchanbieter auch gesehen.


(Android-Browserauswahl deutsch, Quelle: Dr. Windows)

Diese Auswahlseiten sollte eigentlich jeder Android-Nutzer in Europa im letzten halben Jahr gesehen haben. Man konnte also seine Suchmaschine wählen, wenn man nicht die Google-Suche verwenden will. Neben DuckDuckGo und Startpage dümpelt auch Bing in der Auswahlseite herum.

Im Rahmen der Umsetzung sollen die Karten ab bald neu verteilt werden. Ab 2020 geht das Ganze einen Schritt weiter, denn Google will Nutzern beim Einrichten eines neuen Android-Smartphone eine Auswahl eines Suchproviders anbieten.

Ab 2020 Auswahl bereits beim Setup

Google hatte das Ganze am 2. August 2019 für Anfang 2020 angekündigt, ich hatte es im Blog aber nicht thematisiert. Nachfolgende ist die betreffende Seite zu sehen.

Android Search-Provider(Quelle: Google)

Mit diesem Blog-Beitrag von Google fiel auch der Startschuss für Suchanbieter, sich an einem Bieterwettbewerb zu beteiligen. Die Bedingungen sind hier einsehbar, die Site CNBC hat beispielswiese hier darüber berichtet.

Ergebnis der Screen-Auktion für Suchanbieter

Google hat nun letzten Dienstag die Ergebnisse der ersten Versteigerung dieser drei Plätze für Suchanbieter auf der Android Setup-Auswahlseite bekannt gegeben. Die Suchanbieter konnten dabei für jedes der europäischen Länder ein Gebot abgeben, was sie zahlen möchten, um beim Einrichten eines neuen Android-Smartphone zur Auswahl des Suchanbieters aufzutauchen.

DuckDuckGo hat praktisch in allen europäischen Ländern den Bieterwettbewerb gewonnen und wird prominent auf der Seite zur Auswahl angeboten. Auch Quant wird in einigen Ländern gelistet. In Deutschland werden es DuckDuckGo, GMX und Info.com sein. In anderen Ländern kommen auch Yandex, PrivacyWall und Seznam vor. Der große Verlierer ist wohl Microsoft mit Bing, haben die es doch nur in Großbritannien geschafft, auf diese Suchseite zu kommen. Das Ganz gilt dabei für die Periode 1. März bis 30. Juni 2020. Danach gibt es die nächste Auktion, und so kann Google so langsam die 5 Milliarden US $-Strafe der EU-Wettbewerbsbehörden vom Mitbewerb über diese Auktionen wieder einfahren. Allerdings hat Google wohl nicht mitgeteilt, was pro Auktion an Einnahmen zu verzeichnen ist. Einige Informationen lassen sich in diesem Artikel und hier nachlesen.

Neben der eigenen Google-Suchmaschine ist noch Platz für vier weitere Anbieter. Wer in dieser Liste auftauchen will, konnte in einem verdeckten Bieterwettbewerb ('Blind-Auktion') Angebote für diese Plätze abgeben. CNBC hatte im August 2019 über dieses Verfahren berichtet.

Ergänzung: Kritik von Cliqz

Nach Veröffentlichung des Beitrags ging mit noch eine Stellungnahmen Dr. Marc Al-Hames, Geschäftsführer der Cliqz GmbH, zu. Ich stelle sie einfach mal hier im Blog ein:

Wir haben an der Auktion nicht teilgenommen, weil damit unabhängige neue Marktteilnehmer wie wir keine faire Chance erhalten. Wer wie wir in den Aufbau eines eigenständigen Web-Index und eines eigenen Werbenetzwerks investiert, muss viel mehr Kapital aufbringen und hat so einen enormen Wettbewerbsnachteil.

Gewonnen haben Scheinalternativen, die in Wirklichkeit lediglich Wiederverkäufer von Google oder Microsoft Bing sind und sich die Kosten für den Aufbau eines unabhängigen europäischen Web-Index und eines Werbenetzes sparen.

GMX und Duckduckgo zeigen Suchergebnisse und Werbung von Microsoft. Info.com läuft ebenfalls mit Bing-Suchergebnissen, fährt beim Werbegeschäft aber wohl zweigleisig mit Microsoft und Google als Partner.

Damit ist das Werbegeschäft von Google nach wie vor in zwei von vier Optionen präsent, Microsoft-Anzeigen in drei von vier.

Am Ende sind die Verbraucher die Leidtragenden, denn sie haben immer noch keine wirkliche Wahl und bezahlen natürlich am Ende die hohen Preise für die Suchmaschinenwerbung, die die US-Duopolisten unter sich ausmachen. In anderen EU-Ländern sieht es ähnlich aus. Soll das nun die Lösung für die digitale Souveränität Europas sein? So bringen wir Europäer den Wettbewerb nicht voran.

Interessant fand ich die Informationen zu den Suchanbietern, wobei ich allerdings mit Cliqz ebenfalls so meine Probleme habe. In der Stellungnahme schreibt das Unternehmen: Der Münchner Hersteller von Browser-, Such- und Datenschutztechnologie Cliqz ist ein Tochterunternehmen der Hubert Burda Media. Bei diesem Namen fällt mir beispielsweise das hier zu Gewinnspielen der Burda Direct GmbH ein. Und es gibt noch ein Informationsschnipsel in Form eines Zitats aus diesem Zeit-Artikel:

Der Burda-Verlag als Befürworter des Leistungsschutzrechts für Presseverleger lässt seine Tochterfirma eine Technik einkaufen, die sich nicht zuletzt gegen Google richtet – gegen jenes Unternehmen also, das sich aus guten Gründen gegen das Leistungsschutzrecht wehrt.

Es geht dort um den Kauf von Ghostery. Und im Hinblick auf einen Austausch von Daten verweise ich einfach auf den heise-Beitrag 36C3: Wie gängige Methoden zur Anonymisierung von Daten versagen.


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