Die alte Programmiersprache COBOL ist nicht tot zu kriegen. 2019 feierte die Programmiersprache COBOL ihren 60. Geburtstag. Eine globale Umfrage von Micro Focus im Februar 2020 zeigte, dass die Nutzung von COBOL so aktuell wie nie ist. Vor einigen Tagen erreichte mit unter dem Titel 'COBOL: Kombination aus Innovation und Zuverlässigkeit für die digitale Transformation' ein interessantes Papier, welches ich euch als Sonntags-Thema nicht vorenthalten möchte.
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Bei der globalen Umfrage von Micro Focus vom Februar 2020 gaben Führungskräfte aus 40 verschiedenen Ländern ihre Einschätzung zur Nutzung von COBOL. Neueste Ergebnisse aus Deutschland zeigen, dass COBOL-basierte Anwendungen hierzulande einen besonders hohen Stellenwert haben und auch in Zukunft relevant bleiben werden.
Digitale Transformation
Die 'Digitale Transformation' ist in den letzten Jahren auch in Deutschland mehr als ein geflügelter Begriff geworden. Spätestens in Puncto Wettbewerbsfähigkeit müssen Unternehmen einen Transformationsprozess ins Auge fassen, um nicht von ihren Konkurrenten überholt zu werden. Dennoch basieren einige der am meisten genutzten heutigen Technologien wie etwa COBOL auf lang existierenden Systemen – in einem 40 Jahre alten IT-System, das stetig modernisiert wird, stecken eben auch 40 Jahre Erfahrung.
Doch die Nutzung von COBOL-Anwendungen bleibt weiterhin relevant, wie eine Umfrage von Micro Focus und Vanson Bourne zeigt: In einer globalen Umfrage wurden IT-Führungskräfte aus 40 Ländern nach ihrer aktuellen und künftigen Nutzung von COBOL-Anwendungen befragt. Neue Ergebnisse aus Deutschland zeigen, dass COBOL-basierte Anwendungen hierzulande einen besonders hohen Stellenwert haben und auch in Zukunft noch relevant bleiben werden.
Modernisieren statt ersetzen
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Dabei spielt Modernisierung eine entscheidende Rolle: 53 Prozent der globalen Umfrageteilnehmer planen eigene Anwendungsmodernisierung und weitere Integration von COBOL-Systemen. In Deutschland hingegen sind es 61 Prozent. Gerade in Hinblick auf die IT-Transformation und den Fortgang kritischer Geschäftsveränderungen ist die Modernisierung bestehender IT-Infrastrukturen von strategischer Bedeutung für den Unternehmenswandel.
Besser als die Konkurrenz
Für 54 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer ist die Anpassung von Anwendungen an die Geschäftsanforderungen der wichtigste Faktor. Die Modernisierung und Erweiterung von COBOL-Anwendungen ist dabei entscheidend für weitere Wettbewerbsvorteile. Im globalen Vergleich ist diese Komponente nur für 46 Prozent der Befragten am wichtigsten. Investitionen sind der Schlüssel zum Erfolg, denn nur wer rechtzeitig Chancen erkennt und sie wahrnimmt, wird sich essentielle Vorteile gegenüber seinen Wettbewerbern sichern. Das haben auch die befragten IT-Entscheider erkannt, denn 38 Prozent von ihnen werden in die Modernisierung der IT-Infrastruktur und 37 Prozent in die Auffrischung von Prozessen investieren, welche eine COBOL-Systemintegration benötigen.
Ein ähnlicher Ansatz muss zusätzlich auch bei den Kenntnissen der hauseigenen IT-Fachkräfte gedacht werden: An den Universitäten ist COBOL heute kaum noch Thema und das kann für IT-Abteilungen durchaus zu einem Problem werden. Denn Mitarbeiter, die sich sehr gut mit COBOL auskennen, gehen nach und nach in den Ruhestand und dem Nachwuchs fehlen mitunter die entsprechenden Skills.
Daher müssen sich Firmen frühzeitig darüber im Klaren sein, dass sie nicht nur in ihre IT-Systeme, sondern auch in die Fähigkeiten ihrer IT-Mitarbeiter investieren müssen. Die heutigen Informatik-Absolventen sind in Java, C# und anderen moderneren Programmiersprachen gut bewandert. Die Aufgabe beginnt also an den Universitäten und muss nun beinhalten, diejenigen Studenten, die sich bereits in Java oder C# auskennen, in älteren Sprachen wie COBOL oder PL/I-Systemen zu schulen.
Ich selbst habe nie in COBOL programmiert – hatte aber 1977 meine Begegnung mit dieser Sprache, als meine Frau seinerzeit einen solchen Kurs vom Arbeitsamt aufgedrückt bekam. Als junger Ingenieurstudent, der mit FORTAN und PL/1 unterwegs war, konnte ich ihr allerdings leicht helfen. Aber heute ist das Wissen weg. Ergo ist bei mir Hopfen und Malz als Arbeitskraft verloren.
COBOL-Umgebungen wachsen lassen
IT-Strukturen, die auf COBOL basieren, müssen mit weiteren Applikationen in anderen Programmiersprachen kompatibel sein, um weiterhin bestehen zu können. So sagt die Hälfte der deutschen Umfrageteilnehmer, dass Java heute oder zukünftig durch die hauseigenen COBOL-Applikationen unterstützt wird. Im globalen Vergleich ist das nur bei 33 Prozent der Umfrageteilnehmer der Fall.
Die digitale Transformation der IT-Landschaft schreitet weiter voran und Legacy-Systeme bleiben in virtuellen Ökosystemen unverzichtbar. Daher ist der vorausschauende und kontinuierliche Ausbau solcher COBOL-basierten Programme ein fester Bestandteil der Weiterentwicklung des Unternehmens.
Fazit: Zukunft ist Vergangenheit
Um Modernisierung richtig angehen und verstehen zu können, muss zunächst eine Bestandsaufnahme der IT-Struktur gemacht, diese dokumentiert und ein klarer Modernisierungsplan formuliert werden. Die digitale Transformation, auch von COBOL-basierten Systemen, ist ein Prozess, der auf vorangegangene Schritte und bereits getätigte Investitionen aufbaut. Der Erhalt von Legacy-Systemen und damit auch der Verzicht auf eine Rip-and-Replace-Strategie ist ein neuer Transformationsansatz, der Unternehmen dabei hilft, digitale Erfolge zu erzielen und konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Programmiersprache COBOL bleibt ebenso weiterhin relevant, weil sie sich als eine wertvolle Geschäftsfunktionalität etabliert hat und unnötige Veränderungen der Kerngeschäftssysteme vermieden werden sollten. Nur, wenn Unternehmen den Wert dieser Systeme erkennen und schätzen lernen, können sie ihren Betrieb problemlos in die digitale Transformation führen.
Über Micro Focus
Micro Focus ist ein führender, weltweit agierender Anbieter von Unternehmens-Software, der sich auf einzigartige Weise positioniert hat, um Kunden bei der Ausweitung vorhandener Investitionen und der gleichzeitigen Einführung neuer Technologien in einer Welt der Hybrid IT zu unterstützen. Micro Focus stellt seinen Kunden ein erstklassiges Portfolio an skalierbaren Unternehmenslösungen mit integrierten Analysen zur Verfügung und sorgt damit für kundenzentrierte Innovationen in den Bereichen Enterprise DevOps, Hybrid IT Management, Security, Risk and Governance sowie Predictive Analytics. Micro Focus unterstützt zudem seit über einem Jahrzehnt globale Bildungsanbieter bei der Ausbildung von COBOL-Fachkräften. Dafür hat Micro Focus das Academic COBOL-Program ins Leben gerufen, um die Wirtschaft durch die Ausbildung der nächsten Generation von Entwicklern zu unterstützen.
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Gibt doch sogar COBOL für das .NET Framework ;-)
https://www.microfocus.com/de-de/products/visual-cobol/overview
…wobei man sich die Frage nach dem Sinn stellen sollte, ob eine prozedurale Programmiersprache in die Welt des objektorientierten Frameworks passt :-)
Hab's mir nicht näher angeguckt, weiss nur, dass es dies gibt.
Zum Ende des letzten Jahrtausends mussten wir uns u.a. auch mit COBOL beschäftigen und darin zielgerichtet einarbeiten um den Programmcode Y2K-fest zu machen…
Wir hatten im Team noch 2 Kollegen der "alten Schule" und konnten so die kritischen Stellen überarbeiten, für unsere Kunden aus dem Bankensektor war das schon eine Erleichterung, da sie für einige dieser Programme bis heute noch keinen adäquaten Ersatz gefunden haben.
So ist das manchmal, nicht alles was neu ist ist auch besser
Gruß
Erinnert mich an diese Geschichte:
https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/IBM-und-Linux-Foundation-starten-kostenlose-COBOL-Programmierkurse/Ich-war-an-einer-mega-grossen-Migration-von-Cobol-zu-Java-beteiligt/posting-36475092/show/
Sind Rust (Vermeidung von Programmfehlern) und Ada (Militär/Ariane 5) eine Alternative? Sicher nicht. Die Ariane 88 ist auch trotz Ada abgestürzt und auch in Firefox der langsam nach Rust migriert sind Fehler.
COBOL war halt damals hip & modern, aber genauso Fehleranfällig, wie die Geschichte oben zeigt. Am Ende hilft nur Fuzzing und endloses Testen. Trotzdem höre ich immer wieder Geschichten von den "alten" Pionieren.
Lief die Y2K-Migration gut?
Ja, dafür dass man im Endeffekt im uralten Code ein paar Routinen ausgefiltert und dann überarbeitet hat lief es erstaunlich gut… wir waren selber überrascht.
COBOL war sehr gnädig… ;-)
Schlecht ist nur, wenn es nicht dokumentiert ist. Und das ist viel öfters das Problem ..
kleiner Nachtrag: Lesenswerter Artikel / Diskussion zu COBOL
Bringing COBOL to the Modern World
https://www.linux.com/news/bringing-cobol-to-the-modern-world/
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