Notleidendes Apple nutzt MwSt-Senkung für versteckte Preiserhöhung …

Es ist schon ein Drama – die Coronavirus-Pandemie und der Lockdown haben einige Firmen notleidend werden lassen. Die deutsche Bundesregierung hat daher die Mehrwertsteuer auf Waren und Dienstleistungen im Zeitraum 1.7.2020  bis 31.12.2020 gesenkt. Unternehmen können das an die Verbraucher weiter geben oder den Mehrertrag vereinnahmen. Ein besonders 'notleidender' US-Konzern aus Cupertino hat sich für letzteres entschieden und einen Trick genutzt.


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Schwierigkeiten mit der MwSt.?

Blog-Leser Kai A. hat mich vor einigen Tagen bereits per Mail gemeldet und mir den nachfolgenden Screenshot aus dem Apple-Store geschickt. Die beiden Screenshots sind wohl Ankündigungen für eine Abo-Verlängerung bei diversen Diensten. Beide Leistungen liegen nach dem 1.7.2020, müssten also mit reduzierter MwSt. von 16% gebucht werden.

iCloud-Abo-Verlängerung

Sowohl die angekündigte Abo-Verlängerung für den iCloud-Speicher (siehe obiger Screenshot), als auch das Netflix-Abo (siehe folgender Screenshot), weisen 19 % MwSt. aus – obwohl 16 % vorgegeben wären. Gut, möglicherweise hat Apple zum Zeitpunkt, als die Screenshots erstellt wurden, noch nicht umgestellt hatte – wie die das per MwSt.-Berechnung im Nachgang regeln, weiß ich nicht.

Netflix-Abo


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Ergänzung: Kai hat mir die vollständige Kopie der Rechnung geschickt – die nachfolgenden Screenshots enthalten eine Ankündigung, die im Juni 2020 noch mit 19 % MwSt. ausgewiesen wurde. Ist halt doof, da die endgültige Rechnung nach dem 1.7.2020 die korrigierte MwSt ausweisen sollte.

Mehrwertsteuer korrekt gesenkt, Preis angehoben

Aber das Ganze geht noch weiter, wie Alex schreibt. Offenbar hat ein Controller gemerkt: 'Halt, in Deutschland wurde die Mehrwertsteuer gesenkt, das müssen wir berücksichtigen. Aber bitte so, dass am Ende der gleiche Umsatz bei stehen bleibt – sonst bricht uns der Aktienkurs zusammen.' Alex hat am 15.9.2020 wohl auch noch eine Abo-Verlängerung anstehen. Das sieht dann neuerdings so aus:

Apple Preiserhöhung

Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich. Obiger Screenshot zeigt nun die neuen Preise mit korrekt auf 16% abgesenkter Umsatzsteuer – hurra, die haben es bei Apple geschnackelt. Aber halt, da ist noch was – die neuen Preise sind ja die alten Preise. Tscha, die Erklärung: Apple hat den Netto-Preis so angehoben, dass die Abo-Verlängerungen trotz abgesenkter Mehrwertsteuer zum gleichen Bruttopreis führen.

Formal ist das natürlich absolut zulässig – und ich kann den Controller bei Apple verstehen. Denn der hat ja gleichzeitig wegen der Umsatzverluste bei Fortnite zu kämpfen (siehe Apple/Google: Fortnite aus den Stores gekickt; Entwickler klagt). Zweites Problem ist natürlich, dass Apple akut mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat, denn der Börsenwert ist 'dümpelt' bei schlappen 2.000 Milliarden US-$, wie man hier lesen kann.  Da muss man sich wirklich Sorgen machen – aber wie ich es so sehe, kann die Apple-Mannschaft auf eine treue Fan-Gemeinde bauen, die diesen Winkelzug generös abnickt.

Kannste wieder sehen, welche Wellen die naiven Entscheidungen unserer Bundestagsbürger im Abgeordnetenstatus so werfen. Ich selbst werde mich demnächst auch mit dem Spaß befassen dürfen und wohl alle Einnahmepositionen ab dem 1.7.2020 als Kopie, aber mit 16 % MwSt. in meiner Software verbuchen müssen.


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15 Antworten zu Notleidendes Apple nutzt MwSt-Senkung für versteckte Preiserhöhung …

  1. Dat Bundesferkel sagt:

    Das machen die Discounter bei mir vor Ort auch. :) Die haben die MwSt.-Senkung als "Rabattierung" ausgegeben und klammheimlich die Preise angezogen.

    Gibt ein freudiges Erwachen, wenn die MwSt. wieder auf "normal" ist und Kunde Otto vor den Kühlregalen steht.

    Obwohl… so merkbefreit, wie einige meiner Mitmenschen sind, merken die das vermutlich nicht. "Aber da steht doch Sonderpreis / Rabatt drauf, also ist es doch günstiger!"

    Hab' aber eine halbwegs passable Lösung gefunden. Funktioniert zwar nicht bei Lebensmitteln, aber dafür bei Konsumgütern… einfach nicht mehr vor Ort kaufen. Wer meint, sich in diesen Zeiten bereichern zu müssen, muß halt hinnehmen, daß man seine Produkte nur noch online kauft… notfalls auch im Ausland. Ich habe da keinerlei Gewissensbisse.

    • Steter Tropfen sagt:

      Jaja, die ganz Schlauen, die überall Betrug wittern und darüber die eigentlichen Gauner aus dem Blick verlieren.
      Klar, wenn du dir dein Klopapier gern über Amazon-Marketplace aus China schicken lässt… aber dann bitte keine böse Bewertung schreiben, von wegen sechs Wochen Lieferzeit und grottiger Qualität.
      Zum Glück denken andere über den Rand ihres Einkaufwagen hinaus und unterstützen bewusst die einheimischen Händler (= Mietezahler, Arbeitgeber, Stadtlebenförderer) vor Ort. Als Belohnung dürfen sie dann auch beim nächsten Lockdown noch zum Einkaufen raus – während man die „Ich kaufe jede Büroklammer online, Hauptsache billig"-Fraktion von mir aus gern auf unbegrenzte Zeit in Quarantäne schicken darf!

      • Dat Bundesferkel sagt:

        Lesen -> nachdenken -> posten

        Dein flaches Gehetze geht völlig daneben. Es geht nicht darum "möglichst billig" zu kaufen, sondern darum, die neuerliche Abzocke zu verhindern.
        Die MwSt. Reduktion sollte den Bürgern zu Gute kommen und nicht von Unternehmern missbraucht werden, stattdessen haben die ach so redlichen Discounter die Preise schön nach oben korrigiert und werben irreführenderweise dennoch mit "Rabatten".

        Klingelt's jetzt, oder wird weiter auf BILD-Niveau gewettert?

        Ah, ich bestelle btw. häufiger aus China… und die Produktqualität ist teilweise sogar hervorragend, zumindest wenn man keine "umgelabelte" Produkte zu Westpreisen kaufen.
        Wiha, Werkzeuge… da sehen Mannesmann und Bosch alt gegen aus, die zwar auch fast alles in China fertigen lassen, aber zuviel Wert auf dicke Marge, statt Qualität legen.

  2. Janami25 sagt:

    Kackendreist, aber das habe ich trotzdem erwartet…

    Tja, so ist das mit der Gier, und wenn man den Hals nicht genug voll bekommt. Wozu war die MWST Senkung nochmal da ? Um dem kleinen Mann zu helfen und die Wirtschaft anzukurbeln ?! Man kann über die Staatsbediensteten nur noch lachen, das sie so blöd sind, und das auch noch durchgezogen haben. Und es wird doch keiner glauben, das bei wieder 19% MWST die Preise trotzdem gleich bleiben, und nicht erhöht werden.

    Wir werden doch nur noch alle veräppelt.

    Tja, da Apple dermassen sozial und marktwirtschaftlich geschwächt und benachteiligt ist, sollte man es Ihnen doch gönnen. :-P

    Ein hoch auf unsere grossartigen Konzerne, die sind schliesslich für den Menschen da. ;-)

  3. Stefan sagt:

    Wieder ein Paradebeispiel, wie der deutsche Staat "armen Unternehmen" Geschenke macht.
    Blinder Aktionismus in zugegebenermaßen nicht einfachen Zeiten. Das hat schon was von: "wie Beruhige ich die Massen".
    Die 3 % Nachlass auf die Mehrwertsteuer, bringt eh nur denjenigen etwas, die ohnehin nicht so stark kalkulieren müssen.
    Am Ende des Tages müssen die Kassen wieder gefüllt werden,………

  4. Jens sagt:

    Hmm … ist halt der gewohnte Apple-Luxus-Aufpreis. Bei meinem normalen Netflix Abo (per Browser und Paypal eingerichtet und nicht über Apple App Store) bucht Netflix seit 1. Juli brav 11,69 EUR statt zuvor 11,99 EUR ab – also korrekt mit 16% MwSt.

  5. Paul sagt:

    Und wenn die MwSt wieder auf 19% gehen bleibt der derzeitige Netto-Preis erhalten.
    "Wir können ja nichts dafür, das der böse böse Staat die MwSt jetzt erhöht hat"
    Will wer Wetten?

    Gewerblichlichen Nutzern ist 16/19% eh egal, da nur "durchlaufender Posten",
    aber, ein höherer Netto-Preis…nett. Eine absolute Sympathie Aktion von Apple.

    "Aber ich jammer auf hohem Niveau. Ich habe bei meiner privaten 10-Mio-Yacht jetzt gut 250 tausend Euro an MwSt gespart, wovon ich meiner Tochter eine schnuckliges kleines Eigentumsappartment an seinem Studienort bezahlen konnte…danke Frau Merkel. Spende kommt!"

  6. RedOne sagt:

    Mehrwertsteuer – Geschichte – einfach

    Die Sache mit der Mehrwertsteuer ist eigentlich ganz einfach:
    es geht um die Preisgestaltung.

    Eine Firma bezahlt z.B. für ein monatliches Telefonanschluss-Abonnement
    Euro 13.44 plus 19% Mwst = Euro 15.99
    oder
    Euro 13.44 plus 16% Mwst = Euro 15.59

    Dies darum weil eine Firma ja keine Mehrwertsteuer bezahlen muss.

    Eine Privatperson bezahlt z.B. für ein monatliches Telefonanschluss-Abonnement
    Euro 15.99 inkl. 19% Mwst
    oder eben
    Euro 15.99 inkl. 16% Mwst

    Dies darum weil nur eine Privatperson die Mehrwertsteuer bezahlen muss
    als Endverbraucher.

    Zudem ist eine Mehrwertsteuer-Umstellung für kleine Geschäfte oder z.B. Frisöre aufwendiger zu handhaben und abzurechnen als für grosse Geschäfte oder Ketten.
    Zudem ist es im Lebensmittelgeschäft schwieriger zu sagen wie der Preis vor der Umstellung war.

    Dieser Sachverhalt müsste aber Finanzminister Scholz bekannt sein.

    Beim Autokauf z.B. ist es einfacher. Da gibt es üblicherweise einen Preiskatalog.
    Den konnte man bei Bekanntgabe der Umstellung aus dem Internet herunterladen
    und damit seinem Autohändler sagen, man kauft ein neues Auto nur zum 3% tieferen Preis oder gar nicht. (Sofern man nicht sofort ein neues Auto braucht)

    Wenn ein Finanzminister also eine Weitergabe einer Mehrwertsteuersenkung haben will, muss er eine gesetzliche Weitergabepflicht und Androhung einer Strafe formulieren.
    Eine Mehrwertsteuererhöhung dagegen wird immer sofort von allen weitergegeben!

  7. Info sagt:

    [ANDERES]

    "O2" verhindert das Prepaid-Guthaben, im Discounter, seit 2020/07 in 30€ Höhe getätigt werden können. Somit entfallen entscheidende Prepaid-Vorteile ab 30€ Aufladung! (Hier beispielsweise bei REWE). Hinterhältig, merkt ja kaum einer…

    Wer zweimal 15€ kauft wurde dann KRÄFTIG verarscht!

    O2(Telefónica) ist einer der schlimmsten Mobil-Provider was die Behandlung von Prepaid Kunden angeht! Aber in der Online-Verwaltung groß über die Mehrwertsteuer Erstattung labern.

  8. DerEremit sagt:

    Habe ich was versäumt? Muß Apple oder jeder andere die Preise senken? Nein man kann. Apple ist sicherlich nicht alleine mit der Entscheidung. Lustig wird es doch im neuen Jahr. Was bezahlt man dann?

  9. johnripper sagt:

    Wenn Sie weiterhin 19% USt zeigen, müssen Sie auch 19% an den Staat abführen (Vgl. § 14c Abs. 2 Sätze 1 und 2 UStG)

  10. Die Mwst-Senkung war nutzlose Symbolpolitik. Seit Jahrzehnten gibt es im Steuerrecht wichtigere Dinge, die man geradeziehen hätten müssen. Die Dampfplauderei "Wir müssen gesellschaftlich wichtige Berufe stärken" der Politik hätte ganz andere Maßnahmen erfordert. Aus diesem Grund haben wir als kleiner IT-Dienstleister 2 Wochen gestreikt und das auch unseren Kunden kommuniziert:
    https://compeff-blog.de/2020/wir-reduzieren-unsere-verfuegbarkeit-bis-zum-13-juli-aus-protest-gegen-die-pauschale-mwst-symbolpolitik-die-nicht-mit-betrieben-ja-noch-nicht-mal-mit-steuerberatern-abgesprochen-war-und-fuer/

    Das Schlimmste an der Sache war: Handwerker, Betriebe, ja sogar Steuerberater; egal wen man fragte; alle fanden diese Mwst-Senkung unnötig und einen ärgerlichen Mehraufwand … aber nirgendwo regte sich Widerstand/Protest.

  11. Karsten sagt:

    Hallo in die Runde,

    vielen ist leider nicht bekannt, dass es reichlich Ausnahmen/Sonderregelungen von der aktuellen Mehrwertsteuer-Senkung gibt.
    Software-Lizenzen und Abonnements sind da ein gutes Beispiel. Hier ist das Ablaufdatum interessant. Endet das Ganze im kommenden Jahr dann sind es weiterhin 19% MwSt. Endet das in diesem Jahr, dann sind es 16%.
    Oder jetzt ein Zeitungsabo für ein Jahr abschließen, dann sind 19% MwSt fällig.
    Ein 3-Monats-Abo dagegen wird mit 16% MwSt berechnet.

    Wer Lust hat kann hier nachlesen:

    https://www.haufe.de/steuern/gesetzgebung-politik/absenkung-des-mehrwertsteuersatzes-2020-probleme-in-der-praxis_168_517790.html

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