Video-Besuchsdienst von US-Gefängnissen leaked Gespräche von Häftlingen

Ein aktueller Sicherheitsvorfall zeigt erneut, wohin die Digitalisierung führt. Ein in US-Gefängnissen verwendeter Video-Besuchsdienst betrieb einen ungesicherten Server. Auf diesem fanden sich tausende privater Gespräche von Häftlingen mit Angehörigen.


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Aus Furcht vor der Ausbreitung des Coronavirus bleiben Gefängnisse und Haftanstalten in den USA weiterhin für Besucher gesperrt. Da keine Besucher zulässig sind, bleiben Angehörigen nur unerschwinglich teure Video-Besuchsdienste in Anspruch zu nehmen, die oft nicht funktionieren. Und nun kommt noch ein Datenskandal hinzu, wie Techcrunch hier berichtet.

Die Firma HomeWAV bietet in einem Dutzend Gefängnissen in den USA einen sogenannten Video-Besuchsdienst an. Angehörige können mit den Gefängnisinsassen Videogespräche führen. In einem Gefängnis in St. Louis gab es jetzt einen gravierenden Datenschutzvorfall. Tausende von Telefongesprächen zwischen Insassen und ihren Familien, aber auch mit Anwälten, die durch das Anwaltsgeheimnis geschützt werden sollten, waren öffentlich per Internet abrufbar und die Transkripte konnten durchsucht werden.

Der Sicherheitsforscher Bob Diachenko  fand  das Dashboard (Verwaltungsoberfläche) für Video-Besuchsdienste eines Gefänglnisses, was mindestens seit April 2020 ungeschützt und offen per Internet erreichbar war. TechCrunch meldete das Problem an HomeWAV, die das System Stunden später abschalteten. In einer E-Mail bestätigte der HomeWAV-Chef John Best die Sicherheitslücke.

"Einer unserer Drittanbieter hat bestätigt, dass er versehentlich das Passwort entfernt hat, das den Zugriff auf den Server ermöglichte", schrieb HomeWAV-Geschäftsführer John Best an TechCrunch, ohne jedoch den Drittanbieter zu nennen. Best sagte, das Unternehmen werde Insassen, Familien und Anwälte über den Vorfall informieren.


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Somil Trivedi, ein leitender Mitarbeiter des Strafrechtsreformprojekts der ACLU, sagte gegenüber TechCrunch: "Was wir immer wieder sehen, ist, dass die Rechte der Inhaftierten die ersten sind, die mit Füßen getreten werden, wenn das System versagt – wie es das immer tut. Unser Justizsystem ist nur so gut wie der Schutz für die Schwächsten. Wie immer werden Farbige, diejenigen, die sich keine Anwälte leisten können, und Menschen mit Behinderungen den höchsten Preis für diesen Fehler zahlen. Die Technologie kann die grundlegenden Mängel des Strafrechtssystems nicht beheben – und sie wird sie noch verschlimmern, wenn wir nicht vorsichtig sind."

Die Insassen von US-Gefängnissen haben so gut wie keine Erwartungen, was die Privatsphäre betrifft. Und fast alle Gefängnisse in den USA zeichnen die Telefon- und Videoanrufe ihrer Insassen auf – auch wenn dies nicht zu Beginn jedes Anrufs offengelegt wird. Staatsanwälte und Ermittler sind dafür bekannt, dass sie sich die Aufzeichnungen anhören, falls sich ein Häftling bei einem Anruf selbst belasten sollte.


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