TI-Konnectoren im Gesundheitswesen – der "400 Millionen Euro"-Hack des Chaos Computer Clubs

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Es geht um sehr viel Geld und es ist ein Skandal: Die gematik, die die Verantwortung für die Telematikinfrastruktur im deutschen Gesundheitswesen trägt, will die sogenannten TI-Konnektoren in Arztpraxen austauschen. Der Grund: In den Geräten laufen Zertifikate ab. Die Kosten für den Austausch werden auf mindestens 400 Millionen Euro (bis 2024) geschätzt. Das ist aber unnötig, da sich die Zertifikate kostengünstig per Software bis 2025 verlängern lassen (ab diesem Zeitpunkt wird eine Folgelösung, TI 2.0, eingeführt).


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Seit Monaten wogt ein Streit, ob es wirklich notwendig ist, die TI-Konnektoren auszutauschen, denn eine Softwarelösung ermöglicht eine Verlängerung der Zertifikate. Das wurde von den Herstellern der Geräte und der gematik als nicht machbar verworfen. Nun hat der Chaos Computer Clubs durch einen Hack nachgewiesen, dass es keinen Grund für einen Austausch der TI-Konnektoren gibt. Eine Verlängerung der Zertifikate per Software ist mit wenig Aufwand möglich. Der "digitale Raubzug" der gematik mit einem Hersteller der TI-Konnektoren auf Kosten der gesetzlich Krankenversicherten muss also ausfallen – zumindest, wenn genügend Druck aus der Politik kommt.

Einige Hintergrundinformationen

Bei den TI-Konnektoren handelt es sich um spezielle VPN-Router, die in Arztpraxen eingesetzt werden, um mit dem deutschen Gesundheitssystems Daten auszutauschen. Von der Hardware her sind die TI-Konnektoren mit DSL-Routern vergleichbar. Aber die für die Telematikinfrastruktur (TI) im deutschen Gesundheitswesen eingesetzten Geräte sind besonders gesichert.

Alle Arztpraxen, Kliniken und Apotheken müssen in Deutschland an die Telematikinfrastruktur (TI) über diese besonders gesicherte TI-Konnektoren angeschlossen werden. Es gibt nur drei Konnektor-Anbieter (Secunet, CGM und RISE), die von der gematik GmbH zertifiziert wurden.

Verantwortlich für die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI) ist die gematik GmbH. Diese wurde im Januar 2005 von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens gegründet, um gemäß gesetzlichem Auftrag die Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und ihrer Infrastruktur in Deutschland voranzutreiben, zu koordinieren und die Interoperabilität der beteiligten Komponenten sicherzustellen.

Die Gesellschafter der Gematik sind das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Bundesärztekammer (BÄK), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Deutsche Apothekerverband (DAV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-SV), der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV).


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TI-Konnektoren sollen getauscht werden

Die von den ca. 130.000 in deutschen Arztpraxen, Kliniken und von Therapeuten sowie Apotheken verwendeten TI-Konnektoren enthalten Zertifikate, die die Kommunikation absichern sollen. Dazu steckt in den Geräte eine gSMC-K ( "Security Module Card") im SIM-Kartenformat. Die auf den gSMC-K-Karten gespeicherten Zertifikate laufen nach fünf Jahren ab. Bei den ältesten TI-Konnektoren ist dies bereits 2022 der Fall, bei weiteren Geräten laufen die Zertifikate 2023, 2024 und 2025 ab.

Von der gematik gab es einen Vorschlag, die Laufzeit der Zertifikate zu verlängern, denn ab 2025 soll der Betrieb mit TI 2.0 – ohne diese TI-Konnektoren – erfolgen. Diese Laufzeitverlängerung war sogar vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationsverarbeitung (BSI) abgesegnet und hätte kostengünstig durchgeführt werden können.

Am 17. März 2022 gab es dann eine Kehrtwende, denn es wurde von der gematik beschlossen, dass die TI-Konnektoren, deren Zertifikate ablaufen, komplett auszutauschen seien.  Das wurde den Ärzten und der Öffentlichkeit als "sichere" Variante verkauft (siehe). In den Jahren 2017 und 2018 gekaufte Geräte stehen also zum Austausch an, wobei die noch voll funktionsfähigen Geräte zum Elektroschrott werden. heise hat das in diesem Artikel aufbereitet.

Die Kosten in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro für den Hardware-Tausch sollten die gesetzlichen Krankenkassen tragen. Nimmt man noch Kosten für den Mehraufwand in den Praxen, laufen Beträge von einer Milliarde Euro auf. Daher regten sich frühzeitig kritische Nachfragen, ob der Hardware-Tausch der TI-Konnektoren erforderlich sei. Von der gematik kam die Rückmeldung, dass an einem Tausch kein Weg vorbei führe.

Speziell heise hatte sich dem Thema gewidmet und stellte kritische Fragen in Richtung der gematik und verwies auf diverse widersprüchliche Aussagen. Die gematik lehnte aber eine Neubewertung in Bezug auf den Tausch der TI-Konnektoren ab  – wie man in diesem Beitrag nachlesen kann. Die gematik zog sich auf Nachfrage von heise auf die Position zurück, dass die Konnektoren und Zertifikate untrennbar miteinander verbunden seien.

Die heise-Redaktion konnte aber durch Analyse eines TI-Konnektors nachweisen, dass die gSMC-K-Module ausgebaut und erneut eingebaut werden können. Die Funktionalität des TI-Konnektors war gegeben, sobald das gSMC-K-Modul wieder eingebaut war. Es wäre also möglich, statt des TI-Konnektors nur das gSMC-K-Modul gegen ein Exemplar mit fünf Jahre gültigem Zertifikat zu tauschen. heise hatte an Gesundheitsminister Karl Lauterbach appelliert, eine Software-Lösung als Alternative zum teuren TI-Konnektorentausch zu prüfen und ausführen zu lassen. Das Ganze ist aber wohl im Sande verlaufen.

Bezüglich des Konnektorentauschs gibt es durchaus aber unterschiedliche Meinungen. Ältere  TI-Konnektoren haben das Problem, dass die Hardware nicht mehr schnell genug für eine Kommunikation ist. Auf heise schreibt ein Nutzer folgendes:

Ganz Unrecht haben sie nicht

Die Konnektoren sind teilweise gammel langsam, wenn man es wagt größere Operationen durchzuführen. Das ist aber notwendig um z.B. die E-Mails für den KIM-Versand zu verschlüsseln. Und da sollen theoretisch Daten im GB-Bereich durch gejagt werden (z.B. Röntgen oder gar MRT). Das hat glaube ich noch nie jemand getestet.

Daneben ein Wirrwarr an merkwürdigen Bugs, fehlender/unvollständiger Dokumentation, für quasi jeden Dienst eine komplett andere SOAP-Version etc. pp.

Einfach nur ein Graus. Gute Idee eigentlich, aber sehr, sehr schlecht umgesetzt.

Oh – habe ich schon von komplett unverständlichen und sogar irreführenden Fehlermeldungen, selbst für Entwickler berichtet?

Ob es nun ein reines Software-Problem ist, was durch die Firmware der TI-Konnektoren verursacht wird – dann wären die Probleme auch auf neuer Hardware vorhanden – kann ich als Außenstehender nicht bewerten.

Generell ist aber das Problem, dass mit den TI-Konnektoren und KIM (Kommunikation im Medizinbereich) samt den angedachten Diensten wie eRezept, elektronische Krankschreibung (eAU) sowie elektronischer Patientenakte (ePA) Abläufe in Arztpraxen nachgebildet werden, die auf Papier binnen Sekunden erledigt sind – auch die Handakte des Patienten ist vom Arzt schnell mit einem kurzen Eintrag aktualisiert.

Der CCC hackt das gSMC-K-Modul

Der Chaos Computer Club (CCC) hat dieses Thema ebenfalls mitbekommen und eigene Recherchen durchgeführt. Es stand die Frage im Raum, ob die TI-Konnektoren wirklich getauscht werden müssen, oder ob die Hersteller sich per geplanter Obsoleszenz über die gematik einen 400-Millionen-Schluck aus den Kassen der gesetzlichen Krankenversicherungen genehmigen können.

CCC-Hack der TI-Konnektoren

Vor einigen Tagen habe ich dann über obigen Tweet und diesen Artikel bei heise mitbekommen, dass es Mitgliedern des Chaos Computer Clubs (CCC) gelungen ist, die Interna des TI-Konnektors zu entschlüsseln.

CCC: Austausch der TI-Konnektoren verhindern

In obigem Tweet formuliert der CCC, dass der Tausch der TI-Konnektoren seine tausendfache sinnlose Vernichtung einsatzfähiger Hardware ist. Denn der CCC konnte über den Hack nachweisen, dass die Zertifikate sich per Software problemlos und mit minimalem Aufwand verlängern lassen. Im Jahr 2025 werden diese TI-Konnektoren eh obsolet, da TI 2.0 ohne diese Geräte auskommt. Dirk Engling, Sprecher des Chaos Computer Clubs, sagt dazu:

Hier will sich ein Kartell durch strategische Inkompetenz am deutschen Gesundheitssystem eine goldene Nase verdienen. Dabei werden immense Kosten für alle Versicherten, sinnloser Aufwand für einen Austausch bei allen Ärzten und tonnenweise Elektroschrott in Kauf genommen. Schlimmer noch: Eine Wiederholung des Debakels in fünf Jahren wird bereits vorbereitet.

Der CCC hat den gesamten Sachverhalt im Beitrag Chaos Computer Club spart dem Gesundheitssystem 400 Millionen Euro dokumentiert und fordert im Lichte der fortwährenden Geldverbrennung in der TI das Bundesgesundheitsministerium auf, die gematik an eine kürzere Leine zu nehmen und dem Pfusch bei Ausschreibungen und in den Verträgen ein Ende zu setzen. Weiter fordert der CCC das Umweltministerium auf, gangbare Wege auszuloten, die allein schon aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten völlig sinnlose tausendfache Vernichtung einsatzfähiger Hardware zu verhindern. Schließlich appelliert der CCC an die Hersteller der Konnektoren, dass sie sich ehrliche Wege für ihren Broterwerb suchen.

Hier bleibt es spannend, zu verfolgen, wie die Beteiligten reagieren und ob Gesundheitsminister Karl Lauterbach diesem "digitalen Raubzug" der Hersteller unter Zuhilfenahme der gematik einen Riegel vorschiebt. In diesem Kommentar kommt von heise die Forderung, dass "Oligopol" zu zerschlagen, da wohl die Interessen der Firmen höher als die der Patienten wiegt, die dieses Maßnahmen mit ihren Krankenkassenbeiträgen finanzieren sollen.

An dieser Stelle eine Anregung von mir: Fragt doch einfach mal bei den Bundestagsabgeordneten aus eurem Wahlkreisnach, wie diese den Sachverhalt sehen, und ob sie die Selbstbedienungsmentalität der oben genannten Protagonisten mit tragen.

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29 Antworten zu TI-Konnectoren im Gesundheitswesen – der "400 Millionen Euro"-Hack des Chaos Computer Clubs

  1. Anonymous sagt:

    Korruption, Vetternwirtschaft, wo Tröge sind… Mehr kann und muss man dazu nicht sagen.

    Danke CCC für den Denkanstoss, mal sehen wieviel/ob es das in die Abendnachrichten schafft.

  2. janil sagt:

    Ein paar Politiker werden hoffentlich aufmerksam werden. Und wenn nicht, ist es wieder ein Baustein für das um sich Greifen der sich "jeder ist sich selbst der Nächste" – Mentalität.
    Heute Show letzten Freitag. In Holland drehen die Stromzähler bei Privaten Balkonkraftwerken einfach rückwärts, ganz einfach, nichts mit gegenläufigen, teuren zur Miete aufgezwungenen Stromzählern wie in Deutschland. Die Liste der Beispiele ist endlos.
    Allen einen schönen Sonntag

    • Günter Born sagt:

      Die Niederlande hat noch ein attraktivereres Modell: Was eingespeist wird, zieht man vom Verbrauch ab. Bezahlt wird nur, was Netto bezogen oder eingespeist wird.

      • 1ST1 sagt:

        Das ist doch genau das, was janil schreibt. Deren Stromzähler hat keine Rücklaufsperre.

        • Günter Born sagt:

          Bin nicht ganz sicher, ob es das komplett trifft – kürzlich sah ich einen TV-Beitrag, in dem es hieß: Was der PV-Betreiber netto aus seiner Anlage (also nicht über die Berechnungszeit selbst von seiner Einspeisung verbraucht) in das öffentliche Netz einspeist, wird mit x Cent vergütet. Ein rückwärts laufender Zähler würde das nicht berücksichtigen, denn er bekäme dann nur gratis Strom auf die Zukunft.

          • Marco sagt:

            "Nur gratis" Strom für die Zukunft? Das ist doch für den Verbraucher deutlich besser als die Vergütung! (Ich wundere mich nur über die Formulierung)

            Mit unserem – zugegeben komplexeren – System muss man zusehen, des Strom auch nachts selbst zu verbrauchen und da lohnt sich ein privater Stromspeicher. Das wird in Holland mit den rückwärts laufenden Zählern eben nicht gefördert, sondern da fungiert für den Endbenutzer eben "das Netz als Akku".

            • Günter Born sagt:

              Zu "Nur gratis" Strom für die Zukunft? Das ist doch für den Verbraucher deutlich besser als die Vergütung! (Ich wundere mich nur über die Formulierung)" -> Wenn der PV-Betreiber immer einen Überschuss erzeugt – hätte er mit deinem Denkmodell genau 0 Einnahmen. Der Bericht sagte aber aus: Wenn Betreiber A im Laufe des Jahres 7.000 kWh PV-Leistung erzeugt, und 6.000 kWh verbraucht, bekommt er 1.000 kWh vergütet. Interessant ist es, wenn er tagsüber 1000 Wh einspeist und dann nachts wieder verbraucht, dass das gegenn gerechnet wird. Die Niederländer bekommen also quasi eine Solar-Cloud kostenlos – in Deutschland muss man zahlen, bis man schwarz wird – rechnet sich so gut wie nie.

      • Paul sagt:

        Ist ot, aber wer bezahlt in NL denn die tausende km Leitungen? Ach, die NL sind kleiner?

        Anderseits machen wir wohl was falsch wenn die kWh Strom 10ct in der Erzeugung kostet, der Transfer, entfernungsunabhängig, 15ct…

        Sorry for OT

        • Niels sagt:

          Die Frage ist nicht ob sie weniger tausend KM Kabel in einem kleineren Land haben, sondern ob die Kabelstrecke je Einwohner höher oder niedriger ist als in Deutschland

  3. voko sagt:

    Ich bin einfach nur sprachlos. Was ist nur los in Deutschland?

    • Carsten sagt:

      In Deutschland gibt es zuviel Geld. Das sehen einige Institutionen offenbar als Anlass, sich ihren Anteil daran abgreifen zu müssen. Warum etwas pragmatisch lösen, wenn es in finanzieller Hinsicht attraktivere Lösungen gibt, so der Gedanke. IT muss in Deutschland anscheinend ordentlich etwas kosten, sonst kann sie gar nicht gut/leistungsfähig etc. sein.

    • Ralf S. sagt:

      Nun, ganz einfach:
      Ich sag nur Kreißsaal – Hörsaal – Plenarsaal = Der überwiegende Werdegang unserer ReGIERenden …

      Und dort angekommen – oft ohne jegliche fachkompetente Ausbildung und schon gar keiner persönlichen Arbeitserfahrung/Expertise – hat man dann einen Posten inne, mit dessen Sach-/Arbeitsgebiet man nie zuvor etwas zu tun hatte … Ein ehemaliger Gesundheitsminister Spahn, war/ist auch nur ausgebildeter Bankkaufmann und "Politikwissenschaftler", hat noch nie ordentlich gearbeitet, sondern immer nur im Hör- und Plenarsaal rumgesessen – und dann gemeint er könnte doch mal Gesundheitsminster usw. …

      Das wird ALLES noch viel schlimmer in den nächsten Monaten, da Inkompetenz eine politische Auszeichnung zu sein scheint, in diesem hohen Haus in Berlin. Und dann wäre da ja auch noch die Korru….. – upps – natürlich der "Lobbyismus" zu nennen; der sein Übriges tut … ;-)

  4. Paul sagt:

    Das ist das Problem mit den kranken Kassen.
    Die angenehmste Art Geld auszugeben :
    "Das Geld andere Leute für sich."

    Es wird Zeit das sich der Staat wieder an seine Aufgaben erinnert. Diese besteht nicht darin unser Tafelsilber an Haie und psychisch gestörte Heuschrecken zu verschieben gegen Partei-"Spenden"… sondern im sichern der Grundbedürfnisse…

  5. Sven D. sagt:

    Es gibt doch keinen logischen Grund mehr, dass der Tausch der TI-Konnektoren jetzt noch durchgeführt wird. Das ist doch dann Korruption vor den Augen der Öffentlichkeit zu Lasten der Krankenversicherten!

    Kam da überhaupt schonmal was in den öffentlich Medien für die breite Masse? Ich lese darüber immer nur bei heise und anderen IT Medien.

  6. Mira Bellenbaum sagt:

    Grundsätzlich frage ich mich, warum hier in DE ständig das Rad neu erfunden werden muss!

    In europäischen Nachbarstaaten gibt es datenschutzkonforme Modelle, z.B.
    die digitale Patientenakte, da hat der Patient die Datenhoheit!!
    oder das digitale Rezept, welches auch funktioniert!!

    Warum kann man solche ausgereifte Systeme nicht einfach kaufen?

    Mir geht diese Verweigerungshaltung dermaßen auf den Zeiger.

    • M.D. sagt:

      Niemand hat mehr die Hoheit über seine Daten, wenn er sie nicht bei sich aufbewahrt. Aber schon gar nicht, wenn sie woanders aufbewahrt werden und von anderen gelesen werden und einfachst kopiert werden können.

      Wer Gegenteiliges behauptet, hängt irgend welchen Träumereien an bzw. glaubt an die Ehrlichkeit aller Beteiligten. Wie ehrlich es hingegen ist, sieht man doch gerade im Bericht.

      • Mira Bellenbaum sagt:

        Genau darum geht es!
        Die Daten sind verschlüsselt und niemand, außer der Arzt, der das Rezept auch ausgestellt hat, kann es lesen.
        Die Apotheke, welche es einlösen will, braucht zusätzlich noch die Erlaubnis des Kunden.
        Patientenakte, verschlüsselt, nur der Arzt hat zugriff darauf,
        alle anderen brauchen die Freigabe des Patienten.

        Und einfach so die Daten kopieren is nicht!
        Allenfalls einen Screenshot kann man eventuell machen.

        Aber 100% Datensicherheit gab es auch in der Analogwelt nicht!

  7. ThBock sagt:

    Wenn die Kassen das Geld zahlen, geht das für mich schon stark in Richtung Veruntreuung.

    • Günter Born sagt:

      Es gab im obigem Zeit-Online-Artikel den Kommentar, dass die Erstattung (dort ist von 300 Millionen die Rede) nicht separat von den Krankenkassen gezahlt wird. Zitat aus dem Kommentar.

      Es ist nämlich tatsächlich nicht so, dass die 300Mio zusätzliche Kassenausgaben sind.

      Die Rückerstattung erfolgt aus dem Gesamtbetrag, den die Kassen der KV zur Honorarerstatzung der Kassenärzte zuweist. Werden hier 300Mio sachfremd rückerstattet, geht das zu Lasten der Honorare der Kassenärzte.

      Beispiel: Die Kassen zahlen 1000 Euro an die KV. Alle Kassenärzte erbringen Leistungen, die zunächst als Punktwert abgerechnet werden. Erbringen alle Kassenärzte im Jahr einen Gesamtpunktwert von 1000, so ist in der Abrechnung ein Punkt ein Euro wert. Fließen zunächst aber 300 Euro für sachfremde Leistungen ab, so ist am Ende des Jahres der einzelnen Punkt nur 70cent wert.

      Sprich: Unter dem Strich zahlt der Arzt den Unsin – on Top zu den 2.300 Euro für das auszutauschende Gerät kommen wohl noch Service- und Folgekosten – irgendwo bei heise habe ich mal den Betrag von 9.000 Euro pro Austausch gelesen. Es ist recht interessant, die Kommentare auf Zeit Online durchzugehen.

  8. Diek sagt:

    Schönes Beispiel für geplante Obsoleszenz. Lizenz zum Geld drucken. Wird immer schlimmer, in so gut wie jedem Bereich mit technischem Hintergrund. So werden wir nie Klimaschutz erreichen. Im Gegenteil.

  9. Paul sagt:

    Emm.in der Analog Welt hatte jeder Arzt seine Daten.
    Wollte jemand genau diese haben musste er genau bei diesem Arzt einbrechen und zig Seiten kopieren Oder stehlen (was bei Papier sicher auffallen würde)
    dann hätte er die Daten dieses einen Patienten bei diesem einen Arzt, man hat aber meist mehrere Ärzte, ach macht nix, dann berechen wir da auch ein.Ist ja Null Risiko..
    ich hoffe Du merkst das eine zentrale Speicherung eine ganz andere, gefährlichere Nummer ist.
    insbesondere wenn sich die politischen Verhältnisse änderen…
    Zur Zeit wird hybrid gespeichert. Alte Daten auf Papier im Keller, neue Daten auf der Wechsel Festplatte und Papier.

  10. Werner Hermann sagt:

    @Günther …verzeih ich muss mich mal kurz …"erleichtern"

    Was da abgeht ist schon ein starkes Stück.

    Die ersten Konnektoren der Telekom waren …. unzureichend und mussten vorzeitig getauscht werden.
    Dabei ist eine Formblatt auszufüllen
    Wer hat den Karton Empfangen -> Unterschrift
    Wer hat den Karton geöffnet -> Unterschrift … am Ende gefühlt 50 Unterschriften.

    Wir haben den Secunet Konnektor 2.0 bekommen …quasi noch neu.
    Leider kann erst die v 2.1 nach ECC verschlüsseln und RSA wird nur übergangsweise bis 2024 unterstützt … wenn ich es richtig verstehe. Das Handbuch hat etwa 600 Seiten .. nicht wirklich anwendertauglich.

    Im Moment stehen in Konnektor 2x die Firmware Version 5.1.2 bereit.
    In der Beschreibung steht: Nicht vor dem 17.10.22 installieren, die geschulten
    Telekom-Techniker ( die die Version 5.1.2 schon die letzten Wochen installiert haben)
    lesen aber auch nur ein Flow-Chart ab ..und dieser Hinweis ( 17.10. )
    reicht schon um sie aus der Bahn zu werfen

    Das zweite Update ist ebenso mit v5.1.2 gekennzeichnet …
    Update nicht vor 2099 ( zwanzig-neun-und-neunzig) !

    Die Update Anleitungen sind zu gefühlt 80% damit beschäftigt, jede Verantwortung auf den Arzt zu schieben. Erbärmlich.

    Vor einem Jahr haben wir auch versucht die "KIM" Lösung ( Email innerhalb des gematik-VPN VPN ) zum laufen zu bekommen. 3o Stunden + 3 Mann ( inkl Telekom-Fachmann) später, haben wir aufgegeben zu verstehen, warum es an zwei Stationen läuft, an andern nicht.

    Dagegen lief die KIM-Lösung der Kassenärtzlichen Vereinigung quasi auf Anhieb, es gibt ein verständliche Handlungsanweisung, und 2 Kleinigkeiten die hakten wurden von einem Support der seines Namens würdig ist, schnell gelöst.

    Oder kurz:
    Alles was bisher in dem Bereich Digitalisierung verzapft wurde ist so erbärmlich, das die Anbieter auf einem freien Markt unter gegangen wären .

    Das sich in dem uns aufgedrängten Modul für die ePA( elektronische Patientenakte ) oder auch in der KIM(Email)-Software, Datensätze/Emails nicht löschen lassen … ein Witz ( vor dem Hintergrund welcher Bohei um den Datenschutz gemacht wird )

    Das jedes Major-Update im Konnektor, dazu führen kann , das beim Einlesen nur bestimmter
    Patientenkarten ( Bestimmt = z.B. bestimmte Krankenkassen ) das System abschmiert … "normal".

    Mittwoch gucken wir mal welcher Spaß und das Update auf die v5.1.2 im Konnektor bringt …
    die Update-Beschreibung deutet ein mögliches Amargeddon an.
    Ich freue mich schon jetzt auf die Erklärung des Telekom Supports:
    "Wieso? Stand doch bei nicht vor 2099 installieren !"

  11. Ein_ITler sagt:

    Bin mittlerweile schon ziemlich lange im IT Bereich verschiedener Kliniken/Arztpraxen tätig.
    Ich sehe beinahe täglich die enormen Hürden, die uns die Telematik Infrastruktur von Anfang an in den Weg schmeißt.
    Anfangs wurden alle Arztpraxen/Kliniken mit der ersten Generation TI Chipkartenlesegeräten
    ausgestattet. Leider waren diese Geräte niemals in der Lage,
    die technischen Vorraussetzungen zu erfüllen, um Online zu gehen.
    Alle Geräte mussten daher kürzlich erneut ausgetauscht werden,
    was sicherlich enorme Verschwendung von Steuergeldern zur Folge hatte.
    Vom Zeitaufwand will ich gar nicht erst reden.
    Zuletzt musste während der Corona-Krise "zwanghaft" die Online-Anbindung über die
    TI-Konnektoren aller Kliniken durchgesetzt werden.
    Kosten und Aufwand waren enorm. Belastung der ITler hoch.

    Das ganze Projekt der Telematik Infrastuktur mit EGK-Karte kostete die Steuerzahler wahrscheinlich bereits Millarden.
    jetzt auch noch die Konnektoren für 400 Millionen Euro.

    Das alles würde vielleicht Sinn ergeben, wenn es denn wenigstens anständig funktionieren
    und uns die Digitalalisierung des Gesundheitswesens voran bringe würde.
    Stattdessen bekam ich diese Woche selbst zum ersten mal ein E-Rezept "ausgedruckt" (ja wirklich ein QR-Code auf DinA5 Papier),
    welches ich in zwei Apotheken nicht einlösen konnte. Aussage: Die TI-Verbindung streikt gerade.
    Hier kann man wieder live erleben, wie sehr dieses Porjekt gerade scheitert.

    Eine App mit Gesundheitsdaten auf meinem Smartphone lehne ich übrigens aus Prinzip ab.
    Ein Smartphone kann per se nicht als sicheres Device betrachtet werden.

    Aus meiner sicht müsste man die TI und die digitalisierung des Gesundheitswesens vorerst stoppen.
    Deutschland hat gerade ganz andere Probleme. In 10 Jahren könnte man die Notwendigkeit neu bewerten.

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