Cyberangriff auf Metro oder nur IT-Problem? Österreich und Frankreich betroffen

[English]Gab es einen Cyberangriff auf die Metro-Gruppe in Österreich? Zumindest legen das Informationen nahe, die mir vorliegen. Die vergangenen Stunden kämpfen die Mitarbeiter in den Metro-Filialen jedenfalls mit argen IT-Problemen und können keine Rechnungen etc. ausstellen. Hier einige Informationen, was mir bisher bekannt ist. Ergänzung: Der Cyberangriff ist bestätigt.

Ich hatte vor 2 Tagen bereits ein Foto auf Twitter gesehen, welches eine handschriftlich verfasste Mitteilung zeigt, dass die Metro einen Cyberangriff erlitten habe und der Geschäftsbetrieb in der Filiale eingeschränkt sei.

Aber so richtig zuordnen konnte ich das Ganze nicht, da die Handschrift nur schwer leserlich war und es keine weiteren Informationen gab. Vor wenigen Stunden kontaktierte mich Blog-Leser Markus H. per Mail (danke dafür) und schrieb:

Hallo Herr Born,

folgende Info habe ich gerade von einem Kollegen erhalten:

Anscheinend können heute bei der Metro AG (in Österreich) weder digital Rechnungen buchen, noch Tagespässe ausgestellt werden.

Anbei auch ein Foto von dem Hinweis in der Filiale. Evtl.

Sind Ihnen dazu bereits weitere Informationen gemeldet worden?

Markus H. hat mir noch folgendes Foto mitgeschickt, welches wohl bei einer Metro-Filiale über "vorübergehende technische Probleme in der IT-Struktur" informiert. Die digitale Kommunikation sei beeinträchtigt, heißt es.

IT-Störung bei Metro

Die österreichische Kronen-Zeitung berichtet hier über einen Hacker-Angriff und schreibt, dass die METRO über IT-Probleme rätsele. In den Geschäften der Metro-Gruppe gibt es seit Montag, den 17. Oktober 2022, wohl immer wieder Störungen der IT-Systeme. Es heißt, dass Kartenzahlungen nicht gehen und die Kommunikation per E-Mail gestört sei. Eine METRO-Österreich-Sprecherin wird auf die Frage, ob es ein Hacker-Angriff sei, der für die Störungen verantwortlich ist, von der Kronen-Zeitung so zitiert:

Wir können das nicht dementieren, aber auch nicht bestätigen. Denn derzeit wird bei uns selbst noch nach dem Fehler gesucht.

Es wird kolportiert, dass das Unternehmen die Probleme bis "Ende der Woche" behoben habe. Die Salzburger Nachrichten berichten hier ebenfalls von einem "möglichen Hackerangriff", weil Metro Österreich mit IT-Problemen kämpfe. Nachfolgender Tweet weist auf den Artikel der Salzburger Nachrichten hin, der allerdings hinter einer Paywall steckt.

Im Artikel der Salzburger Nachrichten heißt es, als eine Kundin am Mittwochnachmittag (20.10.2022) beim Lebensmittelgroßhändler Metro in Wals-Siezenheim ihren Einkauf tätigen wollte, sei sie, wie viele andere Kunden, an der Eingangstür von zwei Damen abgewiesen worden. Die Auskunft lautete, laut Salzburger Nachrichten, dass der Betrieb gehackt worden sei. Bis Metro wieder aufsperre, könne es noch zwei Wochen dauern, lautete die Auskunft. Das Medium zitiert Metro-Sprecherin Alexa Kazda-Klabouch mit:

Wir können einen Hackerangriff weder bestätigen noch verneinen. Fakt ist, wir kämpfen mit IT-Problemen. Die Bankomatkassen fallen immer wieder aus und der Rechnungsdruck dauert länger.

Die  Kollegen des französischen SUD OUEST sind da etwas präziser – Ransomwaremap hat dankenswerter Weise in nachfolgendem Tweet auf diesen Artikel verlinkt.

Dort heißt es eindeutig, dass die Metro-Gruppe Opfer einer Cyberattacke geworden und der Geschäftsbetrieb gestört sei. Ein Computerausfall infolge eines Cyberangriffs am Montag, den 17. Oktober, sorgt seitdem für ein ziemliches Durcheinander bei der Metro-Gruppe, dem wichtigsten Lebensmittellieferanten der Gastronomen. Im Artikel heißt es, das Metro-Kunden am Montag recht enttäuscht vor den Filialen standen, weil die aufgegebenen Computerbestellungen schlichtweg verschwunden waren.

Die französische Zentrale des deutschen Großhändlers Metro ist selbst kaum in der Lage, Informationen zu liefern. Am Dienstag, den 18. Oktober, wurde diese von "Sud Ouest" kontaktiert und erklärte, dass "alle Abteilungen derzeit nicht erreichbar sind".  Auf der deutschen Metro-Webseite habe ich beim Schreiben des Artikels noch keine Informationen über einen Cyber-Angriff oder IT-Störungen finden können.

Ergänzung: Auf Twitter hat mir ein französischer Nutzer ein Statement eines französischen Managers zukommen lassen und in mehreren Tweets kommentiert.

In einem Kommentar gegenüber Sud Ouest habe ein ComCorp Manager angegeben, dass es nur ein "einfaches Computer-Problem sei, die nur einige der Filialen betreffe". Also nur eine technische Störung oder was größeres? Die Kommunikationsstrategie ist nicht sonderlich clever – wir haben Donnerstag, die Probleme gibt es seit letzten Montag. Der Österreichische Rundfunk (ORF) hat vom Studio Salzburg zum 20. Oktober 2022 diesen Online-Artikel veröffentlicht, der aber auch nur von "technischen Schwierigkeiten" berichtet.

Ergänzung 2: Auf Facebook informierte mich ein Leser über Probleme mit dem Mail-System:

Mail System dort lief seit Montag nicht. Gab einen 442 connection Failed.

Übers Kontaktformular bekam ich dann die Aussagen „im Augenblick können wir aufgrund von technischen Einschränkungen keine Mails empfangen. Bitte versuchen sie es in den nächsten Tagen erneut."

Der Leser schrieb, dass die Mails gestern Nachmittag (19. Oktober 2022) dann wieder durchgingen. Aber es fehlt weiterhin eine Information der Metro Gruppe, was los ist.

Ergänzung: Der Cyberangriff ist bestätigt, siehe Metro Gruppe doch Opfer eines Cyberangriffs.

Die Metro AG

Die Metro AG ist ein börsennotierter Konzern von Großhandelsunternehmen. Der Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf beschäftigt in 681 Märkten weltweit mehr als 95.000 Mitarbeiter, die meisten davon in Deutschland. In Deutschland betreibt das Unternehmen vor allem die Metro-Großhandelsmärkte. Der Umsatz liegt bei 24.8 Milliarden Euro (2020).

Am Montag konnte die Zeitung "Heilbronner Stimme" wegen eines Cyberangriffs nicht in gedruckter Form erscheinen, sondern es wurde nur ein 24-seitiges E-Paper zu produziert. Die Systeme des Verlags waren vorigen Freitag, den 14. Oktober 2022 verschlüsselt worden, wie man hier lesen kann.

IT-Ausfälle können drastische Konsequenzen für die Unternehmen haben. Blog-Leser Martin W. hat mich gestern per Mail auf einen Insolvenzfall des Küchenmöbel-Herstellers Rational Einbauküchen Solutions GmbH mit 64 Mitarbeitern hingewiesen (danke) dafür. In diesem Fall war es kein Cyberangriff, der für eine IT-Störung sorgte. Wie in diesem Artikel zu lesen ist, kam es nach einem Stromausfall in der Region zu einer erheblichen Beschädigung der IT-Server. Dies hat zu einem irreparablen Datenverlust geführt, nachdem auch die Notstromversorgung aufgrund technischer Defekte zeitgleich ausgefallen ist. Offenbar gab es auch kein zeitnahes Backup. Nach intensiver Prüfung durch die IT-Abteilung und externe Fachfirmen sei eine Wiederherstellung der Daten jedenfalls kurzfristig technisch unmöglich, heißt es. Der Geschäftsführer war gezwungen, Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit auf Grund des Umsatzausfalls anzumelden.