Tschüss 2022, Danke und Willkommen 2023

Nur noch wenige Stunden, dann ist das Jahr 2022 Vergangenheit. Zeit, an die Leserschaft dieses Blogs Danke zu sagen und einen kurzen Blick auf die Zukunft der Blogs werfen.

Verrückte Zeiten im Rückspiegel

Das Jahr 2022 war ja in vieler Hinsicht ziemlich verrückt, angefangen vom Ukraine-Krieg, über die Engpässe bei der Energieversorgung bis hin zum Thema Cyber-Angriffe mit zahlreichen Sicherheitsvorfällen im IT-Bereich.

Das Jahr 2022 war erst wenige Stunden alt, als ich so gegen 8:00 Uhr Ortszeit eine erste Meldung über Exchange-Probleme von einem Twitter-Nutzer bekam. Die Geschichte des Exchange Year 2022-Problems hatte ich im Blog-Beitrag Exchange Year 2022 Problem: FIP-FS Scan Engine failed to load – Can't Convert "2201010001" to long (1.1.2022) aufgegriffen – war wohl weltweit der erste Beitrag mit Details und Workaround, der am 1.1.2022 um 10:21 Uhr deutscher Zeit online ging.

Ich erspare mir die Höhen und Tiefen des Jahres 2022 im Detail. Beim Schreiben des Beitrags wurde mir aber bewusst, dass das letzte Jahrzehnt für mich eine sehr steinige Straße war.

10 Jahre rocky road to hell

Rosenmontag 2013 erfuhr ich, dass die deutschen Verlage Markt+Technik und Addison Wesley vom Eigentümer Pearson Education International geschlossen werden. Von jetzt auf gleich fiel ein Umsatzträger weg. Hätte mich zwar wirtschaftlich nicht "umgebracht", da ich für solche Fälle Rücklagen bilden konnte. Allerdings war dies ein Startschuss für eine "rocky road to hell".

Ich konnte zwar einige Buchtitel bei Microsoft Press Deutschland vertragsmäßig unterbringen. Aber im Dezember 2013 erreichte mich die Nachricht, dass der deutsche Verlag geschlossen werde – ein Buchmanuskript, welches ich fertiggestellt hatte, wurde dann zu O'Reilly Deutschland weiter gereicht. Diese sollten das deutschsprachige Microsoft Press-Verlagsgeschäft in Lizenz weiter führen.

Jeder Verlagswechsel bedeutete für mich als Autor aber Aufwand, denn es heißt die Buchmanuskripte anzupassen, und zu überarbeiten. Zudem ist am Ende des Tages ein Umsatzrückgang mit jedem Verlagswechsel verbunden.

Getreu dem Motto: Aller schlechten Dinge sind Drei, schlug im April 2015 die Nachricht ein, dass der deutsche Ableger des O'Reilly Verlags in Köln, nach 20 Jahren erfolgreicher Tätigkeit, durch die O'Reilly Inc. USA, geschlossen wird. Das war dann der Zeitpunkt, zu dem ich noch ein Buchprojekt aus dieser Reihe zum dPunkt-Verlag in Heidelberg, die das O'Reilly-Geschäft weiterführten, retten konnte.

Vorher waren aber noch zwei gravierende Sachen passiert. Im Fühjahr 2014 klopfte bei mir jemand an, der die Verlagsmarke Markt+Technik gekauft hatte und nun neu starten wollte. Eigentlich hatte ich geplant, einige Titel, für die ich die Rechte besitze, mit diesem Verlag neu aufzulegen …

Kein Glück und dann Pech dazu

Aber wenn man schon kein Glück hat, kommt oft Pech hinzu. Kurz vor dem "Durchstarten" bei Markt + Technik (2015 sollte ja Windows 10 kommen), hatte ich am 12. März 2015 meinen Sportunfall. Was sich nach "Beinbruch" anhört, wuchs sich für mich zur mittleren Katastrophe aus – eine Luxation der Halswirbelsäule mit abgedrückem Rückenmark führte zu einer inkompletten Querschnittssymptomatik. Ich wurde mit Querschnittslähmung von den Sanitätern aus der Sporthalle getragen.

Nach drei größeren Operationen, 4 Wochen Klinik und 5 Wochen Reha begann der schwierige Weg zurück ins Leben. Ich konnte drei Tage nach der ersten Operation wieder zwei, drei Schritte gehen und nach 2 Monaten wieder mit beiden Händen und einem Puddinglöffel essen. Aber viel mehr ging anfangs nicht, "ein Königreich für einen Strohhalm, um aus einem Glas zu trinken". Mitte 2015 bis Sommer 2016 war die Zeit, wo nicht klar war, ob ich jemals wieder arbeiten kann – aber zumindest der Rollstuhl blieb mir erspart. Damals habe ich ab Mai 2016 eine berufliche Wiedereingliederung mit 2-3 Stunden arbeiten angefangen, aber alles auf den Prüfstand gestellt, und über Erwerbsunfähigkeitsrente, Rente mit 60, Rente mit 63 etc. nachgedacht.

Alleine, ich habe es ins Leben zurück geschafft, nach 18 Monaten Arbeitsunfähigkeit konnte ich Ende Oktober 2016 wieder am Schreibtisch sitzen. Kämpfen muss ich aber heute, nach fast 8 Jahren, wegen verkümmerter Nackenmuskulatur immer noch. Und 2016 waren beim Neuanfang die potentiell erfolgversprechenden Buchprojekte zu Windows 10 für mich verloren. Zudem ging reguläres Arbeiten nicht mehr. Ich bin seinerzeit mit 2 x 2 Stunden täglich (es waren größere Pausen einzulegen) gestartet, um einerseits unfertige Buchmanuskripte fertig zu stellen (die Verlage O'Reilly und Markt+Technik hatten gewartet, bis ich wieder arbeitsfähig war – was ich denen hoch anrechne). Andererseits gab es ja noch die Blogs, in denen ich ab Sommer 2015 täglich zwischen einigen Minuten bis zu einer Stunde (mit Pausen) widmen konnte.

Die Blogs als Rettung

Anfang 2016 entstand der Gedanke, versuche, ob Du dich mit den Blogs unter borncity.com finanzieren kannst. Zudem hatte ich damit ein Ziel, um zurück ins Leben zu kommen.

Im Rückblick kann ich feststellen, dass die Idee geklappt hat – während meine Einnahmen aus Buchtantiemen inzwischen ins Bodenlose gefallen sind und unter "ferner liefen" rangieren. Und ich hatte etwas, an dem ich mich mental in einer sehr schwierigen Zeit entlang hangeln konnte. In dieser Hinsicht mein Dank an die Leserschaft, ohne die dies so nicht möglich gewesen wäre.

Die Nackenschläge werden nicht weniger

Immer wenn ich glaubte "jetzt läuft es", kam der nächste Schlag. Im Februar 2017 traf uns ein unerwarteter ein Pflegefall in der Familie, der vor allem meine Frau bis zur Leistungsgrenze beanspruchte. Nach einem Todesfall und einer Heimunterbringung in 2019 bestand Hoffnung, "aufatmen" zu können.

Sollte nicht sein, denn 2020 begann Corona, was jeden von uns persönlich und vermutlich beruflich gebeutelt hat. In dieser Phase kam dann ein Sturz des Heimbewohners hinzu, was in Zeiten von Covid-19-Isolation neue Herausforderungen bedeutete. Am Ende des Tages haben wir alle auch diese schwierige Phase überstanden.

Meine Familie hat es dann im Juli 2021 erneut durch eine lebensbedrohliche Erkrankung eines Kindes getroffen. Die Folgen zogen sich aus medizinischer Sicht bis April 2022 hin. In den ersten Januar-Wochen des kommenden Jahres steht der Einzug dieses Kindes in eine betreute WG an. Dann kommt hoffentlich eine Zeit, wo meine Frau und ich endlich durchatmen und uns vielleicht neuen Zielen zuwenden können.

Im Rückblick frage ich mich, wie diese Zeiten bewältigt werden konnten – ich denke, die Freude am Schreiben, sowie die Freiheit, sich den Tag einteilen zu können, hat Halt und Ziel gegeben. Andererseits darf ich nicht klagen, es hätte schlimmer kommen können – und der Kölner Spruch "Et hätt noch immer jot jejange" hat sich am Ende des Tages immer bewahrheitet.

Aber es gab auch gute Nachrichten

Und es gab Lichtblicke und Erfolge. Ich hatte es ja im Beitrag Jubiläum: 29 Jahre als "freifliegender" Künstler sind geschafft angerissen. Am 1. Oktober 1993 habe ich "mein Hobby zum Beruf gemacht und musste seitdem nie wieder arbeiten". Am 1. Oktober konnte ich auf 29 Jahre freiberufliche Tätigkeit zurückblicken. Als Autor bin sich seit 1985 – also 37 Jahre – unterwegs – eine großartige berufliche Erfahrung und geniale Zeit.

Im Mai 2022 bestand der IT-Blog seit 15 Jahren (die 2 Jahre Vorläufer unter anderer URL als Borns IT- und Vista-Blog zähle ich mit)  – eine verdammt lange Zeit in diesem Gewerbe. Dabei reicht der erste Blog-Auftritt von mir bis zum 13. Oktober 2003 zurück, als ich aus einer Laune heraus Borns Blog "Wanderpfade und Mee(h)r" aufgesetzt habe. War aber eine Art Fingerübung, um zu sehen, was Bloggen ist. Ich habe den Blog nie regelmäßig befüllt, sondern immer mal wieder Beiträge testweise eingestellt und wieder gelöscht.

Ausblick auf 2023

Die letzten Monate stand bei mir die Frage an: Was machst Du mit den Blogs? Im Rückblick kann ich auf eine geniale Zeit zurückblicken. Ich konnte mit meiner Schreibe meinen Lebensunterhalt bestreiten und interessante Entwicklungen begleiten. Ich sehe es daher als Privileg und gleichzeitig als Verpflichtung an, als Autor und Blogger unterwegs sein zu dürfen.

Rückmeldungen aus der Leserschaft signalisieren, dass die Blogs noch hilfreich sind – und es juckt hier immer noch in den Fingern, etwas zu schreiben. Gleichzeitig "locken" ja 2023 so einige "Jubiläen": 30 Jahre als freier Autor, 20 Jahre als Blogger, 16 Jahre Borns IT- und Windows-Blog. Ein Tagesziel zu haben, statt vor Langeweile umzukommen, soll ja auch nicht das Schlechteste sein.

Kurzum – vor einigen Monaten ist die Entscheidung gefallen, die Blogs auch 2023 weiter zu führen – jedenfalls solange ich das noch kann, es rechtlich sowie technisch möglich ist und es noch Sinn macht. Da ich ab 2023 aber mit meiner Frau alleine bin, möchte ich andererseits mehr Zeit in andere Aktivitäten wie Sport, Garten, Wandern, Ausflüge etc. investieren. Für Hobbies wie Malen/Zeichnen, Musik, Französisch lernen, Fotografieren etc. fehlt mir aber noch der "Nerv und das Bedürfnis nach mehr davon".

Ich muss in 2023 also einen Weg für mich finden, weniger Zeit für die Blogs aufzubringen, ohne diese inhaltlich ausbrennen zu lassen. Erste Ideen sind, weiterhin über Updates, Probleme mit Software, gravierende Sicherheitslücken und Schwachstellen zu berichten. Aber gleichzeitig bestimmte Artikel als Wasserstandsmeldungen und täglichen Überblick über IT-Meldungen zurück zu fahren.

Grob schwebt mir da vor, ggf. einen Tagesbeitrag zu verfassen, der die üblichen IT-News kuratiert. So kann sich der interessierte Leser informieren und bei Bedarf die referenzierten Artikel nachlesen, ohne dass ich das selbst aufbereiten muss. Werden aus der Leserschaft Probleme oder Beobachtungen an mich herangetragen, oder stoße ich auf Probleme, will ich dies auch weiterhin in gewohnter Weise im Blog aufgereifen.

Wie mir dieser Spagat gelingt, muss ich sehen. Was ich auf jeden Fall ändern werde und muss, ist das Thema "Kommentare im Blog". Einerseits sind Kommentare zu Beiträgen "das Salz in der Suppe" eines Blogs. Andererseit stelle ich seit ca. 1-2 Jahren eine ungute Entwicklung fest, dass die Kommentarlage zu bestimmten Beiträgen regelmäßig ins Politische entgleist. Das ist mir ganz und garnicht recht.

Normalerweise bin ich ja so aufgestellt, dass ich Kommentare laufen lasse und mich zurück halte. Allerdings bin ich in 2022 häufiger in die Situation geraten, moderierend und sperrend in Kommentare eingreifen zu müssen – letztendlich bin ich als Betreiber verantwortlich und möchte borncity nicht zum Spielball verschiedener politischer Einstellungen verkommen lassen. Ein Spiel, das ich nur verlieren kann, denn ab wann greife ich ein, was lösche ich, wann sperre ich? Am Ende des Tages habe ich mich dann "zwischen allen Stühlen" wiedergefunden.

Kurzum, für diese Aktivitäten ist mir meine Zeit zu schade, und die abdriftenden Kommentare, die oft mit dem Beitrag wenig zu tun haben, bringen den Blog und das Groß der Leserschaft auch nicht weiter. Ich habe daher vor, bei Artikeln mit Potential zu einer "entgleisenden Kommentarlage" die Kommentierung komplett zu sperren. Zudem will ich deutlich früher eingreifen, wenn das Gefühl aufkommt, dass Kommentare abdriften. Könnte also passieren, dass ich ganze Kommentarthreads im Nachgang lösche, wenn sie mit einem Artikelthema nichts zu tun haben.

Ob da jemand "Zensur" zetert, ist mir egal, ich halte als Verantwortlicher die Knochen hier in den Blogs hin und setze das Hausrecht durch. Ob mir das gut oder weniger gut gelingt, wird sich zeigen. Mich würde es freuen, wenn 2023 diesbezüglich etwas Ruhe einkehrt und meine Aktivitäten sich mehr auf Sachthemen konzentrieren können. Ideal ist, wenn ich in die Kommentierung nicht moderierend eingreifen muss.

In dieses Hinsicht blicke ich gespannt auf die kommenden Monate und wünsche der Blog-Leserschaft einen guten Rutsch ins Jahr 2023. Nochmals danke für die berufliche Reise, die ihr mir als Leserschaft ermöglicht habt. Man liest sich hoffentlich im nächsten Jahr – und mögen die kommenden Zeiten besser sowie friedlicher werden.

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