Infosplitter zur Cloud: Wachstum lässt nach, Restriktionen für China?

English]Gerade hat die EU-Kommission den "Weg zur Nutzung der US-Cloud" mit dem neuen Angemessenheitsbeschluss frei gemacht (siehe EU-Kommission fällt Angemessenheitsbeschluss für EU-U.S. Data Privacy Framework). Da passen zwei Informationssplitter ganz gut, die mir die letzten Tagen unter die Augen gekommen sind. Die USA könnten den Zugang Chinas zur US-Cloud begrenzen. Und es sieht so aus, als ob die Nachfrage nach Cloud-Diensten zurück geht. Hier einige Informationssplitter aus dem Cloud-Bereich.


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Chinas Zugang zur (Microsoft) Cloud

Seit geraumer Zeit gibt es ja arge Verstimmungen zwischen China und den USA, die in ein Kräftemessen ausarten. Den USA geht es darum, den Einfluss und den Zugang zu US-Technologie einzuschränken. Dass das ganz schnell mal Einfluss auf den Zugang zu US-Software haben kann, sieht man am Fall Russlands, wo westliche Firmen sich auf Grund des Embargos zurück gezogen haben.

Nun hat The Wall Street Journal (Paywall) eine mögliche Entwicklung in Richtung China thematisiert – neowin.net hat es hier aufgegriffen. Es gebe das Risiko, dass Microsoft gezwungen werden könnte, Kunden aus China den Zugang zur Microsoft Cloud einzuschränken, heißt es dort. Das Wall Street Journal beruft sich  auf eigene Quellen, die von entsprechenden Plänen des US-Handelsministeriums berichteten. Diese Pläne für die Zugangsbeschränkung für die (Microsoft-)Cloud können in den kommenden Wochen bekannt geben werden.

Das Ganze ist Teil der umfassenderen Exportkontrollpolitik der USA für Halbleiter. Hintergrund ist, dass in den Cloud-Systemen Hardware verwendet wird, die auf der Kontrollliste für entsprechende Restriktionen landet. Hier geht es um eine von den USA erstellte Kontrollliste für Chips für künstliche Intelligenz, die nicht ohne weiteres nach China exportiert werden dürfen. NVIDIA-A100-Chips sind in den Artikeln explizit genannt.

Chinesische KI-Unternehmen können jedoch Leistungen in der US-Cloud buchen, um Remote diese KI-Hardware zu nutzen. Das ist für chinesische Unternehmen aktuell noch völlig legal. Sobald aber die USA Restriktionen in Kraft setzen, um diesen Zugriff auf KI-Chips zu begrenzen, müssten alle US-Cloud-Anbieter den Zugriff auf Systeme einschränken, die solche KI-Chips in der Hardware verbaut haben. Trifft zwar erst einmal alle Cloud-Anbieter aus den USA; aber Microsoft setzt u.a. stark auf KI-Funktionen im Bereich seiner Betriebssysteme und Produkte – und die sollen über KI-Chips unterstützt werden.


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Neowin schreibt hier, dass nicht alle chinesischen Unternehmen den Zugang zur US-Cloud verlieren. Aber die US-Cloud-Anbieter eine staatliche Genehmigung benötigen, bevor sie Cloud-Dienste anbieten können, die KI-Chips verwenden. Zu den spezifischen Anwendungsfällen, bei denen es schwierig sein könnte, eine Genehmigung zu erhalten, gehören die Entwicklung von KI-Technologien und militärische Anwendungen, heißt es bei neowin.net.

Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur sinkt

Die Marktforscher von IDC haben zum 5. Juli 2023 einen Bericht Compute and Storage Cloud Infrastructure Spending Continued to Grow as Prices Soared in the First Quarter of 2023, According to IDC Tracker zur Marktentwicklung im Cloud-Bereich vorgelegt. Die Ausgaben der Kunden für Cloud-Computing sind zwar im ersten Quartal 2023 um 14,9 % auf 21,5 Mrd. US-Dollar, im Vergleich zum Vorjahr, gestiegen. Allerdings heißt es auch, dass die Nachfrage nach Cloud-Infrastrukturprodukten im 1. Quartal 2023 um 11,4 % sank.

Die Kollegen von neowin.net haben die IDC-Aussagen hier zusammen gefasst und erklären die Diskrepanz zwischen Umsatzsteigerung und sinkender Nachfrage mit Inflationseffekten sowie einer höheren Konzentration von GPU-beschleunigten Systemen bei den Cloud-Anbietern. IDC erwartet weiterhin eine eine starke Nachfrage nach gemeinsam genutzten Cloud-Infrastrukturen. Dazu heißt es von IDC:

Die Ausgaben für Cloud-Infrastrukturen bleiben trotz der makroökonomischen Herausforderungen stabil. Allerdings hat das Segment mit erheblichen Preiserhöhungen zu kämpfen, und das erste Quartal war das zweite Quartal in Folge mit einer rückläufigen Nachfrage nach Systemeinheiten. Obwohl die Gesamtaussichten für das Jahr positiv bleiben, hängt das Wachstum von der Erwartung ab, dass das Volumen das Wachstum antreibt. Eine anhaltende Stagnation der Nachfrage könnte für den Rest des Jahres ein erhebliches Wachstumshindernis darstellen.

Auch hier wird die Nachfrage nach GPU-beschleunigten Systemen erwähnt. Das Aufkommen der generativen KI habe die Nachfrage nach Cloud Computing mit GPUs für KI-Aufgaben stark erhöht, heißt es. Laut diesem IDC-Bericht und dem neowin.net-Excerpt hier konnte Microsoft 2022 erneut die Spitzenposition (16,8 %) auf dem Gesamtmarkt für öffentliche Cloud-Dienste im Cloud-Bereich halten, während Amazon mit AWS auf dem zweiten Platz (13,5 %) liegt.

Nichts desto trotz wird  es, über die bereits Anfang 2023 verkündeten 10.000 Stellenstreichungen, wohl neue Entlassungen bei Microsoft geben. Dies entnehme ich diesem neowin.net-Artikel, der sich auf Geekwire beruft. Am gestrigen Montag, den 10. Juli 2023 haben wohl einige Microsoft Angestellte ihre Stellenbeschreibungen bei LinkedIn geändert und es scheint neue Entlassungen gegeben zu haben (wurde von einem Microsoft Sprecher gegenüber Geekwire bestätigt). Am 30. Juni 2023 endete für Microsoft das Fiskaljahr, so dass in einigen Bereichen der Rotstift angesetzt wird.

Windows 365 Frontline verfügbar

Windows 365 Frontline ist ein auf Windows 11 basierendes System, welches aus der Cloud gestreamt wird. Das System soll ein personalisiertes Windows bieten, welche neben Cloud-PCs und physischen Geräten über  Microsoft Intune bereitgestellt und verwaltet werden kann. Die Idee bei der Einführung von Windows 365 Frontline ist, Schicht- und Teilzeitarbeitern die Flexibilität des Cloud-PCs zu bieten.

Ich hatte das Produkt im April 2023 im Blog-Beitrag Windows365 Frontline vorgestellt besprochen. Martin Geuß berichtete die Tage in diesem Artikel, dass die neue Einstiegsversion für den Microsoft Cloud PC als Windows 365 Frontline jetzt offiziell verfügbar sei. Es gibt dazu diesen Microsoft-Beitrag in der Techcommunity, der einige Details enthält. 

Und in diesem Beitrag fragt Microsoft, ob Windows 365, Microsofts Cloud-PCs für Privatkunden noch in diesem Jahr kommen wird. Es ist also mächtig was an Bewegung im Cloud-Bereich und bei Microsoft. Mal schauen, wie es in einem Jahr diesbezüglich aussieht. Microsoft hat auf jeden Fall Ärger mit der EU-Wettbewerbsbehörde – ich hatte es nicht thematisiert, aber die EU geht einer Beschwerde von Cloud-Anbietern über Microsoft im Hinblick auf unfairen Wettbewerb nach, wie heise kürzlich hierberichtete.


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7 Antworten zu Infosplitter zur Cloud: Wachstum lässt nach, Restriktionen für China?

  1. John Doe sagt:

    Man ist ja "gefühlt" als Unternehmer eh schon selbst on Premise sehr stark von Microsofts "GoodWill" abhängig. Warum unternehmen dann freiwillig in die Cloud gehen um sich noch "abhängiger" zu machen, ist mir immer noch schleierhaft.

    Gutes Marketing und zu vieler BWLer in den Entscheidungsbereichen ist das einzige was mir dazu einfällt…. Günstiger ist es nicht, das sollte jeder doch mittlerweile verstanden haben…. Sicherere ist es auch nicht. Stabiler? Leider auch nicht.

  2. Anonym sagt:

    Die USA könnten den Zugang von jedem jederzeit zur US-Cloud begrenzen.

    Noch merken die Fanboys das nicht, erst wenn es auch sie betrifft.

  3. Phadda sagt:

    OnPrem geht auch nichts mehr ohne einer Virtualisierungsplatform, Datensicherung, Metall, Network, Monitoring, Security, ERP, CMS und da ist die Auswahl auch sehr Dünn im Enterprise Segment was die Hersteller angeht ;-) MS Bashing ist hier fehl am Platz, zumal Cloud auch AliBaba ist, da schimpft keiner drauf :-P etc etc etc :D

    • Heiko sagt:

      Klar, man kann Äpfel mit Birnen vergleichen. Ob es zielführend ist? Eher nicht.

      Alibaba verdient sein Geld vornehmlich mit Werbung (wer mehr zahlt, kann seine Produkte besser platzieren > Google lässt grüßen) über seine gleichnamige B2B-Plattform, deren Stammkunden vor allem aus asiatischen Ländern, aber auch aus Russland, den USA und Brasilien kommen. Das Unternehmen kämpft immer wieder damit, dass über Alibaba.com Produktfälschungen veräußert werden. Beim B2C-Ableger AliExpress hat man mitunter lange Lieferzeiten. Bei Amazon hast du für die Ware mitunter eine "Same day delivery"-Option.

      Davon mal abgesehen…
      Die Alibaba Cloud hat in Europa gerade einmal zwei Rechenzentren, nämlich in London und Frankfurt am Main. Außerhalb der Hauptmärkte in Asien spielen die anderen Regionen auf dieser Welt eine sehr kleine Rolle.

      Dazukommt aber noch, dass Alibaba kein so großer Softwarehersteller und damit auch kein so einflussreicher Gatekeeper wie Microsoft ist. In China selbst musste Alibaba schon mal 4 % seines Jahresumsatzes 2019 blechen. Erst jüngst wieder wurde die Alibaba Group mit einer hohen Strafe belangt, wenngleich sie an die Tochtergesellschaft Ant Group gerichtet war. In China haben solche Rekordstrafen allerdings einen politischen Beigeschmack. Aber immerhin geht man konsequent gegen Unternehmen vor, die ihre Markt- oder Monopolstellung derartig missbrauchen.

    • Art sagt:

      AliBaba ist mMn der dritt- oder viertgrößte Cloudanbieter und mit C5 Testat des BSI: https://www.pwc.de/en/digitale-transformation/alibaba-cloud-receives-c5-attestation-for-its-cloud-services.html

      Für die meisten Deiner aufgeführten OnPrem Lösungen kenne ich direkt FOSS Lösungen, deren Leistungsfähigkeit MS Produkten oftmals überlegen ist:
      KVM, Proxmox Backup Server, ?Metall?, Grafana/Prometheus oder checkMK, Suricata oder Snort, Odoo, WordPress/Drupal – für alles kannst Du auch qualifizierten Enterprise Support einkaufen und wenn der Hersteller Dir nicht mehr gefällt und Du dem Hersteller wird eben geforked…

      • michael sagt:

        Aber bei FOSS ruft die GL keine Vertriebsschlampe an und kann denen dann Cloud-Märchen erzählen + freilich M$ Teams – so mit meeting – und ganz wichtig tun :-) Die Geschäftsleitungen sind überwiegend geistig untechnisch unterwegs und haben ihre Jubelperser und Ohrenbläser um sich aufgebaut. Da bleibt kein Auge trocken. Zudem ist es hipp und die anderen haben es auch und die Daten bei den Amis – geil – Hammer. Sollen auch mal sehen, was wir so können.

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