Dr. John Warnock ist bereits am Samstag, den 19. August 2023, im Alter von 82 Jahren verstorben. Insidern ist der Mann vermutlich als einer der Gründer von Adobe Inc. geläufig. Für mich ist Warnock auch einer der Väter der Druckersprache PostScript ein Begriff.
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Adobe gab in dieser Pressemitteilung den Tod von Dr. John Warnock bekannt, der am Samstag im Kreise seiner Familie verstorben ist. Warnock erwarb den Bachelor of Science in Mathematik und Philosophie sowie den Master of Science in Mathematik, zudem war er Doctor of Philosophy in Elektrotechnik, lässt sich in der Wikipedia nachlesen. Ich wusste gar nicht, dass man alle diese akademischen Grade so erwerben kann, aber er bekam alle Titel an der University of Utah verliehen.
Dr. Warnock gründete gemeinsam mit Dr. Charles Geschke im Jahr 1982 die Adobe Inc. Dr. Warnock zog sich im Jahr 2000 als CEO zurück und war bis 2017 Vorsitzender des Vorstands, eine Position, die er mit Dr. Geschke teilte. Seitdem war er Mitglied des Verwaltungsrats. Die beiden Adobe Gründer hatten sich bei Xerox PARC kennen gelernt, wo Warnock seit 1978 arbeitete.
Da es den beiden nicht gelang, Xerox von Interpress als Druckersprache zu überzeugen, verließen sie Xerox 1982. In ihrem neu gegründeten Unternehmen – Adobe entwickelten sie diese Druckersprache und vermarkteten sie unter dem Namen PostScript. PostScript, eine bahnbrechende Technologie, die die Revolution des Desktop-Publishing auslöste. Später kam von Adobe noch das Portable Document Format (PDF) heraus, welches auf Postscript aufsetzt, aber die Darstellung am Bildschirm vereinheitlichen soll. Die Kollegen von heise haben hier einen Nachruf auf den verstorbenen Adobe Gründer verfasst.
Meine Berührung mit PostScript
Für mich haben John Warnock und Charles Geschke eine besondere Bedeutung, da mir Anfang der 90er Jahre sowohl der GhostScript-Interpreter für PostScript als auch einiges an PostScript-Dokumentation von Adobe in die Finger fiel. 1991 erschien von mir dann der Buchtitel "PostScript Enträtselt" beim Systhema Verlag. War eine "Fingerübung" in meiner Sturm- und Drangzeit als junger "Hobby-Autor", der das so nach Feierabend mal zusammen klöppelte. Erst zum 1. Oktober 1993 habe ich dann den Sprung ins kalte Wasser der Freiberuflichkeit als IT-Autor gewagt.
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PostScript hat mich dann noch eine Weile beschäftigt, denn bei Addison Wesley erschien 1996 noch ein Buchtitel zu PostScript von mir. Das Buch wurde dann teilweise von Setzern benutzt, um von Desktop Publishing-Programmen erzeugte PostScript-Druck- und Belichterdateien bei Problemen verstehen und ggf. korrigieren zu können. Und es gab doch tatsächlich einen PostScript-Kurs von mir in der ComputerBild – kann man heute kaum noch verstehen, aber damals hatte man dort noch Platz für so etwas.
Und es besonderes Highlight für mich sei auch noch erwähnt: Ich hatte mir bei allen deutschsprachigen Titeln in dieser Zeit bereits die Rechte für nicht deutsche Sprache zurückbehalten. So gelang es mir, eine englischsprachige Ausgabe dieser ComputerBild PostScript-Kurse zu erstellen und das Ganze dem damals legendären Dr. Dobbs Journal of Software-Tools anzudienen. Die haben das seinerzeit unter dem Titel Hands on PostScript-Programming als DVD vertrieben.
Gut, die Laster mit dem Zaster kamen niemals bei mir an, denn ich hatte einen Pauschal-Deal für 2.500 US-Dollar mit den Leuten von Dr. Dobbs Journal of Software-Tools vereinbart (die auch gezahlt wurden). Damals war es für mich wichtig, einen Fuß in die US-Verlage zubekommen. Hat aber nie so richtig geklappt – hat mir zwar die Türen bei Microsoft Press USA geöffnet und es gab einige Titel (Registry, Windows Script Host) von mir bei denen drüben. Aber dann kam die berühmte Chinese Wall zwischen Office und Windows-Entwicklern, samt vielen Umorganisationen. Zudem geschah am 11. September 2001 das Attentat auf die Zwillingstürme des World Trade Center in New York, und in Folge reagierte die Homeland Security paranoid. In diesem Umfeld habe ich dann alle Aktivitäten als IT-Autor in den USA eingestellt.
Die Erinnerungen, die ich auch schon im Dezember 2022 im Beitrag PostScript-Quellcode erstmals öffentlich aufgegriffen hatte, fielen mir ein, als ich die Nachricht vom Tode des Adobe Gründers las. Das ist nun also alles Historie, und ich staune, wie dich Zeit doch rennt. Und wenn ich in den Spiegel schaue, stellt sich mir die Frage, ob die vielen grauen Haare von den täglichen IT-Katastrophen der letzten 30 Jahre herrühren. Aber dann tröste ich mich, es hat wohl in diesen drei Jahrzehnten wenig Grund zum "Haare raufen" gegeben – denn immerhin habe ich noch fett Wolle auf dem Schädel, wo Andere vom "Haare raufen" längst blank gezogen haben. Seltsame Erkenntnisse, die das Leben dir so präsentiert.
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Was mir auch in der Berichterstattung bei Heise etwas fehlt ist die Darstellung von Marlin Eller(Doctor No), Ex-Programmierer bei Microsoft in den 80ern. In seinem Buch "Barbarians Led by Bill Gates" (Erscheinungsdatum:1998) beschreibt er wie Adobe bei MS vorstellig war um denen PostScript zu verkaufen und Bill Gates das abgelehnt hat. Heller beschreibt in dem Buch auch das ihm bei dem Pitch fast die Augen rausgefallen sind vor Begeisterung und Staunen. Aber Gates fand das so langweilig das er Heller eine E-Mail schickte mit "Diese Technologie sollten wir im Auge behalten" was Heller als komplette Ablehnung interpretiert hat.
Hintergrund war das sich Microsoft wie auch Apple nicht von Adobe abhängig machen wollten. Das Resultat waren daraus war die Entwicklung der TrueType-Fonts.
Schon interessant das die Grundlagen von PostScript/Truetype etc. in den 80ern entwickelt wurden und 30Jahre später immer noch Industrie-Standards sind. Intressant das Adobe aus den Entwicklungen von XEROX abgeleitet bis heute Lizenzgebühren einkassieren kann.
Daraus erlennt man das eigentliche Geschäftsmodell der Firmen: Sie schaffen Plattformen von der die ganze Welt abhängig gemacht wird und melken die Kuh für Jahrzehnte.
Zitat :" Zudem geschah am 11. September 2001 das Attentat auf die Zwillingstürme des World Trade Center in New York, und in Folge reagierte die Homeland Security paranoid. In diesem Umfeld habe ich dann alle Aktivitäten als IT-Autor in den USA eingestellt. "
Kannst Du was genaueres dazu schreiben ? Das interessiert mich doch sehr.
Gab es so viele Probleme wegen ein paar Computer Büchern ?
Wenn du eine konkrete Frage stellst, antworte ich gerne.
Vom Adobe zum 11. September 2001 – ernsthaft :D
Es gab sofort extreme Vorbehalte mit nicht Amerikanern zu kooperieren. Bereits davor musste ich einige Dokumente beibringen und eine US Steuernummer beantragen. Erinnerungsmäßig fühlte es sich an, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Reichte früher eine kurze Mail 'die Idee habe ich', um kurzfristig ein OK oder keine Interesse als Antwort zu erhalten, wurden plötzlich 'müssen wir prüfen' Antworten, die im Sande verliefen, oder Mail der Art 'mal schauen, was Homeland Security und unsere Behörden wollen'. Für mich fühlte es sich wie der Elefant im Raum, kein US Bürger, und 'schauen wir, ob jemand aus den USA das machen will', an.
"Es gab sofort extreme Vorbehalte mit nicht Amerikanern zu kooperieren. "
Du erzählst hier gerade eine Geschichte ohne Inhalt.
Wo gab es Vorbehalte?
Ich hab hier einen Kollegen der ist 20 Jahre älter und hat echt noch ne unbegrenzte Aufenhaltsgenehmigung von vor 9/11. (Und das was der erzählt, ist einen eigenen Thread wert.)
Klingt alles super spannend was du da sagst aber worum gehts da?
Warst du mal länger in den USA?
Es geht nicht um den Aufenthalt in den USA, sondern um die Frage, wie ich als deutscher Autor zwischen 1997 und 2000/mit MS Press USA Buchprojekte auf Zuruf abwickeln konnte – und wie es sich für mich danach darstellte. Kriege es nach 22 Jahren auch nicht mehr genau auf die Reihe, weil ich die Mails und Dokumente längst entsorgt habe, die ankündigten, was ich demnächst eventuell als ausländischer Autor beibringen müsste, um die Anforderungen zu erfüllen. Für MSPress Deutschland habe ich dann ja noch Jahre lang geschrieben, da dort andere Bedingungen galten, wenn auch die Verträge aus den USA kamen. Ging mit Windows 7 bei MSP Deutschland (im Guten) zu Ende, weil ich dazu bei einem anderen Verlag lukrativere Projekte bekam. Aber ist letztendlich Schnee von gester.
Ja, vielleicht Schnee von gestern aber wie ich finde durchaus interessant das Ganze.
Klar, kann man sich an vieles das mehr als 20 Jahre her ist, nicht mehr so genau erinnern. Umso spannender finde ich dennoch diese Hintergrundinfos, wenngleich der Anlass für diese Retrospektive ein trauriger ist. Vielen Dank dafür Hr. Born!
Das ist mehr ein Nachruf an Herrn Dr. Born als an Dr. John Warnock.
Wer ist Dr. Born? Hast du den mit Dr. Best verwechselt?
Er wollt doch nur provozieren, ist halt eine persönliche Betrachtung des Themas, was ich ja auch schrieb. Gibt es ja häufiger bei Todesfällen oder Jubiläen, da ich vieles seit 1976 sebst mit erlebt oder aktiv begleitet habe. Daher war es mir auch nicht wert, auf den Post zu antworten ;-)
Die Mainsteam Mediem haben sich soweit das ich über KI Antwortem nachdenke, wenn ich sowas lese.
Hallo Günter, hast Du eine Zeitmaschine? "Die Erinnerungen, die ich auch schon im Dezember *20222*" ;-)