[English]Die EU-Wettbewerbsuntersuchungen, die gegen Microsoft laufen, scheinen zu wirken. Plötzlich kündigt Redmond Änderungen bei Microsoft 365 und Office 365 an, um europäische Wettbewerbsbedenken auszuräumen. Diese Änderungen werden sich auf unsere Microsoft 365- und Office 365-Suiten für Geschäftskunden im Europäischen Wirtschaftsraum und in der Schweiz auswirken, heißt es. So sollen Kunden eine Business-Suite Microsoft ohne Teams zu einem niedrigeren Preis zu wählen können (was aber längst bekannt war). Und die Interoperabilität zwischen konkurrierenden Kommunikations- und Kollaborationslösungen und den Suiten Microsoft 365 und Office 365 soll erleichtert werden. Weiterhin bekommen Drittanbieter die Möglichkeit, Office-Webanwendungen selbst zu hosten.
Anzeige
Ich hatte ja heute im Beitrag Windows 11: Standard-Browser zum Öffnen von Links für EU Nutzer – großer Ärger um Bing-Anzeigen über den für mich überraschenden Sachverhalt berichtet, dass Microsoft Nutzer von Windows 11 im europäischen Wirtschaftsraum weniger mit dem Edge-Browser gängeln möchte. In einer Windows 11 Insider Preview ist eine Funktion enthalten, die das Öffnen von Links mit dem Standardbrowser ermöglicht, statt dies für den Edge zu erzwingen. Ein Blog-Leser hat mich in diesem Kommentar dann auf den Beitrag Microsoft announces changes to Microsoft 365 and Office 365 to address European competition concerns vom heutigen 31. August 2023 hingewiesen.
Im Beitrag bestätigt Nanna-Louise Linde, Vice President, Microsoft European Gouvernement Affairs, den Zusammenhang mit dem Wettbewerbsverfahren, dass die EU-Kommission im Juli 2023 gegen Microsoft eröffnet hat (siehe mein Blog-Beitrag EU-Kommission eröffnet Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft wegen Teams). Grund für dieses Verfahren waren Wettbewerbsbeschwerden wegen der Bündelung von Microsoft Teams mit Office 365 bzw. Microsoft 365 (wie das Produkt jetzt heißt).
Office/Microsoft 365 ohne Teams
Bereits vor Abschluss des EU-Wettbewerbsverfahrens kündigt Microsoft Änderungen an, um die Vorbehalte der Europäischen Kommission auszuräumen. Konkret geht es um die Bündelung von Microsoft Teams mit Office 365 bzw. Microsoft 365, wo Microsoft bereits länger verlautbaren ließ, diese Praxis aufzugeben (siehe Microsoft will Teams nicht mehr mit Office bündeln?). Jetzt gibt es aber einen konkreten Fahrplan, der ab dem 1. Oktober 2023 greift:
- Microsoft wird ab diesem Termin seine Kommunikationslösung Microsoft Teams aus den Microsoft 365- und Office 365-Suiten entbündeln. Das heißt, Kunden aus dem Businessbereich, die im europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der Schweiz ihren Firmensitz haben, können die oben genannten Suites ohne Teams beziehen. Das Abo wird dadurch um 2 Euro pro Monat bzw. 24 Euro pro Jahr und Nutzer günstiger.
- Bestehende Unternehmenskunden, die bereits eine Suite mit Teams haben, können entweder ihre aktuelle Produktivitätssuite behalten oder zu einer Suite ohne Teams wechseln.
- Neue Kunden aus dem Unternehmensbereich können Teams zudem separat zum Listenpreis von 5 Euro pro Monat oder 60 Euro pro Jahr als Abonnement pro Nutzer buchen.
Microsoft will für KMUs und Mitarbeiter im Außendienst weiterhin Suiten mit Teams anbieten, aber gleichzeitig auch eine Option "ohne Teams" bereitstellen. Die letztgenannte Variante soll dann zu einem niedrigeren Preis erhältlich sein, wie man hier nachlesen kann.
Anzeige
Ich habe es hier im Blog nicht separat thematisiert: Die Tage hat Martin Geuß in diesem Beitrag auf einen fragwürdigen Umgang Microsofts im Hinblick auf Probe-Abos hingewiesen. Da ist die neue Charm-Offensive Microsofts wohl noch nicht bekannt geworden. Unternehmenskunden sollen mit 60-Tage-Versionen geködert werden. Administratoren, die das verhindern möchten, finden hier Hinweise zum Unterbinden.
Verbesserte Interoperabilität mit Fremdprodukten
Weiterhin plant Microsoft die bestehenden Ressourcen zur Interoperabilität mit Microsoft 365 und Office 365 zu erweitern. Bereits heute, so heißt es von Microsoft, könnten Unternehmen wie Zoom und Salesforce maßgeschneiderte und integrierte Lösungen zur Integration ihrer Produkte in Exchange, Outlook und sogar Teams schaffen. Allerdings gibt es wohl Beschwerden/Feedback, dass diese Maßnahmen Microsofts unzureichend seien.
In diesem Umfeld plant Microsoft neue Support-Ressourcen zu erstellen. Diese sollen Anwendungsentwicklern den Zugriff auf die bestehenden und öffentlich verfügbaren Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) und Erweiterungsmöglichkeiten in Microsoft 365 und Office 365-Anwendungen und -Diensten, die mit Teams verbunden sind, erleichtern. Dazu gehören laut Microsoft auch neue Support-Ressourcen, die helfen, Fragen von Kunden und unabhängigen Softwareanbietern (ISVs) zu beantworten. Das umfasst auch die Bereitstellung zusätzlicher Inhalte, die erklären, wie Daten aus Teams entfernt und in einer anderen Lösung verwendet werden können. Letztendlich geht es um mehr Dokumentation, wenn ich die Ankündigung richtig lese.
Office-Webanwendungen durch Dritte hosten
Die dritte Maßnahme soll darin bestehen, dass Mechanismen geschaffen werden, die es Lösungen von Drittanbietern ermöglichen, Office-Webanwendungen zu hosten. Microsoft gibt dazu an, dass die Dateiformate von Microsoft Office zwar so dokumentiert seien, dass jedes Programm Dokumente, die mit Programmen wie Word, Excel und PowerPoint erstellt wurden, öffnen, bearbeiten und anzeigen kann (möchte ich jetzt nicht kommentieren). Aber Redmond gibt an, dass man Anfragen von Teams-Mitbewerbern erhalten habe, dass die Funktionalität der Microsoft Anwendungen verwenden und in eigene Lösungen integrieren möchten.
Dazu muss Microsoft eine Lösung zum Hosten der Office-Webanwendungen in konkurrierenden Anwendungen und Diensten entwickeln. Die Grundbausteine scheinen aber bereits zu existieren, da Microsoft angibt, dass dies bei Microsoft Teams bereits so gehandhabt werde.
Ähnliche Artikel:
Microsoft will Teams nicht mehr mit Office bündeln?
EU-Kartellbeschwerde gegen Microsoft wegen Teams-Bündelung mit Office 365
EU-Kommission eröffnet Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft wegen Teams
Anzeige