Windows 11: Standard-Browser zum Öffnen von Links für EU Nutzer – großer Ärger um Bing-Anzeigen

Edge[English]Aktuell herrscht in US-Medien Aufruhr, weil Microsoft es mit seinen (übergriffigen) Anzeigen in Windows 11, die Nutzer auffordern, Bing.com als Suchmaschine zu verwenden, übertrieben hat. Von Malware by Microsoft ist die Rede – und ich hatte schon über eine EU-Beschwerde nachgedacht. Denn Microsoft hat scheinbar doch Respekt vor den Regularien der EU. Denn Nutzer in Europa bekommen die Möglichkeit, Links im Standardbrowser – statt im Edge – zu öffnen.


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Links öffnen sich in der EU im Standardbrowser

Im Gängeln seiner Nutzer ist Redmond ja berüchtigt. Ende 2021 hatte ich im Beitrag Windows 11: Microsoft erzwingt Edge-Browser in Protokollen berichtet, dass Microsoft den Edge-Browser unter Windows 11 als Standard bei Protokollen erzwingt. Eine Umleitung auf Browser von Drittanbietern ist damit unmöglich. Selbst die kostenlose Hilfsanwendung namens EdgeDeflector, die das korrigieren sollte, wurde von Microsoft torpediert.

Im Februar 2022 gab es diesen Artikel von Microsoft, in dem man erfuhr, dass  Kunden mit einem Microsoft 365 Personal- oder Family-Abonnement Browser-Links aus der Outlook-App in Microsoft Edge direkt neben der E-Mail öffnen können. Und im Mai 2023 hatte ich im Blog-Beitrag Outlook und Teams sollen Links standardmäßig im Edge öffnen über den nächsten Schritt berichtet. Egal, welcher Browser der Nutzer unter Windows verwendet, sollten Links aus den Anwendungen Outlook und Teams immer im Edge geöffnet werden.

Gängelung der Nutzer bis zum geht nicht mehr. Ich hatte seinerzeit Betroffenen empfohlen, Beschwerde bei der EU-Wettbewerbskommission gegen Microsoft einzureichen. Ich selbst bin aus Zeitgründen nicht dazu gekommen, war seinerzeit mangels Nutzung von Windows 10/11 aber auch nicht betroffen.

Zum 25. August 2023 hat Microsoft dann die Windows 11 Insider Preview Build 23531 im Developer Channel veröffentlicht. Ich selbst teste keine Insider Previews von Windows 11, habe mir also auch die Ankündigung hier nicht durchgelesen. Aber den Kollegen von Bleeping Computer ist etwas aufgefallen: Microsoft hat eine Funktion in dieser Windows 11-Version eingebaut, die bewirkt, dass die Windows-Systemkomponenten den Standardbrowser zum Öffnen von Links verwenden können.


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Dies gilt jedoch nur für Nutzer, die innerhalb der EU (Microsoft spricht vom European Economic Area, EEA, der auch Island, Liechtenstein und Norwegen umfasst) diese Windows 11 Insider Build verwenden. Hat hier natürlich sofort die Nachfrage getriggert, wie man Windows glauben machen könne, dass man innerhalb der EEA-Länder unterwegs sei. Dort gab es dann den lakonischen Tipp, es mit einem anderen Betriebssystem, was nicht aus der Microsoft-Schmiede kommt, zu versuchen.

Der Druck der EU wirkt also bei Microsoft, die inzwischen Gegenstand eines Wettbewerbsverfahrens sind (siehe mein Blog-Beitrag EU-Kommission eröffnet Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft wegen Teams). Dort hatte Microsoft ja bereits im Vorfeld zugestanden, Microsoft Teams nicht mehr mit Office 365 bzw. Microsoft 365 zu bündeln – was der EU-Wettbewerbskommission nicht ausreicht. Microsoft hat gegenüber einer Nachfrage von Bleeping Computer jeglichen Kommentar verweigert.

Ärger wegen Microsofts Bing.com-Popups

In einigen US-Medien wie Windows Central und The Verge kocht momentan der Unmut über Microsofts letzte Versuche, seine Bing-Suchmaschine in Windows 11 zu promoten hoch. Den Hintergrund hatte ich die Tage bereits im Blog-Beitrag Windows 11: Aggressive Bing-Wechsel-Werbung im Chrome wieder gestoppt aufgegriffen.

Windows 11: Bing-Werbung für Chrome-Nutzer

Microsoft hat in den letzten Wochen erneut sehr aggressive Werbung für ihre Bing-Suchmaschinen an Windows 11-Nutzer ausgespielt. Die Windows 11-Nutzer wurden plötzlich in einem Popup in der rechten unteren Ecke des Desktop (siehe obiger Tweet) mit einem Popup genervt, der den Wechsel der Standardsuchmaschine zu bing.com forderte. Inzwischen musste Microsoft diese Kampagne, nach Aussagen von Windows Latest, wieder stoppen, weil die Anzeigen sogar Spiele unter Windows 11 beeinträchtigten und die Benachrichtigung Teile des Spiels überdeckte.

Ich hatte einige technische Hintergründe im Blog-Beitrag Edge 116: Obskure Dateien bgaupdate.exe und bgaupsell.exe erläutert, nachdem Blog-Leser sich über merkwürdige Dateien unter Windows 10/11 beklagten. Microsoft hat die Möglichkeit, Windows-Nutzer mit Popups zur Nutzung von bing.com und zum Edge zu gängeln. In den oben verlinkten US-Medien ist von einem Verhalten wie bei klassischer Malware die Rede (anders kann man dies in meinen Augen übergriffige Verhalten auch nicht mehr bezeichnen). Mein Eindruck: So langsam scheint das Microsoft Marketing das Thema massiv zu überziehen.

Es wird Zeit, den Laden zu zerschlagen oder massive Auflagen zu verpassen, so dass das in den letzten Jahren ausufernde Verhalten gestoppt wird. Ich selbst würde ja eine Beschwerde bei der EU-Kommission einreichen, wenn ich entsprechende Nachweise hätte (mir ist da bisher noch nichts untergekommen – aber ich verwende auch kein Windows 11). Und Screenshots, die das dokumentieren samt Zeugenaussagen von EU-Nutzern liegen mir bisher auch noch keine vor.

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11 Antworten zu Windows 11: Standard-Browser zum Öffnen von Links für EU Nutzer – großer Ärger um Bing-Anzeigen

  1. Mira Bellenbaum sagt:

    Zerschlagen, das ist seit Jahren überfällig!
    Die Bündelung von Anwendungen und BS ist ein Graus!
    Windows und Office verschmelzen immer mehr!

    Ich will ein Betriebssystem und kein "Rundrum sorglos Paket", dass letzten Endes doch nicht hält,
    was es verspricht!
    Das hätte unter anderem auch wieder den Vorteil, dass Entwickler am Werke wären, die den Code
    vom BS in- und auswendig kennen würden.

    Und was ich mir auch wünschen würde, wieder ein Abfragedialog, was ich denn bei der Installation
    mit installieren möchte.

  2. js sagt:

    Der Edge Browser ist eine trojanische Drecksau und steht an vorderster Front der Anstrengungen Microsofts, jedermanns Daten abfließen zu lassen.
    Ich habe selbst Szenarien, bei denen er permanent relativ aufwändig mit dem Policy-Hinterherlauf-Spielchen in Zaum gehalten werden muss.
    Wenn es nicht ausgerechnet das Desktop des quengelnden Chefs ist, kann man aber durchaus am eigenen Rechner oder bei straff gemanagten Systemen einen anderen Standardbrowser verteidigen, indem man Edge in der Firewall sperrt und Veränderungen unterbindet.
    Das Folgende ist reversibel, muss dann aber auch konsequent in Kombination angewendet werden:
    New-NetFirewallRule -DisplayName "_BlockEdgeBrowser" -Direction Outbound -Program 'C:\\Program Files (x86)\\Microsoft\\Edge\\Application\\msedge.exe' -Action Block
    New-NetFirewallRule -DisplayName "_BlockEdgeUpdater" -Direction Outbound -Program 'C:\\Program Files (x86)\\Microsoft\\EdgeUpdate\\MicrosoftEdgeUpdate.exe' -Action Block
    Set-Service -Name MicrosoftEdgeElevationService -StartupType Disabled
    Set-Service -Name edgeupdate -StartupType Disabled
    Set-Service -Name edgeupdatem -StartupType Disabled
    Disable-ScheduledTask -TaskName 'MicrosoftEdgeUpdateTaskMachineCore'
    Disable-ScheduledTask -TaskName 'MicrosoftEdgeUpdateTaskMachineUA'

    • MOM20xx sagt:

      na denn viel spass mit den programmen die alle edgewebview2 benötigen. mit der windows desktop firewall telemetry und nachhause telefonieren blocken zu wollen ist schon sehr gewagt und zum scheitern verurteilt.

      • js sagt:

        Oh, ist für Dich der Begriff "Datenabfluss" ein Synonym für "Telemetrie"? Ich blocke hier Edge und Edgeupdater, das hast Du vermutlich nicht erkannt.
        Und die Webview Runtime kann völlig abseits dessen auf das System gebracht und gepflegt werden.

  3. Uninteressant sagt:

    Google macht das schon ewig und keinen scheint's zu interessieren … beim jedem Aufruf einer Google-Seite kommt das "Wechsel zu Chrome"-Popup.
    Auf Android werden links intern auch mit Chrome geöffnet, egal welchen Browser mal als Standard definiert hat … wo ist der Aufschrei hier?

    • Günter Born sagt:

      Da ich in obigem Aufsatz über Elefanten und nicht nicht über Würmer schreibe, werde ich den Fehler des "Jungen" jetzt nicht wiederholen, der seinen Aufsatz mit "Elefanten haben einen Rüssel, der wie ein Wurm aussieht. Es gibt Regenwürmer, Fadenwürmer, Spulwürmer …" begann, sich dann über Würmer statt der geforderten Elefanten ausließ und beim Aufsatz dann ein Ungenügend kassierte, worauf er ganz empört war.

      Wenn Google wegen seiner Praxis in den Fokus der Wettbewerbsbehörden gerät, wird das mit Sicherheit thematisiert. Bisher ist mir diesbezüglich da wenig untergekommen, und Google ist im Fokus einer Wettbewerbsuntersuchung der EU-Kommission – und schaltet auch noch die Browser- sowie Suchauswahl, wenn ein Android aufgesetzt wird – habe das kürzlich noch gesehen. In obigem Beitrag geht es aber um Microsoft – und die bekommen berechtigt Druck – und genau das ist Thema des obigen Beitrags. Zudem teile ich diesen "aber andere sind genau so schlimm Ansatz" nicht im geringsten. Wenn da ein Fall aufpoppt, wird der im Blog genau so thematisiert.

      • Daniel A. sagt:

        Zumal das mit Android so auch nicht stimmt. Ich habe bei mir im System (Android 13, war aber bei 12 auch schon möglich)den Vivaldi als Standardbrowser eingestellt. Bei mir öffnen sich Links dann auch ohne weiteres im Vivaldi und es kommt auch keine Meldung, ich solle doch den Chrome benutzen (der ja vorinstalliert war).
        Nur MS ist anscheinend immer wieder der Meinung, die User so gängeln zu wollen und da kann man es auch nicht wirklich wirksam umstellen. Vor allem hatten wir das Ganze damals bei Win XP ja schon mal, weswegen dann ja in der EU irgendwann dieser "Browserauswahl Bildschirm" nach Win Installation Pflicht wurde. Nur mit späteren Win Versionen hat MS das wieder gepflegt ignoriert.

        • Günter Born sagt:

          Zur EU-Browserauswahl: Das ist nach einer bestimmten Zeit abgelaufen und die Microsoft Marketing-Leute sind lernunfähig. Vermutlich ist eine neue Generation am Ruder.

          Daher plädiere ich für eine heftige Klatsche und hoffe, dass die US-Wettbewerbsbehörden das Unternehmen zerschlagen. Aktuell scheint sich der Wind für Big-Tech auch in der US-Politik zu drehen. Der Storm-0588-Vorfall war ein weiterer Tropfen im Fass, was irgendwann überläuft.

  4. Hansi sagt:

    Was so manche da bei DocWin über Linux schreiben? -nicht nachvollziehbar!
    https://abload.de/img/bildschirmfoto_2023-0f2ilh.png

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