Die steigende Datenflut und die immer fetter werdenden Software-Pakete und Updates führen inzwischen zu immer skurriler wirkenden Fehlern. Bei Toyota in Japan standen vor einigen Tagen die Produktionsbänder still. Ursache waren Server-Probleme, weil ein Software-Update sich wegen fehlendem freien Plattenspeicher nicht installieren ließ. Und in Amerika stellen Farmer fest, dass sie zunehmend von einer Datenflut erschlagen werden, die intelligente Maschinen liefern.
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Volle Festplatten bremsen Toyota-Produktion
Es ist der Alptraum eines Administrators, die Produktion in 14 Toyota-Werken stand im August 2023 für einen Tag wegen IT-Server-Problemen. Aus diesen Fabriken stammen rund 1/3 aller weltweit von Toyota abgesetzten Fahrzeuge, ca. 13.000 pro Tag. Diverse Medien (wie hier) hatten über diesen Vorfall berichtet, der auf IT-Probleme zurückgeführt wurde. Ein Cyberangriff als Ursache war nicht benannt, so dass ich das im Blog nicht aufgegriffen habe.
Insider hatten Reuters nur mitgeteilt, dass es Probleme mit einer Software für die Teilebestellungssystem gegeben habe. Nun hat Toyota den Grund für die IT-Probleme und damit den Produktionsstillstand genannt. Nun hat Toyota der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt, dass der Ausfall des Teilebestellungssystems durch unzureichenden Speicherplatz auf einigen Servern – und nicht auf einen Cyberangriff – zurückzuführen war. Es heißt in der Mitteilung von Toyota, dass das System wiederhergestellt wurde, nachdem die Daten auf einen Server mit größerer Kapazität übertragen worden waren.
Aufgetreten ist der Fehler während regulärer Wartungsupdate an diesen Servern. Die Kollegen von Golem haben das Ganze in den in obigem Tweet verlinkten Artikel aufbereitet. Lässt sich mit "es wurden wohl Updates installiert, wodurch die freie Festplattenkapazität auf den Servern soweit sank, dass die Software für die Teilebestellung nicht mehr laufen konnte" übersetzen. Also musste das System auf Servern mit größerer Kapazität wiederhergestellt werden. Nach einem Tag konnte die Produktion wieder aufgenommen werden. Es ist unbekannt, um welches Server-Betriebssystem es sich handelt. Toyota will nun aber die Prozesse für seine Server-Wartung überprüfen – hätte ich auch verlauten lassen. Shit happens.
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Amerikas Farmer werden von Datenflut erdrückt
An dieser Stelle greife ich noch ein zweites Thema auf, welches mir vor einigen Tagen unter die Augen gekommen ist. Es heißt ja, wir müssen mehr digitalisieren und mehr Daten erfassen, um über alles Bescheid zu wissen und die Produktion im Griff zu behalten. Persönlich staune ich daher immer wieder, wie stark die Landwirtschaft und Landmaschinen sowie Ställe inzwischen automatisiert sind (ich habe immer noch den elterlichen Bauernbetrieb der 60er/70er Jahre vor Augen). Heute gilt "5G an jeder Milchkanne, Traktoren werden mit GPS gesteuert und haben zig Sensoren, selbst Kühe bekommen Futter per Computer zugeteilt und werden automatisiert gemolken".
Nun schreibt das Wallstreet Journal in diesem Artikel, dass die Akzeptanz für moderne Agrartechnologien in den USA wohl lau sei. Aber selbst viele Landwirte, die neue Techniken nutzten, hätten mit der Software und der Flut der dort generierten Daten aus ihren Betrieben zu kämpfen. Für mich liest sich der Artikel wie ein deja-vue: Ein Jahrzehnt nach dem Versprechen, dass eine Datenanalyse die Landwirtschaft revolutionieren werde, ist davon nichts zu spüren. Weniger als 50 Prozent der von Mc Kinsey befragten US-Landwirte setzen immer noch keine Daten-Tools oder spezialisierte Software wie Software zur Betriebsführung ein. Nur 25 % der Betriebe setzen Fernerkundungs- und Präzisionslandwirtschaftsgeräte ein.
Und was sagen die Experten: Diese Software sei eine grundlegende Technologie für die autonomen Maschinen und KI-gestützten Geräte der Zukunft. Und wenn die Landwirte nicht anfingen, diese Tools zu nutzen, würden einige im nächsten Jahrzehnt hinter der landwirtschaftlichen Innovation zurückbleiben. Auch diese Sprüche kommen mir bekannt vor: Wir müssen digitalisieren auf Teufel komm raus, sonst geht das Abendland unter.
Und die Betroffenen? Die verweigern sich mit Recht. David Emmert, ein Mais- und Sojabohnenanbauer in West Central Indiana, wird mit folgenden Worten zitiert: "Wir sammeln so viele Daten, dass man fast gelähmt ist, wenn man sie alle auswerten muss". Hintergrund ist, dass Landwirte mit bestimmten Tools automatisch Daten von mit dem Internet verbundenen landwirtschaftlichen Geräten erfassen können. Bei anderen Geräten müssen die Landwirte die Informationen jedoch manuell eingeben. Für ein bestimmtes Feld gibt das WSJ an, dass dann zum Beispiel mehr als ein Dutzend Pflanzenschutzmittel und mehrere Saatgüter zu erfassen und zu verwalten seien.
Es fallen Massen an Daten an, und die Landwirte stellen fest, dass es schwierig sein kann, aus diesen Datenhalden nützliche Schlüsse zu ziehen. Emmert wird so zitiert, dass er bei der Aussaat eines Maisfelds zwar die Abstände der Saatreihen und ggf. Abstände der eingebrachten Maiskörner bestimmen kann. Er glaubt aber nicht, ob er wirklich alle Informationen nutzen kann, die von seinen Maschinen so gesammelt werden.
Und dann grätscht ein Mc Kinsey-Berater mit seinem "Fachwissen" in Sachen Landwirtschaft ein und meint, die erste Generation der digitalen Landwirtschaftswerkzeuge sei für die Landwirte nicht einfach zu bedienen gewesen. Und die Software sei langsam, komplex und schwierig zu bedienen. Aber im Grunde sei das doch alles ganz einfach, so der Mc Kinsey-Mann David Fiocco, ein auf die Landwirtschaft spezialisierter Partner von McKinsey: "Die Branche muss sich ein wenig anstrengen, um die Kundenerfahrung weiter zu verbessern."
Von nix eine Ahnung, aber davon ganz viel. Die Technik-Gläubigkeit der Berater und die fehlende Ahnung von der Praxis ist Legende. Landwirtschaft hat halt immer noch den Nachteil, dass sie von der Natur abhängt. Ein wenig zu wenig oder zu viel Regen, ein bisschen zu viel Kälte oder zu heiße Tage, und die Ernte wird wesentlich geringer als vorausberechnet. Pflanzenschutz nach Modellberechnungen ersetzt nicht die Erfahrung und Beobachtung eines erfahrenen Landwirts.
So richtig süß fand ich dann im WSJ-Artikel, dass die Lösung gleich um die Ecke lauert. Denn große Technologieanbieter wie Microsoft, Amazon und Google hätten in den letzten Jahren damit begonnen, ihre Cloud-Computing-, Daten- und Künstliche-Intelligenz-Dienste auf die Landwirtschaft zuzuschneiden. Sie brächten damit Fachwissen mit ein, welches das dazu beitragen könnte, Probleme und Komplikationen zu beseitigen, die lange Zeit das Datenmanagement und die Analytik in der Landwirtschaft belastet hätten.
Mir klingeln die Ohren ob der Sirenengesänge – und es regt sich ein gar defätistischer Gedanke: Die KI- und Cloud-Lösungen werden der Landwirtschaft vermutlich nur marginal helfen, aber irre Summen verschlingen. Viele Landwirte – nicht nur in den USA – haben ja das Problem, dass der Kapitaldienst nicht reicht, um die horrenden Kosten dieser "modernen Lösungen" zu tragen. Und mit diesen neuen Lösungen bekommen die Landwirte Probleme, die sich bisher nicht haben und von denen sie auch noch nichts ahnen.
Sie müssten lediglich gelegentlich einen Blick in meine IT-Blogs werfen, um einen Schimmer dessen zu bekommen, wo es dann mit den modernen KI-, Cloud- und IT-/Datenauswertelösungen haken kann. Dann heißte es nicht mehr "morgen geht es auf das Feld zur Maisernte", sondern "hey, ruf mal Joe an, morgen ist Patchday, Maisernte muss warten, bis alles wieder läuft". Oder der Vollernter bleibt auf dem Feld liegen, weil die Cloud gerade steht. Aber möglicherweise sehe ich das alles mal wieder zu kritisch.
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Zitat: "Und wenn die Landwirte nicht anfingen, diese Tools zu nutzen, würden einige im nächsten Jahrzehnt hinter der landwirtschaftlichen Innovation zurückbleiben."
Die Arroganz der Werbesprüche ist schwer erträglich.
Und wenn die Berater keinen Erfolg haben sollten, werden es letztlich die Lobbyisten richten. Man wird Gesetze erlassen, die die Landwirte verpflichten, Daten zu erfassen und auszuwerten. Wegen Umweltschutz oder was auch immer denen dann einfällt.
Da hat wohl ein Admin bei Toyota gepennt.
Wenn der Speicher kanpp wird, dann haben Admins das zu merken.
Das kann man auch automatisiert machen, z.B. freier Speicher unter einem Schwellenwert: Maschine schickt eine Email an den Admin.
Was die Landwirtschaft angeht:
Da gabs vor ein paar Jahren mal im TV einen Bericht über einen Milchbauern, der voll digitalisiert ist.
Die Kühe können sich frei bewegen und selbst entscheiden, ob die lieber im Stall stehen wollen oder auf der Wiese.
Wenn denen der Euter wegen der vielen Milch zwickt, dann steuern die selbsttätig die automatische Melkanlage an. Wenn denen das Fell juckt, dann steuern die selbsttätig die Kuh-Waschstraße (Ja so etwas gibts tatsächlich!) an, etc.
Der Futterautomat gibt selbsttätig das Futter raus.
Und der Bauer geht nur 3-4 mal am Tag an den Computer und schaut, welche Kuh wieviel Milch gegeben hat, wieviel sie gefressen hat, wo sie sich aufhält, etc.
Menschenkontakt haben die Kühe eigentlich nur noch, wenn die regelmäßge Pflichtuntersuchung des Veterinärs ansteht.
Was die Datenmassen angeht:
Das wird noch schlimmer.
Z.B. jedes moderne Auto sammelt massenhaft Daten und das Schlimme daran:
Die Daten werden zu den Automobilherstellern übertragen und sind z.T. nicht einmal verschlüsselt. Und die Autohersteller nehmen sich auch das Recht heraus, die Daten weiterverkaufen zu können.
Siehe: https://www.t-online.de/mobilitaet/aktuelles/id_100238002/datenschutz-autohersteller-kennen-sogar-ihre-sexuellen-vorlieben.html
Da lauert der nächste GAU. Das er passieren wird, ist sicher, nur welcher Autobauer als erstes betroffen sein wird noch nicht.
Was den Speicher angeht:
Der Speicherhunger bei den Updates wird auch immer größer.
Ich habe hier (Datacenter-Lizenz sei dank) in VMware etliche kleine VMs, die jeweils einer speziellen Aufgabe (z.N. CA, NPS oder DC) nachgehen. Diese VMs sind sehr schmal (40GB) provisioniert was im Normalbetrieb auch völlig ausreichend ist. (Speicher auf einem x-fach redundanten All-Flash-Array ist eben nach wie vor teuer). Wenn ein Patchday ansteht, sind aber selbst 10% (4GB) freiser Speicher plötzlich nicht mehr ausreichend, man soll entweder das Systemvolume vergrößern oder ein zweites anschließen. Im Falle von Toyota scheint noch eine Datenbank im Spiel gewesen zu sein, die für ihre Dumps und Updates vermutlich nochmal extra Platz braucht.
Zu den Bauern:
Die Generation meiner Großeltern mußt noch selbst auf den Kartoffelacker und in der Furche hacken.
Wenn ich mir heute anschaue, was die Agrargenossenschaft auf dem inzwischen verpachteten Land macht, sind es auch nur noch eine Handvoll hochqualifizierte Landwirte, die riesige Flächen mit hochentwickelten Maschinen bewirtschaften. Wenn man nicht "wie alle anderen" z.B. die Düngung quadratmeterexakt nach der Bodeneigenschaft steuern kann, hat man eben geringere Erträge und damit einen Nachteil. Einen Kuhstall ähnlich dem von Dir beschriebenen hat es dort auch, nur an die Waschstraße kann ich mich nicht erinnern.
Und ja, so ein Traktor kostet inzwischen mehr als ein gutes Wohnmobil oder ein Oberklasse-Sportwagen.
Landwirte sind schon eine Menge Kummer gewöhnt. Von den Landmaschinenherstellern und Saatgutherstellern würde selbst die Mafia die Finger lassen weil ihnen das Gebaren doch zu fies wäre.
Naja, früher (TM) waren es halt Medizinmänner und "Regenmacher", die das Wetter und/oder Regen vorhergesagt haben. Wenn sie richtig lagen, waren sie hoch angesehen.
Heute macht's eine KI – ob das besser ist? Keine Ahnung…
PS: Mir gefällt ja der Begriff "Benutzererfahrung" (hier "Kundenerfahrung") – auch auf Neu-Deutsch "User Experience".
Ich könnte jedesmal kotzen, wenn ich ihn lese…
Es gibt Situationen wo man im Aus steht.. z.b. bei Virtualisierung geht der Storage aus, weil vorher Thin-Provision und im Gehäuse kein Platz mehr für mehr Platten. Dann noch ein Update das kurzfristig einen Mehrbedarf erzeugt, und schon sind auch alle Reserven Weg.
Das kann man reparieren, ist aber bitter.
Seit wann legt man denn die V-Disks auf eine lokale Platte des Servers? Sowas macht man im SAN-Storage und das ist groß genug. Vor allem macht das SAN-Storage die VMs mit mehreren Hypervisoren auch noch besser verfügbar.
Ein Fehler, den viele Admins und Applikationsverantwortliche gerne und oft bei Servern machen, ist Anwendungen und Daten, auch Dateishares, auf c: zu legen. Töricht!
Dann passiert sowas halt. Und dann nicht mal ein Monitoring mit entsprechenden Alarmen…
Yeap.
der letztere Punkt ist entscheidend.
Monitoringlösungen können helfen auch den Bedarf in der Zukunft zu erahnen. Ich schreibe bewusst nicht berechnen.
Ist aber nur ein Teil der Miete weil
a) das nicht gegen Amok laufende Systeme hilft die wie Speicher voll schrieben können und dürfen
b) das nicht gegen „gerne liefern wir sie Hardware jn 6 Monaten
hilft.
Weitsicht und Erfahrung sind auch da nützliche Werkzeuge.
die OS Platte / Partition mit logfiles zumüllen machen manche auch gerne
Zitat: "Weniger als 50 Prozent der von Mc Kinsey befragten US-Landwirte nutzten immer noch keine Daten-Tools oder spezialisierte Software wie Software zur Betriebsführung ein."
Da scheint mir einiges in der Übersetzung durcheinander geraten, Günter. Die Wendung "nutzten … ein" soll wohl "setzten … ein" heißen, aber "weniger als 50% … immer noch keine…" würde ja wegen der doppelten Verneinung bedeuten, dass mehr als 50% diese Tools einsetzen. Ich tippe darauf, dass der Satz richtigerweise lauten soll: "Weniger als 50 Prozent der von Mc Kinsey befragten US-Landwirte setzten Daten-Tools oder spezialisierte Software wie Software zur Betriebsführung ein."
Oder vermute ich falsch?
Ihr kennt doch alle den Film "Matrix"
Jetzt auch die super K.I.
Es wird so kommen das uns ein "Smith",oder mehrere im Auftrag des grossen "Big Brothers".
Wir müssen wachsam sein,das uns die Systeme nicht "entgleiten" !!!!!!!!!!!