Elon Musk erwägt den Rückzug von x.com aus Europa

Stop - PixabayNeue Nachricht aus dem Ex Twitter-Universum: Laut Medienberichten erwägt Elon Musk den Rückzug der Plattform x.com aus den Ländern der europäischen Gemeinschaft. Hintergrund sind die Regularien im Rahmen des Digital Service Act, die der Plattform bestimmte Regeln auferlegen, sowie eine förmliche Anfrage der EU bezüglich jüngerer Vorfälle auf Twitter. Musk hat dieses Gerücht über einen Rückzug aber zurückgewiesen.


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Niedergang einer Plattform

Seit Elon Musk die Plattform Twitter übernommen hat, ist diese im Niedergang begriffen. Erratische Management-Entscheidungen durch den Neubesitzer, Entlassungen von Mitarbeitern sowie die Umbenennung der Plattform in x.com haben tiefe Spuren hinterlassen. Ich hatte im Artikel Absturz von X (Twitter); BlueSky könnte die Alternative werden bereits darauf hingewiesen, dass die Plattform kontinuierlich Nutzer verliert und die verbleibenden Nutzer interagieren weniger. Die Leute sind es leid, durch Entscheidungen von Elon Musk gegängelt zu werden (ich hatte ja viele Schlenker hier im Blog kommentiert, siehe Artikellinks am Beitragsende).

Persönlich empfinde ich es bei x.com bzw. dem ehemaligen Twitter als Problem, dass man sich technisch nicht mehr darauf verlassen kann, dass Posts in Zukunft noch abrufbar sind. Da gab es beispielsweise im Sommer den Schlenker, dass plötzlich nur noch angemeldete Nutzer eine begrenzte Anzahl Tweets abrufen konnten (ist zwar wieder aufgehoben worden, aber mir platzten für eine Woche hunderte Links im Blog, die auf Twitter verwiesen – war natürlich genau in der Woche, als ich Urlaub an der Mosel machte). Dann kam die Umbenennung von Twitter auf X, wo Du nicht weißt, wie Du die Plattform in neuen Blog-Beiträgen nennen sollst. Twitter kennen die Leute vielleicht noch, aber X ist eine Nullstelle im Universum.

Die Diskussion über Inhalte und die Entscheidungen von Musk haben auch dazu geführt, dass eine Menge Leute Twitter verlassen haben. Ich sehe daher, dass die Twitter-Kanäle, denen ich in Bezug auf IT- und Sicherheitsthemen gefolgt bin, langsam "veröden" – da ist immer weniger los. Daher könnte X für meine Bedürfnisse schleichend der "Informationstod" drohen.

Ob BlueSky eine Alternative werden kann? Ich habe keine Ahnung, aktuell ist die Plattform ja noch nicht öffentlich zugänglich. Bei Mastodon ist der Zugang zwar öffentlich, aber der Umfang ist schon sperrig – dort habe ich mittlerweile 1.000 Follower, während es auf Twitter immerhin knapp 2.000 sind. Es bleibt also schwierig.


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Kürzlich hat Elon Musk angekündigt, ein Abo-Modell für Twitter einzuführen, wo monatlich 10 US-Dollar zu zahlen sind. Gestern las ich bei verschiedenen Medien und auf X, das die Plattform nun mit einem Testbetrieb für Abos in Neu Seeland und auf den Philippinen beginnt. Dort wird eine Jahresgebühr von 1 US-Dollar für neue Nutzer eingeführt. Der Abo-Versuch zielt laut x.com darauf ab, Bots zu bekämpfen.

Gestern ist mir dann noch ein Tweet unter die Augen gekommen, dass man seine Kreditkartendaten nicht bei der Plattform angeben solle. Denn das Team, welches sich um die Sicherheit dieser Daten kümmern soll, wurde aufgelöst.

Wirtschaftlich bleibt es für x.com daher sehr schwierig – die sinkenden Nutzerzahlen sind ein Problem. Aber ein viel größeres Problem sind die Firmen, die als Werbekunden für X ausfallen. Denn immer mehr Firmen vermeiden es, Werbung auf der Plattform zu schalten, denn es besteht die Gefahr, dass die Anzeigen neben Tweets sichtbar werden, mit deren Inhalten die Firmen eher nicht in Verbindung gebracht werden möchten.

Es wird zwar behauptet, dass Elon Musk "genial" sei (bei SpaceX hatte Musk bisher wohl Erfolg) – beim Thema Twitter-Übernahme konnte ich bisher noch nichts von dieser Genialität feststellen. Möglicherweise bin ich aber zu dumm, um den großen Masterplan dahinter zu begreifen.

Auch bei Tesla scheint Elon Musk vor Fehlentscheidungen nicht gefeit. Der Cybertruck scheint zum Sorgenkind zu mutieren, lese ich doch gerade bei Spiegel Online die Aussage von Musk "Wir haben uns mit dem Cybertruck unser eigenes Grab gegraben«. War in einer Analystenkonferenz zwar als Scherz gemeint, aber es läuft mit dem Fahrzeug nicht wirklich.

Rückzug wegen EU-Untersuchungen?

Elon Musk war ja bereits vor Monaten von EU-Kommissar Thierry Breton ermahnt worden, dass X die Anforderungen innerhalb der EU einzuhalten habe. Dies passierte, nachdem Musk das Twitter-Büro in Brüssel, welches auch als Ansprechpartner der EU fungierte, aufgelöst hatte. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die EU-Kommission ein Auskunftsersuchen an X gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (Digital Service Act) gestellt habe (siehe EU-Kommission fordert von X Informationen wegen Hamas-Meldungen gemäß DSA an).

Es geht darin um mögliche Fehlinformationen über den Krieg zwischen Israel und der Hamas, die auf zahlreichen X-Konten geteilt wurden. Normalerweise befasst sich die Rechtsabteilung eines Unternehmens mit dem Thema und liefert Antworten. Gegebenenfalls werden dann Prozesse angepasst – läuft mit Apple, Facebook, Google, Microsoft & Co. so. Die Plattform X hat aber insofern ein Problem, als die Teams, die so etwas moderieren könnten, längst aufgelöst wurden. Man kann es auch plastisch ausdrücken "X steht diesbezüglich blank und mit heruntergelassener Hose da".

T-Online berichtet aktuell in diesem Artikel, dass EU-Kommissar Thierry Breton sich jeden Morgen von Mitarbeitern berichten lässt, was bei der Plattform X wieder schief gelaufen ist. Die Botschaft aus dem T-Online-Beitrag lautet: Der EU-Kommissar ist Willens, bei X durchzugreifen, um die Plattform im Sinne des European Digital Service Act zu regulieren.

Insider berichteten, dass Elon Musk zunehmend frustriert über die EU und deren Regularien (DSA) sei. Euroactiv berichtet in diesem Artikel, dass Elon Musk erwägt, sich mit der Plattform X aus Europa zurück zu ziehen. Das Ganze wurde erstmals auf Business Insider publiziert (danke an Windowsnutzer1969 für den Hinweis). Der Milliardär habe darüber nachgedacht, die Verfügbarkeit der App in der Region aufzuheben oder Nutzern in der Europäischen Union den Zugang zu sperren, so eine mit dem Unternehmen vertraute Person gegenüber Business Insider. Auf Tagesschau finde sich noch ein Abriss des Themas.

Ob es nun eine leer Drohung ist, oder ob es zum Schlagabtausch und Rückzug von X kommt, wird man sehen müssen. Ergänzung: Laut FAZ und anderen Medien hat Elon Musk inzwischen diese "Rückzugsgerüchte" dementiert – es sei ein völlig falscher Bericht des Business Insider gewesen (danke an den Leser für den Hinweis). Punkt ist jedenfalls, dass die Plattform – zumindest für mich – keine verlässliche Bank mehr ist – und ich denke, es wird von anderen Nutzern, die vor allem technische Informationen auf dem ehemaligen Twitter geteilt haben, ähnlich gesehen. Mal schauen, was am Ende des Tages wird. Meine Strategie auf Mastodon zu setzen und inzwischen auch auf BlueSky vertreten zu sein, könnte sich mittelfristig auszahlen. Ich habe mal in die Statistik des Blogs geschaut: X.com taucht da in den Besuchsstatistiken erst an Position 11 auf – vorher kommen diverse Suchmaschinen und Facebook, über die die Besucher den Web in den Blog finden.

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