New York Times verklagt OpenAI und Microsoft wegen Copyright-Verletzung

ParagraphVor vielen Wochen hieß es, dass das US-Medium New York Times eine Klage wegen Copyright-Verletzung durch die AI-Lösung ChatGPT gegen deren Entwickler OpenAI prüfen lässt. Nun hat die New York Times Klage vor Gericht gegen OpenAI und Microsoft eingereicht. Die Klage gibt an, dass OpenAI Millionen Artikel von den Seiten des Mediums zum Training seiner Sprachmodelle für ChatGPT verwendet habe. Microsoft wird mit verklagt, weil die ChatGPT und Microsoft Copilot mit diesen Sprachmodellen verwenden.


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Klage war abzusehen

Die Entwicklung deutete sich ja schon länger an – ich hatte im Artikel Microsofts CoPilot (AI) kommt bald; offene Fragen zum Datenschutz; Freistellung bei Copyright-Ansprüchen am Rande erwähnt, dass die New York Times intern eine Klage gegen OpenAI (den Erfinder von ChatGPT) prüfe. Hintergrund ist, dass die New York Times ihre Rechte durch OpenAI verletzt sieht, denn OpenAI verwendet öffentlich zugängliche Quelle (u.a. die Artikel der New York Times) zum Training ihrer LLMs.

Microsoft hat zum 7. September 2023 im Blog-Beitrag Microsoft announces new Copilot Copyright Commitment for customers so etwas wie ein Ablassschein für potentielle Kunden ihrer AI-Lösungen auszustellen. Im Blog-Beitrag heißt es, dass einige Kunden besorgt über das Risiko der Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums Dritter seien, wenn sie die von generativer KI erzeugten Ergebnisse verwenden. Um diese Bedenken zu zerstreuen, kündigte Microsoft eine neue Copilot-Urheberrechtsverpflichtung an.

Kunden, die durch einen Dritten wegen Urheberrechtsverletzungen aufgrund der Verwendung von Microsoft CoPilot oder der von ihnen erzeugten Ergebnisse verklagt werden, den will Microsoft schützen. Microsoft wird den Kunden vor Gericht bei Klagen verteidigen und den Betrag aller nachteiligen Urteile oder Vergleiche, die sich aus dem Rechtsstreit ergeben, übernehmen. Voraussetzung ist lediglich, dass der Kunde die Schutzmechanismen und Inhaltsfilter verwendet hat, die Microsoft in seine Produkte eingebaut habt. Diese sollen wohl verhindern, dass Inhalte der Trainingsdaten aus dem Large Language Model (LLM) in die Ausgaben einfließen.

Die Klage ist gestartet

Nun hat die New York Times vor Gericht gleich eine Klage gegen OpenAI und Microsoft eingereicht (siehe) – die Klageschrift ist hier abrufbar. Dort wird angegeben, dass die beiden Unternehmen das verwendete AI-Modell (LLM) durch das "Kopieren und Verwenden" von Millionen NYT-Artikeln trainiert habe. Damit stünden die AI-Modelle in "direkter Konkurrenz" zu den Artikelinhalten. Denn laut Klageschrift können große Sprachmodelle (LLMs), auf die ChatGPT und Copilot aufsetzen, "Ausgaben erzeugen, die den Inhalt der Times wortwörtlich rezitieren, ihn genau zusammenfassen und seinen Ausdrucksstil imitieren".


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Laut Klageschrift "untergräbt und schädigt" dies die Beziehung der Times zu ihren Lesern. Weiterhin entzieht das von OpenAI und Microsoft verfolgte AI-Geschäftsmodell der New York Times gleichzeitig "Einnahmen aus Abonnements, Lizenzen, Werbung und Partnerprogrammen". Die Klage behauptet zudem, dass diese KI-Modelle den Qualitätsjournalismus bedrohen, da sie die Möglichkeit von Nachrichtenagenturen beeinträchtigen, ihre Inhalte zu schützen und zu vermarkten.

"Durch Microsofts Bing Chat" (heißt halt seit kurzem Copilot) "und ChatGPT von OpenAI versuchten die Beklagten, die massiven journalistischen Investitionen der Times zu missbrauchen, indem sie sie ohne Erlaubnis oder Bezahlung für den Aufbau von Ersatzprodukten verwenden", argumentieren die Anwälte in der Klage. Die beiden Unternehmen machten den Profit mit ihren Produkten, während die New York Times leer ausgehe. Die Klageschrift führt aus, dass man monatelang versucht habe, mit beiden Unternehmen zu verhandeln. Ziel sei es gewesen, "sicherzustellen, dass einen fairen Wert für die Nutzung der Inhalte zu erhalten", aber man sei aber zu keiner Lösung gekommen, heißt es weiter.

The Verge zitiert hier OpenAI-Sprecherin Lindsey Held: "Wir respektieren die Rechte der Urheber und Eigentümer von Inhalten und sind bestrebt, mit ihnen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass sie von der KI-Technologie und neuen Erlösmodellen profitieren. Unsere laufenden Gespräche mit der New York Times waren produktiv und verliefen konstruktiv, daher sind wir von dieser Entwicklung überrascht und enttäuscht. Wir hoffen, dass wir einen für beide Seiten vorteilhaften Weg finden werden, um zusammenzuarbeiten, wie wir es mit vielen anderen Verlagen tun."

Microsoft hat wohl, zumindest gegenüber The Verge, noch nicht auf die Klage-Erhebung mit einem Statement reagiert. Das Ganze wird noch recht spannend, ich habe Berichte von US-Medien gesehen, die der Klage gute Chancen für die New York Times einräumen, den Prozess zu gewinnen. Dann würde es teuer für Microsoft, denn die hatten sich ja gegenüber Kunden verpflichtet (siehe oben). Obwohl ich im Beitrag Microsofts KI-Haftungsfreistellung – eine Marketing-Nullnummer angedeutet habe, dass die "Haftungsfreistellung" eher in Richtung Marketing zu verorten war.


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9 Antworten zu New York Times verklagt OpenAI und Microsoft wegen Copyright-Verletzung

  1. Anonym sagt:

    Sind ChatGPT & Co. eigentlich für das Abgreifen der Atrikel dieses Blogs gesperrt? Falls nein, warum nicht?

  2. Windowsnutzer1969 sagt:

    Dieser Beitrag zeigt einmal erneut auf, wie uns dieses ganze KI- und einfach-alles-(miteinander)-digitalisieren-Gedöns zunehmend (und mal wieder selbst verursacht) auf die Füße fällt und das "tolle Neue" gleichzeitig auch wieder neue, schwerwiegende Probleme (er)schafft.

    Ich "freu" mich schon drauf (natürlich nicht) wenn dann demnächst ChatGPT es wirklich schaffen sollte, zu einer bestimmten Klarnamen-E-Mail-Adresse sämtliche verfügbare Dinge über die entsprechende Person zusammen zu ziehen. Denke da vor allem an Foren-Posts (so wie hier) usw, aber auch politische Kommentare und evtl. noch "Schlüpfrigeres" :-) … Da kann man dann endlich mal jenseits der Anonymität sehen, wer da so und vor allem was, im Web geschrieben hat, welche Einstellung(en) und Neigung(en) der- oder diejenige hat. Wären dann ja auch evtl. Politiker/sonstige Personen "der Öffentlichkeit" davon betroffen. Aber eben auch alle anderen Personen, die leichtsinnig mit ihrer Mailadresse umgegangen sind, oder eben auch, wenn dieselbe einer Sicherheitslücke/einem Hack zum Opfer gefallen ist. Könnte einiges an brisanten Dingen bewirken … Auch wenn z. B. die E-Mail-Adresse fälschlicherweise von einer anderen/falschen Person genutzt, oder der echten Person falsch zugeordnet wurde/wird. Auf die Verwirrungen, Irrungen, Richtigstellungen, das Geschrei, Gezeter und Gehetze bin ich schon jetzt (gruselig) gespannt.

    Das wird sicher noch lustig die nächsten Jahre mit diesen Geistern, die wir alle so herzlich gerufen und willkommen geheißen haben und die wir weiterhin leidenschaftlich pflegen, damit sie uns auch ja erhalten bleiben und sich am besten noch lautlos weiter vermehren …

    Oder sehe ich da evtl. etwas falsch, oder zu schwarz? Die Frage ist jetzt ernst gemeint, denn davon kann (wird?) ja so gut wie jeder betroffen sein …

    • Anonym sagt:

      Wenn die "KI" anfängt zu halluzinieren, und belastendes Material gegen die angefragten Personendaten (E-Mailadresse, Klarname, andwhatnot) ausspuckt, kannst Du doch davon ausgehen, dass das erst mal gar keiner gegenprüft. "Bild war dabei" und so kann künftig jeder noch besser recherchieren.

      Und wenn sich nichts Belastbares findet, gibt es ja andere "KI", die das mal schnell generieren können…

      Meine Kinder tun mir leid, die das komplett schon in jungen Jahren erwischen wird (nicht: "kann"! Ich fürchte, das wird ausgenutzt bis zum Umfallen). Mit allen Nachteilen und vermutlich nicht ausgewogenen Vorteilen.

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