VMware plant zwei Cloud Foundation-Releases, können die es reißen? CISPE-Beschwerde eingereicht

[English]Es gibt Neuerungen von der VMware by Broadcom-Front. Das Unternehmen will 2024 und 2025 zwei neue Releases seiner VMware Cloud Foundation (VCF) veröffentlichen. Die sollten besser auf die "Kundenbedürfnisse" abgestimmt sein und deren Virtualisierungsjob vereinfachen. Können diese Pläne die VMware-Kunden von der Abwanderung zu anderen Plattformen abhalten? Die Erklärungen von Broadcom/VMware-Managern gegenüber dem Medium The Register klingen für mich jedenfalls wie Hohn (die Kunden haben es noch nicht verstanden, wie gut wir für sie sind). Die europäische CISPE hat wohl so etwas wie eine Wettbewerbsbeschwerde bei der EU-Politik eingereicht.


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Wen hält es noch bei VMware?

Ich hatte das Drama, was Kunden von VMware by Broadcom seit Ende 2023 erleben, ja in zahlreichen Blog-Beiträgen nachgezeichnet (siehe Artikellinks am Beitragsende). Seit Broadcom den Virtualisierungsanbieter VMware gekauft und Ende 2023 übernommen hat, wird alles und jedes durchgeschüttelt. Es gibt keine On-Premises-Produkte mehr, denn diese wurden eingestellt. Kunden müssen auf Abo-Lösungen und Cloud-Verträge mit VMware wechseln (Broadcom beerdigt VMware-Produkte mit Perpetual-Lizenzen – Ende des kostenlosen ESXi-Servers?).

Kunden von VMware beklagen sich teilweise über drastische Preissteigerung bei den neuen VMware Cloud Foundation (VCF) Verträgen. Ich hatte ein Beispiel im Blog-Beitrag Der Fluch der neuen Broadcom/VMware VCF-Lizenzierung in der Praxis aufbereitet. Inzwischen gab es zwar die Meldung, dass frühere VMware-Partner, denen gekündigt wurde, auf einen Rettungsanker "White Label" hoffen könnten – ich hatte das im Blog-Beitrag VMware by Broadcom: (Vergebliche) Hoffnung der Partner auf den "Rettungsanker" White Label? aufgegriffen. Viele Kunden sehen sich wirtschaftlich aber vor dem Aus, weil die Kosten bei den neuen Lizenzen die Geschäftsmodelle zusammen brechen lassen. Ich hatte im Blog-Beitrag Zerlegt sich Broadcom mit seinen VMware-Maßnahmen? Stille Entlassungen und CISPE fordert EU-Maßnahmen über den Ruf der europäischen Cloud-Provider CISPE nach der Politik thematisiert. In diesem Beitrag habe ich aus eine tickende Zeitbombe angesprochen: Wegen ablaufender Arbeitsvisa droht bis zu 40 % der US-VMware-Belegschaft potentiell das Aus bei diesem Arbeitgeber. So viel als Abriss dessen, was bisher bekannt ist und was zur Einordnung der nachfolgenden Informationen.

VMwares neue Strategie für 2024/2025

Ich bin gestern bei The Register auf den Beitrag VMware by Broadcom plots pair of Cloud Foundation releases that will show off its strategy gestoßen, der einige Ausblicke gibt, was VMware by Broadcom in Bezug auf Produkt-Neuerungen bzw. -Releases für die kommenden Monate plant. Laut The Register plant VMware by Broadcom für Mitte 2024 eine größere Aktualisierung für sein VMware Cloud Foundation (VCF)-Paket. Und Anfang 2025 soll ein weiteres, größeres Update folgen.

Paul Turner, Vizepräsident des Produktmanagements und Leiter des VMware Cloud Foundation (VCF)-Teams, gibt an, dass die Veröffentlichung einer neuen Version für Juli 2024 geplant sei. Die neue VCF-Version soll


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  • die Verwendung eines einzigen Lizenzschlüssels für alle Komponenten von Cloud Foundation ermöglichen,
  • die OAuth-Unterstützung als Schritt in Richtung Single Sign-On für die gesamte VMware-Produktpalette verbessern
  • und ein NSX-Overlay hinzufügen, das die Implementierung von softwaredefinierten Netzwerken ermöglicht, ohne dass IP-Adressen geändert werden müssen.

Mit diesen Maßnahmen plant Broadcom, dass das gesamte Paket für Kunden einfacher zu implementieren und zu betreiben sei. Laut Tuner ist ein weiteres größeres Update für Anfang 2025 geplant. Diese Version soll VCF besser integrieren. Heute benötigen VMware-Kunden, die vSphere und die Aria-Management-Suite implementiert haben, immer noch separate Speicher für beide Produkte. The Register schreibt dazu: "Künftige VCF-Versionen werden die Produkte zunehmend vereinheitlichen, so dass keine Silos mehr nötig sind."

Prashanth Shenoy, Vice President für VMware by Broadcoms Cloud-Plattform-, Infrastruktur- und Lösungsmarketing, gab gegenüber The Register an, dass die Produktversion als VCF 9 auf den Markt kommen und dann mit den Nahtstellen zwischen den genannten Produkten aufräumen soll. Käufer von VCF 9 sollen auch eine verbesserte Analyse von Logdateien, die Möglichkeit, Vorlagen von einem Marktplatz zu erwerben und als PaaS zu übernehmen, und vieles mehr erwarten können, heißt es.

Die VMware-Strategen Turner und Shenoy unterstrichen gegenüber The Register den Wert des neuen VCF 9 und der dann vorgenommenen Integration. The Register wirft in seinem Beitrag aber die Frage auf, ob diese Vereinfachung den Mehrpreis, den Kunden nun hinblättern müssen, irgendwie auffangen kann.

Sylvain Cazard, Präsident von Broadcom Software für den asiatisch-pazifischen Raum, behauptete gegenüber The Register, dass die Klagen über Preiserhöhungen bei VMware by Broadcom "unbegründet seien". Kunden, die heute zwei oder mehr Komponenten von VCF verwenden, würden nach den neuen Vereinbarungen weniger bezahlen, meint Sylvain Cazard. Falls es doch noch "einen ungläubigen Judas unter den Kunden gibt, der fassungslos vor der höheren Rechnung sitzt", für den hält Cazard noch eine Erklärung bereit. Früher habe VMware den Support separat verkauft, nun sei dieser Support halt im Preis mit drin. Das hätten die Kunden halt einfach "nicht verstanden", zitiert The Register Cazard. Also eine Win-Win-Situation für Broadcom und VMware.

Die drei Musketiere von Broadcom, Cazard, Turner und Shenoy, haben gegenüber The Register kann noch eine weitere Erkenntnis zum Besten gegeben. Kunden, die das Ende der unbefristeten Lizenzen als unfair empfinden, halt nicht erkannt haben, dass VMware ein Verfechter solcher Vereinbarungen war, selbst als Abonnements bereits in der Branche Usus gewesen seien. Diese Zeiten sind nun mal vorbei, scheint es. So richtig klar ist mir aber nicht, ob die VMware-Kunden diese Schalmeien-Klänge vernommen haben und nun wieder glücklich und zufrieden in den Schoß von VMware by Broadcom zurück kehren.

Bei The Register heißt es, dass wohl einige in der Branche den Broadcom-Vorstoß genutzt hätten. SoftIron bringe seinen eigenen Server-Virt-Stack auf den Markt und schließt sich damit der "Let's get VMware"-Gruppe an. Auch XenServer sei wieder, mit einem umbenannten Citrix Hypervisor und einem Gratisangebot für drei Hosts, auf dem Markt. Was wohl eher nicht schmeckt, ist das von The Register im Artikel kolportierte Gerücht, dass Citrix den Preis für monatliche Partnerlizenzen verdoppelt habe.

Wettbewerbsbeschwerde in der EU?

The Register hat zudem erfahren, dass das europäische Cloud-Konsortium CISPE am Dienstag, den 2. April 2024, einen Brief an hochrangige Politiker der Europäischen Kommission, die für die Monopolpolitik zuständig sind, geschickt habe. Im Schreiben, welches von der französischen Cigref, dem belgischen Beltug, der deutschen Gruppe Voice und dem niederländischen CIO Connect unterzeichnet wurde, gibt es harsche Aussagen gegenüber Broadcom.

The Register zitiert aus dem Schreiben: "Broadcoms Verachtung und Brutalität gegenüber seinen Kunden sind beispiellos in der jüngeren Geschichte der digitalen Wirtschaft in Europa. Dies ist ein Thema, dessen wirtschaftliche und politische Dimensionen vollständig verstanden werden müssen, und welches nicht ausschließlich den Mechanismen des Wettbewerbsrechts überlassen werden kann."

Im Schreiben werde das Verhalten von Broadcom als "unfair" und wettbewerbsschädlich  bezeichnet, da es die Position von Hyperscale-Clouds stärkt. Laut The Register sei das das Gegenteil von dem, was Broadcom nach der Übernahme von VMware gegenüber den zustimmenden Wettbewerbsbehörden angekündigt hatte. The Register gibt an, dass der Nachrichtendienst bereits letzte Woche schrieb, dass die europäischen Wettbewerbsbehörden Broadcom wegen seiner VMware-Lizenzen kontaktiert habe. Da ist also das letzte Wort noch nicht gesprochen und es bleibt spannend, wie kleine und große VMware-Kunden sind aus dieser Gemengelage befreien.

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13 Antworten zu VMware plant zwei Cloud Foundation-Releases, können die es reißen? CISPE-Beschwerde eingereicht

  1. Anonym sagt:

    > "einen ungläubigen Judas unter den Kunden gibt, der fassungslos vor der höheren Rechnung sitzt"

    Woher stammt die problematische Formulierung resp. das Zitat mit Judas? Der einzige Beleg ist im Moment borncity.com.

    • Bernd B. sagt:

      Was ist daran denn für Sie "problematisch"?

      • Anonym sagt:

        > "problematisch"?

        Kunden durch die Bezeichnung Judas als Verräter an den Pranger zu stellen, ist an sich schon ein starkes Stück mit m. E. pathologischem Einschlag. Was stimmt bei Cazard nicht, wenn er bei einem IT-Thema eifernd in biblisch-historische Symbolik verfällt? Sieht er in VMware eine Heilsbewegung, der man in unerschütterlicher Treue verbunden zu sein hat oder zündelt er unterschwellig gar mit antisemitischen Motiven (1)?

        Fakt ist, dass am Artikel (2), der als Beleg für "Judas" angeführt wird, wohl herumgeschraubt wurde. Das Wort "Judas" erscheint dort nicht, und im Seitenquelltext gibt es eine fragwürdige Diskrepanz zwischen "datePublished":"2024-04-02T06:31:13Z" und "dateModified":"2024-04-02T15:18:15Z".

        Nochmals: Es gibt aktuell keinen Beleg, dass Cazard einen Judas-Vergleich bemüht hat. Meine Vermutung: Er hat den Vergleich doch ausgesprochen und jemand von Broadcoms Investors Relations hat eilends dafür gesorgt, dass The Register die Passage tilgt.

        (1)
        katholisch.de/artikel/33924-theologen-und-kuenstler-interpretieren-judas-immer-wieder-neu
        "Das Klischeebild vom Juden, der schachert und durch unsaubere Machenschaften auffällt, erwies sich als tödliches Erbe für Millionen. Schon Papst Gelasius (492-496) hat diese Beziehung hergestellt, weil "Judas, der Teufelsgehilfe, seinen verruchten Namen dem ganzen Judenvolk vererbt hat".

        (2)
        theregister.com/2024/04/02/vmware_cloud_foundation_updates_coming/

        • Bernd B. sagt:

          Naja, ich lese es eher als Aussage/Zusammenfassung/Wertung 'in Gänsefüsschen' durch Hr. Born.
          Es ist ein wenig unglücklich, dass die übergrosse Mehrheit in DE "" sowohl für Zitate als auch für Gänsefüsschen (zur Unterscheidung mMn besser: ' ') verwendet.

          Grundsätzlich sehe ich aber noch immer die Problematik nicht: Es sind mMn eher Sie, der da etwas aufbauscht, dramatisiert.

          P.S. Link (1) ist BS, die Juden waren wegen ihrer Geschäftspraktiken und ihres Erfolges verhasst (und daher stammt das Klischee), nicht wegen biblischer Geschichten. (Und wenn an dieser Stelle jemand diesem Klischee genügt, dann Broadcom, nicht der Kunde.)

          P.P.S. übrigens: "mit […] pathologischem Einschlag" – Sie pathalogisieren hier selbst, taten also gerade genau das, was sie zu kritisieren vorgaben (u.U. meinten Sie "mit pathalogisierendem Einschlag"?).

          • Anonym sagt:

            > P.P.S.

            Irgendwann ist dann auch mal gut mit dem Herumpoltern. Wenn Sie Wortfindungsprobleme haben, dann orientieren Sie sich an den Beispielen unter google.com/search?q=%22mit+pathologischem+Einschlag%22

            Ende.

            • Bernd B. sagt:

              OK, also keine Substanz, nur ein Troll, der Sprachpolizei spielen wollte aber selbst des Deutschen nicht hinreichend mächtig ist, die Bedeutung von Aussagen korrekt zu erkennen und einzuordnen.
              Dann ist kontextbezogene Einordnung nachgerade unmöglich…

  2. Luzifer sagt:

    verbrannte Erde, drum wähle seine Geschäftspartner mit Bedacht. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen ;-P

    • Johnny sagt:

      Sagte er, während er bis zu den Schultern im hinteren Ende von MS steckte….

      • Luzifer sagt:

        Es macht nen gewaltigen Unterschied ob es Alternativen gibt oder nicht!

        Virtualisierungsmöglichkeiten gibt es zu hauf, Windows auf dem Desktop (Server sieht es anders aus) gibt es keine sobald man mehr als 08/15 braucht! Ist halt scheiße wenn 80% der Software die man braucht nicht unter Linux läuft…

        Aber das kriegend die Linux Jehovas ja nicht gebacken.

  3. Atheist sagt:

    Thomas war doch der Ungläubige?

  4. 1ST1 sagt:

    Aus Twitter wird X, aus VMware wird Broadcom, und beides geht den Bach runter. Ich denke da an 3 VSpehre-Kundenumgebungen, die ich früher mal betreut habe, die müssten noch existieren, hochsensible Systeme (die eine hatte sogar FT für alle VMs), komplett abgeschottet (Air Gap), was die Betreiber wohl von "Cloud Foundation" halten? Weg zu Proxmox?!

  5. Johannes sagt:

    Das Einzige was Broadcom tun könnte um uns als Kunden noch kurzfristig zu halten, wäre ein Gang nach Kanossa mit Wiedereinführung der on-prem Lizenzen, aber selbst dann ist der Wechsel beschlossene Sache.

    Dasselbe Spiel bei Oracle Java, "Ja, wir lizensieren nicht mehr pro Installation, sondern pro Mitarbeiter" was einer 100fachen Preiststeigerung entspricht. Bitte, nehmen wir halt ein anderes openJDK.

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